Das erste Symptom ist der Tod
Atherosklerose
Die Einlagerung von Cholesterin und Fetten in die Arterienwände ist ein schleichender Prozess, der aber durch einen tödlichen Riss der Blutgefäße einen Herzinfarkt auslösen kann.
Susanne Amrhein, PRIMO MEDICO
Das Tückische an der Atherosklerose sind ihre fehlenden Symptome. Während des Entstehungsprozesses der Atherosklerose fließt das Blut lange Zeit völlig problemlos – bis die Arterienwand plötzlich reißt. Durch Stressreaktionen können winzige Risse in der Gefäßinnenhaut des atherosklerotisch veränderten Gefäßes entstehen. Vorrausgehend sind in diesen Bereichen Entzündungszellen und Blutfette haften geblieben. Außerdem kann das „böse“ LDL-Cholesterin in die geschädigte Gefäßwand eindringen und einen sogenannten Plaque bilden. Das Gefäß verdickt und verhärtet sich, die Arterienwand wird instabil. Gefährlich wird es, wenn dieser Plaque reißt und sich durch den normalen Vorgang der Blutgerinnung Blutplättchen (Thrombozyten) an den Riss heften. Diese Blutgerinnsel (Thrombus) können die Arterie verschließen und einen Herzinfarkt bzw. Schlaganfall auslösen. Das erste Symptom dieser schleichenden Erkrankung kann der Tod sein, erklärt Prof. Dr. med. Uwe Nixdorff, Spezialist für Vorsorge, Prävention und Diagnostik in Düsseldorf: „Das Risiko, an einer Atherosklerose zu erkranken steigt mit zunehmendem Alter. Besonders gefährdet sind Raucher oder Menschen mit Bluthochdruck, Diabetes oder erhöhten Harnsäurewerten. Die gute Nachricht ist: Der Prozess der Artherosklerose kann gestoppt und sogar rückgängig gemacht werden. Voraussetzung ist natürlich, dass die Erkrankung zunächst – auch subklinisch ohne Symptome - diagnostiziert wird und die Betroffenen bereit sind, ihren Lebensstil zu ändern, also u.a. ihre Ernährung anzupassen, sich regelmäßig zu bewegen und auch ausreichend Ruhepausen zur Entspannung einzuplanen.“
Wie kann man einer Atherosklerose vorbeugen?
An Vorsorgeangeboten mangele es nicht, betont Prof. Nixdorff. Ab einem Alter von 35 Jahren zahlen die Krankenkassen alle zwei Jahre zumindest eine orientierende Prävention. „Aber während die meisten Menschen auch ohne Zahnschmerzen regelmäßig vorsorglich zum Zahnarzt gehen, fehlt das Bewusstsein für die Notwendigkeit eines regelmäßigen Gefäßchecks.“ Dabei können ein Präventionsmediziner wie Prof. Nixdorff, aber auch der Hausarzt allein durch die Befragung der Patienten bereits ein erhöhtes Risikoprofil feststellen. Dann nämlich, wenn ein naher Verwandter einen Herzinfarkt erlitten hat oder die Cholesterinwerte im Blut erhöht sind. Durch schmerzlose Untersuchungsmethoden wie Ultraschall, Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) lässt sich ein Verdacht überprüfen. „Und wenn diese Untersuchungen ein erhöhtes Herzinfarktrisiko ergeben, kann man dieses durch die Gabe von Aspirin signifikant senken. 80 bis 90 Prozent aller drohenden Herzinfarkte lassen sich auf diese Art und Weise vermeiden.
Wann muss bei einer Atherosklerose interveniert oder operiert werden?
Beim Riss einer Blutbahn muss im Rahmen der Notfallbehandlung sofort interveniert werden. Sind die Veränderungen in der Arterienwand weit fortgeschritten und hat sich die Blutbahn durch Ablagerungen an dieser Stelle bereits stark verengt, so dass eine Durchblutungsstörung vorliegt, kann das Einsetzen eines sogenannten „Stents“ Abhilfe schaffen. Dieses medizinische Implantat besteht aus einem Spiraldraht in Röhrchenform und hält das erkrankte Gefäß offen. Im Bereich der Gefäß- und Herzprävention gebe es zahlreiche, vielversprechende Entwicklungen, betont Vorsorgespezialist Nixdorff. „Die Kombination aus CT und Ischämie-detektierender Bildgebungsverfahren ermöglicht eine genaue Bestimmung der kritischen Bereiche. Gegen die Entzündungsreaktionen bei einer Atherosklerose werden in Forschungsreihen bereits Antikörper eingesetzt. Die wichtigste Therapie ist und bleibt aber eine Umstellung des persönlichen Lebensstils“, betont Prof. Nixdorf. „Zu wissen, dass der Prozess der Atherosklerose aufzuhalten und sogar heilbar ist, motiviert die meisten Betroffenen ungemein. Ein gesunder Lebensstil auf dem Boden regelmäßiger Vorsorgeuntersuchungen ist die Voraussetzung einer hohen Lebenserwartung und hoher Lebensqualität durch Vermeidung der häufigsten Todesursache, dem Herzinfarkt.
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