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Dem Krebs den Hahn zudrehen

Interventionelle Radiologie

Durch Embolisation, den künstlichen Verschluss von Blutgefäßen, die einen Tumor versorgen, kann das Krebswachstum effektiv bekämpft werden, sagt Prof. Dr. med. Johannes T. Heverhagen, Spezialist für Radiologie, Direktor und Chefarzt im Universitätsinstitut für Diagnostik, Interventionelle und Pädiatrische Radiologie im Inselspital Bern.

Interview: Susanne Amrhein, PRIMO MEDICO

Was passiert bei einer Embolisation von Tumoren?

Prof. Heverhagen: „Bei einer Embolisation verschließen wir die Arterien, die den Tumor versorgen. Dazu punktieren wir die Leiste und führen über die Arterie einen Katheter bis zum Tumor, dessen Lage wir zuvor mit Hilfe von Kontrastmittel markiert haben. Dann verschließen wir kurz vor dem Tumor nur das versorgende Blutgefäß. In Folge dessen stirbt das Tumorgewebe ab und bleibt als Narbengewebe zurück.“

Welche verschiedenen Embolisationsverfahren gibt es?

Prof. Heverhagen: „Wir verwenden zum einen kleine Plastikkügelchen, die das tumorversorgende Gefäß verschließen. Oder auch radioaktive Kügelchen, die sowohl das Gefäß verschließen, als auch eine therapeutische Wirkung auf den Krebstumor haben, indem sie ihn von innen bestrahlen. Das Gute ist, dass die Strahlung dieser radioaktiven Kügelchen nur wenige Millimeter weit reicht, so dass das umliegende Gewebe und andere Organe bestmöglich geschont werden.“

Für welche Krebserkrankungen eignet sich eine Embolisation?

Prof. Heverhagen: „Die Embolisation ist vor allem bei sehr gut durchbluteten Leber- und Nierentumoren eine etablierte Behandlungsmethode. Besonders wenn sich die Krebserkrankung hier auf relativ wenige, also zwei bis drei Tumore beschränkt. Mit Hilfe des radioaktiven Embolisationsverfahrens ist es allerdings möglich, auch die gesamte Leber zu behandeln. Auch bei anderen Tumoren besteht die Möglichkeit einer Embolisation. Dies ist aber noch mehr eine Einzelfallentscheidung, bei der viele verschiedene Faktoren berücksichtigt werden müssen, z.B. Größe und Durchblutung des Tumors, allgemeiner Gesundheitszustand des Patienten oder Risiken für Nebenwirkungen.“

Ist die Embolisation für alle Krebspatienten geeignet?

Prof. Heverhagen: „Prinzipiell sind die Embolisationsverfahren für alle Patientengruppen geeignet. Man muss allerdings beachten, dass bei dieser Behandlungsmethode der Tumor im Körper verbleibt. Ob einige der Krebszellen die Embolisation überleben und weiterhin aktiv bleiben, zeigt sich erst nach der Therapie. Falls möglich, sollte in jedem Fall eine Operation bevorzugt werden. Außer der Allgemeinzustand des Patienten ist zu schlecht oder das Restlebervolumen reicht nicht aus. Für kränkere Patienten ist die Embolisation die bessere Methode. Es ist immer eine Einzelfallentscheidung, bei der natürlich auch der Wunsch des Patienten berücksichtigt wird.“

Wie hoch ist die Erfolgsrate bei Tumorembolisationen?

Prof. Heverhagen: „Sie ist erfreulich hoch und liegt zwischen 90 und 95 Prozent. Allerdings kann der Tumor, wie bereits erwähnt, wieder kommen. Das Risiko von Rezidiven liegt bei 20 bis 30 Prozent. Entweder, weil nicht alle Krebszellen abgestorben sind oder weil nicht alle Tumore entdeckt wurden.“

Wie belastend ist eine Embolisation für die Patienten?

Prof. Heverhagen: „Es ist ein sehr schonendes Verfahren, da der Tumor lokal behandelt wird. Die Einstichstelle in der Leiste wird betäubt, so dass der Patient nichts von der Behandlung spürt. Eine weitere Narkose ist nicht erforderlich. Bei Bedarf verabreichen wir allerdings Schmerz- oder Beruhigungsmittel. Bei ansonsten gesunden Patienten können wir die Embolisation ambulant durchführen. Bei Patienten mit Nebenerkrankungen raten wir zu einer stationären Therapie.“

Welche Komplikationen sind möglich?

Prof. Heverhagen: „In seltenen Fällen kommt es zu Blutungen durch das Einführen des Katheters in die Arterie. Wie bei einer Operation ist es außerdem möglich, dass durch eindringende Keime Infektionen entstehen. Bei der Embolisation mit radioaktiven Partikeln kann es zu Funktionsausfällen der Leber oder zu einem Verschleppen der Mikropartikel in andere Körperbereiche kommen.“

Sind Folgebehandlungen notwendig?

Prof. Heverhagen: „Bei Krebserkrankungen kommen häufig Kombinationstherapien zum Tragen. Das können z.B. eine Kombination aus Chemotherapie und Embolisation sein oder auch mehrere Embolisationen in Folge. Leberkrebs entsteht in den meisten Fällen aufgrund einer geschädigten Leber. Daher ist bei Leberkrebs, der z.B. durch eine Hepatitis entstanden ist, eine lebenslange Nachsorge erforderlich, um Rezidive möglichst früh zu entdecken. Bei einer alkoholgeschädigten Leber kann die Nachsorge nach einiger Zeit gelockert oder auch eingestellt werden, weil die Leber sich erholt, wenn der Patient auf Alkohol verzichtet.“


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