Zum Hauptinhalt springen

Hilfreicher Kurzschluss zwischen Vene und Arterie

Prof. Dr. med. Weigang, MBA  - Portrait

Prof. Dr. med. Weigang, MBA

Ärztlicher Direktor des Evangelischen Krankenhaus Hubertus, Leiter des Gefäßzentrums Berlin-Brandenburg, Chefarzt Klinik für Gefäßchirurgie und endovaskuläre Therapie

Gefäßchirurgie

Zum Profil

Dialyseshunt
Hilfreicher Kurzschluss zwischen Vene und Arterie

Prof. Dr. med. Ernst Weigang ist Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie und endovaskuläre Therapie im Evangelischen Krankenhaus Hubertus in Berlin. Er beantwortet die wichtigsten Fragen rund um einen Dialyseshunt.

Interview: Susanne Amrhein, PRIMO MEDICO

Benötigt jeder Dialysepatient einen Shunt?

Prof. Weigang: „Ein Shunt ist eine Dauerlösung für Patienten, die regelmäßig und langfristig auf eine externe Blutwäsche angewiesen sind. Wenn die Nieren durch eine Erkrankung nicht mehr in der Lage sind, unser Blut von schädlichen Substanzen zu befreien, droht über kurz oder lang eine „Blutvergiftung“. Um dies zu vermeiden, wird das Blut im Rahmen einer Dialyse bis zu drei Mal wöchentlich künstlich über eine Dialysemaschine außerhalb des Körpers gereinigt. Voraussetzung ist ein Blutgefäß mit stärkerem Blutfluss. Anders als bei einer normalen Blutentnahme bietet sich daher keine oberflächliche Vene an, da der Blutfluss hier nicht stark genug ist. Eine Arterie hat einen stärkeren Blutfluss, liegt aber meist tiefer im Körper und ist schwierig zu erreichen. Aus diesem Grund wird mit Hilfe eines sogenannten Shunts eine Verbindung zwischen einer Vene und einer Arterie geschaffen, um einen gut erreichbaren Zugang mit hohem Blutfluss zu ermöglichen. Ein Shunt ist nicht für Akutsituationen geeignet, da er einige Wochen braucht, bis er belastbar ist. Bei akutem Nierenversagen kommt daher ein Dialyse-Katheter zum Einsatz.“

Werden für Shunts körpereigene Blutgefäße verwendet oder künstliche Gefäßprothesen?

Prof. Weigang: „Primär sollte immer körpereigenes Material verwendet werden. Die Infektionsrate ist deutlich geringer. Prinzipiell besteht bei jeder Punktion die Gefahr einer Infektion, weil sich immer Keime auf der Haut befinden. Sollte es zu einer Infektion kommen, kann der Körper diese leichter selbst bekämpfen, wenn diese sich an körpereigenem Gewebe festsetzt als an Fremdmaterial. Wir verwenden daher eine Armvene und schaffen eine „Kurzschlussverbindung“ zu einer Arterie. Das nennt man einen arteriovenösen Shunt, bzw. eine Cimino Fistel. Fremdmaterial verwenden wir nur, wenn der Abstand zwischen Arterie und Vene zu groß ist, um mit körpereigenen Blutgefäßen überbrückt zu werden. Beim Anlegen eines Shunts beginnt man immer möglichst nah am Handgelenk. Wenn dieser Shunt durch die ständigen Punktionen irgendwann nicht mehr funktioniert, wandert man ein Stückchen weiter den Arm hinauf in Richtung Körperstamm. Anschließend muss der Shunt reifen, damit sich die neue Verbindung und die Shuntvene ausdehnen und entwickeln kann. Ein neuer Shunt muss vier bis sechs Wochen ‚reifen’, ehe er zum ersten Mal für die Dialyse verwendet werden kann. “

Wie lange hält ein Shunt?

Prof. Weigang: „Das ist individuell äußerst verschieden und hängt sowohl von den körperlichen Besonderheiten des einzelnen Patienten als auch von der Pflege des Shunts im Dialysezentrum ab. Es gibt Shunts, die halten nur wenige Punktionen aus. Andere halten Monate und sogar Jahre. Aber Revisionen lassen sich leider nicht vermeiden, dafür ist die Belastung des Shunts alle 2 Tage zu hoch. Durch die Einstiche bilden sich Vernarbungen, die über kurz oder lang Engstellen oder Blutgerinnsel erzeugen können. Diese müssen dann ausgeschält oder per Ballondilatation bzw. einer Erweiterungsplastik behoben werden, um den benötigten Blutfluss aufrecht zu erhalten. Wenn das alles nichts hilft, muss an anderer Stelle ein neuer Shunt angelegt werden.“

Wie belastend ist das Anlegen eines Shunts für die Patienten?

Prof. Weigang: „In erfahrenen Händen ist dies ein unkomplizierter Eingriff, der häufig sogar in lokaler Betäubung erfolgt. Primärshunts und kleinere Revisionen können unter besonderen Umständen auch ambulant vorgenommen werden. Dennoch sollten diese Eingriffe nur durch erfahrene Gefäßchirurgen vorgenommen werden, die sich mit viel Liebe für ihre Patienten engagieren, wie bei uns im Haus durch den leitenden Oberarzt Herrn Dr. Habicht (Leiter der Dialysezugangschirurgie). Als Referenzzentrum erhalten wir Zuweisungen von Patienten aus dem gesamten Bundesgebiet. Denn die Betroffenen durchleiden eine schwere Lebensphase mit äußerst vagen Zukunftsaussichten. Wenn keine Spenderniere gefunden wird oder eine Transplantation nicht in Frage kommt, sind sie ihr Leben lang auf die Dialyse angewiesen. Zudem handelt es sich häufig um ältere Menschen, die oft schon lange im Krankenhaus liegen und unter Schmerzen und häufig auch weiteren schwerwiegenden Erkrankungen leiden. Die Bedingungen für einen gefäßchirurgischen Eingriff sind also meistens nicht optimal, wenn nicht sogar kompliziert. Als Gefäßspezialisten stehen wir im Hubertus Krankenhaus Berlin in so einem Fall immer wieder vor der Aufgabe, doch noch irgendeinen Weg zu finden, um diesen Menschen zu helfen.“

Gibt es neue Entwicklungen, die Shunts in Zukunft noch verbessern könnten?

Prof. Weigang: „Cimino Fisteln neigen zu Knickbildungen, die den Blutfluss behindern. Eine Innovation, die Abhilfe schaffen könnte, ist ein kleines, äußeres Drahtgeflecht um den Shunt herum. Dieses kann vor Vernarbungen schützen und den Shunt langfristig offen halten. Erstrebenswert wäre natürlich, wenn man ganz auf Shunts oder Katheter verzichten könnte. Zur Zeit noch Zukunftsmusik ist das Implantieren einer künstlichen Niere. Diesen Ansatz der internen Blutreinigung halte ich für äußerst erfolgversprechend. Er würde das Leben vieler Dialysepatienten sicher erheblich erleichtern.“

Kontakt:

Prof. Dr. Ernst Weigang
Chefarztsekretariat Telefon: 030/81008-125
E-Mail: gefaesschirurgie.hubertus@pgdiakonie.de

Ltd. OA Johannes Habicht (Leiter Dialysezugangschirurgie)
Telefon: 030/81008-812
E-Mail: Johannes.habicht@pgdiakonie.de


Podcast Aortenchirurgie

Podcast Periphere Arterielle Verschlusskrankheit

Podcast Carotisstenose

Podcast Gefäßerkrankungen

Fachbeiträge zum Thema Gefäßchirurgie

Podcast
Gefäßspezialist Dr. med. Stefan Ludwig

Aneurysma – hybride OPs: Dr. Stefan Ludwig

Hybridchirurgie, die Zukunft: Zu den Kliniken mit einem Hybrid-OP-Saal gehört das Städtische Klinikum Dresden, wo der Chefarzt und Gefäßspezialist Dr.…

Podcast
Podcast Gefäßchirurgie – Aorta-OP: Prof. Alexander Zimmermann, wie gefährlich ist das?

Gefäßchirurgie – Aorta-OP: Prof. Alexander Zimmermann

Die Aorta, Hauptschlagader, versorgt den gesamten menschlichen Körper mit Blut. Sie reicht vom Herzen bis in den Unterkörper und hat bei gesunden…

Podcast
Univ. Prof. Dr. Christoph Neumayer Spezialist Gefäßchirurgie

Carotisstenose: Prof. Christoph Neumayer

Eine Verengung der Halsschlagader spürt man erst, wenn sie ernsthafte Probleme macht! Ursache ist Arteriosklerose, Verkalkung der Blutgefäße, und kann…

Podcast
Carotisstenose (Verengung der Halsschlagader): Prof. Ernst Weigang

Carotisstenose: Prof. Ernst Weigang

Prof. Ernst Weigang verdeutlicht das Risiko der gefährlichen Engpässe der Halsschlagader durch Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes und Rauchen schon…

OP der Halsschlagader nur in Gefäßzentren

OP der Halsschlagader nur in Gefäßzentren

Verengungen der Halsschlagader können zu lebensgefährlichen Schlaganfällen führen. Eine OP sollte unbedingt von routinierten Chirurgen in Gefäßzentren…

Spezialisierte Aortenzentren bündeln Erfahrung und Infrastruktur, garantieren Behandlungsqualität und Patientensicherheit

Spezialisierte Aortenzentren bündeln Infrastruktur, garantieren Behandlungsqualität und Sicherheit

Neue Empfehlungen der Europäischen Gesellschaft für Gefäßchirurgie beinhalten eine Mindestfallzahl von Aorteneingriffen, um sichere Behandlung der…

"Schaufensterkrankheit" rechtzeitig behandeln

"Schaufensterkrankheit" rechtzeitig behandeln

Die so harmlos klingende Gefäßerkrankung kann schwere Durchblutungsstörungen oder Amputationen zur Folge haben: Die Periphere arterielle…

Ein harmloser Name für ein ernsthaftes Problem

Ein harmloser Name für ein ernsthaftes Problem

Die im Volksmund als „Schaufensterkrankheit“ bezeichnete periphere Arterielle Verschlusskrankheit kann im schlimmsten Fall eine Amputation notwendig…

Gefährliche Aussackungen der Bauchschlagader

Aortenaneurysmen bleiben häufig lange unentdeckt und verursachen meist erst dann lebensbedrohliche Komplikationen, wenn sie reißen oder platzen.

Podcast
Gefäßerkrankungen: Prof. Ernst Weigang

Gefäßerkrankungen mit Prof. Ernst Weigang

Prof. Ernst Weigang vom Evangelischen Krankenhaus Hubertus in Berlin illustriert, wie Gefäßerkrankungen erkannt und behandelt werden.

Die meisten Schlaganfälle sind vermeidbar

Die meisten Schlaganfälle sind vermeidbar

Ein Fünftel der rund 250.000 Schlaganfälle pro Jahr entwickelt sich aufgrund einer Einengung der Halsschlagader, obwohl sich Risiko durch vernünftige…

Podcast
Niereninsuffizienz – Prof. Ernst Weigang

Niereninsuffizienz / Dialyse: Prof. Ernst Weigang

Wer regelmäßig zur Dialyse muss, sollte einen Shunt bekommen. Damit sind alle normalen Alltagsbewegungen ohne Einschränkungen möglich, so der Chefarzt…

Podcast
Podcast Prof. Ernst Weigang: Periphere Arterielle Verschlusskrankheit

Prof. Ernst Weigang: Periphere Arterielle Verschlusskrankheit

Wenn das Gehen zur Qual wird und schon nach wenigen Minuten Schmerzen oder Krämpfe in den Beinen auftreten, kann das an Durchblutungsstörungen liegen,…

Podcast
Krankheiten der Aorta: Prof. Ernst Weigang

Krankheiten der Aorta: Prof. Ernst Weigang

Schon ein feiner Riss in der Innenhaut unserer Hauptschlagader, der Aorta, oder ein geplatztes Aneurysma, eine gerissene Gefäßaussackung, kann eine…

Aortenoperation – Erfolgreiche Qualitätsoffensive des Aortenzentrums Berlin-Brandenburg

Erfolgreiche Qualitätsoffensive des Aortenzentrums Berlin-Brandenburg

Im Gegensatz zu vielen anderen Kliniken übertrifft das Aortenzentrum des Evangelischen Krankenhauses Hubertus die Auflagen einer neuen…

Podcast
Spezialist für Gefäßchirurgie und Endovaskuläre Chirurgie Dr. (H) László Pintér, Chefarzt im Rheinland Klinikum am Standort Dormagen

Endovaskuläre Gefäßchirurgie: Dr. László Pintér

Aneurysma, Krampfadern oder Stenose: Schonende Behandlung auch für Hochrisikopatient*innen! Meist örtliche Betäubung möglich.

Sehr geehrte Interessent:in,

wir freuen uns, dass Sie sich für unser Spezialisten-Netzwerk PRIMO MEDICO interessieren. Bitte füllen Sie das Formular so genau wie möglich aus. Da die Aufnahme in unser Netzwerk an bestimmte Kriterien gebunden ist, werden wir Ihr Angaben entsprechend prüfen und uns mit Ihnen in Verbindung setzen. Bitte haben Sie Verständnis, dass dies einige Tage dauern kann.

Mitgliedsanfrage
Erklärung
Bitte bestätigen und Anfrage absenden
* Pflichtfelder