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Fast so gut wie das Original

Endoprothesen

Der Einsatz von Hüft- und Kniegelenksprothesen gehört mittlerweile zu den Standardeingriffen in Deutschland. Trotz vieler Vorurteile sind die meisten Betroffenen sehr zufrieden.

Susanne Amrhein, PRIMO MEDICO

„In Deutschland werden zu viele künstliche Gelenke eingesetzt“. Dieses Vorurteil hält sich hartnäckig. Dr. med. Thomas Stock, Spezialist für Fußchirurgie und Endoprothetik in der MediaPark Klinik Köln, sieht die Ursache allerdings weniger im Profitwunsch der behandelnden Ärzte begründet, sondern vielmehr in der sich wandelnden Gesellschaft: „Wir haben heutzutage viel höhere Ansprüche an unsere Gesundheit. Wir legen Wert darauf, sie auch im zunehmenden Alter zu erhalten und finden uns weniger mit körperlichen Beschwerden ab. Auch die Belastung hat deutlich zugenommen, da viel mehr Menschen Sport treiben als früher.“

Künstliche Hüfte fast so gut wie das Original

Das menschliche Hüftgelenk ist in besonderem Maße geeignet, bei einer schmerzhaften Erkrankung durch eine Endoprothese ersetzt zu werden, erklärt Dr. Stock. „Es ist ein Kugelgelenk, das nach einfachen Regeln der Biomechanik funktioniert. Es ist ausreichend Knochenmaterial vorhanden um die Prothese zu befestigen, so dass wir durch den Gelenkersatz eine Funktion erreichen können, die dem anatomischen Original fast nicht nachsteht.“ Dr. Stock und sein Team setzen künstliche Hüftgelenke in der Regel minimalinvasiv muskelschonend ein. Die Fixierung der Prothese erfolgt mit Zement oder zementfrei durch das sogenannte „Pressfit“-Verfahren. Dabei wird die individuell angepasste Prothese durch hohen Druck im Knochen verankert, der anschließend an den Gelenkersatz heranwächst und die erwünschte Stabilität gewährleistet „Bei beiden Verfahren können die Patienten nach 6 Wochen in der Regel wieder gut gehen“, erklärt Dr. Stock. „Die Gelenkpfanne bleibt immer zementfrei. Am Schaft verwenden wir nur dann Zement, wenn der Knochen sehr weich ist.“

Teil- oder Vollprothese im Kniegelenk?

Sofern bei Kniegelenkserkrankungen nur ein Kompartiment betroffen ist, die Bänder intakt sind und Streckung sowie Beugung des Beins weitgehend normal möglich sind, kann eine Teilprothese, ein sogenannter „Schlitten“ verwendet werden, erklärt Dr. Stock. Allerdings müsse man immer die langfristige Situation und die Wünsche der Patienten berücksichtigen. Der Spezialist für Endoprothesen tendiert im Zweifel dazu, lieber das gesamte Gelenk zu ersetzen. Bei Teilprothesen sei die Fehlerquelle höher. Allein schon deshalb, weil sich die ursächliche Erkrankung, die Arthrose, im Knie weiter fortsetzen kann, wenn nur ein Teil des Kniegelenks ersetzt wird.

Hohe Zufriedenheit mit modernen Endoprothesen

Nach dem Einsetzen einer Prothese müsse zunächst eine ambulante oder stationäre Reha dafür sorgen, dass die Muskulatur gestärkt und stabilisiert wird, betont Dr. Stock. Nur dann könne auch das künstliche Hüft- oder Kniegelenk optimal bewegt werden. Bei einem Hüftgelenksersatz zeigen sich 90 – 95 Prozent der Patienten bereits nach drei Monaten sehr zufrieden. Bei Kniegelenksprothesen dauert die Heilungs- und Aufbauphase etwa ein Jahr. 80 Prozent fühlen danach einen deutlichen Zugewinn an Lebensqualität. Bei 20 Prozent tritt der „Forgotten knee“-Effekt ein, bei dem die Betroffenen vergessen, dass sie ein künstliches Gelenk erhalten haben. Bei Hüftoperationen ist der Anteil noch deutlich höher, so Dr. Stock.

Mit künstlichen Gelenken Sport treiben

Da viele Patienten den Wunsch hegen, nach einem erfolgten Gelenkersatz wieder Sport treiben zu können, gibt es an der MediaPark Klinik das Reha-Programm „Back to Sport“. Aus diesem Grund gibt es außerdem eine Kooperation mit dem Institut für funktionelle Diagnostik. Patienten und Profisportler können hier mit Hilfe biomechanisch-orthopädischer Bewegungsanalysen Heilungsfortschritte erkennen und so den optimalen Zeitpunkt für die Wiederaufnahme ihrer sportlichen Betätigung wählen. „Sowohl bei künstlichen Knie-, als auch bei künstlichen Hüftgelenken würde ich von Kontaktsportarten oder der Teilnahme an einem Marathonlauf eher abraten“, so Dr. Stock. „Ansonsten gilt die Faustregel: Der Sport, der vor der Erkrankung ausgeübt wurde, kann in der Regel auch nach dem Gelenkersatz wieder aufgenommen werden. Das gilt zum Beispiel auch fürs Skifahren.“

Haltbarkeit von Endoprothesen in Knie und Hüfte

Der Austausch von künstlichen Knie- und Hüftgelenken wird in den nächsten Jahren deutlich zunehmen, prophezeit Dr. Stock. Je jünger der Patient beim Erhalt der Endoprothese ist, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass diese im Laufe seines Lebens ersetzt werden muss. Es gibt bereits Zentren, die sich auf Revisionseingriffe spezialisiert haben. Folgeeingriffe sind aufwändiger, weil mit zunehmendem Alter u.a. die knöcherne Situation schlechter wird. In Folge dessen müssen längere Schäfte eingesetzt oder der Knochen an dieser Stelle zunächst stabil aufgebaut werden. Ggf. müsse auch beim ersten Eingriff verwendeter Zement abgetragen werden. Allerdings wird die Zukunft im Bereich der Endoprothesen weitere Verbesserungen ermöglichen. Neue Werkstoffe tragen dazu bei, den Abrieb zu verringern und damit die Haltbarkeit zu verlängern. Die Entwicklung neuer, anatomischer Prothesenformen sei bereits weit vorangeschritten, so Dr. Stock. Und auch der Vormarsch der Roboter-Technik, die ein hochpräzises, Millimetergenaues Ausfräsen des Knochens ermöglicht, werde die Zufriedenheit der Patienten mit ihren künstlichen Gelenken weiter erhöhen.

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