Herzoperation durch den Chirurgen mit vier Armen
Roboterassistierte Chirurgie
Den DaVinci Operationsroboter kennt man vorwiegend aus dem Bereich der Prostata-OPs. In der Zürcher HerzKlinik Hirslanden wird er seit Jahren auch erfolgreich in der Herzchirurgie eingesetzt. An der Steuerungskonsole sitzt Prof. Dr. med. Jürg Grünenfelder, Spezialist für Herzchirurgie und Leiter der HerzKlinik.
Interview: Susanne Amrhein, PRIMO MEDICO
Bei welchen Herz-Operationen kann der DaVinci zum Einsatz kommen?
Prof. Grünenfelder: „Wir führen hier an der HerzKlinik Hirslanden seit vier Jahren roboter-assistierte Bypass-Operationen durch, seit zweieinhalb Jahren auch Mitralklappenrekonstruktionen. Bisher wird der DaVinci meist nur für chirurgische Eingriffe verwendet, bei denen das Herz still stehen muss, d.h. unter Einsatz der Herz-Lungen-Maschine. Doppelklappeneingriffe sind ebenfalls möglich, aber noch die Ausnahme.“
Welche Vorteile bietet die roboterassistierte Herzchirurgie?
Prof. Grünenfelder: „Der von uns gesteuerte Roboter kann gewisse Operationstechniken besser ausführen als wir Chirurgen dies von Hand können. Die Roboterarme haben eine bessere Freiheitsrotation als das menschliche Handgelenk und jegliches Zittern wird herausgefiltert. Hinzu kommt eine exzellente Sicht. Einer der vier Roboterarme führt eine Kamera mit bis zu 10-facher Vergrößerung, die anderen drei führen die Operationsinstrumente. Und statt lange vornüber gebeugt über dem Patienten zu stehen, sitze ich an einem bequemen Arbeitsplatz, der vorzeitiger Ermüdung vorbeugt und kann jeweils zwei der vier Roboterarme gleichzeitig bewegen.“
Warum gilt die roboterassistierte Chirurgie als besonders schonend?
Prof. Grünenfelder: „Wenn wir zum Beispiel für einen Bypass einen Graft benötigen, müssen wir dazu einen Teil der Arteria mammaria interna entnehmen, einen kleinen Arterienast im Brustraum. Dabei müssen wir von Hand die Rippen spreizen, um Platz für unsere Bewegungen zu schaffen. Es kann schon mal passieren, dass so eine Rippe bricht. Die Roboterarme des DaVinci benötigen dagegen nur winzige, ca. einen Zentimeter lange Schnitte im Zwischenraum der Rippen. Dadurch kann das Operationstrauma im Brustraum der Patienten deutlich gemindert werden. Dank dieser minimalinvasiven Zugänge leiden die Patienten nach dem Eingriff weniger Schmerzen und die Wundheilung ist deutlich schneller, so dass sie rasch wieder auf die Beine kommen.“
Welche Operationsschritte übernimmt der DaVinci, welche der Chirurg?
Prof. Grünenfelder: „Es muss niemand befürchten, von einem seelenlosen Roboter oder einem Computerprogramm operiert zu werden. Der Chirurg ist es, der die Roboterarme lenkt. Der Roboter kann auch niemals die Erfahrung des Operateurs ersetzen. Dieser muss schließlich die Techniken beherrschen, die er mit dem DaVinci ausführt. Nur so können gute Resultate erreicht werden.“
Welche Fortschritte erwarten Sie im Rahmen der Herzchirurgie für die kommenden Jahre?
Prof. Grünenfelder: „Ich bin sicher, dass die Robotertechnik weiter auf dem Vormarsch ist. Selbst wenn zur Zeit die reinen Operationskosten mit dem DaVinci noch höher sind, so werden diese post-operativ durch eine schnelle Genesung und geringe Komplikationsraten wieder eingespart. Auch der DaVinci wird sich kontinuierlich verbessern. Die Herstellerfirmen arbeiten bereits daran, die Roboterarme, statt durch vier Schnitte, künftig nur durch einen einzigen Zugang, einen ‚Single Port’, einzuführen. Dies würde die Belastung für den Patienten nochmal deutlich reduzieren. Erste Einsätze eines DaVinci Operationsroboters mit einem Single Port könnten in der Urologie oder der Viszeralchirurgie bereits in Kürze erfolgen. Und wenn diese Methode funktioniert, könnte die roboterassistierte Chirurgie für Mitralklappenrekonstruktionen in zwei bis drei Jahren zum Standardverfahren werden.“
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