Katarakt-OP: Keine Angst!
Grauer Star
Grauer Star zählt zu den häufigsten Augenerkrankungen im Alter. Die Sehleistung lässt sich aber in den meisten Fällen durch einen chirurgischen Eingriff wieder herstellen.
Susanne Amrhein, PRIMO MEDICO
Zugegeben: Die Vorstellung, dass die Augenlinse herausgeschnitten wird, lässt uns einen Schauer über den Rücken laufen. Tatsächlich hält die Angst vor einer Operation viele Betroffene davon ab, den Eingriff vornehmen zu lassen. In seltenen Fällen ist der Graue Star, eine Eintrübung der Augenlinse, angeboren. Dann muss in der Regel umgehend operiert werden, damit das Kind von Anfang an richtig sehen lernt. Meistens tritt Grauer Star (Katarakt) jedoch mit zunehmendem Lebensalter auf und die Operation ist dann fast nie dringend, erklärt Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Theo Seiler, Spezialist für Augenheilkunde und Chefarzt sowie Leiter des Instituts für Refraktive und Ophthalmo-Chirurgie (IROC AG) in Zürich: „Das durchschnittliche OP-Alter meiner Patienten liegt bei 65 Jahren. Der Graue Star entwickelt sich langsam und schmerzlos über einen längeren Zeitraum. Den meisten Betroffenen fällt irgendwann auf, dass eine Brille das schlechte Sehen oder den Schleier vor den Augen nicht mehr ausgleichen kann. Und je nachdem, wie sehr sie unter dieser Einschränkung leiden, entscheiden sie sich früher oder später für eine Operation“. Von nicht-invasiven Therapien, z.B. durch Medikamente oder Augentropen, hält Prof. Seiler zum gegenwärtigen Zeitpunkt nichts: „Damit macht man im Zweifelsfall nur die Hersteller reich. Am besten ist es, das Stadium des Grauen Star festzustellen und dann mit den Patienten abzusprechen, ob sie zu einer Operation bereit sind. Ein mir gut bekannter Landwirt hat nur noch eine Sehleistung von 20 Prozent. Aber er lebt lieber mit dieser heftigen Einschränkung, als sich dem kleinen Eingriff zu unterziehen. Das Gegenbeispiel ist ein Manager, der wunderbar sehen konnte, nur im Tunnel Probleme spürte. Das hat ihm aber bereits ausgereicht, um seinen Grauen Star im Anfangsstadium behandeln zu lassen“. Auch bei bestimmten Berufsgruppen, an deren Sehleistung besondere Anforderungen gestellt werden, wie z.B. Piloten, LKW-Fahrer oder auch Leistungssportler, ist eine Operation bereits im frühen Stadium des Grauen Star notwendig.
Wie läuft eine Graue Star - Operation ab?
Die Katarakt-OP ist die am häufigsten durchgeführte Operation am Auge und kann ambulant in der Augenarzt-Praxis erfolgen. Der Eingriff dauert nicht länger als 20 Minuten. Der Patient selbst spürt von den Vorgängen nichts, betont Prof. Seiler: „Wir verabreichen zur Entspannung eine kleine Beruhigungsspritze und anschließend eine Lokalanästhesie neben dem Auge, das behandelt wird. Zur Entfernung der eingetrübten Linse verwenden wir je nach Diagnose verschiedene Techniken“, erklärt Augenspezialist Seiler. „Der Femtosekundenlaser trennt den Linsenkern durch Laserstrahlen heraus. Bei der Phakoemulsifikation wird die Linse durch Ultraschallvibrationen abgetragen. Die Linsenkapsel wird anschließend gespült und dann auch schon die neue Acrylgel-Linse einsetzt, die sich selbst entfaltet“. Anschließend wird das Auge verbunden und für eine Nacht durch eine Plastikkapsel geschützt. Eine Stunde nach der OP dürfen die Patienten bereits nach Hause gehen. Die Schmerztabletten, die ihnen vorsorglich mitgegeben werden, rühren die meisten von ihnen gar nicht an. Schmerzen treten nur selten auf. Wenn überhaupt spüren die Frisch-Operierten einen leichten Druck am Auge.
Wie schnell bessert sich die Sehleistung?
Nachdem der Verband entfernt wurde, freuen sich die meisten Patienten direkt über eine deutliche Verbesserung ihrer Sehleistung. Im Laufe von drei Monaten werde diese stetig besser, bestätigt Prof. Seiler. Grauer Star tritt meistens auf beiden Seiten auf. Aber erst nachdem sichergestellt ist, dass keine Komplikation eingetreten ist, wird auch das zweite Auge operiert: „Das hat zum einen den Vorteil, dass der Patient immerhin noch mit einem Auge sehen kann. Außerdem kann es natürlich trotz sorgfältiger Messungen und Berechnungen vorkommen, dass die Stärke der neuen Linse nicht optimal ist. Dies kann dann durch den Eingriff am zweiten Auge ausgeglichen werden, so dass die Sehkraft in der Summe bestmöglich wieder hergestellt wird“. Ähnlich wie bei Brillengläsern entscheidet die Wahl der Linse darüber, für welche Sehleistungen (Lesen, Autofahren) nach der Operation eine Brille benötigt wird. Es gibt auch, ähnlich wie bei Gleitsichtgläsern, Multifokallinsen, bei denen 80 Prozent der alltäglichen Aufgaben ohne Brille bewältigt werden können.
Mögliche Komplikationen bei Grauer Star - Operationen
Fast 99 Prozent aller Katarakt – Operationen verlaufen ohne Komplikationen wie Entzündungen oder Blutungen. Ähnlich selten löst sich nach dem Katarakt-Eingriff die Netzhaut ab. Etwas häufiger kommt es vor allem bei jüngeren Patienten zu einem sogenannten „Nachstar“ (Cataracta secundaria), bei dem sich die hinteren Teile der verbliebenen Linsenkapsel eintrüben. „Dieses Problem kann man aber sehr leicht mit Hilfe einer Laserbehandlung beheben“, beruhigt Prof. Seiler. Für die Zukunft erhofft er sich, Grauen Star nur noch mit Augentropfen oder einer Spülung heilen zu können. Es gebe bereits Entwicklungen in diese Richtung, so der Augenspezialist. Bis belastbare Daten und Erfolgsbelege vorliegen, werden seiner Meinung nach aber noch einige Jahre vergehen.
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