Maßgeschneiderte Prothesen vom Spezialisten
Chefarzt mit APL Professur Universität Duisburg-Essen und Lehrauftrag Uni Köln
Endoprothetik
Zum ProfilIndividualendoprothesen
Jeder Mensch ist verschieden – diese Tatsache findet mittlerweile auch bei notwendigem Gelenkersatz Berücksichtigung. Welchen Vorteil individuelle Endoprothesen haben und welche Voraussetzungen dafür erfüllt sein müssen, erklärt Prof. Dr. med. Guido Saxler, Spezialist für Endoprothetik, Knie-, Schulter- und Wirbelsäulenchirurgie sowie Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie im Rheinland Klinikum Dormagen.
Interview: Susanne Amrhein, PRIMO MEDICO
Eigentlich sind in der Medizin Standards gefragt. Warum setzen Sie auf Patienten-spezifische Implantationen?
Prof. Saxler: „Erklärtes Ziel der Endoprothetik, des künstlichen Gelenkersatzes, ist, die verloren gegangene Bewegungsqualität wieder herzustellen. Dazu gibt es eine Reihe von hervorragenden Prothesen in verschiedenen Standardgrößen, die bei normalen Arthrosen (Gelenkverschleiß) Anwendung finden. Allerdings gibt es immer Sonderfälle, wie z.B. besonders kleine oder große Menschen. Es gibt voroperierte Patienten, die einen Prothesentausch benötigen oder anatomisch schwierige Fälle, durch Tumore oder Unfälle geschädigte Gelenke. Für diese Patienten haben wir die Möglichkeit, auf Basis von CT-Bildern (Computertomographie) und mit Hilfe von Computersoftware (CAD-CAM) eine Maßprothese anzufertigen, die in Form und Funktion genau dem geschädigten Teil des Gelenks entspricht, das ersetzt werden soll. Diese Individualprothesen haben zudem den Vorteil, dass bei der Operation nur sehr wenig Knochen verloren geht und ein Fremdkörpergefühl vermieden wird, weil die künstlichen Gelenkflächen ja zu hundert Prozent dem Originalgelenk entsprechen.“
In welchen Gelenken des Körpers bringen individuelle Prothesen besonders gute Ergebnisse?
Prof. Saxler: „Das sind vorrangig Knie-, Schulter- und Hüftgelenk.“
Für welche Patienten kommt eine individuelle Prothese in Frage?
Prof. Saxler: „Zunächst einmal möchte ich betonen, dass bei einer normalen Arthrose eine bewährte und gut getestete Standard-Prothese eine sehr gute Lösung ist. Wichtig ist, dass die Klinik ein großes Spektrum an Prothesen vorhält, was sich in der Regel nur große Zentren leisten können. Zweitens steht und fällt der Erfolg des Gelenkersatzes auch mit der Erfahrung des Operateurs, gerade in Bezug auf den Umgang mit den Weichteilen im Gelenk. Auch hier sind große Zentren mit hohen Fallzahlen ganz klar ein Vorteil für die Patienten. Wenn wir durch individuelle Prothesen die ursprüngliche Anatomie wieder herstellen, dann vor allem bei Patienten, die auch eine hohe Funktionalität ihres Gelenks benötigen. Das ist meistens bei jüngeren und aktiven Menschen, z.B. Sportlern, der Fall. Voraussetzung ist, dass die Bänder stabil sind, das Gelenk noch nicht zu stark geschädigt ist und es keine größeren Knochenverluste gibt. Falls bei einem Patienten der ausdrückliche Wunsch nach einer Individualprothese besteht, erfüllen wir diesen selbstverständlich. Die Zufriedenheit mit dem Gelenkersatz steht schließlich an erster Stelle. Wir haben sowohl die Möglichkeit, individuell geplante Prothesen einzusetzen, als auch mit Hilfe von Schablonen navigationsgesteuert und hochpräzise zu operieren.“
Wie viel aufwändiger sind Planung und Einsetzen der individuellen Prothesen?
Prof. Saxler: „Das Einsetzen des individuellen Gelenkersatzes ist nicht aufwändig, weil alles perfekt vorgeplant ist und passt. Dementsprechend umfangreich ist die Planung im Vorfeld der Operation. Wir stellen die entsprechenden Bilder und Vorschläge zusammen. Als Basis sind MRT–Aufnahmen und CT-Bilder geeignet. Wobei es im Rahmen der MRT-Bildgebung zu keiner Strahlenbelastung kommt. Anschließend wird der 3D-Gelenkersatz vorgeplant. Im nächsten Schritt müssen wir die Planung nochmal überprüfen und ggf. nachbearbeiten, ehe wir sie zur Produktion freigeben.“
Podcast Schulterprothesen
Wie zufrieden sind die Patienten mit maßangefertigtem Gelenkersatz?
Prof. Saxler: „Insgesamt sehen wir nach einem Gelenkersatz einen großen Zugewinn an Lebensqualität bei unseren Patienten. Dies gilt sowohl für Prothesen in Standardgrößen als auch für Individualendoprothesen. Die maßgebende Komponente ist, wie schon erwähnt, der Operateur mit seiner Geschicklichkeit und seiner Erfahrung. Hier ist der Patient gefragt, vor einem geplanten Eingriff nach Qualifikationen des behandelnden Arztes zu fragen und auch nach gut nachuntersuchten Implantaten.“
Gibt es Unterschiede bezüglich der Haltbarkeit von Implantaten in Standardgrößen und individuellen Prothesen?
Prof. Saxler: „Nein, das ist uns nicht bekannt. Wir verwenden allerdings hier im Rheinland Klinikum Dormagen nur die Spitzenreiter der internationalen Prothesen, die in großangelegten Studien bewertet wurden und pflegen unsere Fälle auch in das Deutsche Endoprothesenregister ein, um selbst verlässliche Daten zu produzieren.“
Werden sich individuelle Prothesen in Zukunft stärker durchsetzen?
Prof. Saxler: „Aufgrund der hohen Kosten stellen Individualendoprothesen bisher nur einen geringen Anteil am künstlichen Gelenkersatz. Ich gehe nicht davon aus, dass sich dies signifikant ändern wird. Für die Zukunft erwarte ich, dass die Roboterchirurgie eine sehr viel größere Rolle einnehmen wird, die eine noch höhere Präzision und Sicherheit bei der Umsetzung der geplanten Eingriffe ermöglicht. Gerade im Rahmen der Kniegelenkschirurgie könnte sie sich als Standardverfahren etablieren.“
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