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Narbenbrüche rasch operieren

Narbenhernie

Der Narbenbruch gilt als häufigste Langzeitkomplikation nach einer Bauchoperation. Betroffen sind zwischen 10 und 20 Prozent der Patienten, erklärt Dr. med. Erich Bielesch, Spezialist für Kolorektalchirurgie und Chefarzt der Klinik für Allgemein und Viszeralchirurgie, Minimalinvasive Chirurgie und Darmzentrum im Helios Klinikum München West.

Interview: Susanne Amrhein, PRIMO MEDICO

Was löst einen Narbenbruch aus und wie äußert er sich?

Dr. Erich Bielesch am Helios Klinikum München West

Dr. Bielesch: „Bei jeder offenen Bauchoperation wird zwangsläufig die Bauchdecke verletzt. An der dabei angelegten Naht kann es nach der Operation zu einem Narbenbruch kommen, wenn die Ausheilung gestört ist. Am häufigsten tritt das Problem auf, dass die Faszien, die unserer Bauchdecke wie ein festes Segeltuch Halt geben, nicht richtig zusammenwachsen und dadurch eine oder mehrere Bruchstellen entstehen. Ein Narbenbruch macht sich durch eine Ausbeulung im Bereich der Narbe bemerkbar. In einigen Fällen können die betroffenen Patienten unter dieser Aussackung den Darm ertasten. Bei großen Narbenbrüchen entstehen sogar mehrere dieser Hautaussackungen.“

Welche Komplikationen und Beschwerden werden durch einen Narbenbruch ausgelöst?

Dr. Bielesch: „Es ist nicht nur ein ästhetisches Problem, wie man vielleicht annehmen mag. Sondern viele Patienten leiden bei einem Narbenbruch unter Schmerzen und es besteht zudem die Gefahr von lebensbedrohlichen Komplikationen, nämlich dann, wenn der Darm in diese Aussackung rutscht und sich in der meist schmalen Bruchpforte verdreht und einklemmt. In dieser Situation erfolgt in der Regel eine Notfall-Operation, um zu verhindern, dass der eingeklemmte Darmbereich abstirbt oder durchbricht.“

Muss ein Narbenbruch in jedem Fall operiert werden?

Spezialist für Kolorektalchirurgie Dr. Erich Bielesch

Dr. Bielesch: „Es sollte immer eine individuelle Abwägung erfolgen. Wenn der Patient z.B. schwer erkrankt ist, sehr alt ist oder starke Blutverdünnungsmittel einnimmt, welche aktuell auch nicht absetzt werden können ohne den Patienten anderweitig zu gefährden, dann kann man einen Narbenbruch beobachten und zunächst in Ruhe lassen. Kleine Narbenhernien, welche keine Symptome verursachen, müssen ebenfalls nicht automatisch sofort operiert werden. Bei den meisten anderen Patienten macht eine rasche Operation Sinn, da von selbst keine Besserung eintritt, sondern im Gegenteil, gefährliche Komplikationen drohen.“

Wie wird ein Narbenbruch behandelt?

Dr. Bielesch: „Hier hat sich in den vergangenen Jahren zum Wohl der Patienten vieles verändert. Die Therapie eines Narbenbruchs sollte dem Patienten individuell angepasst sein und sein Alter, die Bruchgröße, eventuelle Voroperationen etc. berücksichtigen. Ein Narbenbruch kann offen, laparoskopisch, also minimal-invasiv, operiert oder auch als Hybrid-OP, einer Kombination aus offenem und minimal-invasivem Verfahren ausgeführt werden. Wichtig ist, dass im Bereich des Narbenbruchs ein Kunststoffnetz zur Stabilisierung eingesetzt wird, um einen erneuten Narbenbruch an dieser Stelle zu verhindern.“

Wie erfolgreich sind Narbenbruch-OPs?

Dr. Bielesch: „Die Rezidivrate hat sich durch das Einsetzen von Kunststoffnetzen an der korrekten Position erheblich verbessert. Wenn dieses Netz hinter dem Muskel platziert wird, liegt die Gefahr des Widerauftretens eines Narbenbruchs zwischen 3 und 12 Prozent. Auch durch die Möglichkeiten der minimal-invasiven Techniken wurde die Rezidivrate positiv beeinflusst, da durch diese Schlüsselloch-Technik kein neuer großer Schnitt notwendig ist, der zu weiteren Komplikationen führen könnte.“

Was können Patienten tun, um einen Narbenbruch zu verhindern?

Dr. Bielesch: „Patienten, die schon vor ihrer Bauchoperation regelmäßig Sport getrieben haben, normalgewichtig sind und kein übermäßiges Fettgewebe mit sich herumtragen, haben gute Chancen, dass eine entstandene Narbe später keine Probleme bereitet. Auch die deutlich gestiegene Anzahl der Bauchoperationen, die in minimal-invasiver Schlüsselloch-Technik durchgeführt werden, lässt die Zahl der Narbenbrüche sinken. Ansonsten ist das Risiko eines Narbenbruchs abhängig von den anatomischen Gegebenheiten und dem Gesundheitszustand der Patienten.“

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