Neue Therapie bei Multipler Sklerose
Multiple Sklerose
Bei MS-Patienten greift das körpereigene Immunsystem das Nervensystem an. Dabei kommt es zu Entzündungen, die sich in Schüben darstellen. Es kommt zu „Vernarbungen, sogenanten Gliosen“ im Gewebe des zentralen Nervensystems, also dem Gehirn und dem Rückenmark. Durch die Entzündungsprozesse und den daraus resultierenden Gliosen kann es auch zu Funktionsausfällen kommen. Dann ist das zentrale Nervensystem nicht mehr in der Lage, die Folgen auszugleichen. Der Verlauf der Erkrankung kann durch das Immunsystem beeinflussende Medikamente („Immunmodulation“) abgemildert werden, sagt Prof. Dr. med. Thomas Müller, Spezialist für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie sowie Chefarzt der Klinik für Neurologie im Alexianer St. Joseph-Krankenhaus Berlin-Weißensee.
Interview: Susanne Amrhein, PRIMO MEDICO
Warum erfordert die Therapie von MS-Patienten ein hohes Maß an innovativen und individuellen Maßnahmen?
Prof. Müller: „In der MS-Therapie ist es bei der immunmodulatorischen Therapie wichtig, die individuellen Gegebenheiten zu berücksichtigen. Dies ist eine Voraussetzung, um die Häufigkeit und Intensität der Schübe bei der Multiplen Sklerose zu verringern.
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Welche Verlaufsformen der Multiplen Sklerose stellen eine besondere Herausforderung dar?
Prof. Müller: „Die Multiple Sklerose verläuft zunächst in Schüben und später chronisch-voranschreitend. Diese zweite Phase ist auch anspruchsvoll in der Behandlung.“
Ist es sinnvoll, ein MS-Schwerpunktzentrum aufzusuchen oder reicht der Besuch einer Facharztpraxis?
Prof. Müller: „Sinnvoll ist es, sich Spezialisten für Multiple Sklerose anzuvertrauen. Diese finden sich oft speziellen MS Ambulanzen.
Wie erreichen Sie diese Erfolge im Rahmen Ihrer MS-Therapien?
Prof. Müller: „Bei chronisch progredienten Patienten mit einer Verringerung der maximalen Gehstrecke führen wir nach sorgfältiger Indikationsstellung intrathekale Gaben mit verzögert freigesetztem Steroiden in sehr geringer Dosis durch, die den Körper wenig belasten. Einfach ausgedrückt: Das injizierte Kortisonpräparat hat eine Depotwirkung. Es wird durch eine Lumbalpunktion gegeben, so dass die Blut-Hirn-Schranke umgangen wird. Wir konnten hier nachweisen, dass dadurch vermutlich biochemische Prozesse im zentralen Nervensystem angestoßen werden, die zu einer „Reparatur“ (Regeneration) und damit zu einer Wiederherstellung von verloren gegangenen Funktionen im zentralen Nervensystem beitragen können.“
Wie belastend ist diese MS-Behandlung für die Patienten?
Prof. Müller: „Viele Patienten sind zu Anfang ängstlich oder skeptisch. Durch die Verwendung spezieller Nadeln und höchstmöglicher Sterilität ist die Gefahr eines post-punktuellen Syndroms sehr gering. Darunter versteht man Kopfschmerzen und Übelkeit, die aufgrund eines Liquorunterdrucks entstehen können und nach einigen Tagen oder Wochen von selbst wieder verschwinden.
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