Neue Therapien bei angeborenen Herzfehlern
Vorhofscheidewand Defekt
Defekte der Herzscheidewand und des Vorhofseptums können dank neuer Verfahren minimal-invasiv und in örtlicher Betäubung korrigiert werden, erklärt Prof. Dr. med. Horst Sievert, Spezialist für Kardiologie und Angiologie und Leitender Arzt im CardioVaskulären Centrum (CVC) Frankfurt.
Interview: Susanne Amrhein, PRIMO MEDICO
Handelt es sich bei „Löchern im Herzen“ immer um angeborene oder auch um erworbene Erkrankungen?
Prof. Sievert: „Die Löcher in den Herzscheidewänden sind fast immer angeboren. Nur sehr selten entstehen solche Löcher z.B. durch einen Herzinfarkt oder werden durch Operationen oder auch bestimmte Kathetereingriffe ausgelöst.“
Welche Beschwerden und Risiken verursachen diese Herzfehler?
Prof. Sievert: „Durch diese Löcher fließt Blut, das somit dem Kreislauf verloren geht. Das Herz muss dieses fehlgeleitete Blut erneut pumpen und wird dadurch überlastet. Bei bestimmten Löchern (Vorhofseptumdefekte, PFO) kann es auch zur Verschleppung von Blutgerinnseln kommen. Diese gelangen dann aus dem venösen System in das arterielle und unter Umständen ins Gehirn. Dadurch kommt es zu Schlaganfällen.“
Müssen alle Herzfehler behandelt werden?
Prof. Sievert: „Nein, kleine Löcher, die nicht zu einer Überlastung des Herzens führen, und solange es nicht zu einer Verschleppung von Blutgerinnseln gekommen ist, müssen nicht verschlossen werden.“
Sie verschließen seit Jahren Vorhofseptumdefekte (PFO) mit resorbierbaren Schirmchen – wie läuft dieser Eingriff ab?
Prof. Sievert: „Der PFO Verschluss findet unter örtlicher Betäubung statt und dauert nur dreißig bis vierzig Minuten. Ein Katheter wird von der Leiste aus bis zum Herzen und durch das Loch geführt. Dann wird zunächst ein Schirmchenanteil jenseits des Lochs in der linken Vorkammer geöffnet. Der Katheter wird zurück gezogen, bis der Schirm den Rand des Lochs berührt. Dann wird auf der anderen Seite, in der rechten Vorkammer, der zweite Anteil des Schirms geöffnet. Die beiden Schirmanteile sind in der Mitte miteinander verbunden und verschließen so das Loch. Das Gerüst des Schirmchens wird nach ca. zwei bis vier Jahren resorbiert. Die weiche Bespannung bleibt bestehen, verschließt das Loch dauerhaft und wird im Laufe der Zeit durch Bindegewebe überwachsen.“
Wie lange halten diese Schirmchen, die ja auch bei Kindern mit Herzfehlern eingesetzt werden?
Prof. Sievert: „Diese "Patches" (die Bespannung des Schirmchens) werden schon lange ich der Chirurgie verwendet. Daher wissen wir, dass sie dauerhaft haltbar sind. Zumal Sie ja von Bindegewebe bedeckt werden.“
Gibt es Abstoßreaktionen?
Prof. Sievert: „Bisher gab es keine Abstoßungsreaktionen. Und ich erwarte auch nicht, dass es dazu kommt. Das Gerüst des Schirmchens löst sich in Wasser und CO2 auf, und bei den Patches gibt es keine Abstoßung.“
Was bewirkt ein kathetergesteuerter Nahtverschluss?
Prof. Sievert: „Dies ist ein Verfahren, das speziell für den Verschluss des PFO (Vorhofseptumdefekt) entwickelt wurde. Dabei handelt es sich um eine spaltförmige Verbindung zwischen dem rechten und linken Vorhof. Dort fließt zwar nur sehr wenig Blut hindurch, aber Gerinnsel können zu einem Schlaganfall führen. Der Eingriff wird ebenfalls in örtlicher Betäubung durchgeführt. Statt eines Schirmchens wird ein Nahtsystem eingeführt. Es bleibt also nur ein Faden im Körper zurück.“
In welchen Fällen ist eine Operation am offenen Herzen unumgänglich?
Prof. Sievert: „Die meisten Löcher können heute kathetertechnisch verschlossen werden. Ausnahmen sind z.B. sehr große Löcher mit einem Durchmesser von mehr als vierzig Millimetern.“
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