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Operation statt Insulin-Spritze

Diabeteschirurgie

Krankenhaus Sachsenhausen Innenhof

Bei erhöhten Blutzuckerwerten, einem Diabetes, ist bisher die medikamentöse Therapie Standard. In den letzten Jahren wurde festgestellt, dass nach Adipositas-Operationen, wie z.B. einer Magenverkleinerung, neben dem Übergewicht auch der Diabetes mellitus Typ 2 verschwindet. Dr. med. Plamen Staikov ist Spezialist für Adipositaschirurgie und Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Chirurgie des Krankenhauses Sachsenhausen in Frankfurt. Er beantwortet die wichtigsten Fragen zu Operationen, die Insulin-Spritzen vielleicht überflüssig machen.

Interview: Susanne Amrhein, Primo Medico

Für welche Patienten kommen chirurgische Eingriffe zur Behandlung des Diabetes in Frage?

Dr. Staikov: „Etwa 70 – 80 Prozent der Patienten mit Diabetes Typ 2 leiden unter starkem Übergewicht, bzw. sind adipös. Dies ist die Zielgruppe für die Diabeteschirurgie. Seit April 2018 ist nun auch in den Leitlinien festgeschrieben, dass für Patienten ab einem Body-Mass-Index (BMI) von 35 ein chirurgischer Eingriff möglich ist, um den Diabetes zu kontrollieren.“

Welche chirurgischen Verfahren werden in der Diabeteschirurgie eingesetzt?

Krankenhaus Sachsenhausen Zimmer

Dr. Staikov: „Das sind Operationen, die dazu führen, dass die Nahrungspassage verändert wird. Es handelt sich um fest etablierte Verfahren der Adipositas-Chirurgie mit langjährigen Erfahrungswerten. In der Regel verkleinert man den Magen und umgeht einen Teil des Dünndarms, um sowohl die Nahrungsmenge als auch die Verdauungszeit zu reduzieren. Klassisch wird dies durch einen Magen-Bypass, den sogenannten Roux-Y- Magenbypass, erreicht. Einen starken Anstieg verzeichnen wir neuerdings bei dem sogenannten „Mini Gastric Bypass“(auch Omega-Loop-Bypass oder Ein-Anastomosenbypass). Hier wird der Magen schlauchförmig verkleinert und dann mit dem Dünndarm so verbunden, dass etwa eine Strecke von zwei Metern übergangen wird. Anders als beim klassischen Bypass ist bei diesem Eingriff nur eine Verbindung zwischen Magen und Dünndarm notwendig.“

Wie belastend sind diese Eingriffe für die Patienten?

Dr. Staikov: „Sie sind nur wenig belastend. Wir operieren zu 100 Prozent minimal-invasiv, in der sogenannten Schlüssellochtechnik. Der Eingriff selbst dauert nur 40 bis 45 Minuten. In der Regel bleiben unsere Patienten nach einer metabolischen Operation nur zwei Tage in der Klinik und sind dann wieder uneingeschränkt mobil.“

Warum bewirkt eine Verkleinerung des Magens bzw. eine reduzierte Nährstoffaufnahme auch eine Senkung der Blutzuckerwerte?

Dr. Staikov: „Die Diabetes-Remission war sozusagen ein ‚Nebeneffekt’ der Adipositas-Operationen zur Gewichtsreduzierung. Noch sind uns nicht alle Mechanismen bekannt. Aber Studien haben gezeigt, dass eine veränderte Menge der Nahrungsaufnahme und daraus resultierende hormonelle Veränderungen dazu führen, dass sich der Diabetes um 60 – 80 Prozent bessert und damit nicht mehr behandlungsbedürftig ist. Eine Insulintherapie ist demnach nicht mehr notwendig.“

Wie lange hält der Effekt einer solchen Magenoperation an?

Dr. Staikov: „Wir haben gute Ergebnisse in den Langzeitstudien: Nach fünf bis zehn Jahren profitieren immer noch mehr als 50 Prozent der Patienten von der Diabetes-Remission. Der Diabetes ist zwar nicht geheilt, aber eben nicht mehr behandlungsbedürftig.“

Könnten auch Diabetiker ohne starkes Übergewicht von einer Magenoperation profitieren?

Dr. Staikov: „Grundsätzlich ist eine Operation natürlich auch bei übergewichtigen Patienten mit einem BMI unter 30 wirksam. Die Leitlinien sehen dies aber nur in Ausnahmefällen vor, z.B. wenn der Diabetes schlecht einstellbar ist oder sich daraus schwere Folgeerkrankungen ergeben. Da nach einer Magen-Operation eine Gewichtsreduzierung von 5 – 15 kg zu erwarten ist, kommt dieser Eingriff aber nicht für normalgewichtige Diabetiker in Frage.“

Kann mit Hilfe der Diabeteschirurgie auch das Diabetische Fußsyndrom geheilt werden?

Dr. Staikov: „Unter dieser schweren Folgeerkrankung des Diabetes leiden etwa 10 - 15 Prozent der Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2. Durch die mangelnde Durchblutung und Nervenstörungen entstehen schlecht heilende Wunden und Geschwüre am Fuß und an den Zehen, die zu hochriskanten Infektionen führen können. Neben einer guten Wundpflege müssen unbedingt die Zuckerwerte verbessert werden, egal ob medikamentös oder durch eine metabolische Operation. Sobald sich die Blutzuckerwerte normalisieren, klingen auch die Beschwerden des Diabetischen Fußsyndroms ab.“

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