Präzise Diagnose dank Radiopharmaka
PET CT/ PET MRT
Moderne Hybridverfahren aus Positronen-Emissions-Tomographie (PET) und Computertomographie (CT) bzw. Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglichen eine genaue Charakterisierung und Lokalisierung von Tumoren, Entzündungsreaktionen und sogar Alzheimer-, Demenz- oder Parkinson-Erkrankungen. Univ.-Prof. Dr. med. Marcus Hacker ist Spezialist für Nuklearmedizin an der Medizinischen Universität Wien und beantwortet die wichtigsten Fragen zu modernen Bildgebungsverfahren mit Hilfe von Radiopharmaka.
Interview: Susanne Amrhein, PRIMO MEDICO
Welche Diagnosen ermöglichen moderne Hybridverfahren im Vergleich zu den herkömmlichen Bildgebungstechniken?
Prof. Hacker: „Das lässt sich am besten mit einem Beispiel erklären: Wenn sich bei einem Patienten ein Tumor in einem Lymphknoten mit einem Durchmesser von 0,8 Zentimetern abgesiedelt hat, würde ein CT Bild diesen zwar zeigen, aufgrund seiner geringen Größe würde man den Lymphknoten allerdings nicht als bösartig einstufen können. In dem Moment, in dem wir das PET-Verfahren hinzunehmen, würde das Gewebe durch die Anreicherung des Radiopharmakons aufleuchten und der Lymphknoten als bösartig eingestuft werden. Gleichzeitig haben wir durch die CT Aufnahme die genaue Lage ermittelt. Wir haben dank der Hybridverfahren also die Möglichkeit, Tumoren eindeutig zu identifizieren und zu lokalisieren und ermöglichen dadurch eine rasche und gezielte Therapiefindung.“
Welche Erkrankungen können mit Hilfe dieser modernen Diagnoseverfahren erkannt werden?
Prof. Hacker: „Der Schwerpunkt liegt ganz klar in der Onkologie, also der Diagnose von Krebserkrankungen. Wir können die Tumoren klassifizieren und aufgrund der ermittelten Stoffwechselwerte Hinweise auf die bestmögliche Therapiemaßnahme gewinnen. Ein weiterer Einsatzbereich liegt im Rahmen der kardiovaskulären Diagnosen. Wir können die Durchblutung am Herzen darstellen und z.B. Entzündungen oder aktive Artherosklerose, also Einlagerungen und Verengungen der Blutgefäße, erkennen. Beim Nachweis von Alzheimer-, Demenz- oder Parkinsonerkrankungen gewinnt die PET MRT immer größere Bedeutung. Wenn aufgrund von Gedächtnislücken der Verdacht besteht, jemand könnte an Alzheimer erkrankt sein, dann könnten moderne PET MRT Verfahren dazu benutzt werden, sogenannte Amyloid Plaques zwischen den Gehirnzellen nachzuweisen. Diese sind bereits in sehr frühen Alzheimer Stadien vorhanden. Eine eindeutige Diagnose kann dazu beitragen, den Verlauf der Krankheit durch eine Therapie zu verlangsamen und die Betroffenen können ihr Leben dementsprechend gestalten.“
Wie belastend sind PET CT oder PET MRT Diagnoseverfahren für die Patienten?
Prof. Hacker: „Bis auf den Einstich, der notwendig ist, um ein Radiopharmakon in die Vene zu spritzen, sind die Untersuchungen völlig schmerzfrei. Auch die Sorge vor einer radioaktiven Belastung durch die verwendeten Präparate ist unbegründet. Wir verwenden nur sehr niedrig dosierte Radiopharmaka im Pikogramm- Bereich (1 Pikogramm = 1 Billionstel Gramm). Die Belastung bei einer Untersuchung entspricht der natürlichen Strahlendosis eines Jahres, der jeder Mensch in Europa ausgesetzt ist. Nebenwirkungen gibt es keine. Wenn überhaupt, dann reagieren einige Patienten auf das CT Kontrastmittel, z.B. bei einer Schilddrüsenüberfunktion.“
Gibt es neue Entwicklungen, die diese modernen Diagnoseverfahren noch verbessern könnten?
Prof. Hacker: „Es wird ein Schnellscanner auf den Markt kommen, der den gesamten Körper innerhalb von einer halben Minute abbilden kann. Das ist eine hervorragende Diagnosemöglichkeit für Patienten, die nicht lange liegen oder still verharren können. Alternativ ist es möglich, bei normaler Diagnosedauer von etwa 15 Minuten die Strahlungsmenge auf 0,1 Millisievert zu senken. Sehr vielversprechend sind Versuche, die Interaktion von Organen oder zwischen Tumor und Immunsystem abzubilden. Diese Bereiche befinden sich zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch im Forschungsstadium.“
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