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Rückenschmerzen: Wann zum Spezialisten?

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PRIMO MEDICO Fachredaktion

Rückenschmerzen: Wann zum Spezialisten?

Kreuzschmerzen nach langem Sitzen oder Gehen? Ein steifer Nacken von zu viel Bildschirmarbeit? Ein Hexenschuss nach Überlastung oder einer ungeschickten Bewegung? Fast jeder von uns hatte schon mal Rückenschmerzen. Mit etwas Glück vergehen diese nach einiger Zeit von selbst.

Und wenn nicht? Wann sollte ich mit Rückenschmerzen zum Arzt gehen? Wo vereinbare ich einen Termin: in der Hausarztpraxis oder beim Facharzt? Und wie finde ich einen guten Spezialisten für Rückenschmerzen?

Unser Leitfaden zeigt mögliche Ursachen, Dringlichkeiten und Behandlungsmöglichkeiten häufiger Rückenprobleme auf und unterstützt Sie bei der Frage nach der passenden Arztwahl. Sie sind unsicher, wie schnell Sie zum Arzt oder ins Krankenhaus müssen – dann nutzen Sie gerne unsere beigefügte Rückenschmerz-Notfall-Checklist.

Auf einen Blick

  • Viele Rückenschmerzen sind harmlos und vergehen durch leichte Bewegung und Entspannung von selbst.
  • Bei starken Schmerzen und Begleiterscheinungen wie Lähmungen, Taubheitsgefühlen oder Verdauungsproblemen sollten Sie eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen.
  • Rückenschmerzen werden in der Regel zunächst durch konservative Maßnahmen behandelt.
  • Falls eine Operation ansteht, sollten Sie einen passenden Spezialisten wählen, dem Sie vertrauen.

Ursachenanalyse: Warum habe ich Rückenschmerzen?

So unangenehm sie auch sind: Die meisten Rückenschmerzen sind ungefährlich und klingen nach einigen Tagen oder Wochen von allein wieder ab. Anders sieht es aus, wenn sie beispielsweise durch Unfälle und Verletzungen, wie etwa Brüche, oder Infektionen ausgelöst werden – hier sollte ein Spezialist für Rückenschmerzen zu Rate gezogen werden.

Wenn Sie unter Rückenschmerzen leiden, ist ein erster Schritt, zu überlegen, ob Sie selbst eine Erklärung für Ihre Beschwerden finden können. Im Falle eines Arztbesuchs können Sie so wertvolle Hinweise geben:

  • Hatten Sie kürzlich einen Unfall, sind Sie gestürzt oder anderweitig verletzt?
  • Haben Sie ungewöhnlich lange gesessen oder in einer ungünstigen Haltung geschlafen?
  • Haben Sie schwer gehoben?
  • Haben Sie ungewohnte, einseitige oder schwere körperliche Arbeiten verrichtet?
  • Leiden Sie unter psychischen Belastungen wie Stress am Arbeitsplatz, finanzielle Sorgen, familiären oder Beziehungs-Problemen, Angst oder Selbstzweifeln, Depressionen?

Wenn Sie sich mit Ihren Rückenschmerzen an eine Arztpraxis wenden, werden Ihnen in den meisten Fällen weitere Fragen gestellt, zum Beispiel:

  • Treten die Schmerzen am Rücken zum ersten Mal auf oder sind sie wiederkehrend?
  • An welcher Stelle spüren Sie die Schmerzen?
  • Schmerzt der Rücken bei Bewegungen oder auch in Ruhe/im Liegen?
  • Nehmen Sie dauerhaft Medikamente ein und falls ja, welche?
  • Bestehen weitere Erkrankungen?
  • Leiden Sie neben Rückenschmerzen an anderen Beschwerden wie Taubheitsgefühlen, Lähmungserscheinungen oder Problemen beim Wasserlassen bzw. beim Stuhlgang?

Um die Ursache für Ihre Beschwerden zu finden, werden die Ärztin oder der Arzt Sie körperlich untersuchen, um Muskelfunktionen, Reflexe und Ihre Beweglichkeit zu prüfen.

Wenn weder das Gespräch (Anamnese) noch die körperliche Untersuchung Hinweise auf ein ernsthaftes Gesundheitsproblem ergeben, sind vorerst keine bildgebenden Untersuchungen wie Röntgen-, Computer- oder Kernspintomografie erforderlich. Werten Sie es daher nicht als Nachlässigkeit, sondern als ein gutes Zeichen, wenn die behandelnde Ärztin oder der Arzt zunächst keine weiteren Untersuchungen anordnet.

Röntgen-, CT- oder MRT-Untersuchungen ohne ausreichenden Verdacht können zu falschen Schlüssen führen – die Fachgesellschaften warnen ausdrücklich vor einer übereilten Bildgebung: Denn nicht jede entdeckte Veränderung verursacht tatsächlich Beschwerden, kann aber bei den Betroffenen Sorgen und Ängste auslösen.

Sollten Ihre Rückenschmerzen nach sechs Wochen nicht abgeklungen sein, ober haben sich deutlich verschlechtert, erfolgen als nächste Schritte eine Bildgebung sowie eine Abklärung durch einen oder mehrere Fachärzte.

Überweisungen: Welcher Arzt hilft bei Rückenschmerzen?

Für die meisten Menschen ist die Hausarztpraxis die erste Anlaufstelle bei Rückenschmerzen. Hier finden die zuvor beschriebene Anamnese und Erstuntersuchung statt. Häufig bekommen Sie dort bereits Hilfe, wenn die Ursache Ihrer Rückenprobleme einfach festzustellen und zu behandeln ist. Falls dies nicht möglich ist, werden andere Experten zu Rate gezogen.

Wann zum Facharzt bei Rückenschmerzen?

Falls die Therapie durch Ihre Hausarztpraxis nicht ausreicht oder sich die Ursache Ihrer Beschwerden nicht ermitteln lässt, erhalten Sie in der Regel eine Überweisung zu einem Facharzt oder einem anderen Spezialisten für Rückenschmerzen:

Orthopädie: Orthopäden sind in der Lage, die mögliche Ursache genauer einzugrenzen, sofern die Rückenschmerzen von der Wirbelsäule, anderen Knochen oder Muskeln ausgehen.

Neurologie: Hier wird die Funktion und Leistungsfähigkeit des Nervensystems untersucht, z.B. wenn Sie unter Lähmungserscheinungen oder Taubheitsgefühlen leiden.

Wirbelsäulenchirurgie/Neurochirurgie: Wenn die Vermutung naheliegt, es könnten Verletzungen der Wirbelsäule, der Bandscheiben oder Schäden im Wirbelkanal vorliegen.

Rheumatologie: Falls eine Entzündung wie etwa eine rheumatoide Arthritis die Rückenschmerzen verursacht.

Internistische Praxis: Um mögliche Erkrankungen der Nieren und Galle auszuschließen.

Psychotherapeutische Praxis: Auch psychische Belastungen und Erkrankungen, wie Depression oder Burnout, können sich in Form von Rückenschmerzen äußern.

In einigen Fällen werden zudem Beurteilungen durch Praxen für Physiotherapie, Ergotherapie oder Schmerztherapie eingeholt.

Behandlungsoptionen: Was hilft bei Rückenschmerzen?

Wenn Rückenschmerzen auftreten, können Sie selbst bereits einiges tun, um die Beschwerden zu lindern:

  • Verzichten Sie auf schweres Heben.
  • Vermeiden Sie Bücken und andere Belastungen für den betroffenen Bereich am Rücken.
  • Probieren Sie zur Linderung die sogenannte Stufenlagerung: Legen Sie sich flach auf den Rücken und lagern Sie Ihre Beine im 90-Grad-Winkel auf einer Ablage, wie z.B. einem Hocker oder Sofa.
  • Vielen Menschen hilft Wärme: Wärmflaschen oder Wärmekissen
  • Entzündungshemmende Schmerzmittel wie Ibuprofen können Ihnen helfen, die Beschwerden zu lindern – allerdings sollten Sie diese nicht länger als 2-3 Tage einnehmen.

Ganz wichtig: Bleiben Sie trotz Ihrer Rückenschmerzen so gut es geht in Bewegung. Studien haben nachgewiesen, dass Aktivität bei Rückenproblemen hilfreicher ist als Bettruhe. Verrichten Sie daher möglichst wie gewohnt Ihre Alltagstätigkeiten oder machen Sie einen kleinen Spaziergang.

Welche Behandlung bekomme ich beim Arzt?

Die Therapie von Rückenschmerzen richtet sich nach der Ursache, sollte an Ihren individuellen Gesundheitszustand angepasst sein und mit Ihnen besprochen werden. Die möglichen Behandlungsschritte sind in den medizinischen Leitlinien festgelegt: Dies sind Handlungsempfehlungen für bestimmte Erkrankungen. Grundsätzlich wird zwischen konservativen und operativen Behandlungen unterschieden.

Konservative Behandlungen können sowohl vom Hausarzt als auch von einer Praxis für Orthopädie, Physiotherapie oder Schmerztherapie durchgeführt werden.

Zu den konservativen Behandlungsoptionen bei Rückenschmerzen zählen:

  • Krankengymnastik/Funktionstraining: Rückenschmerzen führen häufig zu Verspannungen und ungünstigen Schonhaltungen, die mithilfe der Physiotherapie korrigiert werden.
  • Manuelle Therapie oder Massagen
  • Osteopathie: Bestimmte Massage, Dehn- und Grifftechniken sollen die Selbstheilungskräfte des Körpers anregen.
  • Akupunktur
  • Wärme-/Kältebehandlung
  • Multimodale Schmerztherapie: Eine Kombination aus physikalischer Behandlung und psychosozialer Betreuung
  • Medikamentöse Therapie inkl. Infiltration, bei denen ein Gemisch aus einem lokalen Betäubungsmittel und einem Entzündungshemmer gespritzt wird.

Für viele interventionelle und operative Eingriffe werden Sie zu einem Spezialisten für Rückenschmerzen überwiesen. Dies können beispielsweise Fachärzte für Wirbelsäulenchirurgie oder Neurochirurgie sein.

Falls Ihnen eine Operation empfohlen wird, basiert dieser Rat ebenfalls auf den medizinischen Leitlinien. In den meisten Fällen wird zunächst versucht, Ihre Beschwerden durch konservative Maßnahmen zu verbessern. Erst wenn diese Therapien nicht ausreichend wirken oder Ihr Leidensdruck zu groß ist, kommt eine Operation infrage.

Zu den häufigsten Diagnosen, die bei Rückenproblemen operativ behandelt werden, gehören: 

  • Bandscheibenvorfälle,
  • Spinalkanalstenosen,
  • Bruchverletzungen,
  • Krebserkrankungen.

Falls für Ihre Rückenschmerzen keine Ursache festgestellt werden kann, wird Ihnen eventuell eine Psychotherapie vorgeschlagen, damit Sie möglichen Auslösern auf die Spur kommen. Auch eine Schmerztherapie kann dazu beitragen, den Umgang mit Ihren Beschwerden zu erleichtern.

Rückenschmerz-Notfall-Checklist

Obwohl viele Rückenschmerzen harmlos sind, gibt es einige Anzeichen, bei denen Sie unbedingt eine Arztpraxis aufsuchen sollten:

  • Die Schmerzen treten zum ersten Mal und/oder sehr plötzlich auf.
  • Sie haben die Beschwerden bereits länger als sechs Wochen.
  • Ihre Rückenprobleme kommen immer wieder oder werden schlimmer.
  • Sie spüren Lähmungserscheinungen, Taubheit oder Kribbelgefühle.
  • Ihre Schmerzen strahlen ins Gesäß oder die Beine aus.
  • Sie haben Probleme beim Wasserlassen oder Stuhlgang.
  • Zunehmende Muskelschwäche und Kraftverlust bei alltäglichen Aktivitäten,
  • unerklärliche Gewichtsabnahme,
  • Auftreten von Fieber, Schüttelfrost oder Nachtschweiß.
  • Sie hatten kürzlich einen Unfall oder seit kurzem eine neue Verletzung.

Auch wenn ein oder mehrere Symptome auf Sie zutreffen, muss nicht in jedem Fall eine ernsthafte Erkrankung dahinterstecken. Aber Sie sollten Ihre Rückenschmerzen in jedem Fall von einer Ärztin oder einem Arzt einschätzen lassen.

Fazit: Rückenschmerzen sind oft harmlos - bei starken Beschwerden aber unbedingt einen Spezialisten aufsuchen

Rückenschmerzen sind zum Glück oft auf Muskelverspannungen oder alltägliche Belastungen zurückzuführen. Häufig lassen sich die Beschwerden mit einfachen Maßnahmen wie Bewegung und Entspannung lindern.

Bei starken und anhaltenden Schmerzen ist es jedoch wichtig, sie ärztlich abklären zu lassen. Spätestens wenn eine Operation ansteht, kann es sinnvoll sein, einen passenden Spezialisten aufzusuchen, dem Sie vertrauen. Dieser lässt sich nicht immer in der nächstgelegenen Praxis oder Klinik finden. Durch die zunehmende Spezialisierung im Gesundheitswesen lohnt es sich, auch weiter entfernt praktizierende Fachärzte aufzusuchen, sofern Sie die Möglichkeit dazu haben.

Viele Praxen oder Krankenhäuser sind Patient*innen dabei behilflich, Unterkünfte für mitreisende Angehörige zu vermitteln. Bei PRIMO MEDICO finden Sie diese Serviceangebote in den Präsentationen der einzelnen Ärzte

Quellenangaben:

  • Starke Rückenschmerzen: Wann Sie zum Arzt gehen sollten, BARMER, https://www.barmer.de/gesundheit-verstehen/koerper/ruecken/arztbesuch-bei-rueckenschmerzen-1055834#:~:text=Barmer%20Arztsuche-,Die%20richtigen%20%C3%84rztinnen%20und%20%C3%84rzte%20f%C3%BCr%20R%C3%BCckenschmerzen,eine%20%C3%9Cberweisung%20zu%20einem%20Orthop%C3%A4den., aufgerufen am 22.10.2024
  • Was können Sie bei akuten Rücken­schmerzen selbst tun?, Techniker Krankenkasse, https://www.tk.de/techniker/magazin/sport/gesunder-ruecken/selbsthilfe-rueckenschmerzen-2007878, aufgerufen am 23.10.2024
  • Rückenschmerzen: Ursache, Symptome, Behandlung, Deutsche Rheuma-Liga, https://www.rheuma-liga.de/rheuma/krankheitsbilder/rueckenschmerzen#c2897, aufgerufen am 23.10.2024