Trotz Brustkrebs die Brust erhalten
PRIMO MEDICO Fachredaktion
Brustrekonstruktion
Trotz Brustkrebs die Brust erhalten
Bei fast 80 Prozent der Brustkrebs-Patientinnen kann heute durch moderne Operationstechniken die Brust erhalten bleiben.
Susanne Amrhein, PRIMO MEDICO
Die Diagnose „Brustkrebs“ ist ein furchtbarer Schock: Die betroffenen Frauen leiden nicht nur unter der Angst, die Erkrankung möglicherweise nicht zu überleben. Sondern sie fürchten auch den Verlust ihrer Weiblichkeit, falls eine Operation oder gar die Entfernung der Brust notwendig sind. Dr. med. Stefanie Buchen ist Chefärztin der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe und des zertifizierten Brustzentrums der Asklepios Paulinen Klinik in Wiesbaden. Die erfahrene und zertifizierte Brustoperateurin betont, dass Brustkrebs in den meisten Fällen geheilt und gleichzeitig auch die Brust erhalten werden kann: „Brustkrebs ist eine sehr ernste Erkrankung. Aber man kann die Behandlung Schritt für Schritt planen und den Krebs erfolgreich heilen. Dabei geht es um weit mehr als die Entfernung des Tumors. Die wieder-aufbauenden, rekonstruktiven Verfahren haben sich in den vergangenen Jahren deutlich weiter entwickelt. Heutzutage können wir die Frauen trotz Brustkrebs-Operation mit einem sehr guten kosmetischen Ergebnis entlassen“. Zertifizierte Brustzentren wie die Asklepios Paulinen Klinik bieten den Betroffenen eine umfassende Behandlung von der ersten Diagnose bis zur Nachsorge. Chefärztin Dr. Buchen beherrscht sowohl die Tumorchirurgie als auch das gesamte Spektrum der plastischen und rekonstruktiven Chirurgie: „Die meisten Frauen, die zu uns kommen, schätzen es sehr, sich mit ein und derselben Person sowohl über die Entfernung des Tumors als auch über die Möglichkeiten des Brustaufbaus zu beraten. Ich als Brustoperateurin kann den Eingriff von Anfang an so planen, dass wir für die gewünschte Rekonstruktion der Brust das bestmögliche Ergebnis erzielen. Von der Diagnosestellung über die Operation, die eventuell notwendige Chemotherapie, Strahlentherapie, Antihormontherapie bis zur Rekonstruktion ist alles bei uns in einer Hand“.
Bei 80 Prozent kann die Brust erhalten bleiben
In den vergangenen 40 Jahren hat die Radikalität der Brustkrebsoperationen deutlich abgenommen. Dank modernster Operationstechniken kann in 80 Prozent der Fälle die natürliche Brust erhalten bleiben. „Der Übergang von onkologischen zu plastisch-chirurgischen Eingriffen ist fließend. Bei sehr großen Brüsten können wir z.B. im Rahmen einer Tumorentfernung die Oberweite je nach Notwendigkeit verkleinern“, erklärt Dr. Buchen. „Bei Krebsoperationen entnehmen wir neben dem Tumorgewebe ggf. auch Lymphknoten und zur Sicherheit auch etwas umliegendes, gesundes Gewebe. Sobald mehr als 25 Prozent des Brustvolumens reseziert werden, sollte eine Rekonstruktion erfolgen“.
Rekonstruktion durch Implantate oder Eigengewebe?
Für den Wiederaufbau einer operierten oder entfernten Brust besteht heute die Möglichkeit, diese mit Eigengewebe, z.B. vom Rücken oder Bauch, oder aber mit Implantaten aufzubauen. Die jeweils beste Methode müsse individuell für jede Patientin geplant werden, betont Brustoperateurin Buchen: „ Die Vorteile von körpereigenem Gewebe ist , dass es ein Leben lang hält und sich natürlich anfühlt. Bei der Implantat- Rekonstruktion handelt sich um eine weniger aufwändige Operation, allerdings kann es sein, dass die Implantate einmal ausgetauscht werden müssen.
Auch bei sehr schlanken Frauen, die über wenig Eigenfett verfügen, bieten sich Implantate an“. Ein wichtiger Entscheidungsfaktor ist eine möglicherweise notwendige Folgebehandlung nach einer Brustoperation, z.B. eine Strahlen-, Chemo- oder Anti-Hormon-Therapie. Eine Bestrahlung kann als Nebenwirkung z.B. Entzündungen im Gewebe verursachen. Vor allem beim Aufbau mit Implantaten kann es später zu erheblichen Problemen kommen. Aber auch bei der Verwendung von Eigengewebe kann es zu Komplikationen kommen. „Hier bietet sich für die Patientin an, dass wir in einer ersten Operation die Brust entfernen und ein Implantat als Platzhalter einsetzen. Dann wird die Bestrahlung durchgeführt und in einem zweiten Eingriff erfolgt in einigem Abstand der Brustaufbau mit Eigengewebe“, so Dr. Buchen, „Idealerweise erfolgen Tumorentfernung und Brustrekonstruktion sonst in einem einzigen Eingriff“.
Wie lange dauert die Heilungsphase?
Abhängig vom Umfang des erfolgten Eingriffs, dauert eine Heilung nach erfolgter Brustkrebsoperation zwischen drei Wochen und drei Monaten. „In der Regel können wir unsere Patientinnen drei bis fünf Tage nach dem Eingriff entlassen“, sagt Dr. Buchen. „Um die Wunde und das neue Gewebe nicht zu strapazieren, sollten sie in der ersten Zeit nicht schwer heben und auch beim Sport eine Pause einplanen“. Die Nachsorge wird ebenfalls im Brustzentrum durchgeführt.
Was passiert bei einer Mastektomie?
Falls der Brustkrebs sich bereits auf den Großteil der Brust ausgedehnt hat, muss die Brustdrüse leider komplett entfernt werden. Selbst in diesem Fall können aber häufig die Brustwarze und die äußere Hautschicht erhalten werden, so dass der Eingriff nach einer Rekonstruktion später kaum sichtbar ist. Ein weiterer Grund für die Entfernung der gesamten Brust ist eine genetische Veranlagung, die ein hohes Brustkrebsrisiko birgt. Hollywood-Schauspielerin Angelina Jolie hat vor einigen Jahren Schlagzeilen gemacht, weil sie sich ohne Erkrankung, allerdings aufgrund dieser genetischen Veranlagung vorsorglich beide Brüste entfernen ließ. „Falls nahe Verwandte wie Mutter oder Schwester an Brustkrebs erkrankt sind, können Frauen ab einem Alter von 18 Jahren einen Test durchführen lassen, bei dem mutierte Gene, die Brustkrebs auslösen können, nachgewiesen werden. Ist dies der Fall, können Betroffene sich ab dem 25. Lebensjahr prophylaktisch beide Brüste entfernen lassen“, erklärt Brustoperateurin Buchen. In den USA entscheiden sich 50 Prozent der Risiko-Trägerinnen zu diesem Schritt, in Deutschland sind es bisher 15 Prozent, allerdings mit steigender Tendenz. „Mir ist in diesem Zusammenhang wichtig zu betonen, dass jede Frau das Recht auf eine bestmögliche Therapie hat. Nicht selten kommen auch Patientinnen, die woanders operiert wurden zu uns, die mit dem Ergebnis ihrer ersten Brustoperation nicht zufrieden sind. Aber heutzutage müssen Frauen nicht mehr mit Verformungen, Ungleichheiten oder ganz ohne Brüste leben. Daher ist es wichtig, dass von Anfang an der Schnitt richtig gesetzt wird, denn nach einer erfolgten Bestrahlung ist es riskanter für das Gewebe, erneut zu operieren. Viele Frauen wissen gar nicht, dass es noch weiterführende Operationen gibt“, so Dr. Buchen.
Betroffene Frauen sollten in jedem Fall ein zertifiziertes Brustzentraum aufsuchen, rät die Spezialistin. Wichtig sei, dass für diese Patientinnen ein kompetenter Ansprechpartner bereit steht, der sich nicht nur bemüht, den Brustkrebs zu heilen, sondern auch den berechtigten Wunsch nach Ästhetik und Erhalt der Lebensqualität erfüllen kann.