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Was wirklich hilft bei Knieproblemen

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PRIMO MEDICO Fachredaktion

Kniegelenksverletzungen

Was wirklich hilft bei Knieproblemen

Die meisten Knieverletzungen können heutzutage minimalinvasiv operiert werden. Bei Knorpelschäden dagegen hilft oft schon ein regelmäßiges Training.

Susanne Amrhein, PRIMO MEDICO

 

Immer mehr Menschen leiden unter Kniebeschwerden. Die Gründe dafür liegen in der Entwicklung unserer Gesellschaft, erklärt der Spezialist für Kniechirurgie an der Asklepios Klinik Hamburg St. Georg, Prof. Dr. med. Karl-Heinz Frosch: „Erstens bewegen sich Kinder mittlerweile viel zu wenig. Dadurch wird nicht genug Knorpelmasse im Knie aufgebaut, so dass sich im Erwachsenenalter schneller Arthrosen und Knorpelschäden bilden können. Zweitens sind immer mehr Menschen übergewichtig, so dass das Knie Lasten tragen muss, für das es nicht ausgelegt ist. Ein dritter Grund ist unser unsteter Lebenswandel.  Ein Manager arbeitet zehn Wochen lang an einem Projekt, hat währenddessen kaum die Chance, sich ausreichend zu bewegen, und fährt anschließend in den Wanderurlaub in die Alpen. Dieser plötzliche Belastungswechsel ist Gift für unsere Knie“.  Die Folge: Viele Menschen leiden bereits im Alter von vierzig bis fünfzig Jahren unter massiven Knieproblemen.

 

Regelmäßiges Training ist die beste Therapie

Dass die Knorpelmasse im Knie im Laufe unseres Lebens Schaden nehme, sei natürlich, erklärt Prof. Frosch. 25 Prozent aller Betroffenen mit Knorpelschäden leiden unter Problemen, wie z.B. Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen. Häufig werden diese auch durch Fehlstellungen ausgelöst, wie z.B. O- oder X-Beine, die unbehandelt mit einer Instabilität der Kniebänder einhergehen können und die Knorpelschicht über die Maßen belasten. Kniespezialist Frosch betont allerdings, dass sich Knorpelschwund bzw. Knorpelschäden vorbeugen und durchaus heilen ließen: „Die beste und erfolgreichste Prävention und Therapie bei schmerzhaften Knorpelveränderungen ist eine regelmäßige, gelenkschonende Bewegung. Natürlich gibt es individuell durchaus auch Einschränkungen. Bei Problemen mit der Kniescheibe sollte man nicht unbedingt Kniebeugen machen. Bei O- und X-Beinen hilft konsequentes aber sanftes Krafttraining. Wichtig ist, die Übungen oder seinen Sport kontinuierlich zu betreiben, mindestens zwei Mal pro Woche. Exzessives Krafttraining sollte dagegen vermieden werden, da dieses den Verschleiß eher fördert“.

 

Raten Ärzte zu schnell zu Knie-Operationen?

Wer in Zeitschriften und im Internet nach dem Thema „Knie-Operationen“ sucht, findet unzählige Artikel, Blogs und Leserbriefe, die vor überflüssigen Operationen warnen. Prof. Frosch hat einfache Tipps, wie Betroffene sicherstellen können, dass sie richtig beraten werden: Wichtig sei ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Arzt und Patient. Eine gute Beratung und Aufklärung seien selbstverständlich, so Prof. Frosch: „Scheuen sie sich auch nicht, eine Zweitmeinung einzuholen, wenn sie unsicher sind. Dies ist in Deutschland noch nicht weit verbreitet, ist aber seit Mitte 2015 ihr gutes Recht und hilft bei der Entscheidungsfindung. In der Regel ist jeder Arzt bereit, ein Zweitgutachten zu erstellen“. In der Regel können Ärzte ein Zweitgutachten über die gesetzliche Krankenversicherung abrechnen. Betroffene sollten sich aber vorher informieren, ob dies der Fall ist und ob eventuell Zusatzkosten anfallen.

 

Minimalinvasive Inspektion und Operation

Bei einigen Knieschäden oder Verletzungen führt an einem chirurgischen Eingriff kein Weg vorbei. Dies sei zum einen der Fall, wenn bei jüngeren Patienten traumatische oder akute Knorpelschäden entstanden sind. Ein hochinstabiles Kniegelenk müsse dringend operiert werden, so Prof. Frosch. Auch bei extremen Fehlstellungen wie z.B. X-und O-Beinen könnten Überdehnungen der Innen- oder Außenbänder entstehen, die nur mit einem chirurgischen Eingriff zu korrigieren seien. „95 Prozent der Kniebandchirurgie werden heutzutage athroskopisch durchgeführt“, beruhigt Prof. Frosch, „Selbst ein Teil der Knorpelzelltransplantationen wird bereits minimalinvasiv vorgenommen. Von den kleinen Schnitten bleiben kaum sichtbare Narben zurück. Die Infektionsrate ist durch diese moderne Form der Kniechirurgie ebenfalls zehn Mal geringer als noch vor Jahren“. Selbst wenn Teile des Knies irreparabel geschädigt sind und Prothesen eingesetzt werden müssen, sei dies heutzutage mit viel feinerer Technik möglich: „Es ist nicht unbedingt notwendig, das gesamte Gelenk zu ersetzen. In der Endoprothetik ersetzen wir mittlerweile auch Teilgelenke, wie z.B. nur die Kniescheibenrückfläche, die Seite oder Innenbereiche“, betont der Knieexperte.

 

Ausreichend Zeit für die Genesung einplanen

Auch wenn die Patienten in vielen Fällen bereits direkt nach ihrer Knieoperation wieder laufen können, sollten sie ausreichend Zeit für eine vollständige Genesung einplanen. „Der Heilungsprozess ist bei jedem Patienten unterschiedlich“, mahnt Prof. Frosch, „Ein Fußballer braucht nach einem Band-Eingriff sicher sechs bis neun Monate, ehe er wieder einsatzbereit ist. Nach dem Einsatz einer Endoprothese oder Schlittenprothese kann die Genesung ebenfalls bis zu neun Monate dauern, bei einer Knorpelzelltransplantation sogar bis zu eineinhalb Jahre“. Auch wie viel Schmerzen die anschließende Physiotherapie bewirken dürfe, sei vom Einzelfall abhängig und bedürfe unbedingt eines ärztlichen Rates. Bei manchen Verletzungen sei es notwendig, auch mal über einen Schmerzpunkt hinauszugehen. Aber die Faustregel laute „Auf den Schmerz hören“, rät Prof. Frosch. Eine gute Nachsorge sollte unbedingt in enger Abstimmung zwischen Arzt, Patienten und dem Therapeuten erfolgen.

 

Individuellere Diagnosen und Therapien vorantreiben

In den kommenden Jahren werde die Forschung athroskopische Operationsmethoden deutlich vorantreiben und versuchen, das Infektionsrisiko weiter zu reduzieren, glaubt Knieexperte Frosch. Wünschenswert sei auch eine noch feinere Differenzierung der Knietherapien. Auch wenn sich viele Knieprobleme grob betrachtet ähneln, müsse im Einzelfall genau abgewogen werden, ob z.B. ein Kreuzband konservativ behandelt, operativ erhalten oder ersetzt werden sollte. Für Prof. Frosch steht fest: Der klare Trend für die Zukunft seien individualisierte Kniebehandlungen. 

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