Spezialisten für Herzinfarkt
7 Spezialisten gefunden
Dr. med. Brunilda Alushi, PhD, FEACVI
Innere Medizin und Kardiologie, Prävention und bildgebende Diagnostik
München
Informationen zum Bereich Herzinfarkt
Was ist ein Herzinfarkt?
Unter einem Herzinfarkt versteht man einen vollständigen Verschluss einer Koronararterie (Herzkranzgefäß), der durch einen Thrombus (Blutplättchenpfropf) zustande kommt. Dadurch wird die Sauerstoffversorgung des Herzmuskels unterbrochen. Gelingt es nicht innerhalb kürzester Zeit den Verschluss zu beseitigen und die Durchblutung wieder herzustellen, kommt es zum Absterben der Herzmuskelzellen.
Was sind die Ursachen eines Herzinfarktes?
Die Hauptrolle bei der Entstehung des Herzinfarktes spielt die Arteriosklerose, die ihrerseits für die Ausbildung der Koronaren Herzkranheit verantwortlich ist. Dabei bilden sich die sogenannten Plaques (Ablagerungen) in den Gefäßwänden. Manche von diesen Plaques sind besonderes instabil und reißen. Ein natürlicher Mechanismus der Wundheilung, nämlich die Anlagerung der Bluttplättchen an der beschädigten Stelle, wird in diesem Fall zum Verhängnis. Es kommt zur Ausbildung eines Thrombus, der das betroffene Gefäß verschließt.
Risikofaktoren und frühe Hinweise
Da die meisten Herzinfarkte aus Arteriosklerose und koronarer Herzkrankheit hervorgehen, entsprechen die Risikofaktoren im Wesentlichen den Risikofaktoren für diese Erkrankungen. Dazu gehören:
- Dyslipidämie (zu hohe oder zu niedrige Spiegel verschiedener Blutfette, insbesondere zu hohes Blutcholesterin)
- Arterielle Hypertonie (zu hoher Blutdruck)
- Rauchen
- Diabetes mellitus
- Übergewicht
Die Symptome einer koronaren Herzkrankheit können daher als Vorboten eines möglichen Herzinfarktes gesehen werden. Bei dieser Erkrankung kommt es bei körperlicher oder psychischer Belastung, einem sehr vollen Magen oder bei Kälte zu Brustschmerzen, beziehungsweise einem Druckgefühl auf der Brust, die in Bauch, Rücken, Hals und den linken Arm ausstrahlen können. Diese körperliche Symptomatik geht in der Regel mit Angst und Unruhe einher, verschwindet aber, sofern es sich nicht um einen Herzinfarkt, sondern nur um eine koronare Herzkrankheit handelt, wenn die Belastung beendet wird.
Deutlich seltener kommt es bei Patienten oder Patientinnen, die nicht unter einer koronaren Herzkrankheit leiden, zu Herzinfarkten. Hier sind zum Beispiel eine Schilddrüsenüberfunktion, eine Vorerkrankung des Herzens, die zu Herzrasen führt, die Einnahme von Kokain oder eine Schwangerschaft weitere Risikofaktoren.
Welche Symptome treten bei einem Herzinfarkt auf?
Ein Herzinfarkt äußert sich vor allem durch starke Schmerzen in der Brust, die aber auch in andere Regionen ausstrahlen können, vor allem in den linken Arm, Oberbauch oder Hals. Dauern solche Schmerzen länger als fünf Minuten an, kann dies ein Zeichen für einen Herzinfarkt sein.
Auch ein besonders starkes Engegefühl in der Brust, als hätte man einen schweren Stein auf dem Brustkorb liegen, ist ein typisches Symptom. Es tritt jedoch bei Frauen öfter als bei Männern auf. Ebenfalls eher bei den Frauen verbreitet sind die unspezifischen Anzeichen, wie Übelkeit, Erbrechen, Luftnot und Schmerzen im Oberbauch. Da diese Symptome auch bei anderen weniger ernsthaften Erkrankungen auftreten können, bleibt ein Herzinfarkt bei Frauen oft unerkannt.
Was sind die Diagnosemöglichkeiten?
Eine Erstdiagnose kann in vielen Fällen bereits anhand der Beschwerden vorgenommen werden. Es sind jedoch meistens weitere Untersuchungen notwendig, um die Diagnose zu bestätigen und andere Erkrankungen auszuschließen.
Aufgrund der nekrotischen (abgestorbenen) Herzmuskelzellen treten bei einem Infarkt Herzrhythmusstörungen auf. Die beschädigten Zellen sind nicht mehr in der Lage, elektrische Impulse durch den Herzmuskel zu leiten. Diese Rhythmusstörungen können mit Hilfe des Elektrokardiogramms sichtbar gemacht werden.
Auch Blutuntersuchungen liefern eindeutige Hinweise auf einen Herzinfarkt. Bei dem Absterben der Zellen werden Enzyme (Eiweiße) frei, die in die Blutbahn gelangen und mit speziellen Untersuchungen nachgewiesen werden können. Ein besonders wichtiges Enzym bei dem Herzinfarkt ist die Kreatinkinase. Weiterhin können Echokardiografie und Herzkatheteruntersuchung zur Darstellung der betroffenen Gefäße angewendet werden.
Wie wird der Herzinfarkt behandelt?
Nach dem Auftreten des Herzinfarktes sind die ersten Minuten und Stunden entscheidend. Je früher mit einer Therapie angefangen werden kann, desto besser sind die Chancen auf eine Heilung. Aus diesem Grunde wird die erste Stunde nach dem Gefäßverschluss auch die goldene Stunde genannt. Bei den richtigen Sofortmaßnahmen können die krankhaften Veränderungen fast vollständig beseitigt werden.
Das Ziel der Therapie ist es, das verschlossene Gefäß wieder zu öffnen. Dafür stehen den Ärzten folgende Methoden zur Verfügung:
Die Thrombolysetherapie ist die medikamentöse Auflösung eines Blutgerinnsels. Dem Patienten werden intravenös Medikamente verabreicht, die entweder direkt oder indirekt durch Aktivierung körpereigener Abbausubstanzen zur Zerstörung des Thrombus führen. Ein großer Vorteil dieser Methode ist, dass bereits der Notarzt mit der Thrombolysetherapie beginnen kann.
Eine weitere Methode ist die Primär-PTCA (perkutane transluminale koronare Angioplastie) oder mit anderen Worten eine Ballondilatation und Stentimplantation an der betroffenen Engstelle mittels Herzkatheter.
Nach einem Herzinfarkt sollte der Patient oder die Patientin für mindestens 24 Stunden auf der Intensivstation überwacht werden. Vor der Entlassung aus dem Krankenhaus wird eine transthorakale Echokardiographie, eine Ultraschalluntersuchung des Herzens, durchgeführt, um die Pumpfunktion des, durch den Infarkt geschädigten Herzens, einzuschätzen und Komplikationen auszuschließen.
Um einem erneuten Herzinfarkt vorzubeugen und Komplikationen zu vermeiden, werden Medikamente verordnet. Dazu gehört eine duale Hemmung der Blutplättchen, meist durch ASS und Clopidogrel, sowie die Einnahme eines Statins zur Regulierung der Blutfette. Je nach Vorerkrankungen und dem Ergebnis der Ultraschalluntersuchung können weitere Dauermedikamente notwendig sein.
Nach der Entlassung aus der Klinik sollte eine Anschlussheilbehandlung (Reha) durchgeführt werden. Außerdem wird bei stattgehabtem Herzinfarkt eine Impfung gegen Pneumokokken empfohlen.
Prognose und Lebenserwartung nach einem Herzinfarkt
Für den weiteren Verlauf sind die ersten Stunden nach einem Herzinfarkt entscheidend. Ein Notarzt sollte bei Auftreten der Symptome und einem Verdacht auf Herzinfarkt sofort alarmiert werden. Studien belegen, dass es für die Überlebenschancen von besonderer Bedeutung ist, wie schnell der Patient in eine Klinik kommt. Fast jeder dritte Betroffene stirbt vor der Aufnahme in ein Krankenhaus. Nach einer Klinikaufnahme liegt die Sterblichkeit bei weniger als zehn Prozent.
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass eine Prognose umso besser ist, je weniger Risikofaktoren bei einem Patienten vorliegen. Für ein gesundes Herz sind viel Bewegung, gesunde Ernährung und Nikotinverzicht besonders wichtig.
Welche Ärzte/Ärztinnen und Kliniken sind Spezialisten für den Bereich Herzinfarkt?
Bei Symptomen, die für einen Herzinfarkt sprechen könnten, sollte die sofortige Vorstellung in einer internistischen Notaufnahme erfolgen. Die Diagnose und Behandlung eines Herzinfarktes fällt in den Fachbereich der Inneren Medizin und Kardiologie. Ein Teil der Nachbehandlung wird in der Regel durch den Hausarzt oder die Hausärztin übernommen.
Quellen
- Erdmann: Klinische Kardiologie. 8. Auflage Springer 2011, ISBN: 978-3-642-16480-4
- next.amboss.com/de/article/wS0hbf
- Visseren et al.: 2021 ESC Guidelines on cardiovascular disease prevention in clinical practice. In: European Heart Journal. Band: 42, Nummer: 34, 2021, doi: 10.1093/eurheartj/ehab484
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