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Definition: Was ist eine Aortendissektion?
Die Aortendissektion ist eine lebensbedrohliche Erkrankung, weil sie zum Reißen der Hauptschlagader und zu akuten Durchblutungsstörungen von Organen führen kann. Männer sind zehnmal häufiger betroffen als Frauen. Es handelt sich dabei um eine Aufspaltung der Schichten der Gefäßwand. Unbehandelt führt etwa die Hälfte der Aortendissektionen binnen 48 Stunden zum Tod. Der Betroffene verspürt plötzlich auftretende, starke Schmerzen.
Die Blutgefäße sind für den Transport des Blutes durch unseren Körper verantwortlich. Dabei unterscheidet man zwischen Blutgefäßen, die vom Herzen wegführen (Arterien) und Blutgefäßen, die zum Herzen hinführen (Venen). Die Aorta, auch Hauptschlagader genannt, ist die größte Arterie im menschlichen Organismus. Von der linken Herzkammer gelangt das sauerstoffreiche Blut in die Aorta. Die Aorta verläuft erst kopfwärts, macht dann über dem Herzen einen Bogen auf die linke Seite des Körpers und zieht anschließend links vor der Wirbelsäule durch den Brust- und Bauchraum nach unten. Von der Hauptschlagader wird das Blut in die kleinere, abzweigende Arterien geleitet. Das gesamte Blut muss durch die Aorta, bevor es Kopf, Arme und Beine versorgen kann.
Ursachen: Wie entsteht eine Aortendissektion?
Blutgefäße bestehen aus drei Wandschichten: Intima, Media und Adventitia (von innen nach außen). Kommt es zum Einriss der Innersten (Intima), kann das Blut in den entstandenen Hohlraum zwischen Intima und Media fließen. Durch diese Öffnung presst der Blutdruck das Blut zwischen die zwei Gefäßschichten. Der Hohlraum wird dadurch in Längsrichtung des Gefäßes immer weiter ausgedehnt. Die Größe des Hohlraums, der bei einer Aortendissektion entsteht, kann von einigen Millimetern bis zu mehreren Zentimetern variieren.
Man unterscheidet bei der Aortendissektion zwischen Typ A und Typ B. Diese Klassifikation beschreibt die Lokalisation des Einrisses der Gefäßwand. Typ A wird die Aufspaltung der Gefäßwand im Bereich der aufsteigenden Aorta und des Aortenbogens mit oder ohne Ausdehnung in die absteigende Aorta genannt. Als Typ B wird die Aufspaltung im Bereich der absteigenden Hauptschlagader bis in den Brustbereich oder weiter bezeichnet. Diese Unterscheidung ist in der Therapie von Bedeutung.
Die häufigsten Faktoren, die zu einer Aortendissektion führen sind Bluthochdruck, die Atherosklerose und angeborene Bindegewebserkrankungen. Die Atherosklerose ist mit Abstand die verbreitetste Form der Schädigung der Blutbahnen. In der Umgangssprache ist sie auch als Arterienverkalkung oder Arterienverhärtung bekannt. Sie liegt einer entzündlichen Reaktion der Gefäßwand zu Grunde. Bei der Entstehung der Atherosklerose spielen viele Faktoren eine Rolle. Risikofaktoren sind unter anderem Bluthochdruck, Nikotinkonsum, Zuckerkrankheit, Bewegungsmangel oder eine Störung des Fettstoffwechsels. Männer sind im Durchschnitt früher von Atherosklerose betroffen. Insgesamt nimmt sie mit dem Alter zu.
Angeborene Bindegewebserkrankungen wie das Ehlers-Danlos-Syndrom oder das Marfansyndrom stellen auch einen Risikofaktor zur Ausbildung einer Aortendissektion dar. Bei diesen Erkrankungen wird das Bindegewebe fehlerhaft aufgebaut und es kommt zu einer Instabilität aller Bindegewebe im Körper. Das betrifft dann auch die Stabilität der Gefäße.
Auch Entzündungen der Hauptschlagader begünstigen eine Aortendissektion. Diese Erkrankungen können infektiöse oder autoimmune Ursachen haben. Drogenmissbrauch, typischerweise Amphetaminkonsum, kann insbesondere bei jüngeren Patienten der Auslöser einer Aortendissektion sein.
Symptome: Was sind Anzeichen einer Aortendissektion?
Betroffene verspüren einen plötzlich auftretenden, sehr starken Schmerz. Er wird oft als zerreißend oder schneidend beschrieben. Je nachdem in welchem Teil der Aorta die Dissektion auftritt, ist der Schmerz woanders lokalisiert. Er kann hinter dem Brustbein oder zwischen den Schulterblättern sowie am Rücken mit Ausstrahlung in den Bauchraum auftreten. Der Schmerz kann bei einem Fortschreiten der Dissektion wandern.
Außer Schmerzen können noch andere Beschwerden infolge einer Aortendissektion auftreten. Verschlüsse und Verengungen von Gefäßen, die von der Aorta abzweigen, sind möglich. Durch eine Verlegung der aus dem Aortenbogen abgehenden Hirngefäßen, kann es zu Sprachstörungen, Halbseitenlähmungen und Bewusstlosigkeit kommen.
Wenn die Blutversorgung des Rückenmarks durch die Dissektion abgeschnitten ist, tritt eine Querschnittslähmung auf. Es ist möglich, dass es zu Schmerzen im Bauchraum kommt, wenn die Arterien, die den Darm oder die Nieren versorgen, verschlossen sind. Auch Arme und Beine können von den Durchblutungsstörungen betroffen sein.
Diagnose: Wie kann eine Aortendissektion festgestellt werden?
Für die Diagnose einer Aortendissektion ist die Patientensymptomatik ausschlaggebend. Bei jedem plötzlich auftretendem Schmerz im Brust-, Rücken- und Bauchraum muss der Arzt an eine Aortendissektion denken. Außerdem kann ein Blutdruckunterschied zwischen beiden Armen, ein Herzgeräusch oder die Symptomatik einer Durchblutungsstörung einen Hinweis auf die Krankheit geben. Wenn Blut abgenommen wird kann im Labor in fast allen Fällen ein erhöhter D-Dimer Wert festgestellt werden.
Bei einem Verdacht auf eine Aortendissektion können verschiedene Bildgebungen eingesetzt werden. Die Transösophageale Echokardiographie ist eine Ultraschalluntersuchung des Herzens, bei der der Ultraschallkopf über die Speiseröhre eingeführt wird. Die Effektivität dieser Untersuchung ist sehr vom Können und der Erfahrung des Arztes abhängig. Ultraschall, Kontrastmittelverstärkte Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT) sind weitere Möglichkeiten die Krankheiten bildlich darzustellen und zu diagnostizieren.
Therapie: Wie wird eine Aorendissektion therapiert?
Die medikamentöse Therapie besteht aus Blutdrucksenkung und Schmerzbehandlung.
Typ A Aortendissektionen sind Notfälle und sollten möglichst schnell operativ behandelt werden. Der betroffene Teil der Aorta wird bei der Operation durch eine Kunststoffprothese ersetzt.
Beim Typ B ist nur bei drohenden Komplikationen eine operative Behandlung notwendig. Wenn das der Fall ist, kommt beim Typ B auch eine endovaskuläre Reparatur infrage. Das heißt das Gefäß wird von innen (z.B. mit Gefäßprothesen oder Stents) repariert.
Welche Ärzte und Spezialisten sind für die Diagnose und Behandlung einer Aortendissektion zuständig?
Bei Verdacht auf Aortendissektion sollte sofort ein vom Notarzt begleiteter Transport in ein Herz- und Gefäßzentrum erfolgen. Die diagnostische Abklärung in der Klinik muss sich aufgrund des Zeitdrucks auf die Sicherung der Diagnose Aortendissektion beschränken. Die operative Behandlung wird von Fachärzten der Gefäßchirurgie durchgeführt.
Quellen:
Zeitschrift für Gefäßmedizin 2008; http://www.aerzteblatt.de; Duale Reihe, Innere Medizin; Herold, Innere Medizin 2016; Harrison, Innere Medizin
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