Spezialisten für Stressinkontinenz
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Informationen zum Bereich Stressinkontinenz
Was ist Stressinkontinenz?
Die Stressinkontinenz ist eine bestimmte Form der Harninkontinenz. Sie ist mit 35-45% die häufigste Inkontinenzform der Frau. Sie kann aber auch bei Männern z.B. nach Operationen an der Prostata auftreten. Bei der Belastungsinkontinenz kommt es bei Druckänderungen im Bauchraum z.B. durch Lachen oder Niesen zu ungewolltem Urinabgang. Diese Erkrankung ist auf eine Schwäche der Verschlussmechanismen der Harnröhre zurückzuführen.
Die Stressinkontinenz ist sehr häufig mit einer Dranginkontinenz, Blasenentleerungsstörungenoder mit einer Senkung der weiblichen Geschlechtsorgane (Descensus) kombiniert. Da Inkontinenz in unserer Gesellschaft leider ein großes Tabuthema ist, wenden sich die meisten Betroffenen erst nach 3-5 Jahren an einen Arzt.
Wie entsteht eine Belastungsinkontinenz?
Aufgrund einer Schwäche des Beckenbodens und Schwäche des Blasenschließmuskels kommt es zur Stressinkontinenz. Oft ist der stabilisierende Bandapparat der Harnröhre mitgeschädigt. Ein Beckenbodensenkung kann diese Erkrankung weiter verstärken. Übergewicht, schwere körperliche Arbeit und chronischer Husten belasten den Beckenboden sehr stark und sind damit prädisponierende Faktoren für die Entwicklung einer Belastungsinkontinenz. Während der Schwangerschaft tritt bei 50% der Frauen Stressinkontinenz auf und bei 6% davon bleibt sie nach der Geburt nach den Rückbildungsvorgängen weiter bestehen. Auch Schwangerschaft und vaginale Geburt sind begünstigende Faktoren für die Ausbildung dieser Erkrankung.
Die Schweregrade der Stressinkontinenz
Diese Form der Harninkontinenz kann anhand ihres Auftretens in 3 Schweregrade eingeteilt werden.
- Bei Grad 1 der Stressinkontinenz kommt es zu Urinverlust bei schneller Druckerhöhung im Bauchraum, z.B. Husten, Niesen, Lachen.
- Grad 2 zeichnet sich aus durch unwillkürlichen Harnverlust bei leichter körperlicher Belastung, wie Laufen, Heben, Treppensteigen.
- Unter Grad 3 versteht man die absolute Harninkontinenz bei der es zu Urinverlust ohne Belastung kommt.
Was tun bei Stressinkontinenz?
Bei der Behandlung dieser Inkontinenzform gibt es die Möglichkeit konservativer und operativer Therapieansätze.
Konservative Stressinkontinenz Therapie
Der Erfolg der konservativen Therapie ist vom Schweregrad der Krankheit und von der Konsequenz bei der Übungsanwendung abhängig. Zunächst sind stets konservative Methoden anzustreben. Dabei gibt es die Option der physiotherapeutischen Stärkung des Beckenbodens und des Trainings der bewussten Beckenbodenkontraktion. Diese Therapieform zeigt bei konsequenter Durchführung selbst bei fortgeschrittenem Schweregrad noch gute Erfolge.
Ein zusätzliches Biofeedbacktraining ist häufig noch effektiver. Beim Biofeedback wird die Kontraktion von einem Computer aufgezeichnet und in ein visuelles oder akustisches Signal umgewandelt. D. h. der Patient hört/sieht, ob er tatsächlich an der richtigen Stelle arbeitet. Bei sehr hohem Operationsrisiko können Pessare in die Scheide eingesetzt werden. Diese dienen der Anhebung von Gebärmutter und Blasenhalsregion und können eine Symptomlinderung verschaffen.
Stressinkontinenz Operation
Bei den operativen Methoden gibt es heute verschiedene Operationstechniken, die angewandt werden können. Welche hierbei zum Einsatz kommt hängt ab von der Schwere der Symptome und, da es oft zu kombinierten Problemen durch Inkontinenz und Descensus kommt, von der Abschätzung welche Beschwerden im Vordergrund stehen. Das generelle Prinzip der Eingriffe besteht aus der Stabilisierung der Harnröhre hinter der Symphyse (Schambeinfuge).
Lange Zeit war die weltweit erfolgreichste Methode die Methode von Burch. Diese ist heute aber meist ersetzt durch eine minimalinvasive Schlingeneinlage unter die Harnröhre (tension free vaginal tape, =TVT, „Bändchen-OP“). Dabei wird ein Kunststoffband unter die Harnröhre gelegt, an der Bauchdecke fixiert. Die Harnröhre wird damit stabilisiert. Defekte der Beckenbodenmuskulatur werden mittels Scheiden-Damm-Plastik behoben.
Welche Fachärzte und Kliniken sind Spezialisten für Stressinkontinenz?
Wer unter Harninkontinenz leidet, fragt sich: Welcher Arzt ist der richtige Ansprechpartner. Zunächst sollten Sie mit Ihrem Hausarzt oder Gynäkologen sprechen. Der kann entscheiden, ob eine Überweisung zum Urologen oder zu einem Kontinenzzentrum notwendig ist. Eine Liste von Kontinenz- und Beckenbodenzentren und ärztlichen Beratungsstellen in Deutschland, Schweiz und Österreich finden Sie bei der Deutschen Kontinenz Gesellschaft.
Falls Sie unter unwillkürlichem Urinverlust leiden und sich deshalb bisher nicht an einen Arzt gewandt haben, scheuen Sie sich nicht sich an einen unserer Experten zu wenden. Bei frühzeitiger Diagnose und schnellem Eingreifen kann Stressinkontinenz sehr gut behandelt und in der Regel immer gebessert werden!
Quellen:
Gynäkologie und Geburtshilfe; Thomas Weyerstahl, Manfred Stauber; Duale Reihe; 4. Auflage, 2013
Patienteninformation der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) und des Berufsverbandes Deutscher Urologen (BDU) über Harninkontinenz
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