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Was ist eine Epiphyseolysis capitis femoris (ECF)?
Unter einer Hüftkopflösung, im Medizinischen auch als Epiphyseolysis capitis femoris genannt, versteht man ein Abkippen des Oberschenkelkopfes gegenüber dem Oberschenkelhals im Hüftbereich. In etwa 90% der Fälle löst sich in der Folge der Oberschenkelkopf ab.
Die Erkrankung betrifft zumeist übergewichtige Jugendliche zwischen dem 12. und 16. Lebensjahr. Jungen sind deutlich häufiger betroffen als Mädchen. Die Ablösung entsteht im Bereich der sogenannten Epiphysenfuge, also der Wachstumsfuge, die sich erst im Laufe des Knochenwachstums verschließt.
Man unterscheidet eine akute von einer chronischen Verlaufsform. Während die akute Form sich durch plötzliche starke Schmerzen präsentiert, entwickelt sich die chronische Form über einen längeren Zeitraum und ist meist deutlich schwerer zu diagnostizieren.
Die Behandlung einer Epiphyseolysis capitis femoris erfolgt stets operativ.
Was sind die Ursachen für eine Hüftkopflösung bei Kindern & Jugendlichen?
Das Abkippen des Hüftkopfes im Rahmen dieser Erkrankung entsteht durch eine zu lockere Wachstumsfuge.
Das wachsende Skelett unterscheidet sich noch sehr stark von dem eines erwachsenen Menschen. Die einzelnen Knochen bestehen zunächst aus Knochenkernen und knorpeligen Anteilen, die erst im Laufe der Zeit verknöchern. Das Längenwachstum vollzieht sich dabei im Bereich der Wachstumsfuge (Epiphysenfuge)
Während der Pubertät kommt es bei vielen Jugendlichen zu einem stärkeren Wachstumsschub und die Wachstumsfuge bildet vermehrt Knorpel. Die Verknöcherung vollzieht sich erst mit zeitlicher Verzögerung, sodass der Bereich besonders instabil ist. Durch die mechanische Belastung des Oberschenkelknochens im Hüftbereich kann es dann zur Abkippung nach hinten und schließlich zur Hüftkopflösung kommen.
Als besonders gefährdet gelten Jugendliche mit Übergewicht oder einem schnellen Hochwuchs. Auch der Einfluss genetischer Faktoren wird diskutiert. Ausgeschlossen werden kann aber, dass Unfallgeschehen zum plötzlichen Abrutschen des Oberschenkelkopfes führen könnten.
Welche Symptome treten auf?
Hinsichtlich der Symptomatik einer Epiphyseolysis capitis femoris muss zwischen der akuten und der deutlich häufigeren schleichenden Verlaufsform unterschieden werden.
Akute Hüftkopflösung
Die akute Epiphyseolysis capitis femoris kann isoliert auftreten oder sich aus der chronischen Form entwickeln. Hierbei kommt es zum plötzlichen starken Abkippen des Oberschenkelkopfes gegenüber dem Oberschenkelhals. Dies verursacht akut starke Schmerzen und Bewegungseinschränkungen. Die Jugendlichen haben entweder ein stark hinkendes Gangbild oder sind komplett gehunfähig. Das betroffene Bein erscheint verkürzt und steht meist nach außen gedreht und abgespreizt.
Schleichende Hüftkopflösung
In etwa 90% der Fälle liegt die schleichende Form der Epiphyseolysis capitis femoris vor. Die Beschwerden sind dabei weniger spezifisch und entwickeln sich über mehrere Monate. Die Betroffenen beklagen zumeist Schmerzen im Bereich der Leiste, des oberen Oberschenkels oder auch im Kniebereich. Auch hier kommt es meist zur außenrotierten Stellung des Beines der entsprechenden Seite. In etwa der Hälfte der Fälle tritt die Erkrankung im Verlauf auf beiden Seiten auf.
Wie diagnostiziert der Spezialist eine Epiphyseolysis capitis femoris?
Die Diagnose Hüftkopflösung wird vor allem aufgrund des klinischen Erscheinungsbildes gestellt und dann durch eine Röntgenaufnahme bestätigt. Somit bilden die Erhebung einer ausführlichen Anamnese und die körperliche Untersuchung stets die ersten Schritte der Diagnostik.
Verschiedene funktionelle Tests dienen in der klinischen Untersuchung dazu, die Ursache der Beschwerden zu identifizieren. Typisch ist ein positives Drehmann-Zeichen. Dabei versucht der Untersucher beim liegenden Patienten das Bein in der Hüfte anzuwinkeln. Aufgrund der Abkippung des Hüftkopfes ist dies nur bei gleichzeitiger Außenrotation und Abspreizung des Beines möglich.
Auf die körperliche Untersuchung folgen dann bildgebende Verfahren. Dabei kann in einem ersten Schritt eine Ultraschalluntersuchung der Hüftgelenke erfolgen. Die endgültige Diagnose wird dann jedoch mit Hilfe eines Röntgenbildes der beiden Hüftgelenke bestätigt. Hierbei kann zwischen drohender und beginnender Hüftkopflösung unterschieden werden. Ist das Röntgenbild unauffällig, dann kann gegebenenfalls auch eine MRT-Untersuchung hilfreich sein, um eine Auflockerung der Wachstumsfuge festzustellen.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es und wie ist der Ablauf?
Eine Epiphyseolysis capitis femoris wird stets operativ behandelt. Das Ziel dabei ist es, den Winkel und die Achsenstellung zwischen dem Oberschenkelkopf und dem Schenkelhals wieder herzustellen. Die Operation findet meist unter Vollnarkose und im Rahmen eines kurzen stationären Aufenthaltes statt.
Die Operationsmethode hängt davon ab, wie stark der Hüftkopf abgekippt ist. Bei einem Abrutschwinkel von weniger als 30° werden spezielle Drähte oder auch Schrauben eingesetzt. Bei jüngeren Kindern vor dem 14. Lebensjahr sollte zudem auch in Erwägung gezogen werden, die Gegenseite ebenfalls zu fixieren, um hier einem Abkippen vorzubeugen.
Abrutschwinkel von über 30° machen ein aufwändigeres Vorgehen notwendig. Im Rahmen der sogenannten Korrekturosteotomie wird dabei der Oberschenkelknochen nahe des Schenkelhalses durchtrennt, um diesen dann in eine optimale Stellung zu bringen. Anschließend werden auch hier die Knochen mit Hilfe von Schrauben fixiert.
Nachbehandlung, Prognose und Heilungsverlauf
Nach der Operation muss für etwa sechs Wochen eine Teilbelastung an Unterarmgehstützen erfolgen. Wurde eine Korrekturosteotomie durchgeführt, dann sollte das Hüftgelenk für etwa 12 Wochen entlastet werden, um ein optimales Ausheilen des Oberschenkelknochens zu ermöglichen. Anschließend kann die Belastung schrittweise erhöht werden. In der Regel wird während dieser Zeit eine begleitende Physiotherapie verordnet.
Die eingebrachten Drähte oder Schrauben werden bis zur Vollendung des Wachstums belassen und dann im Rahmen eines kurzen operativen Eingriffs entfernt. Besonders in den ersten zwei Jahren nach der Behandlung sollten in regelmäßigen Abständen Kontrolluntersuchungen erfolgen, um das Operationsergebnis zu beurteilen.
Zu den möglichen Komplikationen einer Epiphyseolysis capitis femoris gehören die Entwicklung einer Hüftkopfnekrose sowie die frühzeitige Entwicklung einer Arthrose des Hüftgelenkes. Je stärker die Abkippung des Hüftkopfes ausgeprägt ist, desto höher ist das Risiko für die Entwicklung von Folgeschäden.
Das Abkippen des Hüftkopfes kann zur Schädigung von Gefäßen im Bereich der Wachstumsfuge führen, sodass der Hüftkopf schlechter durchblutet wird. In der Folge kann eine Hüftkopfnekrose entstehen, die unter Umständen eine weitere operative Versorgung notwendig machen kann.
Ebenso kann der Hüftkopf nach der Operation in einer ungünstigen Stellung ausheilen. Dies verursacht zwar zunächst keine Beschwerden, begünstigt aber die frühzeitige Entstehung von Verschleißerscheinungen am Hüftgelenk. Man spricht dabei von der sogenannten Coxarthrose.
Um Komplikationen zu vermeiden, sollte die Diagnose einer Epiphyseolysis capitis femoris daher immer so früh wie möglich gestellt werden. Bei einer frühzeitigen und sorgfältigen Therapie ist die Prognose sehr gut und die Erkrankung kann erfolgreich behandelt werden, ohne dass die Betroffenen in ihrem weiteren Leben Einschränkungen bemerken.
Welche Ärzte und Kliniken sind Spezialisten für Epiphyseolysis capitis femoris?
Spezialisiert auf die Diagnostik und Behandlung einer Epiphyseolysis capitis femoris sind Fachärzte für Kinderorthopädie und Kinderchirurgie. Sie sind die kompetentesten Ansprechpartner, um das Krankheitsbild frühzeitig zu erkennen und eine adäquate Therapie einzuleiten.
Die Suche nach einem kompetenten und fachkundigen Spezialisten kann eine große Herausforderung darstellen. Wir haben es uns daher zur Aufgabe gemacht, Patienten und passende Behandler zusammenzubringen, um eine medizinische Behandlung auf höchstem Niveau und nach neusten wissenschaftlichen Standards zu ermöglichen.
Sämtliche hier gelisteten Fachärzte wurden von uns sorgfältig überprüft und hinsichtlich ihrer Erfahrung im Bereich Hüftkopflösung ausgewählt. Sie alle sind Experten ihres jeweiligen Fachgebietes und erwarten Ihre Behandlungsanfrage.
Quellen:
- Joachim Grifka: Orthopädie Unfallchirurgie. 10 Auflage. Springer-Verlag 2021.
- Mazda Farshad: Lehrbuch Orthopädie. 2. Auflage. Springer-Verlag 2023.
- www.universimed.com/ch/article/orthopaedie-traumatologie/epiphysiolysis-notfallversorgung-48124
- Amboss, Nachschlagewerk für Mediziner. next.amboss.com/de/article/MQ0M9f
Fachbeiträge
Minimal-invasive Hüft-Operationen: Dr. Jochen Jung
Bei Hüftschmerzen durch fortgeschrittene Coxarthrose der Hüfte (Hüftarthrose) hilft oft nur noch eine Prothese. Von Vorteil sind minimal-invasive OPs.