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Informationen zum Bereich Elektrokonvulsionstherapie
Was ist die Elektrokonvulsionstherapie (EKT)?
Die Elektrokonvulsionstherapie, auch als Elektrokrampftherapie bekannt, gehört zu den Hirnstimulationsverfahren und wird bei schweren psychischen und psychiatrischen Erkrankungen eingesetzt. Hier wird bei den Patienten unter kontrollierten Bedingungen ein Krampfanfall ausgelöst, der die Aktivität verschiedener Nervenzellen im Gehirn beeinflusst und somit zur Besserung der bestehenden Symptome beitragen kann.
Bereits in den 1930er Jahren wurden bei Patienten erstmals Krampfanfälle durch die Gabe von Medikamenten zu therapeutischen Zwecken ausgelöst. Im Laufe der Zeit wurde das Verfahren stetig weiterentwickelt und gilt bei bestimmten Diagnosen als vielversprechende Behandlungsmethode. Auch wenn viele Vorurteile über die Elektrokonvulsionstherapie existieren, handelt es sich um ein etabliertes Verfahren, deren Wirksamkeit in mehreren Studien nachgewiesen werden konnte.
Wirkung der Elektrokonvulsionstherapie
Der genaue Wirkmechanismus der Elektrokrampftherapie konnte bislang nicht eindeutig nachgewiesen werden. Das Verfahren gehört neben der transkraniellen Magnetstimulation zu den Neurostimulationsverfahren, es beeinflusst also die Funktionsweise von Nervenzellen. Die Wirksamkeit beruht darauf, bei den Patienten einen generalisierten Krampfanfall auszulösen.
Ein Krampfanfall, oder auch epileptischer Anfall, wird in der Medizin definiert als eine vorübergehende Funktionsstörung von Nervenzellen der Hirnrinde durch eine synchrone elektrische Entladung. Dies führt zu den charakteristischen zuckenden Krampfbewegungen. In der EKT wird versucht, die Nervenzellen durch diese kurzzeitige starke Aktivierung wieder in einen besseren Funktionszustand zu versetzen, um psychische Symptome zu lindern.
Der Krampfanfall bei einer Elektrokonvulsionstherapie wird durch Elektroden ausgelöst, die am äußeren Schädel angebracht werden. Die Patienten erhalten für die Behandlung eine kurze Narkose und werden beatmet. Zudem verhindern bestimmte Medikamente das Zucken der Muskulatur. Somit ist das Verfahren vollkommen schmerzfrei.
Gründe für eine Elektrokonvulsionstherapie
Das Haupteinsatzgebiet der Elektrokonvulsionstherapie sind schwere depressive und psychotische Erkrankungen. Das Verfahren kommt meist dann zum Einsatz, wenn die psychotherapeutischen und medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten keine ausreichende Wirksamkeit zeigen. Auch bei lebensbedrohlichen Krankheitszuständen wie der Verweigerung von Nahrung oder Selbstmordgefahr kommt die EKT zur Anwendung, da sie meist eine schnellere Wirksamkeit verspricht als herkömmliche Verfahren.
Die beste Wirksamkeit ist für Patienten mit einer schweren Depression nachgewiesen. Vor allem bei älteren Menschen und zusätzlichem Vorliegen von psychotischen Symptomen wie Wahnvorstellungen können oft sehr gute Ergebnisse erzielt werden. Bei etwa 50-90% der Betroffenen verschwinden die Symptome dabei sogar vollständig.
Neben der schweren Depression bilden schwere Formen der Schizophrenie ein weiteres mögliches Behandlungsfeld der EKT. Schizophrenien treten meist phasenweise auf und können dabei ein breites Spektrum an Symptomen aufweisen. Möglich sind wahnhafte Vorstellungen, Halluzinationen, aber auch starke Antriebslosigkeit bis hin zur Apathie.
Obwohl die Elektrokonvulsionstherapie zwar vor allem beim Versagen alternativer Behandlungsmöglichkeiten eingesetzt wird, sollte sie bereits frühzeitig in Erwägung gezogen werden. Viele Studien konnten belegen, dass die Wirksamkeit der EKT mit zunehmender Erkrankungs- und Behandlungsdauer abnimmt, weshalb ihre Anwendung auch in frühen Krankheitsstadien erwogen werden sollte.
Die Elektrokrampftherapie kommt zwar für viele Patientengruppen in Frage, dennoch sollte sie bei Vorliegen bestimmter Faktoren nicht eingesetzt werden. Zu diesen sogenannten Kontraindikationen gehören beispielsweise vor kurzem stattgehabte Herzinfarkte oder Schlaganfälle, Thrombosen, erhöhter Hirndruck oder Gefäßerkrankungen des Gehirns. Auch bei Schwangeren sollte die EKT nur in absoluten Ausnahmefällen zur Anwendung kommen.
Ablauf einer Elektrokonvulsionstherapie
Das Verfahren findet nach ausführlicher Beratung und Aufklärung durch den behandelnden Arzt statt. Im Vorwege werden die Patienten zudem vollständig internistisch und neurologisch untersucht. Ebenso erfolgt eine Voruntersuchung durch einen Narkosearzt. Für die Elektrokonvulsionstherapie ist meist ein kurzer stationärer Aufenthalt von etwa einer Nacht notwendig.
Die Patienten erhalten für die Behandlung eine kurze Narkose, dabei werden sie über eine spezielle Maske beatmet, sodass der Körper kontinuierlich mit ausreichend Sauerstoff versorgt wird. Zudem sorgen sogenannte Muskelrelaxantien dafür, dass die Muskulatur auch während des hervorgerufenen Krampfanfalls entspannt bleibt. Meist verkrampfen sich lediglich die Muskeln im Bereich der Augen, da sie sich in der Nähe der Elektroden befinden.
Während der gesamten Untersuchung werden die Patienten engmaschig überwacht. Dazu werden Blutdruck, Puls, Sauerstoffsättigung und die Hirnaktivität (Elektroenzephalogramm, EEG) aufgezeichnet.
Nachdem der Patient in Narkose versetzt wurde, können die Elektroden an definierten Punkten über dem Schädel angebracht werden. Über diese wird ein elektrischer Impuls abgegeben und ein Krampfanfall ausgelöst. Das Gehirn beendet diesen Krampfanfall dann nach etwa 60 bis 90 Sekunden von selbst, sodass keine Medikamentengabe notwendig ist. Das gesamte Verfahren ist dabei absolut schmerzfrei für die Patienten.
Die Narkose wird nach einer kurzen Zeit von etwa 10 Minuten wieder beendet und der Patient wird in den Aufwachraum gebracht. Nach einer gewissen Überwachungszeit können die Patienten dann auf ein Zimmer gebracht und am nächsten Tag wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden.
In der Regel finden die Behandlungen etwa zwei- bis dreimal wöchentlich über einen Zeitraum von drei bis vier Wochen statt. Im Durchschnitt sind etwa 10 Sitzungen notwendig, um ein zufriedenstellendes Ergebnis zu erzielen.
Wird die EKT zur Erhaltungstherapie angesetzt, dann liegen zwischen den einzelnen Behandlungen längere Zeitabstände. Diese werden individuell gewählt und können mit zunehmender Behandlungsdauer verlängert werden.
Welche Nebenwirkungen sind möglich?
Die Elektrokonvulsionstherapie gilt insgesamt als ein risikoarmes Behandlungskonzept. Hier ist besonders hervorzuheben, dass die EKT keine strukturellen Schäden am Gehirn verursacht und auch keine Epilepsie auslöst, bei der die Krampfanfälle unkontrolliert auftreten würden. Zu den häufigeren Nebenwirkungen gehören Schwindel, Kopfschmerzen oder auch muskelkater-ähnliche Schmerzen. Diese können in der Regel rein symptomatisch behandelt werden und bilden sich wieder zurück.
Seltener kann es nach der Behandlung zu einer vorübergehenden Verwirrung, Wortfindungsstörungen oder auch Gedächtnisstörungen kommen. Sehr selten können auch langfristig Gedächtnislücken auftreten.
Wer trägt die Kosten für eine Elektrokonvulsionstherapie?
Sowohl die privaten als auch die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen in der Regel die Kosten einer Elektrokonvulsionstherapie. Bei etwaigen Unsicherheiten empfiehlt es sich, die Kostenübernahme im Vorwege der ersten Behandlung mit der entsprechenden Klinik oder der zuständigen Krankenversicherung zu besprechen.
Welche Ärzte sind Spezialisten für Elektrokonvulsionstherapie?
Die Elektrokonvulsionstherapie ist ein wirksames und etabliertes Verfahren bei verschiedenen psychischen und psychotischen Erkrankungen. Daher sind Fachärzte für Psychotherapie und Psychiatrie die kompetentesten Ansprechpartner. Während der Behandlung arbeiten diese eng mit Fachärzten der Anästhesie zusammen.
Die Elektrokrampftherapie ist trotz zahlreicher Wirkungsbelege in verschiedenen, kontrollierten Studien noch immer mit vielen Vorurteilen behaftet. Daher ist eine professionelle Beratung durch fachkompetente und erfahrene Spezialisten besonders wichtig, um diese Vorurteile abzubauen und eine medizinische Behandlung auf höchstem Niveau zu ermöglichen.
Wir haben sämtliche hier gelisteten Fachärzte sorgfältig überprüft und ausgewählt. Sie alle sind Experten auf dem Gebiet der Elektrokonvulsionstherapie und verfügen über weitreichende Erfahrung. Überzeugen Sie sich selbst von der Fachkompetenz unserer Ärzte und vereinbaren Sie direkt ein erstes persönliches Beratungsgespräch.
Quellen:
- Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e.V. (DGPPN) www.dgppn.de/_Resources/Persistent/9cd2c06b085a4fa3315f5a68b27a832b7309d34a/2022-07-04_DGPPN-Stellungnahme_EKT_FIN.pdf
- www.dgppn.de/_Resources/Persistent/e06f9f009532ab7ec4e098a5cec77a74e5ebcd72/EKT%20in%2024%20Fragen_web.pdf
- www.springermedizin.de/emedpedia/detail/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/elektrokonvulsionstherapie-hirnstimulationsverfahren
- Max-Planck-Institut für Psychiatrie www.psych.mpg.de/2764047/elektrokonvulsionstherapie
- Amboss, Nachschlagewerk für Mediziner next.amboss.com/de/article/wM0hIg
- www.g-ba.de/downloads/40-268-8092/2021-12-07_AM-RL-XII_Esketamin_Aenderung-Therapiekosten_D-658_TrG.pdf