Spezialisten für Erstbehandlung bei Querschnittlähmung
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Informationen zum Bereich Erstbehandlung bei Querschnittlähmung
Erstversorgung nach dem Unfall: Wie wird eine Querschnittlähmung diagnostiziert und wie erfolgt die Akutversorgung?
Laut einer Statistik des Arbeitskreises Querschnittlähmung der DGUV, BG Klinikum Hamburg sind 45% aller Querschnittlähmungen unfallbedingt. Darunter sind Verkehrsunfälle die häufigste Ursache, gefolgt von Sportunfällen.
Da es sich häufig um schwere Unfälle handelt, steht in der Akutversorgung zunächst die Überprüfung und Sicherung der Vitalparameter, also die Stabilisierung von Atmung und Herzkreislauf im Vordergrund.
Ist die Patientin oder der Patient bei Bewusstsein, kann eine Anamnese erhoben werden. Wird dabei zum Beispiel eine starke Gewalteinwirkung auf den Rücken, eine Lähmung oder eine Sensibilitätsdefizit beschrieben, ergibt sich der Verdacht auf ein Querschnittsyndrom. Motorische und sensible Defizite werden außerdem in einer orientierenden neurologischen Untersuchung. Bei Verdacht auf eine Querschnittlähmung erfolgt schnellstmöglich der Transport in ein Krankenhaus mit neurologischen und unfallchirurgischen Kapazitäten.
Wie wird die Wirbelsäule stabilisiert und welche Maßnahmen werden zur Verletzungsprävention ergriffen?
Für den Transport in den Rettungswagen und weiter ins Krankenhaus muss die Wirbelsäule stabilisiert werden, da es sonst zu weiteren Verletzungen des Rückenmarks, zum Beispiel durch Knochenbruchstücke, kommen kann.
Hierfür gibt es spezielle Rettungstragen, die sogenannten Spineboards, auf denen der Patient oder die Patientin mit Gurten festgeschnallt wird. Besonders, wenn eine Bergung aus einer beengten Situation erfolgen muss, kommen auch Vakuummatratzen zum Einsatz. Diese werden um den Körper herum angedrückt, während ein Vakuum eingeleitet wird, sodass sie fest werden und passgenau immobilisieren und stabilisieren.
Bei Verdacht auf eine Verletzung der Halswirbelsäule oder ein Schädel-Hirn-Trauma wird eine Zervikalstütze angelegt, eine Art feste Halskrause, die den Nackenbereich schützt.
Zeigt sich in der bildgebenden Untersuchung im Krankenhaus ein instabiler Wirbelbruch muss später eine Operation erfolgen, um den Knochen dauerhaft zu stabilisieren.
Welche neurologischen Untersuchungen und Bildgebungstechniken werden zur Diagnosestellung eingesetzt?
Die Diagnostik bei einer unfallbedingten Querschnittlähmung basiert auf einer gründlichen klinisch-neurologischen Untersuchung.
Die motorische Funktion wird getestet, indem verschiedene Bewegungen unter Ausschaltung der Schwerkraft, gegen die Schwerkraft, sowie gegen durch die untersuchende Person ausgeübten Widerstand ausgeführt werden. Zudem erfolgt eine Testung verschiedener Reflexe. Sogenannte Kennmuskeln lassen sich einer bestimmten Höhe des Rückenmarks zuordnen, sodass die Höhe der Schädigung eingeschätzt werden kann. Die Sensibilität der Haut wird ebenfalls getestet, wobei auch hier bestimmte Areale einer bestimmten Läsionshöhe zugeordnet werden können. So kann die bildgebende Diagnostik gezielt eingesetzt werden.
Bildgebende Verfahren wie Röntgen, CT und MRT kommen zum Einsatz, um die Verletzung genau zu beurteilen und gegebenenfalls einen operativen Eingriff zu planen. Zusätzlich werden Blutuntersuchungen durchgeführt, zum Beispiel um einen kritischen Blutverlust im Zuge des Unfalls auszuschließen.
Neurourologische Untersuchungen bestimmen den Restharn nach Wasserlassen und das Harnstrahlvolumen in einer bestimmten Zeitspanne um die Blasenfunktion zu quantifizieren.
Durch neurophysiologische Untersuchungen, bei denen Nervenzellen elektrisch stimuliert werden, kann die verbliebene Leitfähigkeit des geschädigten Rückenmarksabschnittes eingeschätzt werden.
Was sind die Herausforderungen bei der Akutbehandlung der Neurologischen Schockphase?
Durch die plötzlich fehlende Funktion vegetativer Nervenzellen kommt es beim spinalen Schock zu einer Weitung der Blutgefäße in der Peripherie und somit zu einem starken Abfall des Blutdrucks. Geschieht dies aus anderen Gründen, zum Beispiel durch Hitze, steigt die Herzfrequenz kompensatorisch an, sodass das vom Herzen gepumpte Blutvolumen kaum reduziert ist. Dieser Herzfrequenzanstieg ist aber im spinalen Schock nicht möglich, da er ebenfalls durch die vegetativen Bahnen vermittelt wird. Daher kann es zu einer instabilen Kreislaufsituation kommen, die durch Gabe von Infusionen und blutdruck- und herzfrequenzsteigernden Medikamenten behandelt werden muss.
Durch die erweiterten Blutgefäße geht dem Körper außerdem mehr Wärme verloren, sodass die Körpertemperatur überwacht und der Wärmeerhalt gesichert werden muss.
Befindet sich die Rückenmarkschädigung im oberen Halsbereich, kommt es zu einer Atemlähmung. Dann ist eine künstliche Beatmung überlebensnotwendig.
Um weiteren Schäden am Rückenmark vorzubeugen, ist in der Regel frühzeitig eine Operation nötig, um Blut, Bandscheibengewebe oder Knochenbruchstücke aus dem Wirbelkanal zu entfernen und instabile Frakturen zu behandeln.
Da die Funktion von Blase und Darm im spinalen Schock beeinträchtigt sind, muss die Harnableitung über einen Dauerkatheter gesichert werden. Die Darmentleerung wird durch abführende Medikamente und Einläufe sichergestellt.
Zudem sind die Symptome, wie plötzliche Lähmungen und Gefühlsstörungen, ebenso wie möglicherweise das Unfallgeschehen, für Patienten und Patientinnen psychisch sehr belastend und können Angstzustände auslösen. Eine psychologische Betreuung ist deshalb wichtig.
Welche Maßnahmen werden ergriffen, um Thrombosen und Komplikationen zu vermeiden?
Ein akutes Querschnittsyndrom kann zu verschiedenen Komplikationen führen, weshalb folgende präventive Maßnahmen notwendig sind:
Thromboseprophylaxe: Durch die fehlende Bewegung der Beine steigt das Risiko eines Blutgerinnsels in einer Beinvene, welches in die Lunge gespült werden und dort eine Lungenarterienembolie verursachen könnte. Um dem vorzubeugen, werden Heparinspritzen zur Blutverdünnung verabreicht.
Ulcusprophylaxe: Der körperliche Stress, sowie die Gabe von Schmerzmitteln erhöht das Risiko eines Magen- oder Darmgeschwürs (Ulcus), das zu starken Blutungen führen kann. Zudem kann dies besonders beim Querschnittsyndrom unbemerkt ablaufen, da das Schmerzempfinden der Magen- und Darmschleimhaut aufgehoben sein kann. Zur Prävention werden schleimhautschonende Tabletten (Protonenpumpenhemmer) verabreicht.
Lagerungstherapie: Um Druckstellen und Gelenkkontrakturen zu vermeiden, müssen die Patienten und Patientinnen funktionell angepasst gelagert werden, wobei regelmäßig umgelagert werden muss. Muss die chirurgische Stabilisierung aufgrund vitaler Bedrohung aufgeschoben werden, ist eine besonders sorgfältige Lagerung notwendig.
Schmerztherapie: Eine rechtzeitig begonnene und suffiziente Schmerztherapie verringert das Risiko der Chronifizierung von Schmerzen.
Welche Ärzte & Kliniken sind Spezialisten für die Erstbehandlung bei Querschnittslähmung?
Am Unfallort erfolgt die Bergung, erste Akutversorgung, sowie der Transport in die Klinik durch Notarzt oder Notärztin sowie ausgebildetes Rettungsfachpersonal.
Im Krankenhaus sind verschiedene Fachbereiche an der Akutbehandlung der Querschnittlähmung beteiligt. Dazu gehören vor allem die Neurologie und die Unfallchirurgie. Intensivstationen, auf denen diese Patientinnen und Patienten versorgt werden müssen, sind häufig anästhesiologisch geleitet. Oft ist zusätzlich auch eine psychiatrische Mitbehandlung notwendig.
Aufgrund dieser Interdisziplinarität und der Tatsache, dass dieses Krankheitsbild eine Betreuung durch spezialisiertes Pflegepersonal erfordert, gibt es Kliniken, die sich besonders auf dieses Krankheitsbild spezialisiert haben.
Wer einen Arzt benötigt, möchte für sich die beste medizinische Versorgung. Darum fragt sich der Patient, wo finde ich die beste Klinik für mich? Da diese Frage objektiv nicht zu beantworten ist und ein seriöser Arzt nie behaupten würde, dass er der beste Arzt ist, kann man sich nur auf die Erfahrung eines Arztes verlassen.
Wir helfen Ihnen einen Experten für Ihre Erkrankung zu finden. Alle gelisteten Ärzte und Kliniken sind von uns auf Ihre herausragende Spezialisierung im Bereich Erstbehandlung bei Querschnittlähmung überprüft worden und erwarten Ihre Anfrage oder Ihren Behandlungswunsch.
Quellen
- Luxem, Kühn, Runggaldier: Rettungsdienst - RS/RH (1. Auflage, Urban&Fischer Verlag)
- Van Aken, Hugo et al.: 2014IntensivmedizinDOI: 10.1055/b-0034-95015
- Deutsche Gesellschaft für Neurologie e. V. (DGN): S1-Leitlinie Querschnittlähmung. Stand: 30.09.2012
- Topka, Eberhardt: Neurologische Notfälle. Georg Thieme Verlag 2017, ISBN: 978-3-132-40141-9
- www.fgq.de/ueber-querschnittlaehmung/
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