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Erysipel

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Hans-Gerald H. Forg

Schmerztherapie und Palliativmedizin

Mainz

Informationen zum Bereich Erysipel

Was ist ein Erysipel?

Das Erysipel, auch Wundrose genannt, ist definiert als eine nicht eitrige Infektion der mittleren Hautschicht (Dermis) und der darin verlaufenden Lymphgefäße. Es tritt meist am Fuß oder Unterschenkel, am Arm oder im Gesicht auf und wird in der Regel durch Streptokokken, eine Gruppe von Bakterien, ausgelöst. Umstritten ist, ob auch Staphylokokken in seltenen Fällen ein Erysipel auslösen können.

Mit einem jährlichen Fall pro tausend Personen ist das Erysipel eine der häufigsten Hauterkrankungen in Deutschland. Eine antibiotische Therapie sollte bei diesem Befund immer erfolgen, da es unbehandelt zu lebensbedrohlichen Komplikationen kommen kann

Wie entsteht ein Erysipel?

Typischerweise wird die Infektion durch Bakterien ausgelöst, die die Haut der meisten Menschen besiedeln. Diese Erreger können durch kleine Verletzungen in die Haut eindringen, beispielsweise:

  • Rhagaden (Risse z.B. bei Schnupfen an den Nasenflügeln oder bei trockenen Füßen an der Ferse)
  • Fußpilzläsionen
  • Kratzwunden
  • Ulcera
  • Insektenstiche

Dort setzen sie Enzyme frei, die das umliegende Gewebe zerstören, sodass sie sich lokal und über die Lymphgefäße ausbreiten können. Folgende Krankheiten gelten als Risikofaktoren für die Entstehung eines Erysipels:

 

Welche Symptome sind typisch für eine Wundrose?

Ein Erysipel stellt sich als flächige, scharf begrenzte Rötung dar, die rasch an Größe zunimmt, sich vor allem in Richtung der Körpermitte ausbreitet und flammenförmige Ausläufer bilden kann. Möglicherweise, aber nicht immer, ist eine Eintrittspforte sichtbar.

Die Entzündung geht einher mit Schmerzen, Überwärmung und Schwellung, möglicherweise auch mit Blasenbildung, Einblutungen oder Nekrosen (Absterben von Gewebe). Meist sind die lokalen Lymphknoten geschwollen. Im Verlauf leiden die Betroffenen unter Fieber und Schüttelfrost.

Wird das Erysipel nicht frühzeitig behandelt, kann es zu schweren Komplikationen kommen. Rheumatisches Fieber oder eine Nierenentzündung (postinfektiöse Glomerulonephritis) können die die Immunreaktion ausgelöst werden. Insbesondere, wenn das Gesicht betroffen ist, kann zu einer Sinusvenenthrombose, einem Verschluss der Hirnvenen kommen. Bei schweren oder rezidivierenden Infektionen können die Lymphgefäße geschädigt werden, sodass chronische Lymphödeme entstehen.

Durch weitere Ausbreitung der Bakterien und ihrer Gifte können eine Sepsis (“Blutvergiftung”), eine Toxic-Shock-like Syndrom oder die rasant verlaufende Weichteilinfektion nekrotisierende Fasziitis ausgelöst werden. Diese Komplikationen können rasch zum Multiorganversagen führen und sind hochgradig lebensbedrohlich.

Ist ein Erysipel ansteckend?

Da die Krankheitserreger ohnehin auf der Haut der meisten Menschen vorhanden sind, ist ein Erysipel nicht ansteckend. Nur durch direkten Wund-zu-Wund-Kontakt wäre eine Ansteckung denkbar.

Wie diagnostiziert der Facharzt eine Wundrose?

Bei einem Erysipel handelt es sich um eine Blickdiagnose. Zusätzlich können Entzündungswerte im Blut bestimmt werden, um die Diagnose zu untermauern. Diese sind beim Erysipel massiv erhöht, wenn nicht eine deutliche Immundefizienz vorliegt.

Differentialdiagnosen wie eine tiefe Beinvenenthrombose oder eine Borreliose können im Zweifel durch eine Ultraschall- bzw. Blutuntersuchung ausgeschlossen werden.

Welche Therapie- und Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Um lebensbedrohliche Komplikationen zu vermeiden, sollte jedes Erysipel antibiotisch behandelt werden. Das Medikament der Wahl ist Penicillin, bei einer Allergie wird stattdessen Clindamycin empfohlen. Bei einer unkomplizierten Infektion ist die orale Einnahme als Tabletten für 5-7 Tage ausreichend.

Als kompliziert wird die Erkrankung bezeichnet, wenn verschiedene Grunderkrankungen, Fieber und eine Verminderung der neutrophilen Granulozyten (einer Art von Immunzellen) vorliegen. Auch wenn die Infektion bereits auf die Faszien oder die Muskulatur übergegriffen hat oder es zu anderen, oben beschriebenen Komplikationen gekommen ist, ist eine intravenöse Antibiotikatherapie im Krankenhaus erforderlich. Gegebenenfalls wird dann eine Breitspektrumantibiose verwendet.

Zusätzlich zur antibiotischen Therapie sollte die Eintrittspforte saniert werden. Eventuell entstandene Nekrosen müssen chirurgisch abgetragen werden. Im Bereich der Entzündung wird eine lokale Kühlung empfohlen. Ist eine Extremität betroffen, sollte diese ruhiggestellt und hochgelagert werden. Betroffene sollten sich körperlich schonen, bzw. Bettruhe einhalten. Bei erhöhtem Risiko wird daher eine Thromboseprophylaxe verabreicht. Schmerzmittel und fiebersenkende Medikamente sollten nach Bedarf eingenommen werden.

Heilungschancen und Nachsorge

Bei frühzeitiger antibiotischer Therapie hat das Erysipel eine sehr gute Prognose. Verschwindet es während der Einnahme des Antibiotikums und leidet der Patient oder die Patientin unter keinen damit verbundenen Symptomen mehr, ist keine anschließende Nachsorge erforderlich.

Erfolgt die Behandlung zu spät oder gar nicht, verschlechtert sich die Prognose allerdings drastisch. Kommt es etwa zu einem septischen Schock oder einer nekrotisierenden Fasziitis, versterben 30-40% der Betroffenen. Ist es im Rahmen der Infektion zu Organschäden, Schäden der Lymphgefäße oder ausgedehnten Nekrosen oder Wunden gekommen, ist eine entsprechende Nachsorge, gegebenenfalls lebenslang zu empfehlen.

Kann man einem Erysipel vorbeugen?

Auch wenn man einem Erysipel nicht sicher vorbeugen kann, kann man die Auftretenswahrscheinlichkeit gering halten, indem man die Risikofaktoren soweit möglich eliminiert. Neu aufgetretene Wunden sollten desinfiziert werden, Rhagaden durch Feuchtigkeitspflege vermieden und Fußpilz, sowie chronische Wunden entsprechend behandelt. Auch ein normales Körpergewicht und die bestmögliche Einstellung eines gegebenenfalls vorliegenden Diabetes mellitus senken das Risiko, an einem Erysipel zu erkranken.

Welche Ärzte & Kliniken sind Spezialisten für Erysipel?

Ein Erysipel ist in erster Linie ein dermatologisches Krankheitsbild, kann aber meist auch durch den Hausarzt oder die Hausärztin, oder in der chirurgischen Notaufnahme erkannt und behandelt werden. Ist es bereits zu Nekrosen oder schwereren Komplikationen gekommen, sind eine chirurgische und gegebenenfalls intensivmedizinische Betreuung notwendig.

Quellen

  • Plettenberg et al.: Infektionskrankheiten der Haut. 3. Auflage Thieme 2010
  • Stevens et al.: Practice Guidelines for the Diagnosis and Management of Skin and Soft Tissue Infections: 2014 Update by the Infectious Diseases Society of America. In: Clinical Infectious Diseases. Band: 59, Nummer: 2, 2014
  • Gelbe-Liste.de Erysipel (Wundrose)
  • next.amboss.com/de/article/qh0CUf
  • flexikon.doccheck.com/de/Erysipel