Spezialisten für Fertilitätserhaltende Operationen
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Informationen zum Bereich Fertilitätserhaltende Operationen
Was sind fertilitätserhaltende Operationen?
Fertilitätserhaltende Operationen sind chirurgische Eingriffe, bei denen die Fruchtbarkeit erhalten bleibt. Gemeint sind insbesondere Operationen, die im Rahmen der Behandlung bösartiger Tumore durchgeführt werden.
Laut der bis 2022 gültigen Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe zum Fertilitätserhalt bei onkologischen Erkrankungen treten in Deutschland jährlich etwa 78.000 neue Krebserkrankungen in der Altersgruppe von 0 bis 40 Jahren auf, in der bei vielen Patienten und Patientinnen ein Kinderwunsch zum aktuellen oder späteren Zeitpunkt besteht. Da die Zahl der Neuerkrankungen an Krebs insgesamt steigt, dürfte sich auch diese Zahl mittlerweile noch erhöht haben.
Die Leitlinie stellt außerdem fest, dass Patientinnen und Patienten die Möglichkeit einer späteren Infertilität, durch operative Entfernung von Hoden, Eierstöcken oder Gebärmutter, oder auch durch Chemotherapie oder Bestrahlung, als ähnlich belastend empfinden, wie die maligne Erkrankung selbst. Bei Personen mit noch nicht abgeschlossener Familienplanung sollten daher Operationen in Erwägung gezogen werden, die die Fertilität erhalten.
Wann sind operative Behandlungen zur Erhaltung der Fruchtbarkeit geeignet?
Operative Eingriffe, die dazu dienen, Keimzellen vor Schädigung durch eine Radio- oder Chemotherapie zu schützen, sind grundsätzlich für alle Patientinnen und Patienten geeignet, die sich einer Bestrahlung oder Chemotherapie unterziehen möchten und den fertilitätserhaltenden Eingriff wünschen, sofern das Operations- und Narkoserisiko vertretbar ist. Liegen zum Beispiel eine schwere Gerinnungsstörung des Blutes oder eine stark verminderte Belastbarkeit von Lunge und/oder Herz-Kreislaufsystem vor, ist das Risiko einer Narkose und Operation deutlich erhöht.
Patientinnen sollten allerdings darüber aufgeklärt werden, dass der Erhalt funktionsfähiger Keimzellen nicht zwingend bedeutet, dass eine spätere Schwangerschaft entstehen kann. Wird zum Beispiel die Gebärmutter durch die Therapie schwer geschädigt, sind Schwangerschaft und Geburt in der Regel unmöglich. Allerdings besteht in diesem Fall bei erhaltenen eigenen Keimzellen die Möglichkeit eines genetisch eigenen Kindes über eine Leihmutterschaft.
Eine operative Therapie des Tumors, bei der reproduktive Organe geschont werden, gilt ebenfalls als fertilitätserhaltender Eingriff. So kann zum Beispiel beim Gebärmutterhalskrebs, anstatt einer vollständigen Entfernung der Gebärmutter, nur ein Teil des Gebärmutterhalses entfernt und der restliche Gebärmutterhals ausgeschabt werden. Bei einem bösartigen Tumor eines Eierstockes kann der nicht betroffene Eierstock der anderen Seite im Körper belassen werden.
Solche Eingriffe sollten allerdings nur in frühen Stadien der Krebserkrankung und nach sorgfältiger Aufklärung der Patientin durchgeführt werden, da es, insbesondere in fortgeschrittenen Stadien, bei weniger radikalen Operationen häufiger zu Rezidiven der Tumorerkrankung kommt und der Erhalt der Fertilität somit mit einer geringeren Sicherheit der Krebstherapie erkauft würde.
Welche Operationsmethoden setzen Ärzte ein?
Transposition der Eierstöcke
Um die Funktion der Eierstöcke bei geplanter Bestrahlung in deren Umgebung zu erhalten, können entweder beide Eierstöcke oder ein einzelner von der Gebärmutter abgesetzt und mit ausreichendem Abstand vom Bestrahlungsfeld an der Bauchwand fixiert werden. Diese Operation wird in der Regel in Vollnarkose und laparoskopisch, also als minimal-invasiver Eingriff, durchgeführt.
Nach Abschluss der Strahlentherapie können die Eierstöcke wieder an ihrer alten Stelle reimplantiert werden. Alternativ können auch aus dem an der Bauchwand fixierten Eierstock Eizellen entnommen und nach einer künstlichen Befruchtung außerhalb des Körpers in die Gebärmutter eingepflanzt werden.
Kryokonservierung von Eizellen oder Eierstockgewebe
Eizellen oder Eierstockgewebe können vor Beginn einer Strahlen- oder Chemotherapie entnommen und später zur Reproduktion verwendet werden.
Während die Entnahme von Eizellen keinen größeren chirurgischen Eingriff, sondern lediglich eine Punktion des Eierstocks erfordert, muss hier im Vorfeld eine hormonelle Stimulation durchgeführt werden. Dies kann dazu führen, dass der Beginn der Krebstherapie um Tage bis Wochen verschoben werden muss. Die entnommenen Eizellen können in unbefruchtetem Zustand eingefroren werden. Bei Patientinnen in einer festen Partnerschaft besteht auch die Möglichkeit, einen Teil der Eizellen vor der Kryokonservierung mit Spermien des Partners künstlich zu befruchten. Nach Abschluss der Therapie können befruchtete Eizellen in die Gebärmutter eingebracht werden. Unbefruchtete werden nach dem Auftauen künstlich befruchtet und dann eingesetzt.
Kann die Therapie aufgrund der Schwere der Krebserkrankung nicht warten, etwa bei akuten Leukämien, oder sind die Patientinnen präpubertär, sodass noch keine Eizellreifung stattfindet, besteht die Möglichkeit der laparoskopischen Entnahme von Eierstockgewebe. Dieses kann nach der Therapie wieder in den geschädigten Eierstock implantiert werden wo es in vielen Fällen seine Funktion wieder aufnimmt.
Kryokonservierung von Spermien oder Hodengewebe
Wie Eizellen können auch Spermien eingefroren und konserviert werden, wobei die Gewinnung durch Ejakulation in der Regel einfacher ist. Bei 20% der Patienten ist dies allerdings nicht möglich, da eine Ejakulation, oft aufgrund der Krebserkrankung, nicht mehr möglich, oder die Spermienzahl oder -qualität im Ejakulat nicht ausreichend sind. In solchen Fällen kann ein mikrochirurgischer Eingriff, in der Regel in Vollnarkose, erfolgen, um Hodengewebe zu entnehmen. Aus diesem können in vielen Fällen Spermien extrahiert werden, wobei dies erst nach dem Auftauen geschieht, da das Hodengewebe die Spermien beim Einfrieren und Auftauen zusätzlich schützt.
Nach dem Auftauen können die Spermien für eine künstliche Befruchtung genutzt werden.
Wie sind die Erfolgschancen fertilitätserhaltender Operationen?
In Ermangelung einer aktuelleren, ähnlich umfassenden Leitlinie, stammen die folgenden Statistiken aus der bis 2022 aktuellen Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe zum Fertilitätserhalt bei onkologischen Erkrankungen:
Transposition der Eierstöcke
Die Funktion der Eierstöcke kann laut einer Metaanalyse von 32 Studien in 80,8% der Fälle erhalten werden. Es ist denkbar, dass dieser Wert zu hoch angenommen wird, da Studien mit schlechter Erfolgsrate möglicherweise stattgefunden haben, aber nicht veröffentlicht wurden.
Kryokonservierung von Eizellen oder Eierstockgewebe
- Die Zahl der nach Stimulationsbehandlung gewonnenen Eizellen ist altersabhängig, wobei die meisten Eizellen in der Altersgruppe 31-35 gewonnen werden können. Mit zunehmendem Alter fällt die Zahl rasch ab.
- Unbefruchtete, durch Vitrifikation eingefrorene Eizellen können zu bis zu 90% lebend aufgetaut und zu bis zu 83% befruchtet werden. In 44,9% kommt eine Schwangerschaft zustande.
- Nach Transplantation von Eierstockgewebe besteht eine Geburtenrate von 23% in einer deutschen, 31% in einer dänischen Studie.
Kryokonservierung von Spermien oder Hodengewebe
- Durch Kryokonservierung gehen etwa 50% der Spermien verloren.
- Durch Entnahme von Hodengewebe können bei 60-70% der Patienten, bei denen die durch Ejakulation nicht möglich war, fertilisierungsfähige Spermien gewonnen werden.
Welche Ärzte & Kliniken sind Spezialisten für fertilitätserhaltende Operationen?
Fachärztinnen und Fachärzte für Gynäkologie und Geburtshilfe, beziehungsweise für Urologie behandeln Krebserkrankungen der reproduktiven Organe und sind die Ansprechpartner zum Thema der fertilitätserhaltenden Operationen. Besonders spezialisiert auf die Fertilität sind Kinderwunschzentren.
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Quellen: