Hämangiome

Was ist ein Hämangiom?

Das Hämangiom beschreibt einen gutartigen Tumor der Blutgefäße. Dabei vermehrt sich die Innenschicht der betroffenen Blutgefäße übermäßig. Es handelt sich um einen embryonalen Tumor. Etwa 75% der Hämangiome sind bereits bei Geburt vorhanden. In weniger Fällen können auch Hämangiome im Erwachsenenalter auftreten.

Hämangiome bei Kindern

4-5% der Neugeborenen weisen ein Hämangiom auf. Die häufigste Lokalisation ist der Kopf- und Nackenbereich. Bei Kindern werden zwei verschiedene Formen von Hämangiom unterschieden. Das kapilläre Hämangiom, auch Erdbeerhämangiom genannt, besteht aus vielen Kapillaren, den kleinsten Blutgefäßen. Diese Art von Hämangiom ist in der Haut, im Mund, an den Nieren und in der Leber lokalisiert. In den meisten Fällen verblasst dieses Hämangiom bis zum fünften Lebensjahr. In wenigen Fällen kann es aber auch in die andere Form übergeben, in das kavernöse Hämangiom.

Das kavernöse Hämangiom, auch Portweinfleck genannt, kommt in der Haut, in Organen und auch im zentralen Nervensystem vor. Diese Form des Hämangioms besteht aus größeren Gefäßen, die oftmals mit reichlich Blut gefüllt sind. Die Gefahr bei dieser Form liegt somit in der Ausbildung von Blutverklumpungen, Thromben genannt. Es wurde noch keine spontane Rückbildung des kavernösen Hämangioms beschrieben.

Hämangiome bei Erwachsenen

Tardive oder senile Hämangiome kommen bei Erwachsenen vor und werden wegen ihrer hellroten Farbe auch Kirschflecken genannt. Sie machen keine Symptome und sind harmlos. Anfangs kann sich das Hämangiom als Fleck präsentieren, im Verlauf kann daraus ein Knötchen oder Knoten entstehen.

Ursachen von Hämangiomen

Die Ursache von kindlichen Hämangiomen ist noch ungeklärt. Die senile Form des Hämangioms kommt durch Erweiterung bestehender oberflächennaher Gefäße zustande.

Symptome und Diagnose von Hämangiomen

Bis auf die sichtbare Rotfärbung der Haut, die mit bloßen Auge gut zu erkennen ist, verursachen Hämangiome keine Symptome. In manchen Fällen können sich bei Druck Schmerzen bereiten. Zur Diagnose werden u.a. die Gefäßschlingen mit einem Glasspartel ausgedrückt. Unter Druck sollten sich die Blutgefäße leeren, sodass die Rotfärbung verblasst und bei Abnahme des Drucks sollte die Rotfärbung wieder zurückkehren. Ein Dermatoskop kann ich Zweifelsfällen helfen eine sichere Diagnose zu stellen.

Hämangiom Therapie

Aufgrund der hohen spontanen Rückbildungsrate der Hämangiome wird anfangs nicht eingeschritten und die spontane Abheilung abgewartet. Erst im Falle von Komplikationen wie Blutungen, Thrombosen oder Ex­ul­ze­ra­ti­onen erfolgt eine Therapie.

Medikamentöse Hämangiom Therapie

Zur Verfügung stehende Medikamente sind:

• Propranolol
• Oberflächliches Auftragen von Glukokortikoiden
• Oberflächliches Auftragen von Interferon-alpha

Seit 2008 besteht die Möglichkeit einer Therapie Propranolol. Propranolol ist ein Medikament, das normalerweise für Patienten mit Herzkreislauferkrankungen eingesetzt wird. Bei behandlungsbedürftigen Hämangiomen, die durch Kyrotherapie oder Laserablation nicht therapiert werden können, kann Propranolol in einer niedrigen Dosierung angewendet werden. Außerdem stehen Salben und Cremes mit Glukokortikoiden zu Verfügung, die eine Reduktion oder ein komplettes Verschwinden des Hämangioms bewirken. In hartnäckigen Fällen kann auch eine Creme mit Interferon-alpha, einem Medikament das in der Krebstherapie eingesetzt wird, verschrieben werden.

Hämangiom Operation

Verschiedene Verfahren von kleinen Operationen sind möglich, um Hämangiome zu entfernen:

• chirurgische Exzision
• Laserablation
• Kryotherapie

Chirurigische Exizionen kommen selten vor. Bei dieser Methode werden die Hämangiome aus der Haut geschnitten. Dies kann Narben hinterlassen, was als kosmetisch unschön wahrgenommen werden kann. Ein oberflächliches flaches Hämangiom kann durch die Kälteanwendung, Kyrotherapie, behandelt werden. Dabei werden gezielt die Zellen des Hämangioms durch Kälte abgetötet. Der Vorteil dieser Methode ist, dass kein Messer angelegt wird und somit kaum Narben entstehen. Tiefe und große Hämangiome können gut mit Laserablation entfernt oder verkleinert werden.

Krankheitsverlauf und Heilung bei Hämangiomen

Die meisten Hämangiome heilen spontan selbst ab und zeigen folgende typische Entwicklung:

• Wachstumsphase
• Stillstandsphase
• Rückbildungsphase

Je kleiner das Hämangiom, desto größer die Chance, dass es komplett abheilt. Größere Hämangiome können Narben oder Hautfärbungen hinterlassen. Befand sich das große Hämangiom an einer Stelle mit Haarwuchs, kann nach der Spontanheilung eine kahle Stelle zurückbleiben.

Welche Ärzte und Kliniken sind Hämangiom Spezialisten?

Spezialisten in diesem Feld sind Fachärzte der Dermatologie, da sich Hämangiome meistens in der Haut manifestieren. Sollte eine Entfernung des Hämangioms chirurgisch in Erwägung gezogen werden, sollen sich Eltern von betroffenen Kindern an Fachärzte der Gefäßchirurgie wenden. In Kliniken arbeiten in Hämangiom Fällen ein interdisziplinäres Team aus Kinderärzten, Dermatologen und Chirurgen zusammen.

Quellen:

• Hahn: Checkliste Innere Medizin. 6. Auflage. Thieme 2010, ISBN 978-3-131-07246-7.
• Hiddemann et al.: Die Onkologie: Teil 1: Epidemiologie - Pathogenese - Grundprinzipien der Therapie. Springer 2013, ISBN 978-3-662-06671-3.
• Flasnoecker (Hrsg.): TIM, Thieme's Innere Medizin. Thieme 1999, ISBN 978-3-131-12361-9.
• Herold et al.: Innere Medizin. Eigenverlag 2012, ISBN 978-3-981-46602-7.
• Böcker et al.: Pathologie. 3. Auflage. Urban & Fischer 2004, ISBN 3-437-44470-0.