Spezialisten für Harninkontinenz
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Informationen zum Bereich Harninkontinenz
Was ist Harninkontinenz?
Blasenschwäche, im Fachjargon auch Harninkontinenz genannt, ist eine oft von Patienten verschwiegene Erkrankung, weil sie bis heute vielerorts tabuisiert ist. Inkontinenz sollte allerdings ernst genommen werden. Mediziner sprechen bereits schon von einer Blasenschwäche, wenn auch nur einige Tropfen Urin unwillkürlich austreten. Die Schwere der Erkrankung kann dabei von einigen Tropfen Urin bis zu einem permanenten Harnverlust ohne die Möglichkeit, auch nur geringste Mengen Urin zurückzuhalten, reichen.
Knapp 50% aller über 50-jährigen Frauen leiden in ihrem Leben irgendwann an einer Blasenschwäche. Allein in Deutschland geht man von mindestens 5 Millionen betroffenen Frauen und Männern aus.
Welche Arten von Inkontinenz gibt es und wie entstehen sie?
Urgeinkontinenz (Dranginkontinenz)
Bei dieser Art der Blasenschwäche verspüren die Patienten oft einen sehr starken Harndrang, der plötzlich auftritt. Meist ist dieser Drang so groß, dass die Patienten nicht einmal den Gang zur Toilette schaffen. Dabei kann die Dranginkontinenz im Extremfall sogar mehrmals die Stunde auftreten.
Mehr über Dranginkontinenz erfahren
Belastungsinkontinenz
Bei der Belastungsinkontinenz sind die Beckenbodenmuskeln so weit geschwächt, dass es bei einer Belastung des abdominalen Bauchraums zu einem ungewollten Harnfluss kommt. Schwere körperliche Arbeit, aber auch das Anheben schwerer Gegenstände sowie Husten und Niesen können hier den ungewollten Harnfluss anregen. Die Belastungsinkontinenz kann so weit fortgeschritten sein, dass bei betroffenen Patienten bei jeder Bewegung, ob im Stehen oder Liegen, ungewollt Harn austritt.
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Reflexinkontinenz
Betroffene Patienten spüren ihre Blase in diesem Fall nicht gut. Sie können aufgrund neurologischer Schäden (Querschnittslähmungen, Morbus Parkinson oder Multipler Sklerose) nicht feststellen, ob die Blase gefüllt oder entleert ist. Die Blase entleert sich vielmehr reflexartig von selbst, der Patient hat meist keinen willkürlichen Einfluss darauf.
Überlaufinkontinenz
Sobald sich die Blase füllt, läuft sie bei dieser Inkontinenzform unwillkürlich “über”. Die Schließmuskeln arbeiten, zumeist aufgrund neurologischer Schäden, nicht richtig. Ursache einer Überlaufinkontinenz kann aber auch eine vergrößerte Prostata (zum Beispiel bei einer gutartigen Prostatahyperplasie) sein, bei der die vergrößerte Prostata ein Hindernis für die Blase bildet, sodass diese sich nicht komplett entleeren kann und die Blase somit stets überfüllt bleibt.
Extraurethrale Inkontinenz
Die Ursache bei dieser Form liegt außerhalb der Harnwege. Oft geht diese Erkrankung mit einem kleinen, pathologischen Verbindungskanal (sogenannter Fistelgang) einher, der die Verbindung zu den Harnwegen herstellt und in den Darm oder in die Scheide der Frau mündet. Die Patienten haben daher absolut keinen Einfluss auf den Harnfluss, weil dieser Kanal unnatürlich entstanden ist.
Welche Behandlungsmethoden stehen bei Inkontinenz zur Verfügung?
Patienten, die den Verdacht hegen an einer Inkontinenz zu leiden, sollten das ärztliche Gespräch beispielsweise mit einem Urologen suchen. Spezialisierte Ärzte können den Patienten eine eindeutige Diagnose und den dafür individuellen Therapieplan erstellen, zumal es gerade bei Inkontinenz keine allgemeingültigen Therapieempfehlungen gibt. Generell gilt, je eher der ärztliche Kontakt gesucht wird, umso besser stehen die Therapiechancen.
Konservative Inkontinenz Therapie
Folgende Behandlungsmöglichkeiten können eine Harninkontinenz in den meisten Fällen bessern:
- Beckenbodentraining
- Gewichtsreduktion
- Blasentraining
- Medikamente
Inkontinenz OP-Methoden im Überblick
Das spannungsfreie Kunststoffband (TVT, tension free vaginal tape)
Unwillkürlicher Harnfluss bei der Frau, der beispielsweise beim Lachen, Niesen oder Husten auftritt, kann mit einer einfachen Band-Operation therapiert werden. Das natürliche Band, das die Harnröhre in seiner Position hält, wird dabei durch ein anderthalb Zentimeter dickes Kunststoffband stabilisiert. Man führt dazu einen kleinen Schnitt in die Scheide aus und befestigt das Band im mittleren Bereich der Harnröhre und an das Schambein direkt oder es wird um das Schambein herumgeführt und dort fixiert.
Es ist ein recht einfacher und komplikationsarmer operativer Eingriff, der nur 20 bis 30 Minuten dauert, aber eine sehr hohe Erfolgsrate besitzt. Der Patient unterzieht sich dabei einer Spinalanästhesie, die Narkose wird meist also in der Nähe des unteren Rückenmarks gesetzt, und kann die Klinik schon nach vier Tagen, in einigen Fällen auch früher, verlassen.
Das Gelpolster
Als Alternative zur Band-OP kann auch eine Harnröhrenverengung durch ein spezielles Gelpolster erfolgen. Dabei injiziert der Spezialist ein nicht lösliches Hydrogel-Depot (Bulcamidgel) in den proximalen Bereich der Harnröhre und führt somit zu einer Verengung des Harnröhrenlumens. Es resultiert ein verbesserter Verschluss der Harnröhre und die Kontinenz betroffener Patienten wird besser. Auch dieser Eingriff ist recht simpel und kann unter lokaler Betäubung stattfinden.
Retropubische Kolposuspension
In einigen Fällen, in denen eine Belastungsinkontinenz vorliegt, kann eine Anhebung des Blasenhalses (der Blasenhals ist funktionell gesehen der wichtigste Teil für die Erhaltung der Kontinenz) über einen kleinen Einschnitt im Unterbauchbereich helfen - alternativ kann hier auch die Schlüsselloch-Chirurgie angewandt werden. Hierzu setzt man mehrere Nähte in das benachbarte Gewebe der Harnröhre und kann den Blasenhals effektiv durch Zug anheben. Die retropubische Kolposuspension ist ein einfacher, aber recht erfolgversprechender Eingriff in das Urogenitalsystem, der die Belastungsinkontinenz bei Betroffenen aufheben kann.
Inkontinenz Therapie beim Mann
Bei Männern, bei denen die Inkontinenz aufgrund eines benignen Prostatatumors auftritt, kann auch auf die transurethrale Prostataresektion zurückgegriffen werden. Hierbei wird die Prostata komplett oder teilweise entfernt, sodass die Harnblase wieder natürlich arbeiten kann und die Kontinenz wieder hergestellt wird.
Welche Fachärzte und Kliniken sind Spezialisten für Harninkontinenz?
Wer unter Harninkontinenz leidet, fragt sich: Welcher Arzt ist der richtige Ansprechpartner für mein Problem. Zunächst sollten Sie mit Ihrem Hausarzt oder Gynäkologen sprechen. Der kann entscheiden, ob eine Überweisung zum Urologen oder zu einem Kontinenzzentrum notwendig ist. Eine Liste von Kontinenz- und Beckenbodenzentren und ärztlichen Beratungsstellen in Deutschland, Schweiz und Österreich finden Sie bei der Deutschen Kontinenz Gesellschaft oder auf dieser Seite.
Falls Sie unter unwillkürlichem Urinverlust leiden und sich deshalb bisher nicht an einen Arzt gewandt haben, scheuen Sie sich nicht sich an einen unserer Experten zu wenden. Bei frühzeitiger Diagnose und schnellem Eingreifen kann Harninkontinenz sehr gut behandelt und in der Regel immer gebessert werden!
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Bei Inkontinenz, Gebärmutter- oder Blasensenkung durch Beckenbodenschwäche hilft Chefarzt Frauenheilkunde, Rheinland Klinikum Dormagen und…