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Hörgerät Implantat

Höreinschränkungen, die erworben oder angeboren sind, sind meist sehr aufwendig zu behandeln und sind für die betroffenen Patienten sehr unangenehm. Wenn ein normales, externes Hörgerät keine Hilfe bringt, wenn die Einschränkungen im Hörvermögen weit vorangeschritten sind, dann kann in vielen Fällen ein implantierbares Hörgerät Abhilfe schaffen.

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Informationen zum Bereich Hörgerät Implantat

Was ist ein Hörgerät Implantat?

Bei den implantierbaren Hörgeräten unterscheidet man zwischen voll- und teilweise implantierten Geräten. Zu beachten ist, dass wenngleich man von “implantierten” Geräten spricht, immer eine Verbindung zu einem externen Gerät herrschen muss, beispielsweise um den Akku zu laden.

Welche Hörgeräte Implantate gibt es?

 

Das Mittelohr Implantat (MEI):

Das Mittelohr-Implantat wird, wie der Name schon verrät, in das Mittelohr eingepflanzt und steht mit dem ovalen Fenster in Verbindung. Auch das MEI besteht aus zwei Bauteilen: ein externes Mikrofon, das über einen Magneten hinter dem Ohr mit dem internen Bauteil, meist ein kleiner Sprachprozessor, in Verbindung steht und verankert ist. Das externe Mikrofon fungiert hierbei als Ohrmuschel, nimmt die Geräusche auf, sendet diese anschließend weiter an das implantierte Gerät im Mittelohr, wo sie dann über die Gehörknöchelchenkette weiter an das Innenohr geleitet werden.

MEIs kommen für Patienten in Frage, deren Mittelohr beziehungsweise äußeres Ohr durch verschiedene pathologische Prozesse verstopft ist oder die aus anderweitigen Gründen kein externes Hörgerät tragen können. Da Mittelohr-Implantate in einem aufwendigen operativen Verfahren eingesetzt werden, sind die Kosten für solche Geräte auch wesentlich höher als bei herkömmlichen Hörgeräten. Patienten sollten sich darüber hinaus immer im Klaren sein, dass auch Mittelohr-Implantate das normale Hörvermögen niemals vollständig wiederherstellen können, sondern nur verbessern können.

Knochenverankerte Hörsysteme:

Weil auch Knochen Schallwellen weiter leitet, ist es möglich über knochenverankerte Hörgeräte (sog. Bone anchered hearing aid, BAHA) das Hörvermögen zu verbessern. Auch diese Art von Implantat besteht aus zwei Teilen: ein kleiner externer Soundprozessor und ein bis zu 4mm großes Titanimplantat, das retroaurikulär verankert wird. Das Titanimplantat verwächst dabei vollständig nach etwa 3 bis 6 Monaten mit dem Knochen nach allen Regeln der Osseointegration. Sobald dieser Prozess stattgefunden hat, können Geräusche und Sprache über das Titanimplantat an den Knochen weitergegeben werden und hierüber an das Innenohr geleitet werden. Auf diese Weise wird das Mittelohr für die Schallleitung komplett umgangen

Patienten, die unter chronischen Mittelohrentzündungen mit Zerstörung des Trommelfells leiden, aber auch solche, die unter sensorineuralen Hörverlusten leiden, können für BAHA-Systeme in Frage kommen. Bevor allerdings ein solches Implantat gesetzt wird, wird mithilfe eines Gebissstücks, auf das der Patient beißt, geprüft, ob und wie gut das voraussichtliche Implantat funktionieren wird. Meist wird erst nach guten Testergebnissen entschieden, ob ein BAHA-System geeignet ist.

Innenohr-Implantate: Das Cochlea-Implantat

Das Cochlea Implantat, das von konventionellen Hörgeräten zu unterscheiden ist, ist ein elektronischer Hörersatz, der aus zwei Teilen aufgebaut ist. Ein äußeres Bauteil mit einem eingebauten Mikrofon und Sprachprozessor wird hinter oder vor der Ohrmuschel angebracht. Ein inneres Teil, das mit Empfängerspule und Elektroden ausgestattet ist, wird im Schläfenknochen implantiert und hat direkten Kontakt bis zur Cochlea (Hörschnecke) des menschlichen Innenohrs. Das batteriebetriebene äußere Bauteil steht mit dem inneren Bauteil drahtlos in Verbindung. Über Magnete, die sich innen und außen befinden, wird die Energieversorgung per Induktion gewährleistet, und über Radiowellen werden die Signale codiert und als elektrische Impulse über das Innenteil weitergeleitet an den Hörnerv bis zum Hörzentrum im Gehirn. Das eingebaute Mikrofon im äußeren Bauteil empfängt die Schallwellen in Form von Geräuschen, Sprache und Musik und leitet diese an den Sprachprozessor weiter. Dieser filtert nun die wichtigen Signale wie zum Beispiel Sprache von unwichtigen Störgeräuschen, wandelt sie dann in Radiowellen um und sendet diese direkt über die Haut und den Knochen weiter an das innere Bauteil. Hier erreichen die Radiowellen die sogenannte Empfängerspule, die die Radiowellen umwandelt in elektrische Impulse. Die Impulse werden über die Elektroden aufgenommen und an den Hörnerv weitergegeben, welcher nun stimuliert ist und den Sinnesreiz wie beim gesunden Hörvorgang zur weiteren Verarbeitung an das Gehirn weiter leitet.

Sämtliche Schädigungen, die sich auf das Innenohr beschränken, können theoretisch mit einem Cochlea Implantat therapiert werden. Die Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie ist allerdings, dass der Hörnerv und das Hörzentrum im Gehirn unbeschädigt sind.

Das Hirnstamm-Implantat: Auditory Brainstem Implant (ABI)

Hirnstamm-Implantate sind kleine Geräte, die direkt in einem chirurgischen Eingriff in einen Teil des Gehirns implantiert werden. Sie werden oft bei Patienten angewendet, deren Hörbahn traumatisch, durch pathologische Prozesse oder von Geburt an beschädigt ist. Das Implantat verspricht keinesfalls ein optimales Hörvermögen, kann betroffenen Patienten aber ein Gefühl für das Hören geben, sodass diese nicht komplett isoliert sind. Das ABI-System besteht aus einer kleinen Elektroden, die direkt in den Hirnstamm eingepflanzt wird. Mithilfe von elektrischen Impulsen werden die geschädigten Hörnerven derart stimuliert, dass sie einen Reiz an das Gehirn weitergeben und dieses ausgewertet werden kann. Wie bei allen anderen Implantaten auch, gehört zu der Elektrode ein außen angebrachter Sprachprozessor. Er nimmt die externen Signale auf, kann die Frequenzen unterscheiden und je nachdem verschiedene Impulse an die Elektroden weitergeben, sodass gehörlose Patienten verschiedene Laute voneinander unterscheiden können. Elektrode und Sprachprozessor sind hierbei über ein kleines Kabel miteinander verbunden.

Die häufigste Anwendung von ABI-Systemen findet bei Patienten mit Neurofibromatose Typ 2 statt. Bei diesen Patienten haben sich nämlich Tumore gebildet, die oft auf die Hörnerven drücken und sie so zerstören oder die während chirurgischer Entfernung der Tumore traumatisiert werden. Das Hirnstamm-Implantat ist ein äußerst komplexes System und ein sehr schwieriger Eingriff in das Gehirn des Patienten, deshalb werden solche Implantate nur selten gesetzt und das Kosten-Nutzen-Risiko ausgiebig abgeschätzt.

Vor allem für Patienten mit angeborenen oder chronischen Hörverlusten sind solche implantierbaren Hörgeräte sehr interessant. Erstaunlich ist, dass auch bei totalem Hörverlust ein sehr gutes Hörvermögen wiederhergestellt werden kann, sofern das richtige Gerät ausgewählt wird und auch die postoperative Therapie und Nachsorge ausreichend ist. Man sollte allerdings auch keine Wunder erwarten: Kein Hörgerät der Welt funktioniert so gut und differenziert wie das menschliche Ohr. Jeder Ersatz ist daher nur ein Versuch, an ein optimales Ergebnis zu kommen.

Quellen:

https://www.bewertet.de/hoergeraeteakustiker/hoergeraet-implantat

http://www.hear-it.org/de/implantierbare-horgerate