Informationen zum Bereich HRV-Analyse
Definition: Was ist eine HRV-Analyse (Herzratenvariabilität)?
Die HRV-Analyse ist ein diagnostisches Verfahren zur Untersuchung des Herzrhythmus. HRV steht dabei für die Herzratenvariabilität oder auch Herzfrequenzvariabilität. Darunter versteht man die Variation der Herzfrequenz in Abhängigkeit von verschiedenen körperlichen oder auch psychischen Belastungen. Gemessen wird dabei jeweils der zeitliche Abstand zwischen zwei Herzschlägen entweder über einen kurzen Zeitraum von einigen Minuten oder über längere Zeit (meist 24 Stunden).
Da die Herzfrequenz entscheidend für die Aufrechterhaltung des Kreislaufs ist, muss diese stets an die jeweiligen äußeren Umstände angepasst werden. Die Herzfrequenzvariabilität kann also als ein Maß für die Anpassungsfähigkeit des Herzens betrachtet werden. Eine verminderte Herzfrequenzvariabilität kann daher auf verschiedene Erkrankungen hinweisen.
Wie hängt die Herzratenvariabilität mit dem autonomen Nervensystem zusammen – und was sagt sie über unsere Gesundheit aus?
Die Herzfrequenz wird vom autonomen oder auch vegetativen Nervensystem gesteuert. Dieses ist für die Aufrechterhaltung und Regulation vielfältiger Körperfunktionen zuständig, ohne dass dies von uns bewusst gesteuert wird. Hierzu gehören neben der Herzfrequenz beispielsweise auch der Blutdruck, die Atmung oder die Verdauung.
Das autonome Nervensystem besteht vor allem aus zwei wichtigen Anteilen, deren Zusammenspiel maßgeblich für die Steuerung der verschiedenen Vorgänge verantwortlich ist. Der Sympathikus ist dabei vor allem dafür zuständig, die Körperfunktionen so zu beeinflussen, dass optimal auf eine körperliche oder psychische Anstrengung reagiert werden kann. So werden beispielsweise Energiereserven bereitgestellt oder auch die Herzfrequenz erhöht. Gegenspieler des Sympathikus ist der sogenannte Parasympathikus. Über dieses System werden die Körpervorgänge vor allem in Ruhesituationen beeinflusst, sodass beispielsweise die Verdauung gefördert oder die Herzfrequenz verringert wird.
Die Herzfrequenzvariabilität entsteht also aus dem Zusammenspiel von Sympathikus und Parasympathikus und stellt somit ein Maß für die Funktionsweise des autonomen Nervensystems dar.
Warum ist die Messung der Herzratenvariabilität ein wichtiger Schlüssel zur Bewertung von Gesundheit und Stress?
Das autonome Nervensystem bestehend aus Sympathikus und Parasympathikus wird vor allem durch körperlichen und psychischen Stress beeinflusst. Die Herzfrequenz spiegelt dabei das Zusammenspiel der beiden Systeme wider. So lassen sich von der Messung der Herzfrequenzvariabilität auch Rückschlüsse auf das Stresslevel ziehen.
Bei einem hohen Stresslevel überwiegt der Sympathikus, in Zeiten der Entspannung überwiegt der Parasympathikus. Gerade HRV-Analysen, die über einen längeren Zeitraum die Herzratenvariabilität messen, können daher zur Bewertung von Gesundheit und Stress herangezogen werden. Zu beachten ist jedoch, dass eine HRV-Analyse nicht direkt das Stresslevel messen kann, sondern eher die Anpassungsfähigkeit des Herzens an eine Belastung.
Wie wird die Herzfrequenzvariabilität gemessen?
Bei der HRV-Analyse werden die Abstände zwischen den Herzschlägen gemessen und analysiert. Dabei existieren verschiedene Verfahren, die meist auf der Aufzeichnung eines Elektrokardiogramms, kurz EKG, beruhen. Dabei wird die elektrische Erregungsausbreitung des Herzens mit Hilfe von Elektroden erfasst und daraus die Herzfrequenz bestimmt.
Die am häufigsten verwendeten HRV-Analyseverfahren sind die RSA-Messung, die Kurzzeitmessung sowie die Belastungs- und Langzeit-HRV-Messung.
Im Vorwege einer HRV-Analyse findet in jedem Fall eine ausführliche Anamnese statt, in der sämtliche Faktoren erfasst werden, die auf das autonome Nervensystem Einfluss nehmen können. Hierzu gehören sowohl Vorerkrankungen als auch Medikamenteneinnahmen.
RSA-Messung
Die RSA-Messung dient vor allem der Analyse des parasympathischen Anteils des autonomen Nervensystems. Die Messung findet dabei über einen kurzen Zeitraum von etwa einer Minute statt. Die Patienten sitzen dabei in entspannter Haltung und führen bestimmte Atemkommandos aus, die in der Regel auf einem Bildschirm vorgegeben werden. Durch das tiefe Ein- und Ausatmen findet jeweils eine Verschiebung von Blutvolumen statt, auf die das autonome Nervensystem mit einer Anpassung der Herzfrequenz reagiert. Wie gut es dazu in der Lage ist, kann mit Hilfe der HRV-Analyse ermittelt werden.
Kurzzeitmessung
Bei der HRV-Kurzzeitmessung wird die Herzfrequenzvariabilität über einen kurzen Zeitraum von fünf Minuten erfasst und analysiert. Sie wird angewendet, um die Funktionsfähigkeit des autonomen Nervensystems unter Ruhebedingungen zu beurteilen. Dabei sollten sich die Patienten in einer möglichst angenehmen Haltung, beispielsweise im Liegen, befinden. Das EKG wird entweder über Klebeelektroden oder Klammerelektroden an den Handgelenken aufgezeichnet. Während der Messung sollten die Patienten sich möglichst entspannen und ruhig atmen.
Belastungsmessung
Um die Anpassungsfähigkeit des autonomen Nervensystems an Belastungen besser beurteilen zu können, kann die Herzfrequenzvariabilität auch unter Stressbedingungen erfasst werden. Dazu wird zunächst eine Messung in Ruhe und anschließend unter Belastung durchgeführt. Dabei kann es sich beispielsweise um eine körperliche Belastung in Form einer sportlichen Betätigung handeln. Anschließend können die Ergebnisse der HRV-Analysen miteinander verglichen und bewertet werden.
Langzeit-HRV-Analyse
Wie der Name dies bereits suggeriert, wird bei diesem Verfahren die Herzfrequenzvariabilität über einen längeren Zeitraum erfasst. Die Patienten erhalten dabei ein kleines EKG-Gerät samt Klebeelektroden, die am Oberkörper befestigt werden. So kann über einen Zeitraum von 24 Stunden eine kontinuierliche Messung der Herzfrequenz erfolgen.
Wie hoch ist eine gute Herzratenvariabilität?
Die Auswertung einer HRV-Analyse kann mittels verschiedener Verfahren erfolgen. Dazu werden spezielle Softwareprogramme herangezogen, um verschiedene mathematische Größen zu berechnen. Bei der Interpretation der erfassten Daten müssen individuelle Faktoren wie beispielsweise das Alter, Geschlecht oder Trainingszustand berücksichtigt werden. Dies macht es schwierig, allgemeingültige Normwerte zu bestimmen.
Als grober Richtwert kann angenommen werden, dass die Herzfrequenz bei gesunden Personen in Abhängigkeit von der Atmung innerhalb einer Minute um mehr als 15 Schläge pro Minute variiert. Werte zwischen 11 und 14 Schlägen pro Minute können als grenzwertig und Werte unter 11 Schlägen pro Minute als krankhaft angesehen werden.
Welche Rolle spielt das Alter?
Das Alter ist einer von vielen Faktoren, die die Herzfrequenzvariabilität beeinflussen und muss daher bei der Analyse unbedingt berücksichtigt werden. Dabei gilt grundsätzlich, dass mit zunehmendem Alter auch die Herzfrequenzvariabilität abnimmt. Daher müssen die entsprechenden Normwerte angepasst werden, um eine professionelle HRV-Analyse durchführen zu können.
Was kostet eine HRV-Analyse?
Die HRV-Analyse ist kein Bestandteil des Leistungskatalogs von gesetzlichen Krankenversicherungen in Deutschland, sodass die Kosten für die Untersuchung meist nicht übernommen werden und von den Patienten selbst getragen werden müssen. Je nach Art und Aufwand der Untersuchung können die Kosten stark variieren und im Bereich zwischen 50 und 200 Euro liegen.
Private Krankenkassen übernehmen in der Regel die Kosten für eine HRV-Analyse.
Welche Ärzte sind Spezialisten für eine HRV-Analyse?
Ärzte verschiedener Fachrichtungen können sich auf die Durchführung einer HRV-Analyse spezialisieren. In der Regel handelt es sich dabei um Fachärzte für Innere Medizin mit einer Spezialisierung im Bereich Kardiologie oder Sportmedizin.
Wir möchten es Patienten ermöglichen, von den jeweils besten und kompetentesten Ärzten und Kliniken betreut und beraten zu werden. Daher haben wir sämtliche hier gelisteten Fachärzte sorgfältig überprüft und hinsichtlich ihrer Erfahrung im Bereich HRV-Analysen ausgewählt. Sie sind allesamt Experten ihres jeweiligen Fachgebietes und verfügen über fundierte Fachkenntnisse, um Sie optimal zu allen Fragen rund um die Untersuchung beraten zu können. Überzeugen Sie sich selbst von der Kompetenz unserer Spezialisten und vereinbaren Sie schnell und unkompliziert ein erstes persönliches Beratungsgespräch.
Quellen:
- S2k-Leitlinie: Nutzung der Herzschlagfrequenz und der Herzfrequenzvariabilität in der Arbeitsmedizin und der Arbeitswissenschaft. Herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.V., der Gesellschaft für Arbeitswissenschaft e.V. (GfA), der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention e.V. (DGSP) und der Deutschen Physiologischen Gesellschaft e. V. (DPG). register.awmf.org/assets/guidelines/002-042l_S2k_Nutzung-Herzschlagfrequenz-Herzfrequenzvariabilitaet-Arbeitsmedizin-Arbeitswissenschaft_2022-03_1.pdf [Stand: 02.12.2024]
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung und Sport. www.dg-es.de/diagnostik/hrv [Stand: 02.12.2024]
- Löllgen, Herbert: Serie: Neue Methoden in der kardialen Funktionsdiagnostik – Herzfrequenzvariabilität. Dtsch Arztebl 1999; 96(31-32): A-2029 / B-1753 / C-1629. www.aerzteblatt.de/archiv/18505/Serie-Neue-Methoden-in-der-kardialen-Funktionsdiagnostik-Herzfrequenzvariabilitaet [Stand: 02.12.2024]