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Informationen zum Bereich Interventionelle Radiologie
Was ist interventionelle Radiologie?
Die Radiologie ist in Deutschland und der Schweiz nicht nur ein rein bildgebendes Fachgebiet der Medizin. Neben den typischen nicht-invasiven Gebieten der Sonographie (Ultraschall), Röntgen, Computertomographie und Magnetresonanztomographie, die der Diagnosefindung bei verschiedensten Erkrankungen dienen, ist die Radiologie auch an unterschiedlichen minimal-invasiven Eingriffen im therapeutischen Rahmen beteiligt. Dieses Teilgebiet der diagnostischen Radiologie wird als interventionelle Radiologie bezeichnet.
Zu der Entwicklung dieser Verwendung von radiologischer Bildgebung führte die Erfindung der Ballondilatation im Jahre 1972, später auch die der gefäßerweiternden Stents. Hierbei wurde Röntgenbilder währen einer kleinen Operation gemacht. Mit Hilfe eines kleinen aufblasbaren Ballons am Ende eines ins Gefäß vorgeschobenen Drahtes wurde eine verengte Stelle im Gefäßsystem erweitert. Der richtige Sitz der Ballons und der Ort der Behandlung konnten durch die Röntgenaufnahme überprüft werden.
Anwendungsgebiete und Behandlungsmethoden der interventionelle Radiologie
Im Laufe der Jahre wurde eine Reihe weiterer Verfahren entwickelt, die möglichst wenig invasiv, schnell und gut verträglich mit Hilfe der modernen Bildgebung durchgeführt werden können und zum heutzutage breiten Spektrum der Interventionellen Radiologie geführt haben.
Hierzu gehören neben den Eingriffen am Gefäßsystem (sowohl im Bereich der Venen als auch der Arterien) auch Behandlungen verschiedener Erkrankungen des Gallengangsystems, sowie zahlreiche Tumorerkrankungen.
Arteriosklerose
Zu den häufigsten Verwendungszwecken gehört die Angioplastie. Hierbei handelt es sich um die oben erwähnte Aufweitung von verengten Gefäßstellen mit Hilfe eines Ballons. Die Ursache für die Gefäßengstellen findet sich meist in der Arteriosklerose.
Thrombose
Eine weitere Verwendung findet die Interventionelle Radiologie bei der Behandlung von Blutgerinnseln (Thromben). So kann der Radiologe durch die lokale Einspritzung von bestimmten Medikamenten ein frisches Blutgerinnsel auflösen (lokale intraarterielle Fibrinolyse). Eine andere Möglichkeit bei etwas älteren Thromben ist die mechanische Zerstörung und Absaugung des Blutgerinnsels (perkutane Aspirations-Thromboembolektomie).
Stents und Cavafilter
Auch das Einbringen von verschiedenen therapeutischen Hilfsmitteln in das Gefäßsystem ist möglich. Dazu gehören Gefäßendoprothesen (Stents) oder sogenannte Cavafilter, ein Schirmchen, das in die Hohlvene eingebracht wird um zu verhindern, dass Teile von losgelösten Blutgerinnseln aus den unteren Extremitäten ins Gehirn gelangen.
Die Behandlung von Gefäßfehlbildungen wie Gefäßwandaussackungen im Gehirn ist eine weitere Form der Interventionellen Radiologie. Durch lokale Abgabe von gerinnungsförderndem Material, kann der Radiologe Gefäßwandaussackungen verschließen und somit das Risiko einer Blutung verhindern.
Embolisation
In gleicher Form können zuführende Gefäße von gutartigen und bösartigen Tumoren durch Embolistation verschlossen werden. Zusätzlich können über einen Gefäßzugang unter Röntgenkontrolle die Gefäße von Lebertumoren ausfindig gemacht werden. Nach der lokalen Spritzung von einem Chemotherapeutikum werden dann die Gefäße verschlossen (Chemoembolisation). Hierdurch verbleibt das Chemotherapiemedikament im Tumor und kann diesen möglichst stark schädigen. Formen und Anwendungsgebite der Embolisation sind:
Biopsien, Drainagen und Ernährungssonden (PEG)
Ebenso kann der Radiologe mit Hilfe der Interventionellen Radiologie gezielte Gewebeentnahmen (Biopsien) vornehmen, Drainagen legen (kleine Schläuche) über die entzündliches Sekret oder Blut aus dem Körper ablaufen kann, Schmerzmittel im Bereich bestimmter Nerven applizieren oder Ernährungssonden in Magen oder Darm legen. Dies alles läuft unter bildgestützter Kontrolle (MRT, CT oder Ultraschall) ab.
Nebenwirkungen und Risiken der interventionellen Radiologie
Wie jede invasive Behandlung, auch wenn sie minimal-invasiv ist, kann es beim Verfahren der Interventionellen Radiologie zur Verletzungen umliegender Strukturen kommen. Diese Gefahren sind je nach Behandlung unterschiedlich und können von Blutungen, Einriss von Blutgefäßen, Verletzung von Nerven, Blutgerinnselbildung bis hin zur Notwendigkeit einer größeren Operation führen, falls die Verletzung minimalinvasiv nicht mehr behandelt werden kann.
Das Risiko für solche Verletzungen ist jedoch minimal. Gerade die gleichzeitige Verwendung von bildgebenden Verfahren soll ja den optimalen Sitz und Ort der Instrumente und der Behandlung überprüfen und kann somit die versehentliche Beschädigung anderer Strukturen großteils verhindern.
Vorteile der interventionellen Radiologie
Die interventionelle Radiologie ermöglicht es wichtige und zum Teil lebensrettende Maßnahmen zu ergreifen und ist dabei so wenig invasiv wie möglich, von kurzer Dauer und geringer Belastung für den Patienten. Dadurch ist diese Art der Therapie auch bei schlechterem Allgemeinzustand bzw. höherem Alter möglich. Es birgt weit weniger Risiken als die offene Operation und führt zu einer schnellen Genesung.
Sollten Sie weiterführende Fragen bezüglich der Möglichkeiten der Interventionellen Radiologie haben, oder über die genauen Risiken der Behandlung bzw. Behandlungsalternativen speziell bei Ihrer Erkrankung aufgeklärt werden wollen, wenden Sie sich vertrauensvoll an Ihren behandelnden Radiologen.
Quellen:
http://www.medizin-mit-durchblick.de/#interventionelle_radiologie_anchor
Vogl, Thomas J.; Rummeny, Ernst J.; Reith, Wolfgang; Balzer, J. O. (2011): Diagnostische und Interventionelle Radiologie. Berlin: Springer.
Reiser, Maximilian; Kuhn, Fritz-Peter; Debus, Jürgen (2011): Radiologie. 3., vollst. überarb. u. erw. Aufl. Stuttgart: Thieme (Duale Reihe).
Kauffmann, Günter Werner; Moser, Ernst (2011): Radiologie. Bildgebende Verfahren, Strahlentherapie, Nuklearmedizin und Strahlenschutz. 4., völlig überarb. Aufl. München: Elsevier, Urban & Fischer.
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