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Informationen zum Bereich Kanaloplastik
Was ist eine Kanaloplastik?
Die Kanaloplastik ist ein relativ neues Operationsverfahren zur Glaukombehandlung.
Ein Glaukom entsteht meist durch einen zu hohen Augeninnendruck. Zu einem erhöhten Augeninnendruck kommt es, wenn der Abfluss des Kammerwassers des Auges behindert ist und sich die Flüssigkeit im Auge staut. Das Kammerwasser fließt normalerweise über den Schlemm-Kanal im Winkel der vorderen Augenkammer ab. Bei einem Glaukom ist dieser Kanal häufig kollabiert.
Bei der Kanaloplastik wird der Schlemm-Kanal mit einem Mikrokatheder aufgeweitet und ein Faden in den Kanal eingelegt. Die Kanaloplastik stellt den natürlichen Kammerwasserabfluss wieder her und soll den Kanal dauerhaft offenhalten.
Die Kanaloplastik wurde als alternative Operationsmethode zu der häufig mit Komplikationen verbundenen Trabekulektomie entwickelt.
Im Vergleich zur Trabekulektomie zeichnet sich die Kanaloplastik durch weniger Komplikationen, einen schnellen Heilungsverlauf, einen kürzeren Krankenhausaufenthalt und weniger Nachkontrollen aus. Der Augeninnendruck kann allerdings mit der Trabekulektomie effektiver gesenkt werden.
Für wen kommt eine Kanaloplastik in Frage?
Die Kanaloplastik ist prinzipiell für alle Arten von Offenwinkelglaukomen geeignet. Das Offenwinkelglaukom oder Weitwinkelglaukom ist mit über 90 Prozent die häufigste Glaukomform.
Da mit der Kanaloplastik nur eine moderate Drucksenkung erzielt werden kann, kommt die Methode vor allem für Patienten mit einem leichten bis mittelschweren Glaukom in Frage.
Die schonende Operationsmethode ist besonders für Patienten mit hohem Komplikationsrisisko, mit chronischer Bindehautentzündung oder für ältere Patienten geeignet.
Für Menschen mit einem Engwinkelglaukom, bei dem es zu einer Verengung oder einem Verschluss des Kammerwinkels kommt, und einem chronischen Winkelverschlussglaukom ist die Kanaloplastik nicht geeignet. Auch bei einem Neovaskulationsglaukom, bei dem Gefäße den Kammerwinkel verschließen, bei komplizierten Glaukomen mit Vernarbungen und bei einem angeborenen Glaukom ist die Operationsmethode nicht sinnvoll.
Wie läuft der Eingriff ab?
Die Kanaloplastik kann mit lokaler Betäubung ohne Vollnarkose durchgeführt werden. Bei dem Eingriff eröffnet der Chirurg die weiße Lederhaut (Sklera) des Auges an einer kleinen Stelle am Übergang zur klaren Hornhaut. Dort befindet sich der Schlemm-Kanal, der in der Sklera rings um die durchsichtige Hornhaut verläuft. Der Chirurg führt einen winzigen Katheder durch den Schlemm-Kanal. Beim Zurückziehen des Katheders wird ein Faden in den Kanal gelegt und eine zähflüssige Substanz eingegeben, ein sogenanntes Viskoelastikum, die den Kanal dehnt. Dies soll den Kanal dauerhaft offenhalten und den Abfluss wieder herstellen. Abschließend deckt der Chirurg den Kanal ab und näht die Sklera fest.
Nach dem Eingriff folgt ein stationärer Aufenthalt von wenigen Tagen und nach ungefähr vier bis sechs Wochen eine Nachkontrolle.
Welche Erfahrungen gibt es?
Bei der Kanaloplastik treten selten schwerere Komplikationen auf. Der Heilungsverlauf ist schnell und der stationäre Aufenthalt ist kürzer als bei der Trabekulektomie. Es sind auch weniger Nachkontrollen nötig.
Allerdings lässt sich mit der Trabekulektomie der Augeninnendruck effektiver senken. Mit der Kanaloplastik kann der Augeninnendruck auf etwa 15 bis 16 mmHg gesenkt werden. Studien zeigten, dass ungefähr 30 Prozent der Patienten den vor der Operation festgelegten Zieldruck durch die Kanaloplastik erreichen und anschließend ohne Augentropfen auskommen. Weitere 40 Prozent benötigen zusätzlich Augentropfen, um den Druck auf den gewünschten Wert zu senken. Mehr als ein Drittel erreicht den Zieldruck trotz Operation und Augentropen nicht.
Mit der Trabekulektomie wird der Zieldruck bei ungefähr 70 Prozent der Patienten ohne zusätzliche Augentropfen erreicht. Aber auch hier kommt es bei fast einem Drittel der Patienten nicht zu der gewünschten Drucksenkung mit Operation und Augentropfen.
Bei der Kanaloplastik ist die mögliche Drucksenkung außerdem abhängig vom Ausgangswert. Das bedeutet, dass der Druck bei einem fortgeschrittenen Glaukom mit hohem Augeninnendruck wahrscheinlich nicht ausreichend gesenkt werden kann.
Es hat sich aber herausgestellt, dass eine stärkere Drucksenkung durch die Kanaloplastik in Kombination mit einer Kataraktchirurgie möglich ist. Hier kann der Druck auf 13 bis 14 mmHg gesenkt werden. Bei der Kataraktoperation wird die Linse entfernt, dadurch vertieft sich die vordere Augenkammer. Dies scheint die Wirkung der Kanaloplastik zu steigern. Für Menschen mit Glaukom und Katarakt ist die Kanaloplastik daher eine gute Behandlungsmöglichkeit.
Gibt es Alternativen zur Kanaloplastik?
Eine Alternative zur Kanaloplastik ist die Trabekulektomie. Bei dieser schon seit Jahrzehnten durchgeführten Operation wird ein künstlicher Abfluss für das Kammerwasser geschaffen. Das Kammerwasser wird unter die Bindehaut der Sklera geleitet.
Mit der Trabekulektomie kann der Augeninnendruck am effektivsten gesenkt werden – auf 12 bis 13 mmHg. Daher ist die Trabekulektomie bei einem fortgeschrittenen Glaukom mit hohem Augeninnendruck empfehlenswert. Allerdings ist die Operation oft mit Komplikationen und aufwendiger Nachsorge verbunden.
Es gibt noch einige weitere Operationsmethoden, zum Beispiel die Lasertrabekuloplastik. Diese schonende Methode senkt den Augeninnendruck nicht dauerhaft, ist aber in bestimmten Fällen als Übergangslösung geeignet.
Für manche komplizierten Glaukome, wie angeborene Glaukome oder Glaukome mit starker Vernarbung, sind weder Kanaloplastik noch Trabekulektomie geeignet. Hier eignen sich zum Beispiel Implantatoperationen.
Was sind die Risiken einer Kanaloplastik?
Bei der Kanaloplastik kommt es sehr selten zu schwereren Komplikationen.
Häufig kommen jedoch kleine Einblutungen in das Augeninnere vor. Diese verschwinden aber meist innerhalb der ersten Tage nach der Operation von selbst.
Eine weitere eher seltene Komplikation ist die Ablösung der Descemet-Membran. Die Descemet-Membran ist eine Schicht der Hornhaut. Bei der Eingabe des Viskoelastikums kann sich diese teilweise von der darüberliegenden Hornhautschicht, dem Hornhautstroma ablösen. Manchmal kommt es dabei auch zu Einblutungen in Hornhaut. Auch hier braucht es keine Behandlung. Die Hornhaut heilt von selbst.
Gelegentlich passiert es, dass der Mikrokatheder falsch geschoben wird oder es nicht möglich ist, ihn ganz durch den Schlemm-Kanal zu schieben. Selten kommt es vor, dass der Faden aus dem Kanal in die vordere Augenkammer rutscht.
Bei einem Teil der Patienten muss allerdings nachoperiert werden, wenn der Druck mit der Kanaloplastik nicht genügend gesenkt werden konnte. Bei dieser zweiten Operation, der YAG-Goniopunktur, wird eine Struktur des Kammerwinkels, die Trabekel/Descemet-Lamelle, mit dem Laser durchtrennt. Dadurch verbessert sich der Abfluss des Kammerwasser in den Schlemm-Kanal.
Welche Kliniken sind spezialisiert?
Für eine Kanoloplastik sollte man sich am besten an eine auf Glaukomoperationen spezialisierte Augenklinik wenden. Dort gibt es erfahrene Chirurgen, die die Operation regelmäßig durchführen.
Wer einen Arzt benötigt, möchte für sich die beste medizinische Versorgung. Darum fragt sich der Patient, wo finde ich die beste Klinik für mich? Da diese Frage objektiv nicht zu beantworten ist und ein seriöser Arzt nie behaupten würde, dass er der beste Arzt ist, kann man sich nur auf die Erfahrung eines Arztes verlassen.
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Quellen:
- Klink T. et al. (2012). Nicht penetrierende Glaukomchirurgie. Ophthalmologe 2012; 109:807-817
- Matlach J., Klink T. (2015). Trabekulektomie versus Kanaloplastik. Ophthalmologe 2015; 112:325-331
- Matthei M. et al. (2011). Kanaloplastik. Eine neue Alternative in der nicht penetrierenden Glaukomchirurgie. Ophthalmologe 2011; 108:637-643
- Nassri et al. (2020). Therapieerfolg von Kanaloplastik und Trabekulektomie durch denselben Operateur mit demselben Erfahrungslevel im Langzeitverlauf. Ophthalmologe 2020; 117:1025-1032
- Reznicek L. et al. (2016). Möglichkeiten und Grenzen der operativen Glaukomtherapie. Ophthalmologe 2016; 113:833-837
- Taruttis T. et al. (2018). Verglaich von Trabekulektomie und Kanaloplastik. Drucksenkender effekt und postoperatives Komplkations- und Interventionsspektrum. Ophthalmologe 2018; 115:137-144