Spezialisten für Krebsvorsorge
6 Spezialisten gefunden
Dr. med. Brunilda Alushi, PhD, FEACVI
Innere Medizin und Kardiologie, Prävention und bildgebende Diagnostik
München
Informationen zum Bereich Krebsvorsorge
Was ist Krebsvorsorge?
Als Krebsvorsorge oder Krebsfrüherkennung bezeichnet man Untersuchungen, die Krebserkrankungen erkennen, noch bevor sie zu Symptomen (Schmerzen, Blutungen, Funktionsstörungen) führen oder sich im Körper ausbreiten (Metastasen). Ideal ist die Früherkennung von Krebsvorstufen, gutartigen Tumoren, die ein hohes Risiko zur Entartung besitzen, aber noch kein Krebs sind. Das Ziel ist, aufgrund der frühzeitigen Diagnose, eine frühe Behandlung der Erkrankung mit besseren Resultaten beginnen zu können. Die Krebsvorsorge dient der Früherkennung und senkt nicht die Wahrscheinlichkeit an einem Krebs zu erkranken.
Es wird dringend empfohlen, mindestens die von den Krankenkassen übernommenen Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen, da diese die Zahl der Tode durch die jeweilige Erkrankung maßgeblich senkt und außerdem oft die Therapie deutlich erleichtert (z.B. Konisation eines kleinen Stücks des Gebärmutterhalses anstatt Gebärmutterentfernung). Zusätzlich können auch die individuellen Gesundheitsleistungen für eine noch frühere Diagnose sinnvoll sein.
In Deutschland gesetzlich garantierte Krebsvorsorgeuntersuchungen
Krebsvorsorge für Frauen
- Gebärmutterhalskrebs-Früherkennung (ab dem 20. Lebensjahr einmal jährlich)
Dabei werden die inneren und äußeren Geschlechtsorgane begutachtet und ein „Pap“-Abstrich des Zervixschleims gemacht. Dieser vom griechischen Arzt George Papanicolaou entwickelte Abstrich verbesserte die Früherkennung wesentlich. So sank die Häufigkeit dieser Erkrankung in den letzten Jahrzehnten nicht wesentlich, es versterben aber heutzutage nur noch halb so viele Frauen daran, wie noch vor 40 Jahren. Aktuell gibt es Bestrebungen bei Frauen über 35 den PAP-Test nur noch alles drei Jahre durchzuführen. Zusätzlich soll dann noch ein Abstrich auf HPV-Viren hinzukommen.
- Brustkrebsvorsorge (ab dem 30. Lebensjahr einmal jährlich)
Bei dieser Untersuchung werden die Brüste und die Achselhöhlen durch eine Gynäkologin oder einen Gynäkologen abgetastet um krebsverdächtige Knoten oder geschwollene Lymphknoten auszuschließen. Die Brustkrebsvorsorge ist deshalb von großer Bedeutung, weil Brustkrebs ein Drittel der Krebserkrankungen von Frauen ausmacht und damit der häufigste Krebs ist.
- Mammographie (zwischen dem 50. und 69. Lebensjahr, bei familiärer Vorbelastung auch früher)
Diese Untersuchung wird in der Altersgruppe durchgeführt, in der Brustkrebs am häufigsten auftritt. Dabei wird ein Röntgenbild der Brust erstellt, um auffällige Strukturen zu erkennen, die nicht tastbar sind.
Krebsvorsorge für Männer
- Prostatakrebsvorsorge (ab dem 45. Lebensjahr einmal jährlich)
Prostatakrebs ist der häufigste Krebs bei Männern (28% der Krebserkrankungen). Die Untersuchung erfolgt über den After und die Ärztin oder der Arzt kann so über den Darm Vergrößerungen der Prostata tasten. Zudem werden die Geschlechtsteile untersucht und die Lymphknoten in der Leiste begutachtet.
Krebsvorsorge für Männer und Frauen
- Hautkrebsscreening ab dem 35. Lebensjahr alle zwei Jahre)
Die Hautärztin oder der Hautarzt untersucht mit einer Lupe die gesamte Haut (auch Bereiche, die selten der Sonne ausgesetzt sind) nach Auffälligkeiten, insbesondere Leberflecken, die potentielle Krebsvorstufen sind.
- Darmkrebsvorsorge durch Stuhlprobe (ab dem 50. Lebensjahr einmal jährlich)
Dies ist eine der zwei Methoden der Darmkrebsvorsorge. Die abgegebene Stuhlprobe wird auf kleinste Mengen von Blut untersucht, die mit bloßem Auge nicht sichtbar sind (okkultes Blut). Ist der Test positiv, ist eine Darmspiegelung empfohlen.
- Darmspiegelung (ab dem 55. Lebensjahr alle zehn Jahre)
Bei einer Darmspiegelung wird der gesamte Dickdarm mit einem Kameraschlauch untersucht, der über den After eingeführt wird. Es ist die aufwendigere, aber auch sicherere Methode der Darmkrebsvorsorge. Oft können dabei Polypen, kleine Geschwulste im Darm, entdeckt und direkt entfernt werden. Jeder zweite Mensch in Westeuropa entwickelt im Laufe seines Lebens einen Polypen im Dickdarm. Polypen selbst sind nicht gefährlich, entwickeln sich aber häufig über einen langen Zeitraum von circa 10-15 Jahre zu einem Krebs fort.
IGeL Leistungen zur Krebsvorsorge
Über die gesetzlich garantierten Maßnahmen zur Krebsvorsorge hinaus, bieten Ärzte verschiedener Fachrichtungen sogenannte IGeL Leistungen an. Diese werden nicht von den Krankenkassen übernommen und müssen somit vom Patienten selbst bezahlt werden.
Häufig angebotene Individuelle Gesundheitsleistungen zur Krebsvorsorge sind, Ultraschalluntersuchungen der Brust und Eierstöcke bei der Frau und PSA-Wert Bestimmung und Prostata MRT zur Früherkennung von Prostatakrebs beim Mann.
Auch das Hautkrebsscreening wird bei einigen Ärzten als IGel angeboten. Der Unterschied zur Kassenleistung besteht darin, dass der Hautarzt nicht nur mit bloßem Auge die Haut auf Ausfälligkeiten hin überprüft, sondern ein Dermatoskop zur Untersuchung verwendet.
Eine weitere Möglichkeit zur individuellen Krebsvorsorge bietet das Ganzkörper-MRT. Hierbei wird der ganze Körper strahlenfrei bildlich dargestellt. Schon kleinste Tumoren können so entdeckt werden.
Warum werden Individuelle Gesundheitsleitungen nicht von den Krankenkassen übernommen?
Krankenkassen sind gesetzlich dazu verpflichtet wirtschaftlich zu arbeiten. Darum übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen nur Kosten für Leistungen, die statistisch nachweißlich einen Nutzen bei der Reduzierung der Krebssterblichkeit für eine große Zahl an Patienten haben. Bevor eine Leistung also in den Katalog der gesetzlichen Krebsvorsorge aufgenommen wird, muss bewiesen werden, dass diese Leistung die Krebssterblichkeit messbar senkt.
Wie hoch sind die Kosten für Krebsvorsorgeuntersuchungen?
Die gesetzlich garantierten Krebsvorsorgemaßnahmen werden von den Krankenkassen übernommen und sind somit für den Patienten kostenfrei. Die Kosten für individuelle Gesundheitsleistungen werden durch die Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) geregelt. Um bei der Rechnung keine unliebsame Überraschung zu erleben, sollten Patienten einen transparenten Kostenvoranschlag verlangen.
Vorteile und Risiken der Krebsvorsorgeuntersuchungen
Vorsorgeuntersuchungen werden nur als nützlich betrachtet, wenn der Krebs, auf den man testet, auch therapierbar ist. Ist der Patient bereits so schwer krank, dass zum Beispiel eine Operation oder Chemotherapie nicht möglich wäre, ist eine Krebsvorsorge nicht sinnvoll. Würde ein Krebs gefunden werden, wäre er unter diesen Umständen ohne Bedeutung für die Gesundheit des Patienten oder der Patientin. Die Diagnose wäre trotzdem emotional sehr belastend. So kann das „Übersehen“ einer Krebserkrankung die Lebensqualität schützen.
Nicht jeder Krebs, der diagnostiziert wird führt zwangsläufig noch zu Lebzeiten zu Beschwerden (z.B. Brustkrebs, Prostatakrebs). So ist es möglich, dass in seltenen Fällen Menschen mit einem diagnostizierten Krebs eine belastende und schädliche Behandlung auf sich nehmen, ohne dass sie nötig gewesen wäre. Diese mit der Vorsorge einhergehende Problematik bezeichnet man als „überdiagnostizieren“.
Die Sensitivität eines Tests, also die Genauigkeit der Ergebnisse einer Vorsorgemethode, ist ein weiteres Risiko. Ein Test kann falsch-negativ ausfallen, was bedeutet das ein vorhandener Krebs mit einer Methode nicht erkannt wird oder falsch-positiv, wenn ein Untersuchungswert fälschlicherweise auf einen Krebs hindeutet, obwohl keiner vorhanden ist. Das kann sehr belastend für Betroffene sein, wenn sie sich weiteren Untersuchungen unterziehen müssen und mit Ängsten konfrontiert wird, obwohl diese unbegründet sind.
Die Durchführung einiger Vorsorgeuntersuchungen kann auch schädliche Wirkungen haben. Beispielsweise wird bei einer Mammographie (zur Brustkrebsvorsorge) mit Röntgenstrahlung gearbeitet, die selbst schädlich auf das Gewebe wirkt und mit einer geringen Wahrscheinlichkeit die Entwicklung einer Krebserkrankung in einer gesunden Person auslösen kann.
Deshalb ist es sinnvoll eine Mammographie nur bei Personen durchzuführen bei denen der Nutzen überwiegt. Männer und junge Frauen sind selten von Brustkrebs betroffen. Ihnen würde eine Mammographie mehr schaden als nutzen, weshalb die Mammographie als Vorsorge nur Frauen zwischen dem 50. und 69. Lebensjahr empfohlen wird.
Eine Grunduntersuchung auf Hautkrebs dagegen, findet durch Betrachtung statt und ist somit harmlos. Sie kann ohne Bedenken bei jedem durchgeführt werden. Allgemein gilt, dass ein Test mit hohen Risiken auch nur empfohlen ist, wenn die Vorteile ebenfalls groß sind und eine gute Chance besteht, Krebsvorstufen oder Krebs in einem Stadium zu entdecken, in dem die Therapie für Betroffene weniger belastend ist, beziehungsweise eine Heilung überhaupt noch möglich ist, sodass Lebensdauer und Lebensqualität verbessert werden können.
Quellen:
- www.cancer.org/cancer/cervical-cancer/about/key-statistics.html
- www.krebsinformationsdienst.de/vorbeugung/frueherkennung/frueherkennung.php
- www.tk.de/centaurus/servlet/contentblob/141708/Datei/681/Broschuere-Frueherkennung-von-Gebaermutterhalskrebs.pdf.
- emedicine.medscape.com/article/773832-overview
- www.verbraucherzentrale.de/kosten-von-igel-leistungen--informieren-spart-geld
- Heiner Greten – Innere Medizin 12. Auflage
- Thieme – Duale Reihe – Innere Medizin 2009
Fachbeiträge
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