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Lebermetastasen Therapie – Heilungschancen und Lebenserwartung
Die mit Abstand häufigsten bösartigen Neubildungen in der Leber sind Lebermetastasen. Dies sind Krebsabsiedelungen, die von leberfernen Tumoren abstammen.
Am häufigsten metastasieren folgende Tumoren in abnehmender Reihenfolge in die Leber:
Karzinome der Lunge (Lungenkrebs)
Darmkrebs (Kolonkarzinom und Rektumkarzinom)
Brustkrebs (Mammakarzinom)
Speiseröhrenkrebs (Ösophaguskarzinom)
Was sind Lebermetastasen und wie entstehen Sie?
Lebermetastasen sind sogenannte bösartige Sekundärtumoren, da sie von anderen Primärtumoren abgesiedelt sind. Im Gegensatz dazu sind Tumoren, die direkt aus den Leberzellen stammen, Primärtumoren der Leber, wie z.B. Leberkrebs (Hepatozelluläres Karzinom). Die Ausstreuung der Tumorzellen erfolgt teils über Blutbahnen (hämatogene Streuung), teils über Lymphbahnen (lymphogene Streuung).
Die Tumoren der Verdauungsorgane, wie Darmkrebs, Magenkrebs oder Bauchspeicheldrüsenkrebs, streuen hauptsächlich hämatogen (über den Blutweg) über die Pfortader zur Leber, dem Hauptstoffwechselorgan des Menschen. Meist sind bei der Diagnose von Lebermetastasen bereits mehrere Absiedelungen vorhanden. Anzahl, Aussehen, Größe und Lage der Metastasen sind vor allem für die Planung der weiteren Behandlung entscheidend.
Durch welche Symptome machen sich Lebermetastasen bemerkbar?
Patientinnen und Patienten mit Lebermetastasen können unter spezifischen Symptomen des Primärtumors, wie zum Beispiel Husten bei Lungenkrebs oder Blutungen bei Darmkrebs, sowie unter der sogenannten B-Symptomatik leiden, die bei allen Krebserkrankungen vorkommen kann:
Fieber
Nachtschweiß
Ungewollter Gewichtsverlust
Die Lebermetastasen selbst bleiben oft lange symptomfrei. Bei vielen, beziehungsweise großen Metastasen in der Leber können Oberbauchschmerzen und Appetitlosigkeit auftreten. Erst wenn etwa zwei Drittel der Leber befallen sind, tritt ein Ikterus, eine Gelbfärbung der Haut, die sich meist zuerst im Weiß der Augen bemerkbar macht, auf.
Wie diagnostiziert der Facharzt Lebermetastasen?
Wird eine bösartige Tumorerkrankung diagnostiziert, erfolgt immer ein Staging, also verschiedene Untersuchungen zur Stadieneinteilung des Tumors. Dazu gehört auch die Suche nach Metastasen im Abdomen, meist durch eine CT- oder MRT-Untersuchung.
Lebermetastasen können aber auch auffallen, bevor ein Primärtumor bekannt ist, und somit erst zur Diagnose einer Krebserkrankung führen. Hier wird meist, aufgrund von Oberbauchschmerzen oder eines Ikterus, initial eine Ultraschalluntersuchung des Bauchraums durchgeführt, bei der die Läsionen in der Leber erkennbar sind. Das Ultraschallbild gibt bereits einen Hinweis auf den möglichen Ursprung der Metastasen: Stammen sie zum Beispiel von einem Brust-, Lungen- oder Bauchspeicheldrüsenkrebs oder einem Lymphom ab, stellen sie sich im Ultraschall eher echoarm, also dunkel dar. Echoreiche, im Ultraschall helle, Metastasen sprechen eher für einen Primärtumor im Magen-Darm- oder Nierenbereich.
Heilung bei Lebermetastasen meist nur durch komplette Tumorentfernung
Bösartige Neubildungen der Leber können meist nur durch eine Leberoperation mit kompletter Entfernung des Tumorgewebes geheilt werden. Häufig, vor allem bei Metastasen, ist dies aufgrund eines fortgeschrittenen Erkrankungsstadiums nicht mehr in Gänze möglich. Hierfür gibt es aber verschiedene Therapieansätze, mit denen den Patienten Lebensqualität und auch Lebenszeit zurückgewonnen werden kann.
Vor allem bei Metastasen sollte vor dem Versuch einer operativen Entfernung sichergestellt sein, dass der Primärtumor, z.B. der Darmkrebs, ausgeheilt ist und keine weiteren Tumoraussaaten im Körper vorhanden sind.
Bei Lebermetastasen von beispielsweise kolorektalen Karzinomen (Darmkrebs) kann bei ansonsten gesunden Patienten der Versuch gemacht werden selbst eine Vielzahl von Metastasen operativ zu entfernen. Da die Leber eine sehr rasche Regenerationsfähigkeit besitzt, kann diese Entfernung der Tumorabsiedelungen bei starkem Organbefall in mehreren Etappen erfolgen (Etappenresektion).
Wenn Metastasen primär aufgrund der hohen Anzahl oder der Größe nicht komplett entfernt werden können, besteht die Möglichkeit mithilfe einer Chemotherapie oder einer partiellen Entfernung die Resektabilität (komplette Tumorentfernung) wiederherzustellen. Eine Chemotherapie, die vor einer Tumorentfernung erfolgt, um die Neubildung zu verkleinern, besser operabler zu machen, nennt sich „neoadjuvante Chemotherapie“.
Therapiekonzepte bei inoperablen Lebermetastasen
Metastasen, die durch eine Operation nicht entfernbar sind, werden meist mit einer Chemotherapie palliativ (nicht heilend) behandelt. Darüber hinaus gibt es Thermoablationsverfahren, wie z.B. die Radiofrequenzablation (RFA) oder die Mikrowellenablation, bei der mittels lokaler Hitzeeinwirkung die Neubildungen verkleinert werden.
Bei der sogenannten „Transarteriellen Chemoembolisation“ (TACE) wird über ein Kathetersystem in den Blutgefäßen ein Chemotherapeutikum direkt, lokal, in das Tumorgewebe injiziert. Dies erlaubt eine maximale Wirkung am Ort des Geschehens mit minimalen Nebenwirkungen für das umgebende Gewebe und den Patienten.
Ein weiteres Behandlungsverfahren, das über einen Katheter direkt an der Leber angreift, ist die Selektive Interne Radiotherapie (SIRT). Hierbei werden radioaktiv strahlende Partikel gezielt in das Tumorgewebe gespritzt, um möglichst lokal mit geringen Kollateralschäden wirken zu können.
Eine hochmoderne Methode zur Verkleinerung von Lebermetastasen ist die HIFU-Therapie (Ultraschall-gesteuerter hochintensiver fokussierter Ultraschall). Bei dieser Therapie werden die Tumorzellen so stark, erhitzt, dass sie „verkochen“ und der Tumor sich verkleinert. Dieses Verfahren befindet sich noch in seinen Anfängen, jedoch zeigt sich bereits in zahlreichen Studien, dass die HIFU-Therapie ein erfolgreicher Therapieansatz mit nur geringen Nebenwirkungen darstellt.
Nach aktuellem Stand des Wissens sind vor allem multimodale Therapiekonzepte erfolgsversprechend, bei denen Leberchirurgie, Chemotherapie und Hitzetherapie kombiniert angewandt werden.
Lebermetastasen Bestrahlung
Durch die Entwicklung präziserer strahlentherapeutischer Verfahren, nimmt die Bedeutung der Strahlentherapie bei Lebermetastasen zu. Vor allem die stereotaktische Radiochirurgie und die Brachytherapie erzielen gute Ergebnisse zur Krankheitskontrolle. Durch den gezielten Einsatz der Strahlen bleibt das gesunde Gewebe weitgehend geschont.
Lebenserwartung - Überleben mit Lebermetastasen
Ohne operative Entfernung ist die mittlere Überlebenszeit bei Diagnosestellung vom Primärtumor (Quelle der Metastase) abhängig und liegt bei etwa 4-8 Monaten. Bei kompletter operativer Entfernung von Lebermetastasen von Darmkrebs findet man in der Literatur 5-Jahres-Überlebensraten von bis zu 45%, d.h. 5 Jahre nach der Operation leben 45% der Krebspatienten noch.
Welche Ärzte und Kliniken sind Spezialisten für Lebermetastasen?
Die Therapie der Lebermetastasen wird in der Regel durch ein interdisziplinäres Spezialistenteam durchgeführt. Dazu zählen unter anderem Bauchchirurgen (Viszeralchirurgen) mit der Spezialisierung Leberchirurgie, Strahlentherapeuten (Radiologen), Krebsspezialisten (Onkologen) und Pathologen.
Quellen:
Innere Medizin, Gerd Herold und Mitarbeiter, 2014
Chirurgie, Siewert/Stein, 9. Auflage, Springer Verlag -
- www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/metastasen/lebermetastasen-grundlagen.php (22.08.2016)
Henne-Bruns et al.: Duale Reihe Chirurgie. 2. Auflage Thieme 2007, ISBN: 3-131-25292-8
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