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Was ist eine Leberzirrhose?
Als Leberzirrhose (altgriechisch: hepar-Leber; kirros-gelb/orange) bezeichnet man einen Umbau der Leber zu Bindegewebe (Narbengewebe), der mit einem allmählichen Funktionsverlust der Leber einhergeht. Dieser Umbau ist nicht rückgängig zu machen, lediglich ein weiteres Fortschreiten der Umbildung kann verhindert werden.
Die Leberzellen weisen einen ganz spezifischen Aufbau auf, der es ihnen ermöglicht, die vielfältigen Funktionen der Leber zu erfüllen. Kommt es nun beispielsweise im Rahmen einer chronischen Entzündung zu einem Umbau dieser Zellen zu Bindegewebe, führt dies zu Funktionseinschränkungen.
Die Leber erfüllt im Körper lebenswichtige Aufgaben, sodass eine Einschränkung ihrer Funktion eine ernstzunehmende Erkrankung darstellt. Sie hat unter anderem eine Entgiftungsfunktion und ist dabei für den Abbau von körpereigenen Stoffen wie Hormonen und körperfremden Stoffen wie Alkohol oder Medikamenten verantwortlich.
Zudem ist die Leber Produzent zahlreicher wichtiger Stoffe. Hierzu gehört neben Gerinnungsfaktoren auch die Gallenflüssigkeit, die im Darm die Resorption von Fetten aus der Nahrung ermöglicht.
Die Leber ist als eines der zentralen Stoffwechselorgane sowohl für den Zucker-, als auch den Eiweiß- und Fettstoffwechsel von enormer Bedeutung. Hierbei reguliert sie unter anderem die Aufrechterhaltung eines konstanten Blutzuckerspiegels.
Des Weiteren ist sie auch an der Regulation des Säure-Base-Haushaltes sowie bei Abwehrprozessen und der Speicherung von Vitaminen beteiligt.
Die Leberzirrhose ist eine relativ häufige Erkrankung in westlichen Industrieländern. In Deutschland und den USA erkranken jedes Jahr durchschnittlich 250 von 100 000 Menschen an einer Leberzirrhose. Männer sind dabei etwa doppelt so häufig betroffen wie Frauen.
Ursachen: Was kann eine Leberzirrhose verursachen?
Eine Leberzirrhose kann die Folge verschiedener Erkrankungen der Leber sein. Gemeinsame Endstrecke dieser zur Leberzirrhose führenden Krankheiten ist eine chronische Leberentzündung (Hepatitis). Die übermäßige Belastung der Leberzellen (Hepatozyten) veranlasst diese dann zum bindegewebigen Umbau.
In den meisten Fällen liegt die Ursache der chronischen Hepatitis in einem erhöhten Alkoholkonsum. In Industrienationen macht dies einen Anteil von etwa 55% aus.
Bei etwa 40% der Patienten liegt eine virale Infektion der Leber vor. Man spricht dann von einer Virushepatitis, wobei in den meisten Fällen eine Typ-B, -C oder -D Hepatitis vorliegt. Diese Formen neigen zu einer Chronifizierung und können die Leber so dauerhaft schädigen.
Die verbleibenden 5% werden durch seltene Stoffwechselstörungen (z.B. von Eisen oder Kupfer), durch schädliche Medikamente oder eine Autoimmunhepatitis verursacht. Bei einer Autoimmunerkrankung erkennt das Immunsystem die Leberzellen fälschlicherweise als fremd an und greift sie an. Selten kommen auch eine Rechtsherzinsuffizienz, Tropenkrankheiten oder nicht-alkoholische Fettlebererkrankungen als Ursache in Frage.
Was sind die ersten Anzeichen einer Leberzirrhose?
Allgemein wird in der Medizin gesagt, dass die Leber „still leidet“. Das bedeutet, eine Lebererkrankung verursacht meist sehr lange keine Symptome. Dies liegt daran, dass die Leber an sich keine sensiblen Nervenfasern besitzt und daher keine Schmerzimpulse weitergeleitet werden. Oft kommt es dann zu eher unspezifischen Symptomen wie Abgeschlagenheit, Müdigkeit, diffusen Oberbauchbeschwerden oder Gewichtsverlust.
Im weiteren Verlauf kann es zu dann zu Problemen durch das Ausfallen der Leberfunktion kommen. Aufgrund mangelnder Gallenausscheidung kommt es zur Gelbsucht, im Medizinischen auch als Ikterus bezeichnet.
Der Name leitet sich dabei von der gelblichen Färbung der Haut und Schleimhäute ab, die durch die Einlagerung von Bilirubin entsteht. Hierbei handelt es sich um das Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffs, das normalerweise mit Hilfe der Gallenflüssigkeit ausgeschieden wird. Ein Ikterus präsentiert sich zudem mit einem dunkel verfärbten Urin, hellem Stuhl und einem Juckreiz der Haut.
Durch eine mangelnde Entgiftung kann es zu Schädigungen des Gehirns (hepatische Enzephalopathie) kommen. Weitere Symptome sind ein typischer Mundgeruch (Foetor hepaticus) sowie ein gestörter Abbau weiblicher Sexualhormone (Östrogene). Dies kann bei Männern zu Impotenz, Hodenverkleinerung oder Brustbildung führen, bei Frauen zu Zyklusunregelmäßigkeiten.
Bei unzureichender Produktion von Bluteiweiß und Gerinnungsfaktoren zeigen sich Wassereinlagerungen und eine Blutungsneigung. Das fehlende Eiweiß im Blut führt dazu, dass Flüssigkeit vermehrt aus den Gefäßen in das umliegende Gewebe übertritt und Ödeme entstehen. Im Bereich des Bauchraums wird dies als Aszites bezeichnet.
Dadurch, dass normalerweise ein großer Teil des Blutes aus dem Magen-Darm-Trakt durch die Leber fließt, bevor es zum Herzen kommt, kann es zur Bildung von „Umgehungskreisläufen“ kommen. Da das Blut durch die narbige Leber schlechter fließen kann, staut es sich zurück und fließt über andere Gefäße, die dafür eigentlich nicht vorgesehen sind. So kann es zu einer Vergrößerung der Milz (Splenomegalie), Hautzeichen (z.B. Venen um den Bauchnabel) und Krampfadern in der Speiseröhre kommen (Ösophagusvarizen).
Wie wird eine Leberzirrhose festgestellt?
Der Verdacht einer Leberzirrhose wird durch die Anamnese (das Gespräch mit dem Patienten) und die körperliche Untersuchung gewonnen. Um diesen Verdacht zu bestätigen, folgt in der Regel eine Blutentnahme. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf den „Leberwerten“. Hierzu gehören unter anderem:
- GOT
- GPT
- Gamma-GT
- Cholinesterase
- Eiweiß (Albumin)
- Gerinnungsparameter (Quick/INR)
- Gallefarbstoff (direktes und indirektes Bilirubin)
Als erstes bildgebendes Verfahren wird aufgrund der guten Aussagekraft bei gleichzeitig minimaler Invasivität ein Ultraschall (Sonographie) durchgeführt, bei dem sich die Leber stark verändert zeigen kann. Oft ist die Leber krankhaft vergrößert oder verkleinert, hat eine höckrige Oberfläche oder eine veränderte Struktur. Des Weiteren kann im Ultraschallbild auch die Milz betrachtet werden, die bei einer Zirrhose oft ebenfalls vergrößert ist.
Meist sind diese Schritte ausreichend, um die Diagnose einer Leberzirrhose zu stellen. Bei weiterhin bestehenden Unklarheiten oder zur Verlaufsbeurteilung kommen dann je nach Krankheitsbild noch weitere Untersuchungsmaßnahmen zum Einsatz. Hierbei handelt es sich beispielweise um CT-Untersuchungen der Leber oder Biopsien (Probeentnahmen) mit anschließender Untersuchung durch Pathologen.
Anhand der gewonnenen Werte und Untersuchungsbefunde kann die Leberzirrhose dann nach ihrer Schwere beurteilt und eingeordnet werden. Mediziner sprechen vom Child-Pugh-Score mit den Klassen A, B und C. Diese Einteilung hilft bei der Einschätzung zu Prognose und Therapie.
Bei der Einteilung werden verschiedene Faktoren miteinbezogen. Hierzu zählen verschiedene Laborparameter sowie das Vorliegen einer Aszites und einer Schädigung des Gehirns (Enzephalopathie).
Therapie: Wie wird eine Leberzirrhose behandelt?
Die Behandlung richtet sich nach der Ursache und dem Stadium. Unabhängig vom Schweregrad sind jedoch einige allgemeine Maßnahmen unbedingt indiziert, um den Allgemeinzustand des Patienten und die Prognose zu verbessern.
Wichtig ist dabei vor allem die Vermeidung leberschädigender Stoffe wie Alkohol oder bestimmte Medikamente. Eine adäquate Ernährungstherapie wird dabei allen Patienten mit einer Leberzirrhose dringend empfohlen.
Bezüglich der Ursachenbekämpfung gilt es, die auslösenden Faktoren auszuschalten und gezielt zu behandeln. Bei einer Virusinfektion beispielsweise werden die Patienten mit antiviralen Medikamenten behandelt, bei Stoffwechselerkrankung und Autoimmungeschehen erfolgt ebenfalls eine spezifische Therapie der Ursache.
Da sich aus einer Leberzirrhose potenziell auch eine Krebserkrankung (hepatozelluläres Karzinom) entwickeln kann, sollten Betroffene in regelmäßigen Abständen dahingehend untersucht werden. Dabei empfehlen sich in regelmäßigen Abständen Ultraschalluntersuchungen der Leber sowie Laboruntersuchungen.
Reichen diese therapeutischen Maßnahmen nicht aus, kann im Extremfall auch eine Lebertransplantation notwendig werden.
Vorbeugung und Früherkennung einer Leberzirrhose
Um der Entstehung einer Leberzirrhose entgegenzuwirken, sollten die auslösenden Faktoren reduziert oder gänzlich eliminiert werden. Da die Erkrankung in vielen Fällen durch einen übermäßigen Alkoholkonsum ausgelöst wird, kann ein verantwortungsvoller Umgang mit Alkohol sowohl der Vorbeugung als auch der Verlaufsverbesserung dienen.
Einer Virushepatitis kann durch verschiedene Maßnahmen entgegengewirkt werden. Hierzu zählen bestimmte Schutz- und Reiseimpfungen, im Besonderen vor dem Aufenthalt in Risikogebieten.
Liegen bestimmte Erkrankungen, beispielsweise des Stoffwechsels vor, die ebenfalls zu einer Leberzirrhose führen können, sollten regelmäßige Kontrolluntersuchungen erfolgen. Ebenso empfiehlt sich in diesem Falle ein besonders vorsichtiger Umgang mit potenziell schädlichen Medikamenten und Alkohol.
Ziel dieser vorbeugenden Maßnahmen ist die Verhinderung einer Leberzirrhose oder die möglichst frühe Erkennung einer solchen Erkrankung. Liegt bereits eine Zirrhose vor, dann muss diese sorgfältig therapiert und engmaschig kontrolliert werden, um die Komplikationsrate zu senken und die Prognose zu verbessern.
Lebenserwartung und Komplikationen bei Leberzirrhose
Die Lebenserwartung bei einer Leberzirrhose hängt sehr stark vom Stadium ab. So ist etwa das 1-Jahres-Überleben bei einer Leberzirrhose, die dem geringsten Schweregrad (Child A) zugeordnet wird, normal und liegt bei nahezu 100%. Im Falle eines mittleren Schweregrades (Child B) liegt sie nur noch bei 85% und bei Child C lediglich bei 35%.
Die häufigste Todesursache bei Patienten mit schwerer Leberzirrhose ist neben dem Leberversagen die sogenannte Varizenblutung. Varizen entstehen bei der Bildung von Umgehungskreisläufen durch die Speiseröhre. Da die dort vorhandenen Venen jedoch nicht für einen so hohen Blutfluss ausgelegt sind, kann es zu potenziell tödlichen Blutungen kommen.
Bei einer Leberzirrhose steigt zudem das Risiko für die Entwicklung von Leberkrebs. Die 5-Jahres-Überlebensraten bei Leberkrebserkrankungen liegen je nach Schweregrad etwa zwischen 20 und 70%.
Podcast Leberschaden durch Medikamente
Welche Ärzte und Kliniken in Deutschland, Österreich und der Schweiz sind Spezialisten bei Leberzirrhose?
Fachärztinnen und -ärzte für Innere Medizin, besonders mit der Schwerpunktbezeichnung „Hepatologie“, sind bei einer Leberzirrhose die besten Ansprechpartner/-innen. Auch einige Spezialkliniken haben in diesem Bereich einen Schwerpunkt gesetzt, um Patienten ein interdisziplinäres Behandlungskonzept zu ermöglichen.
Da eine Leberzirrhose in jedem Fall ein ernstzunehmendes Krankheitsbild ist, sollte die Behandlung stets durch fachkompetente und erfahrene Spezialisten erfolgen. Wir haben es uns dabei zur Aufgabe gemacht, Patienten und passende Behandler zusammenzubringen. Daher wurden sämtliche hier aufgeführten Ärzte sorgfältig überprüft und ausgewählt.
Sie alle sind Experten ihres jeweiligen Fachgebietes und verfügen über weitreichende Erfahrung in der Behandlung einer Leberzirrhose. Treten Sie einfach und unkompliziert in den persönlichen Kontakt mit unseren Spezialisten, die Ihren Behandlungswunsch erwarten.
Quellen:
- mediscript Gastroenterologie; Elsevier, Urban&Fischer; 2. Auflage
- www.amboss.com/de/library
- Gerd Herold; Innere Medizin 2021, De Gruyter Verlag 2021.
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