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Informationen zum Bereich Leistenbruch
Was ist ein Leistenbruch?
Ein Leistenbruch (auch Leistenhernie) ist eine Ausstülpung des Bauchfells durch eine Schwachstelle der Bauchwand in der Leistengegend. Es bildet sich ein Bruchsack, der Teile des Darms oder Fettgewebe enthalten kann. Die Leiste bildet den Übergang vom Bauch zum Oberschenkel. In der Leistenregion liegt der Leistenkanal, welcher beim Mann den Samenstrang und bei der Frau das die Gebärmutter stabilisierende Mutterband enthält.
Wie erkennt man einen Leistenbruch?
Charakteristisch ist eine Schwellung, die abhängig vom Geschlecht auch die Schamlippen und den Hodensack betreffen kann.
Oft verspüren Betroffene keine Schmerzen, sondern ein unspezifisches Druckgefühl oder leichtes Ziehen. Ebenso können Schmerzen beim Heben, Wasserlassen, bei körperlicher Anstrengung oder langem Sitzen auftreten. Manche verspüren ein Fremdkörpergefühl in der Leistengegend. Die Symptome verschlimmern sich beim Husten, Niesen oder Pressen beim Stuhlgang und bessern sich meist in Ruhe oder im Liegen.
Bei Kindern ist ein Leistenbruch aufgrund der unspezifischen Symptome nicht ganz einfach erkennbar. Meist treten jedoch Schwellungen in der Leistengegend, über dem Schambein, am Hodensack oder an den Schamlippen auf.
Was sind die Ursachen für einen Leistenbruch?
Bei Kindern liegt die Ursache für einen angeborenen indirekten Leistenbruch in einem nicht vollständig verschlossenen Leistenkanal. In der männlichen Embryonalentwicklung wandern im siebten Schwangerschaftsmonat die Hoden aus dem Bauchraum über den Leistenkanal in den Hodensack. Schließt sich danach die Durchtrittsstelle nicht, kann dies einen Leistenbruch begünstigen. Da bei Frühgeborenen und Jungen mit einem Hodenhochstand der Kanal meist unverschlossen bleibt, besteht ein erhöhtes Risiko für einen Leistenbruch.
Erweitert sich die Öffnung durch verschiedene Ursachen später, kann ein so genannter erworbener indirekter Leistenbruch entstehen.
Erworbene direkte Leistenbrüche treten bei Männern meist im Alter von 50 bis 69 Jahren, bei Frauen im Alter von 60 bis 79 Jahren auf. Ein erworbener Leistenbruch wird meist durch eine altersbedingte Schwäche der Bauchmuskulatur in der Leistengegend hervorgerufen. Auch nach operativen Eingriffen entstandene Vernarbungen des Bauchgewebes können das Muskelgewebe schwächen.
Direkte Leistenhernien können unter bestimmten Bedingungen auch spontan beim Husten oder Niesen entstehen. Zu diesen gehören alle Erkrankungen, die mit einer Gewebeschwäche einhergehen, wie beispielsweise Krampfadern, Diabetes Mellitus oder Asthma. Auch ein erhöhter Druck im Bauchraum, wie bei einer Prostatavergrößerung, einer Schwangerschaft, bei Übergewicht oder ständigem Husten kann einen Leistenbruch begünstigen.
Aufgrund des anatomischen Aufbaus der weiblichen Leistengegend treten Leistenbrüche bei Frauen seltener auf.
Wie wird ein Leistenbruch behandelt?
In den meisten Fällen werden Leistenbrüche operativ behandelt und stellen somit eine der häufigsten Operationen dar.
Mit Schmerzen und anderen Symptomen einhergehende Leistenbrüche müssen immer operiert werden. Auch Leistenbrüche bei Frauen stellen immer eine Indikation für eine Operation dar.
Ein symptomloser und sich nicht verschlechternder Leistenbruch beim Mann muss jedoch nicht sofort operiert werden und kann zunächst beobachtet werden.
Werden Darmanteile in der Bruchwand eingeklemmt, kann die Blutversorgung des entsprechenden Darmabschnitts unterbrochen werden und das Gewebe infolge absterben. Bei diesem Notfall muss eine sofortige Reposition vorgenommen werden. Dabei versucht der Arzt, den Bruchinhalt manuell zurück in die Bauchhöhle zu schieben. Um das Gewebe abschwellen zu lassen, sollten nach erfolgreicher Reposition bis zur Operation ein paar Tage vergehen.
Sollte eine Reposition nicht möglich sein, muss sofort operiert werden, um die Einklemmung zu beheben.
Leistenbruch OP: Welche Verfahren gibt es und wie laufen sie ab?
Die Wahl der Operationstechnik hängt maßgeblich von der Narkosefähigkeit, dem Alter des Patienten, sowie der Lage, Größe und Art des Leistenbruchs ab.
Bei allen Operationsverfahren soll die Bruchpforte geschlossen und die Bauchwand hinter dem Leistenkanal verstärkt werden, um einen erneuten Leistenbruch zu verhindern.
Die Operation kann offen oder minimal-invasiv und mit oder ohne Netzeinlage durchgeführt werden.
Operation nach Liechtenstein
Die am häufigsten angewandte offene OP-Technik ist die Liechtenstein-Methode. Dabei wird ein größerer Schnitt in der Leistengegend gesetzt, der Bruchinhalt in den Bauchraum verlegt und der Leistenkanal anschließend verschlossen. Zur zusätzlichen Stärkung des Gewebes wird ein Kunststoffnetz eingesetzt.
Dieses Verfahren eignet sich besonders für ältere Menschen mit altersbedingter Bindegewebsschwäche; für größere Brüche und für Patienten, die bereits einen Leistenbruch hatten. Für Frauen mit nicht abgeschlossener Familienplanung ist dieses Verfahren nicht geeignet, da das eingesetzte Netz dem Druck bei einer Schwangerschaft nicht standhalten würde. Dieser Eingriff kann unter örtlicher Betäubung durchgeführt werden.
Das Risiko für einen erneuten Bruch ist sehr gering und die Schonungszeit etwas kürzer als beim Shouldice-Verfahren. Das Kunststoffnetz verbleibt im Körper und ruft nur selten allergische Reaktionen hervor.
Operation nach Shouldice
Bei der offenen Operation nach Shouldice setzt der Chirurg einen Hautschnitt, öffnet den Bruchsack und verlagert den Bruchinhalt in die Bauchhöhle. Der Bruchsack wird entfernt und das Bauchfell vernäht. Zur zusätzlichen Stabilisierung der Hinterwand des Leistenkanals, wird das Bindegewebe der Muskulatur über die Bruchstelle gezogen und fixiert.
Die Operation nach Shouldice wird vor allem bei Kindern und kleinen Brüchen durchgeführt.
Kleinkinder und Säuglinge ausgenommen, kann dieser Eingriff unter örtlicher Betäubung durchgeführt werden. Da keine Fremdmaterialien verwendet werden, sollten keine Unverträglichkeiten auftreten.
Offene Operationen können mit ziehenden Schmerzen in der Leiste einhergehen und erfordern eine Schonungszeit von bis zu zwei Monaten.
Minimal-Invasive Verfahren
Neben den offenen Operationen stehen auch endoskopische Verfahren zu Verfügung, bei denen nur kleine Schnitte zur Einführung der Instrumente notwendig sind. Daher werden diese auch als minimal-invasiv bezeichnet.
Bei der TEP-Technik (Total extraperitoneale Netzplastik) wird die Bruchpforte mit einem Kunststoffnetz zwischen Bauchfell und Muskulatur verstärkt.
Ebenso wird bei der Tapp-Technik (Transabdominelle Netzplastik) ein Netz vor die Bruchpforte positioniert, welches mit Klammern oder Nähten fixiert wird. Klammern und Nahtmaterial lösen sich nach einiger Zeit von selbst auf und können daher im Körper verbleiben.
Minimal-invasive Eingriffe tragen ein geringes Risiko für einen erneuten Leistenbruch und bereiten dem Patienten meist keine Schmerzen. Nach etwa 7-10 Tagen ist der Patient wieder belastbar.
Diese Verfahren werden nur unter Vollnarkose durchgeführt und sind daher für ältere Menschen und Kinder meist nicht geeignet.
Was ist nach einer Leistenbruchoperation zu beachten?
Das Verhalten nach einer Leistenbruchoperation ist von der Operationstechnik sowie von der körperlichen Verfassung des Patienten abhängig. Nach einer offenen Operation sollte der Patient zwei Monate keinen Sport treiben und nicht schwer heben.
Bei einem minimal-invasiven Eingriff ist die Ruhezeit wesentlich kürzer, sodass der Patient meist nach 7 bis 10 Tagen wieder in den gewohnten Alltag zurückkehren kann.
Wie kann man einer Leistenhernie vorbeugen?
Um einem Leistenbruch vorzubeugen, sollte Übergewicht vermieden und die Bauchmuskulatur trainiert werden. Zudem sollten keine schweren Lasten gehoben werden. Darauf sollten besonders Menschen mit angeborener Bindegewebsschwäche achten. Nach einer Leistenbruchoperation ist die empfohlene Ruhezeit einzuhalten um einer erneuten Leistenhernie vorzubeugen.
Welche Fachärzte und Spezialkliniken sind Leistenbruch Spezialisten?
Spezialisten für die Behandlung von Leistenbrüchen sind Fachärzte für Allgemein- und Viszeralchirurgie, die auf Hernienchirurgie spezialisiert sind.
Besonders erfahrene und qualifizierte Ärzte sind häufig in Hernienzentren tätig, welche von der Deutschen Herniengesellschaft (DHG) und der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirugie (DGAV) zertifiziert sind.
Wir helfen Ihnen einen Experten für Ihre Erkrankung zu finden. Alle gelisteten Ärzte und Kliniken sind von uns auf Ihre herausragende Spezialisierung im Bereich Leistenbruch überprüft worden und erwarten Ihre Anfrage oder Ihren Behandlungswunsch.
Quellen:
- R. Obermaier, F. Pfeffer, U. T. Hopt: Hernchirurgie, Elsevier,Urban&FischerVerlag 2009