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Informationen zum Bereich Lungenmetastasen
Was bedeuten Metastasen in der Lunge?
Unter Lungenmetastasen versteht man bösartige sekundäre Geschwülste, die einem anderen bösartigen Primärtumor entstammen. Dieser kann unterschiedlich weit von den Lungenmetastasen entfernt sein und sowohl außerhalb als auch innerhalb der Lungen lokalisiert sein. Lungenmetastasen entstehen durch bösartige Tumorzellen, die vom Primärtumor über den Blutkreislauf oder die Lymphbahnen zu den Lungen gelangen und dort unkontrolliert wachsen. Im Unterscheid zu Lungenkrebs, bei dem ausschließlich Lungengewebe selbst bösartig wird, können je nach Ursprung des Primärtumors verschiedene Arten von Zellen in die Lungen verschleppt werden („metastasieren“).
Woher kommen Metastasen in der Lunge?
Die häufigsten Primärtumoren, die in die Lunge metastasieren sind:
- Darmkrebs
- Brustkrebs
- Nierenkrebs
- Prostatakrebs
- Magenkrebs
- Schilddrüsenkrebs
- Eierstockkrebs
- Knochenkrebs
- Hautkrebs
- Krebs des Kopf- und Halsbereich.
Behandlungsmöglichkeiten bei Lungenmetastasen
Radiofrequenz-Ablation
Als weniger invasiver Therapieansatz kommt die sogenannte Radiofrequenz-Ablation in Frage, bei der eine spezielle Nadel unter radiologischer Kontrolle (CT) direkt in den Tumor eingeführt wird. Über die Nadelspitze wird nun Strom in den Tumor geleitet, der sich so stark erhitzt, dass das umliegende bösartige Tumorgewebe zerstört wird. Der Vorteil dieser Methode ist, dass der Stromfluss sehr präzise gesteuert und auf die Größe des Tumors angepasst werden kann, sodass gesundes und funktionstüchtiges Lungengewebe möglichst erhalten bleibt. Ein Nachteil dieser Methode ergibt sich allerdings durch die Möglichkeit eines Rezidivs, also eines erneuten Auftreten von Lungenmetastasen. In solchen Fällen kann die Radioablation wiederholt werden.
Mikrowellenablation
Auch die Mikrowellenablation, eine ähnlich minimalinvasive Entfernungstechnik, bedient sich der Zerstörung von bösartigem Tumorgewebe durch Hitze. Allerdings wird hier, anders als bei der Radiofrequenz-Ablation, nicht mit direkter Hitze gearbeitet, sondern mit elektromagnetischen Schwingungen einer bestimmten Frequenz, die Wasserstoffmoleküle der Tumorzellen zur Reibung bringen. Dadurch entsteht indirekt Hitze und die Tumorzellen sterben ab.
Minimal-invasiven videoassistierten Lungenmetastasen OP (VATS)
Liegt der Tumor bis zu 1 cm entfernt von der Brustwand, besteht die Möglichkeit einer minimal-invasiven videoassistierten Entfernung. Der Vorteil ist ein verringertes Operationsrisiko und eine beschleunigte Heilung nach der Operation, zudem wird ein ansprechenderes kosmetisches Ergebnis erzielt.
Lungenmetastasen Operation
Die besten Heilungschancen stellt die chirurgische Entfernung der Metastasen dar. Hierbei werden größere oder kleinere Lungensegmente oder sogar ganze Lungenhälften entfernt, um die Metastasen weitestgehend zu eliminieren. Diese Methode ist besonders radikal und gilt zwar als vielversprechend hinsichtlich des Therapieerfolgs, birgt allerdings ein erhöhtes Komplikationsrisiko. Zudem kommt die chirurgische Resektion nur für wenige Patienten in Frage (etwa 25-30% im Frühstadium). Es sollte allerdings jeder Patienten mit Lungenmetastasen einem Thoraxchirurgen vorgestellt, sagt Dr. Kleine im Interview.
Vor der Operation muss zunächst eine umfangreiche Diagnostik durchgeführt werden. Anhand verschiedener bildgebender Verfahren wie Röntgen, MRT, CT oder nuklearmedizinischen Untersuchungen (PET, PET-CT) wird das Ausmaß und die Lokalisation einzelner Tumorherde in der Lunge erfasst. Ist bei dem Patienten ein weiterer Tumor außerhalb der Lunge bekannt, muss ebenfalls abgeklärt werden, ob es sich tatsächlich um Lungenmetastasen oder lungeneigene Tumoren handelt. Dafür werden Gewebeproben entnommen, die histologisch auf die Charakteristik der Zellen geprüft werden.
Anschließend wird anhand bestimmter Kriterien entschieden, ob der Patient für eine operative Entfernung der Lungenmetastasen geeignet ist. Ausschlaggebend sind mehrere Faktoren, darunter etwa ob der Ausgangstumor entfernt werden kann, die Lungenmetastasen gut zugänglich sind und entfernt werden können, ob weitere Metastasen bekannt sind und ob der Patient fit genug ist, um einen Verlust von Teilen seiner Lunge zu kompensieren.
Therapieoptionen bei inoperablen Lungenmetastasen
Von inoperablen Lungenmetastasen spricht man, wenn bestimmte Kriterien wie etwa Lokalisation, Anzahl und Größe der Metastasen, Metastasen außerhalb der Lunge oder Begleiterkrankungen des Patienten eine operative Entfernung der Lungenmetastasen unmöglich machen, da die Operation aus technischer Sicht nicht durchführbar ist oder sie mit einem zu hohen Komplikationsrisiko verglichen mit den Erfolgsaussichten verbunden ist. In solchen Fällen kann der behandelnde Arzt auf andere Therapieoptionen zurückgreifen, die die individuelle Situation des Patienten berücksichtigen.
Grundsätzlich können unter Abwägung der individuellen Situation die oben genannten minimal-invasiven Therapieansätze als Alternative zur operativen Entfernung in Frage kommen. Allerdings sind etwa die Größe, Abgrenzung oder Lokalisation der Metastasen sowie das Stadium des Primärtumors häufig dafür verantwortlich, dass die Metastasen nicht minimal-invasiv entfernt werden können.
Cyberknife
Als Alternative zur Operation kommt auch die nicht-invasive Strahlentherapie mittels Cyberknife in Frage. Dabei werden die Metastasen in mehreren Sitzungen punktgenau bestrahlt und somit zerstört während das umliegende gesunde Gewebe größtenteils erhalten bleibt. Auch hier ist der limitierende Faktor, dass die Metastasen nicht zu groß sein dürfen und klar abgegrenzt von gesundem Gewebe sein müssen.
Transpulmonale Chemoembolisation (TPCE)
Als vielversprechend gilt die transpulmonale Chemoembolisation (TPCE), bei der die künstlicher Lungenkreislauf hergestellt wird, um die chemotherapeutische Substanz isoliert in die Lungen zu bringen. Dadurch lassen sich die Nebenwirkungen für den Rest des Körpers verringern, zudem kann die Dosis des Chemotherapeutikums entsprechend erhöht und mehr Tumorgewebe zerstört werden.
Die palliative Chemotherapie ist eine Option für fortgeschrittene Lungenmetastasen mit kürzerer Lebenserwartung.
Lungenmetastasen Verlauf
Lungenmetastasen treten in bis zu 30% aller Krebserkrankungen auf, jedoch bleiben sie leider oft länger unentdeckt, da sie beim Patienten im frühen Verlauf keine Symptome hervorrufen. Meist gehen Beschwerden vom Primärtumor aus und im Rahmen der Tumordiagnostik werden Lungenmetastasen zufällig entdeckt.
Leider hat dies zur Folge, dass Lungenmetastasen häufig erst spät erkannt werden und dann bereits weiter fortgeschritten sind. Typische Symptome in späteren Stadien werden durch Schädigung des Lungengewebes hervorgerufen und können Atembeschwerden und blutiger Husten sowie Lungenentzündung sein.
Lebenserwartung und Heilungschancen bei Lungenmetastasen
Die Lebenserwartung bei Lungenmetastasen hängt von vielen Faktoren ab und kann nicht pauschal beziffert werden. Besonders der Zustand und die Art des Primärtumors, die Anzahl sowie das Ausmaß weiterer Metastasen und der gesundheitliche Zustand des Patienten nehmen starken Einfluss auf dessen individuelle Therapieaussichten.
Erweist sich der Patient als operabel und es können alle Lungenmetastasen entfernt und Tumorfreiheit geschaffen werden, kann sich die Prognose grundsätzlich verbessern. Jedoch haben viele weitere Faktoren Bedeutung, wie etwa die Art des Primärtumors und die Sensibilität für eine Chemotherapie.
In manchen Fällen werden Lungenmetastasen jedoch mit einer ungünstigen Prognose verbunden. In solchen Fällen kommt besonders die palliative Chemotherapie in Frage.
Quellen:
- Deutsche Gesallschaft für Pneumologie
- https://www.aerzteblatt.de/archiv/131466/Lungenmetastasen-Moeglichkeiten-chirurgischer-Intervention
- Limmer, Stefan; Lungenmetastasen. Heidelberg: Springer Medizin 2015
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