Informationen zum Bereich Lungentransplantation
Was versteht man unter einer Lungentransplantation?
Die moderne Medizin bietet durch die Transplantationschirurgie die Möglichkeit bestimmte unheilbare Krankheiten zu besiegen, indem ein krankes Organ entnommen und durch ein gesundes Organ eines Spenders ersetzt wird. Die Möglichkeiten gehen von Knochenmarkstransplantationen bei Blutkrebs über Nierentransplantationen bis hin zu Herztransplantationen und Lungentransplantationen.
Die Transplantationschirurgie ist ein Teilgebiet der Medizin, in welchem die interdisziplinäre Zusammenarbeit in einem professionellen Team extrem wichtig ist. Für Lungentransplantationen arbeiten dabei beispielsweise Thoraxchirurgen, Herzchirurgen, Lungenfachärzte (Pneumologen), Anästhesisten und Intensivmediziner zusammen.
Die transplantierten Organe können zum Teil aus dem eigenen Körper stammen (Hauttransplantat) oder aber von anderen Menschen. Bestimmte Organe, wie die Niere können dem lebenden Spender entnommen werden. Die Großzahl der Organe, wie auch die Lunge stammt von kürzlich verstorbenen Menschen.
Die Lungentransplantation bietet sich bei Menschen mit unheilbarer Schädigung der Lunge an, bei denen keine andere Therapie mehr Aussicht auf Besserung verspricht.
Dazu gehören die Mukoviszidose, Lungenfibrose, Emphysem / COPD, seltener auch die pulmonale Hypertonie, Sarkoidose und andere Einzelfälle.
Wann wird eine Lungentransplantation durchgeführt?
Für die Durchführung einer Lungentransplantation sind zwei Voraussetzungen zu erfüllen: ein hochgradiger Verlust der Lungenfunktion und ein passender Organspender.
Ersteres wird durch genaue Untersuchungen der Lungenfunktion und Blutwerte Begleiterkrankungen und Folgeerkrankungen festgestellt. Dadurch kann der Thoraxchirurg das Risiko und die Erfolgsaussichten einer Lungentransplantation abschätzen.
Neben den Voraussetzungen (Schwere der Erkrankung, Mangel an Therapiealternativen, massive eingeschränkte Lebensqualität) gibt es auch einige Hinderungsgründe. So werden bis auf wenige Ausnahme keine Lungentransplantationen bei Patienten über 65 Jahren durchgeführt. Weitere Ausschlussdiagnosen sind: eine nicht beherrschbare Infektion im Körper (außer Lunge), Mehrgefäßerkrankung der Herzkranzgefäße, bösartige Tumorerkrankung (außer komplett geheilt), schwere andere Organschäden, die unabhängig von der Lungenerkrankung sind, so wie schwere psychische Erkrankungen und Suchterkrankungen (Rauchabstinenz mindestens 1 Jahr), Adipositas (Fettleibigkeit) und mangelnde Therapieadhärenz des Patienten (z.B. regelmäßige Einnahme von Tabletten).
Nach sorgfältiger Überprüfung erfolgt die Eintragung in die Transplantationsliste. Von dort ab heißt es Warten auf das passende Spenderorgan.
Wie wird die Lungentransplantation durchgeführt?
Wurde ein passendes Organ für sie gefunden, werden Sie sofort telefonisch kontaktiert. Nun macht sich ein Operationsteam auf, zur Entnahme des Organs. Sie werden gleichzeitig in Ihr behandelndes Krankenhaus gerufen. Währen das Spenderorgan entnommen wird, wird Ihre Operation vorbereitet, da es auf jede Minute zwischen Entnahme und Einpflanzung des gespendeten Organs ankommt.
Dazu werden Sie vom Anästhesisten unter Vollnarkose gesetzt.
Dann beginnt der Thoraxchirurg bei einer einseitigen Lungentransplantation mit einem seitlichen Längsschnitt vom Schulterblatt bis zum Brustbein. Reicht die Lungenkapazität der anderen Lunge aus, um Sie während der Lungentransplantation zu versorgen, kann auf eine Herz-Lungen-Maschine verzichtet werden. Die kranke Lunge wird entfernt und die Spenderlunge eingepflanzt, indem Bronchien, Arterien und Venen miteinander verbunden werden. Diese Operation dauert zwischen 4 und 8 Stunden.
Werden beide Lungenflügel transplantiert (häufiger, da bessere Ergebnisse), erfolgt die Schnittführung quer (Schmetterlingsschnitt) durch das Brustbein und entlang der angrenzenden Rippen. Auch hier kann in einigen Fällen die Herz-Lungen-Maschine umgangen werden, indem zuerst ein Lungenflügel transplantiert wird und dann erst der zweite. Meist ist hier mit einer Operationsdauer von bis zu 12 Stunden zu rechnen.
Auch die Methode der minimalinvasiven Lungentransplantation wird in einige Zentren durchgeführt. Ihr Vorteil ist das kleiner Operationstrauma, minimale Schnitte und besondere Operationsinstrumente. Leider ist sie aber auch schwieriger, da der Thoraxchirurg nur eine begrenzte Übersicht über das Operationsfeld erhält.
Nach der Operation folgt die intensivmedizinische Überwachung. Ziel ist die möglichst schnelle Entwöhnung von der künstlichen Atmung, damit sich die implantierte Lunge bald an ihre neuen Aufgaben gewöhnt. Gleichzeitig wird auch mit der immunsuppressiven Therapie begonnen, die das Ziel hat eine Abstoßungsreaktion gegen das körperfremde Organ zu verhindern.
Rund drei Wochen wird der stationäre Aufenthalt dauern. Darauf folgt ein Rehabilitationsaufenthalt zur Genesung und Schulung der Patienten zum richtigen Umgang mit dem neuen Organ.
Wie sind die Prognosen nach einer Lungentransplantation?
Die 1-Jahres-Transplantat-Überlebensraten bei Lungentransplantation liegen bei 80-90%. Nach 5 Jahren sind nur noch 50% der Lungentransplantate funktionstüchtig. Problem ist meist die chronische Abstoßungsreaktion. Da diese im Vergleich zu anderen Organtransplantationen bei der Lungentransplantation deutlich häufiger vorkommt, wird die Forschung in diesem Bereich stark vorangetrieben.
Wichtig, um eine mögliche Abstoßungsreaktion frühzeitig zu erkennen und zu verhindern, ist die regelmäßige, lebenslange Nachsorge. Auch muss dort immer wieder überprüft werden, ob die Dosis der Immunsuppression sich im wirksamen Bereich befindet und gegebenenfalls angepasst werden.
Durch die Immunsuppression ist mit einer erhöhten Anfälligkeit für Viren und Bakterien zu rechnen. Daher ist auch eine besonders konsequente Mitarbeit des Patienten unerlässlich.
Sollten Sie weitere Fragen bezüglich der Möglichkeiten und Prognosen der Transplantationschirurgie und im speziellen der Lungentransplantation haben, wenden Sie sich vertrauensvoll an Ihren behandelnden Thoraxchirurgen.
Quellen:
http://www.dso.de/organspende-und-transplantation/transplantation/lungentransplantation.html
Herold, Gerd: Innere Medizin. Köln, Eigenverlag 2012.
Henne-Bruns, Doris; Barth, Harald (2012): Chirurgie. 4., aktualis. Aufl. Stuttgart [u.a]: Thieme (Thieme Electronic Book Library).
Arasteh, K. ; Baenkler, H.-W. ; Bieber, C. ; et al.: Innere Medizin. Stuttgart, Georg Thieme Verlag KG 2009.
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