Medizinische Trainingstherapie

Was ist eine medizinische Trainingstherapie (MTT)?

Die medizinische Trainingstherapie ist eine spezielle Behandlungsmethode, die in der Rehabilitation vielfältig eingesetzt wird. Dabei sollen Kraft, Koordination und Ausdauer verbessert werden, um die allgemeine und körperliche Leistungsfähigkeit zu steigern bzw. nach einer Erkrankung wiederherzustellen. Die Patienten erhalten dabei ein spezielles Übungsprogramm unter professioneller Anleitung, bei dem verschiedene Trainingseinheiten durchlaufen werden.

Rehabilitationsmaßnahmen dienen der Verbesserung oder Aufrechterhaltung von Funktionen und Leistungen, die eine Teilhabe am sozialen, beruflichen und sportlichen Alltag ermöglichen. So werden sie beispielsweise nach Unfällen und schweren Erkrankungen, aber auch bei chronischen Prozessen eingesetzt. Ein wichtiger Teilbereich der Rehabilitation ist die Physiotherapie, im Rahmen derer die Medizinische Trainingstherapie durchgeführt wird.  

Für wen ist die medizinische Trainingstherapie geeignet?

Die Medizinische Trainingstherapie kann vielfältig eingesetzt werden. Sie wird häufig zur Funktionsverbesserung bei Erkrankungen des Bewegungsapparates angewendet. Besonders oft kommt sie zudem zur Rehabilitation nach operativen Eingriffen zum Einsatz. Allerdings kann die Behandlungsmethode auch bei internistischen Krankheitsbildern wie dem chronischen Erschöpfungssyndrom zur Verbesserung der körperlichen und psychischen Belastbarkeit beitragen.

Mögliche Krankheitsbilder, bei denen eine Medizinische Trainingstherapie sinnvoll sein kann, sind:

• Chronische Schmerzzustände im Bereich der Wirbelsäule
• Frakturen im Bereich der Wirbelsäule oder der Extremitäten
• Dysbalancen und Verkürzungen der Muskulatur
• Rheumatische Erkrankungen wie Rheumatoide Arthritis
• Fibromyalgiesyndrom
• Osteoporose
• Erkrankungen des Atem- und Herzkreislaufsystems

Zu beachten ist, dass sich die Medizinische Trainingstherapie nicht für Patienten mit einem stark reduzierten Allgemeinzustand eignet. So sollte sie beispielsweise bei schweren Grunderkrankungen wie einer fortgeschrittenen Herzinsuffizienz, kürzlich zurückliegendem Herzinfarkt oder akuten Entzündungen nicht eingesetzt werden. Ob die MTT als Behandlungsmaßnahme in Frage kommt, sollte immer unter Berücksichtigung der individuellen Umstände entschieden werden.

Ablauf und Methoden der Therapie

Die Medizinische Trainingstherapie folgt keinem starren Konzept, sondern wird immer individuell an den Patienten angepasst. Dabei werden nicht nur die aktuelle körperliche und psychische Funktions- und Leistungsfähigkeit, sondern auch die individuellen Wünsche der Patienten berücksichtigt. Wichtig ist es, individuelle Ziele zu formulieren und regelmäßige Evaluationen durchzuführen.

Bevor das eigentliche Training beginnt, wird zunächst die allgemeine körperliche Belastbarkeit des Patienten erfasst. Hierzu gehört neben einer Kraftmessung meist auch eine Untersuchung auf einem Fahrradergometer oder Laufband.

Die Behandlungsfrequenz kann ebenfalls individuell festgelegt werden. In der Regel ist sie bei der MTT deutlich höher als bei einer klassischen physiotherapeutischen Behandlung, sodass auch mehrere Übungseinheiten pro Tag absolviert werden können. Unterstützt wird das Training in einigen Fällen durch den Einsatz von verschiedenen Trainingsgeräten wie beispielsweise Bewegungsschienen oder leichten Gewichten.

Man unterscheidet verschiedene Phasen, die bei der Behandlung durchlaufen werden.

• 1. Mobilisation

Bei der Mobilisation geht es vor allem darum, die allgemeine Beweglichkeit zu verbessern sowie die Belastbarkeit zu erfassen. Hierzu gehören beispielsweise verschiedene Dehnübungen sowie die Mobilisation der verschiedenen Gelenke.

• 2. Stabilisierung

Das Stabilitätstraining ist die wichtige Grundlage für das weitere Kraft- und Ausdauertraining. Dabei werden verschiedene Übungen durchgeführt, die zur Stabilisierung und Koordination der Muskulatur führen. So wird nicht nur die allgemeine Stabilität des Halteapparates verbessert, sondern auch das Selbstvertrauen in die Fähigkeiten des eigenen Körpers gestärkt.

• 3. Muskelaufbautraining

Ziel des Muskelaufbautraining ist es, eine möglichst uneingeschränkte Funktionsfähigkeit der verschiedenen Muskeln zu erreichen. Dabei sollen bestehende Funktionsdefizite verbessert oder durch gezielte Beübung einzelner Muskelgruppen ausgeglichen werden.

• 4. Muskelbelastungstraining

Die Übungen in dieser letzten Phase der Medizinischen Trainingstherapie sind in der Regel anspruchsvoller und erfordern ein komplexes Zusammenspiel der verschiedenen Muskelgruppen, um so schrittweise die körperliche Belastbarkeit zu steigern. Auch ein Ausdauertraining gehört dabei häufig zum Trainingsplan.

Welche gesundheitlichen Vorteile bietet die Therapie?

Die Medizinische Trainingstherapie trägt zu einer Verbesserung der allgemeinen und körperlichen Leistungsfähigkeit bei. Der langfristige Behandlungserfolg wird vor allem dadurch unterstützt, dass die Patienten im Laufe des Trainings zu verschiedenen Übungen angeleitet werden, die in Eigenregie zu Hause fortgeführt werden können. So schafft die MTT die Grundlage für einen aktiven und sportlichen Alltag.

Positive Effekte sind dabei nicht nur in Bezug auf den Bewegungsapparat zu verzeichnen. Auch die psychische Belastbarkeit kann gesteigert und das allgemeine Selbstvertrauen gestärkt werden. Zudem wirkt sich die Medizinische Trainingstherapie auch positiv auf das Herz-Kreislauf-System aus, indem der allgemeine Stoffwechsel angeregt und verbessert wird. Dies kann sich beispielsweise durch eine Stabilisierung des Blutdrucks oder eine Verbesserung des Blutzuckerspiegels äußern. 

Wer trägt die Kosten für die medizinische Trainingstherapie?

Eine Medizinische Trainingstherapie kann bei entsprechender Indikation ärztlich verordnet werden und ist somit Bestandteil des Leitungskatalogs von gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen sowie im Falle eines Arbeitsunfalls auch der gesetzlichen Unfallversicherung (Berufsgenossenschaften). Die Patienten müssen dabei lediglich eine geringe Zuzahlung entrichten.

Wird die Medizinische Trainingstherapie ohne eine entsprechende ärztliche Verordnung durchgeführt, dann müssen die Kosten hierfür von den Patienten selbst getragen werden. Hier empfiehlt es sich, die genauen Behandlungskosten in der entsprechenden Einrichtung individuell zu erfragen.

Wie lange dauert die medizinische Trainingstherapie?

Die Dauer einer Medizinischen Trainingstherapie muss individuell festgelegt werden und richtet sich stets nach dem jeweiligen Bedarf des Patienten. In der Regel werden zunächst etwa zehn bis 20 Einheiten von jeweils 30 bis 60 Minuten Dauer verordnet. Je nach Erkrankungsbild und Behandlungsfortschritt kann die Verordnung jedoch auch verlängert werden.

Spezialisten für medizinische Trainingstherapie: Wie finde ich eine geeignete Einrichtung für die Therapie?

Eine Medizinische Trainingstherapie sollte stets unter Anleitung speziell geschulter Physiotherapeuten durchgeführt werden. Die entsprechende medizinische Indikation für die Durchführung der Behandlungsmaßnahme wird dabei durch einen Facharzt gestellt. Je nach vorliegendem Krankheitsbild können dabei Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie, Innere Medizin und Rheumatologie, Rehabilitative Medizin oder Schmerzmedizin die kompetentesten Ansprechpartner sein. Wichtig für den Therapieerfolg ist dabei immer eine enge Zusammenarbeit zwischen Ärzten und dem entsprechenden Therapeutenteam.

Wir möchten Patienten dabei unterstützen, eine Einrichtung zu finden, in der die Medizinische Trainingstherapie von einem erfahrenen und fachkompetenten Team durchgeführt wird. Daher haben wir sämtliche hier gelisteten Fachärzte und Kliniken sorgfältig überprüft und ausgewählt. Sie alle sind Experten auf dem Gebiet der Medizinischen Trainingstherapie und erwarten bereits Ihren Behandlungswunsch.

Quellen:

• Herbold, Désirée: BASICS Rehabilitationsmedizin und Physikalische Therapie. Elsevier-Verlag 2024. ISBN978-3-437-42163-1.
• Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V., Rehabilitation nach traumatischen Frakturen der Brust- und Lendenwirbelsäule ohne neurologische Ausfälle, 2. Auflage/ 1. Version. Verfügbar unter: register.awmf.org/assets/guidelines/187-002l_S2k_Rehabilitation-nach-traumatischen-Frakturen-der-Brust-und-Lendenwirbelsauule-ohne-neurologische-Ausfaelle_2022-06.pdf [Stand: 06.02.2025]
• Dr. Gunther Leeb: Medizinische Trainingstherapie bei rheumatischen Erkrankungen. 11.05.2017. www.universimed.com/ch/article/rheumatologie/medizinische-trainingstherapie-bei-rheumatischen-erkrankungen-2114987 [Stand: 06.02.2025]
• Amboss, Nachschlagewerk für Mediziner. next.amboss.com/de/article/kn0mtg [Stand: 06.02.2025]