Informationen zum Bereich Mesenchymale Stammzellentherapie
Was ist die mesenchymale Stammzellentherapie?
Stammzellen zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich selbst vermehren und zu verschiedenen Zelltypen weiterentwickeln können. Embryonale Stammzellen beispielsweise sind in der Lage, sich in jeden Zelltyp des menschlichen Köpers zu differenzieren, sodass sie maßgeblich für die menschliche Entwicklung verantwortlich sind. Mesenchymale Stammzellen können sich zu Zellen des Binde-, Knorpel-, Knochen- oder Muskelgewebes entwickeln. In der Therapeutisch können sie daher besonders gut bei Erkrankungen des Bewegungsapparates eingesetzt werden.
Bei der mesenchymalen Stammzelltherapie werden die Zellen aus dem Fettgewebe oder Knochenmark der Patienten entnommen, speziell aufgearbeitet und in ein geschädigtes Gewebe transplantiert. Hier entfalten die Stammzellen ihre positiven Eigenschaften und fördern die Regeneration der verschiedenen Gewebestrukturen.
Welche Erkrankungen können mit mesenchymalen Stammzellen behandelt werden?
Die mesenchymale Stammzelltherapie kann bei verschiedenen Krankheitsbildern eingesetzt werden. Die aktuelle medizinische Forschung beschäftigt sich zudem damit, weitere mögliche Einsatzgebiete zu identifizieren und den jeweiligen therapeutischen Nutzen zu prüfen.
Ein wichtiges Anwendungsgebiet sind Gelenkerkrankungen wie beispielsweise die Arthrose im Bereich des Knie-, Hüft- oder Schultergelenkes. Hier wird die mesenchymale Stammzelltherapie bereits vielerorts eingesetzt.
Aufgrund einer positiven Beeinflussung des Immunsystems durch die mesenchymalen Stammzellen ergibt sich zudem die Anwendung bei entzündlichen und autoimmun-vermittelten Erkrankungen, beispielsweise aus dem rheumatischen Formenkreis. Ebenso erscheint auch der Einsatz bei Abstoßungsreaktionen nach einer Transplantation als mögliches Anwendungsgebiet.
In der Neurologie wird derzeit geprüft, ob mesenchymale Stammzellen auch zur Behandlung von Erkrankungen des Nervensystems verwendet werden können. Weitere Studien beschäftigen sich zudem damit, inwiefern sich mesenchymale Stammzellen auch zu Zellen des Blutgefäßsystems entwickeln können, sodass sie beispielsweise zur Regeneration der Herzmuskulatur nach einem Herzinfarkteingesetzt werden können.
Wie funktioniert die Therapie mit mesenchymalen Stammzellen?
Der exakte Wirkmechanismus der mesenchymalen Stammzelltherapie ist noch nicht vollständig aufgeklärt worden, jedoch konnten bereits viele Erkenntnisse über die positiven Effekte mesenchymaler Stammzelltherapien gewonnen werden.
Mesenchymale Stammzellen entfalten ihre Wirkung vor allem darüber, die am jeweiligen Wirkungsort ansässigen Zellen positiv zu beeinflussen. Dies geschieht auf vielfältige Weise, beispielsweise durch die Ausschüttung verschiedener Wachstumsfaktoren und Botenstoffe, die einerseits Entzündungsprozesse und die Proliferation von Entzündungszellen unterdrücken und andererseits regenerative Prozesse fördern. Zudem scheinen die mesenchymalen Zellen die ortsständigen, ruhenden Stammzellen so zu beeinflussen, dass diese wieder aktiv werden und ebenso Heilungs- und Wachstumsprozesse fördern.
All diese Prozesse führen letztlich dazu, die körpereigenen Regenerationsfähigkeiten und Selbstheilungskräfte zu aktivieren, um so die Reparatur von beschädigtem Gewebe zu fördern.
Ablauf der mesenchymalen Stammzellentherapie
Aktuell wird die mesenchymale Stammzelltherapie vor allem zur Behandlung von Gelenkerkrankungen eingesetzt. Dazu werden die entsprechenden Stammzellen aus dem Knochenmark entnommen, aufgearbeitet und gezielt in das schmerzende Gelenk injiziert.
Die gesamte Therapie kann im Rahmen einer ambulanten Behandlung erfolgen, sodass die Patienten die Klinik noch am selben Tag wieder verlassen können. Die Patienten erhalten dabei eine Kurznarkose, sodass die gesamte Prozedur absolut schmerzfrei ist. Der Operateur erreicht das Knochenmark meist über die Punktion des Beckenkamms. Die Stammzellen werden dafür zusammen mit einer kleinen Menge Blut mit Hilfe eines speziellen Entnahmesystems aus dem Knochenmark gewonnen.
Die anschließende Aufbereitung kann dank modernster Technologien in kurzer Zeit und ohne Ortswechsel direkt in der behandelnden Klinik erfolgen. Das gewonnene Material wird in eine spezielle Zentrifuge gegeben, in der das Stammzellen-enthaltende Serum von den restlichen Blutbestandteilen getrennt wird. Anschließend kann das Serum direkt in das erkrankte Gelenk injiziert werden. Mit Hilfe eines Ultraschallgerätes kann dabei die genaue Lokalisation des erkrankten Gewebes identifiziert werden.
Grundsätzlich kann auf diese Weise jedes Gelenk behandelt werden, am häufigsten kommt das Verfahren jedoch aktuell im Bereich des Kniegelenkes zur Anwendung.
Das gesamte Verfahren dauert meist nicht länger als 90 Minuten und die Patienten können nach einer kurzen Beobachtungszeit wieder nach Hause entlassen werden. Eine strenge Ruhigstellung ist zwar nicht notwendig, es empfiehlt sich jedoch in den ersten Wochen nach der Behandlung auf starke Belastungen wie beispielsweise Sport zu verzichten, um den Heilungsprozess zu unterstützen.
Oftmals kann bereits am Tag nach der Behandlung eine Besserung der Symptome verzeichnet werden, der endgültige Erfolg lässt sich jedoch meist erst nach etwa sechs bis acht Wochen beurteilen. In den meisten Fällen ist nur eine Sitzung notwendig, bei Bedarf kann sie jedoch auch wiederholt werden.
Chancen und Risiken der mesenchymalen Stammzellentherapie
Die mesenchymale Stammzelltherapie kann vielen Patienten mit bislang therapieresistenten Beschwerden Erleichterung verschaffen und so die Lebensqualität deutlich erhöhen. Das Verfahren ist dabei unkompliziert und es sind keine aufwändigen Vor- oder Nachbereitungen notwendig. Zudem ist die Behandlung sehr nebenwirkungsarm. Das Risiko einer Abstoßungsreaktion besteht nicht, da die Stammzellen aus dem körpereigenen Gewebe entnommen werden.
Nebenwirkungen bzw. Risiken ergeben sich vor allem aus dem Eingriff selbst. So kann es beispielsweise bei der Punktion des Knochenmarks oder des Gelenkes zu Nachblutungen, Schmerzen oder Wundheilungsstörungen kommen. Da jedoch nur sehr kleine Gewebeschäden entstehen und stets auf ein steriles Vorgehen geachtet wird, handelt es sich dabei glücklicherweise um sehr seltene Komplikationen.
Da es sich bei der mesenchymalen Stammzellentherapie um ein recht neues Verfahren handelt, existieren derzeit nur wenige Daten zum Langzeiterfolg der Behandlung. Es bleibt daher abzuwarten, welche neuen Erkenntnisse die medizinische Forschung hier in Zukunft gewinnen kann.
Was kostet eine mesenchymale Stammzellentherapie?
Die mesenchymale Stammzelltherapie ist aktuell noch keine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland. Die Kosten für die Behandlung müssen daher von den Patienten selbst getragen werden. Der Preis wird dabei vor allem dadurch beeinflusst, dass die Entnahme und Aufbereitung der Stammzellen hohen Qualitäts- und Sicherheitsstandards unterworfen sind, sodass eine spezielle technische Ausstattung erforderlich ist. Die Behandlungskosten liegen somit durchschnittlich bei mindestens 4500 Euro.
Welche Ärzte und Kliniken sind Spezialisten für die mesenchymale Stammzellentherapie?
Die mesenchymale Stammzelltherapie ist je nach Einsatzgebiet Bestandteil verschiedener medizinischer Fachgebiete. Die Anwendung zur Behandlung von Gelenkerkrankungen fällt in den Fachbereich der Orthopädie. Das Verfahren findet jedoch beispielsweise auch in der Neurologie, Rheumatologie oder Onkologie Anwendung, sodass je nach Erkrankung verschiedene Fachärzte die kompetentesten Ansprechpartner sind.
Wir möchten Patienten dabei unterstützen, die jeweils erfahrensten Behandler für das individuelle Beschwerdebild zu finden. Daher haben wir sämtliche hier gelisteten Fachärzte und Kliniken sorgfältig überprüft und hinsichtlich ihrer Erfahrung auf dem Gebiet der mesenchymalen Stammzellentherapie ausgewählt. Sie alle sind Experten ihres jeweiligen Fachgebietes und beraten Sie gerne individuell. Vereinbaren Sie dazu gerne schnell und unkompliziert ein erstes persönliches Beratungsgespräch.
Quellen:
- Keyßer, G. Mesenchymale Stammzelltherapie bei Autoimmunerkrankungen. Z Rheumatol 79, 437–445 (2020). doi.org/10.1007/s00393-020-00790-7
- Khawaja H. Haider (Hrsg.): Stammzellen - neueste Fortschritte. Springer-Verlag 2023. doi.org/10.1007/978-3-031-25378-2
- Sportärztezeitung sportaerztezeitung.com/rubriken/therapie/3957/stammzelltherapie-des-kniegelenks/ [Stand: 21.01.2025]
- EuroStemCell www.eurostemcell.org/de/mesenchymale-stammzellen-die-anderen-knochenmark-stammzellen [Stand: 21.01.2025]