Spezialisten für Mitralinsuffizienz
7 Spezialisten gefunden
Dr. med. Brunilda Alushi, PhD, FEACVI
Innere Medizin und Kardiologie, Prävention und bildgebende Diagnostik
München
Informationen zum Bereich Mitralinsuffizienz
Was ist eine Mitralklappeninsuffizienz?
Die Mitralinsuffizienz beschreibt eine Erkrankung des Herzen. Es handelt sich bei diesem Krankheitsbild um die Undichtigkeit einer Herzklappe, welche im Wort „-insuffizienz“ ausgedrückt wird. Im Gegensatz dazu kann es bei Herzklappen auch zu sogenannten Stenosen kommen, welches eine eingeschränkte Öffnung der Klappe beschreibt.
Die Mitralklappe ist eine Segelklappe, die sich zwischen dem linken Vorhof und der linken Herzkammer befindet. Sie ist dafür da, um das Blut vom Vorhof in die Kammer zulassen, aber die umgekehrte Richtung zu verhindern. Durch den unvollständigen Schluss der Mitralklappe kommt es zu einem Rückfluss des Blutes von der linken Herzkammer in den linken Vorhof, wenn die linke Herzkammer kontrahiert, um das Blut eigentlich in die Hauptschlagader (Aorta) auszuwerfen.
Dies führt im längeren Verlauf dazu, dass ständig vermehrt Blut im Herzen verbleibt, sodass es zu einer Dehnung des linken Vorhofs kommt (linksventrikuläre Dilatation). Bei schweren Formen der Mitralinsuffizienz kann es auch zu einer Vergrößerung der linken Kammer kommen. Diese dauerhafte Volumenbelastung kann oft lange Zeit kompensiert werden, sodass Betroffene keine Symptome bemerken. Erst wenn sich auf dem Boden der dauerhaften Belastung eine Herzinsuffizienz entwickelt, verspüren Betroffene Symptome.
Klassifizierung nach Schweregrad
Die Einteilung der Mitralklappeninsuffizienz erfolgt in Schweregrade und anhand der Entstehung in eine primäre und sekundäre Form.
Die Schweregrade werden durch eine Herzkatheteruntersuchung beurteilt. Dabei wird unter Röntgenaufnahme ein Metallröhrchen (Katheter) über die Leiste in die Beinarterie eingeführt und von dort über die Hauptschlagader in das Herz geführt. In der linken Kammer wird dann Kontrastmittel aus dem Röhrchen gegeben, welches die linke Kammer durch Diffusion füllt und im Röntgenbildschirm sichtbar ist. Daran kann erkannt werden, wie viel Volumen bei der nächsten Herzkontraktion in den linken Vorhof zurückfließt. Folgende Schweregrade werden unterschieden:
- Grad I: Rückflussvolumen kleiner 20%
- Grad II: Rückflussvolumen bei 20-40%
- Grad III: Rückflussvolumen bei 40-60%
- Grad IV: Rückflussvolumen größer 60%
Welche Ursachen führen zu einer Mitralklappeninsiffizienz?
Der primären Mitralklappeninsuffizienz liegt definitionsgemäß eine Schädigung der Klappenstrukturen zugrunde. Diese kann verschiedene Ursachen haben, in Deutschland sind degenerative Veränderungen die häufigsten. Meist verliert die Mitralklappe durch Verkalkung ihre natürliche Elastizität und kann keinen vollständigen Klappenschluss mehr ausführen.
Einer sekundären Mitralklappeninsuffizienz liegt ein Missverhältnis zwischen Klappe und linkem Ventrikel zugrunde. Die Mitralklappe selbst ist dabei definitionsgemäß strukturell unauffällig. Das Problem liegt im Verhältnis zwischen der Klappe und der Größe des linken Ventrikels. Ist die linke Kammer zu weit gedehnt (dilatiert), bleibt ein Spalt offen, wenn sich die Mitralklappen schließen. Die linksventrikuläre Dilatation, die das Missverhältnis verursacht, entsteht durch eine chronische Volumenbelastung der linken Herzkammer. In der linken Herzkammer verbleibt bei jedem Herzschlag mehr Volumen als sein sollte, wenn die ausgeworfene Blutmenge (Ejektionsfraktion) zu niedrig ist. Dies passiert, wenn der Herzmuskel zu wenig Kraft hat, da er mit Sauerstoff unterversorgt ist, z.B. bei einer koronaren Herzerkrankung oder einer Herzmuskelentzündung. Aber auch ein erhöhter Widerstand in der Hauptschlagader bei Verkalkung und Bluthochdruck kann die Ejektionsfraktion mindern.
Ein dritter Grund ist die Aortenklappenstenose und –insuffizienz. Dabei schließt oder öffnet die Aortenklappe nicht richtig. Die Aortenklappe trennt die Bauchschlagader von der linken Kammer. Durch eine behinderte Öffnung er Aortenklappe, kann weniger Blut als eigentlich vorgesehen aus der linken Kammer ausgeworfen werden. Bei einer gestörten Schließung dieser Klappe fließt Blut von der Hauptschlagader wieder zurück in die linke Kammer. Beides führt zu einer Volumenbelastung und somit langfristig zu einer linksventrikulären Dilatation.
Welche Symptome treten auf?
Bei einer chronischen Mitralinsuffizienz treten erst spät Symptome auf, bei akuter Insuffizienz sind hingegen schnelle starke Verläufe möglich.
- Herzstolpern
- Atemnot
- Lungenödem
- Schock
- Allgemeine Leistungsminderung und schnelle Ermüdung
Wie wird eine Mitralinsuffizienz diagnostiziert?
Bei Verdacht auf eine Mitralinsuffizienz wird als Erstes das Herz mit dem Stethoskop abgehört (Auskultation). Der Rückfluss des Blutes aus der linken Herzkammer in den linken Vorhof ist durch das Stethoskop ungefähr zwei Fingerbreit unter der linken Brustwarze gut hörbar.
Eine Doppler-Sonographie eignet sich besonders gut für die Diagnose, da sowohl die Anatomie in Bewegung dargestellt werden kann, als auch der Rückfluss des Blutes sichtbar gemacht werden kann. Des Weiteren ist diese kostengünstige Methode fast jedem Arzt zugänglich und setzt den Patienten keiner Strahlenbelastung aus.
Eine Elektrokardiogramm-Untersuchung (EKG) zeichnet die elektrische Aktivität des Herzens auf und ermöglicht das Erkennen eines anomalen Herzschlages oder eine Schädigung des Herzmuskels.
Im Rahmen einer Herzkatheteruntersuchung kann der Schweregrad der Mitralinsuffizienz bestimmt werden, indem die Blutmenge gemessen wird, die bei jedem Herzschlag aus der linken Herzkammer durch die erkrankte Mitralklappe in den linken Vorhof zurückfließt.
Mitralinsuffizienz Behandlung
Die Therapie bei chronischer Mitralinsuffizienz ist abhängig von der Symptomatik des Patienten. Sind keine Symptome vorhanden werden Patienten mit leichter Mitralinsuffizienz zur körperlichen Schonung und Behandlung der Grunderkrankung geraten. Eine regelmäßige Kontrolle des Allgemeinzustands und der Ejektionsfraktion ist sinnvoll. Liegt eine schwere Mitralinsuffizienz vor ohne Symptome, wird zu einer frühzeitigen operativen Rekonstruktion der Klappe oder auch zum Klappenersatz geraten.
Symptomatische Patienten mit einer Ejektionsfraktion von > 30% werden zu einer frühzeitigen operativen Rekonstruktion oder Klappenersatz geraten. Liegt die Ejektionsfraktion bei <30% und der Patient hat Symptome, dann wird dringend eine Operation empfohlen, als auch eine medikamentöse Therapie der Herzinsuffizienz.
Die akute Mitralinsuffizienz ist ein Notfall und erfordert eine strenge Überwachung, gegebenenfalls sogar auf einer intensivmedizinischen Station. Außerdem ist oft eine Notfalloperation der Mitralklappe notwendig.
Wann ist eine Mitralklappen Operation notwendig?
Bei allen Patienten mit einer schweren Mitralinsuffizienz ist die Indikation für eine Herzklappenoperation gegeben. Die Operation der ersten Wahl ist eine klappenerhaltende operative Mitralklappenrekonstruktion. Erst wenn eine Klappenrekontruktion nicht möglich ist, muss eine künstliche Herzklappe (biologisch oder mechanisch) eingesetzt werden. Diese beiden Operationsmethoden werden bei einer offenen Herzoperation durchgeführt, bei der das Herz stillgelegt wird und die Funktion des Herzen für die Zeit der Operation von einer Herz-Lungen-Maschine übernommen wird.
Der Mitraclip ist als minimal-invasives kathetergestütztes Verfahren eine neue Therapieoption für Patienten mit einer schweren Mitralinsuffizienz. Dabei wird über die Leiste ein Katheter eingeführt und über die Hauptschlagader in die linke Kammer des Herzen geleitet. Anschließend wird der Mitraclip zwischen den Segeln der Mitralklappe entfaltet und befestigt. Diese Methode wird in Deutschland bei Patienten angewandt, die aufgrund von Vor- oder Begleiterkrankungen ein hohes OP-Risiko haben oder inoperabel sind.
Welche Ärzte sind Spezialisten für Mitralinsuffizienz Therapie in Deutschland und der Schweiz?
Die Mitralinsuffizienz wird vorwiegend von Fachärzten der Kardiologie behandelt. Diese Ärzte sind für die Prävention, Diagnostik, medikamentöse Behandlung und Nachsorge zuständig. Auch das Mitraclip-Verfahren gehört zum Bereich der Kardiologen. Die Operation am offenen Herzen bei konventioneller Klappenrekonstruktion und Klappenersatz fällt dagegen in das Gebiet der Herzchirurgen.
Wir helfen Ihnen einen Experten für Ihre Erkrankung zu finden. Alle gelisteten Ärzte und Kliniken sind von uns auf Ihre herausragende Spezialisierung im Bereich Mitralinsuffizienz überprüft worden und erwarten Ihre Anfrage oder Ihren Behandlungswunsch.
Quellen:
Herold et al., Innere Medizin, Eigenverlag
Shah: Current concepts in mitral valve prolapse—Diagnosis and management. In: Journal of Cardiology. Band 56, Nummer 2, 2010, doi: 10.1016/j.jjcc.2010.06.004, S. 125–133.
Nkomo et al.: Burden of valvular heart diseases: a population-based study. In: The Lancet. Band 368, Nummer 9540, 2006, doi: 10.1016/s0140-6736(06)69208-8, S. 1005–1011.
Bonis et al.: Surgical and interventional management of mitral valve regurgitation: a position statement from the European Society of Cardiology Working Groups on Cardiovascular Surgery and Valvular Heart Disease. In: European Heart Journal. Band 37, Nummer 2, 2015, doi: 10.1093/eurheartj/ehv322, S. 133–139.
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