Informationen zum Bereich Myelodysplastisches Syndrom (MDS)
Was ist ein myelodysplastisches Syndrom?
Zum myelodysplastischen Syndrom gehören eine Reihe von Erkrankungen des blutbildenden Systems, die sich durch eine fehlerhafte Ausreifung der Stammzellen im Knochenmark auszeichnen. Aufgrund der Insuffizienz des Knochenmarks können die drei Blutzellreihen nicht auf normale Weise heranreifen, sodass nicht ausreichend funktionsfähige weiße und rote Blutzellen, sowie Blutplättchen zur Verfügung stehen. ‚Dysplastisch‘ bedeutet so viel wie ‚fehlentwickelt, verformt‘ und beschreibt die deformierten Zellen beim MDS. Sie sehen bei einer Untersuchung unter dem Mikroskop anders aus als normale Zellen, was in der Blutbahn zu einem Mangel reifer Blutzellen führt. Ebenso kommt es durch eine Vermehrung der Stammzellen zu einem Übertritt von unreifen Blutzellen, sogenannten Blasten in das Blut. Dies kann sich im Laufe der Zeit so stark ausprägen, dass das Myelodysplastische Syndrom anhand des Blutausstriches nicht mehr von einer akuten Leukämie zu unterscheiden ist und in eine solche übergehen kann. Die Erkrankung tritt vor allem im höheren Lebensalter auf, ist jedoch prinzipiell in allen Altersstufen möglich. Sie gehört zu den häufigsten bösartigen Erkrankungen des Blutes bei Erwachsenen.
Ist MDS eine Krebserkrankung?
Das MDS wird als bösartige Erkrankung des Knochenmarkes bezeichnet und kann im weiteren Verlauf in eine akute Leukämie, das heißt in einen akuten Blutkrebs übergehen.
Ursachen und Symptome bei MDS
In den meisten Fällen zeigt sich ein sogenanntes primäres MDS, welches selbstständig und ohne erkennbare Ursache auftritt. Ursächlich können Genveränderungen und Mutationen im Erbgut sein. Zudem kommt es im Laufe der Zeit zu einer Akkumulation von genetischen Schäden, weshalb das Risiko für ein MDS mit zunehmendem Alter steigt.
Dennoch kann die Bluterkrankung auch sekundär auftreten und sich aufgrund eines Auslösers manifestieren. Zu diesen Auslösern gehören Strahlenbelastungen, die Exposition mit Giftstoffen wie Benzolen und der Zustand nach Krebserkrankungen mit notwendiger Strahlen- oder Chemotherapie. In etwa zehn Prozent der Fälle kann die Erkrankung im Zusammenhang mit einer ehemals stattgefundenen Krebstherapie beobachtet werden.
Symptomatisch fallen die Patienten aufgrund des Verlustes von Zellen einer, mehrerer oder alle Blutzellreihen auf. Dies macht sich anhand verschiedener Symptome bemerkbar. Die roten Blutzellen transportieren den über die Lungen aufgenommenen Sauerstoff zu den Organen. Kommt es zu einem Mangel der roten Blutkörperchen bemerken die Patienten Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Blässe, sowie einen Leistungsabfall, Atemnot bei Belastung und Schwindel. Ein Mangel an weißen Blutkörperchen führt zu einer vermehrten Infektanfälligkeit mit Abwehrschwäche. Die Blutplättchen, auch Thrombozyten genannt, sind für das System der Blutgerinnung im Körper zuständig. Fehlen Thrombozyten zeigt sich eine verstärkte Blutungsneigung mit vermehrten blauen Flecken, kleinen Einblutungen in der Haut, sowie Zahnfleisch-, Nasenbluten und verstärkter Menstruationsblutung.
Diagnostik
Zur Diagnosefindung erfolgen ein ausführliches Patientengespräch und eine körperliche Untersuchung. Anschließend kann anhand einer Blutentnahme aus der Vene ein Blutausstrich erfolgen. So kann das Blutbild genauer betrachtet und eine Blutarmut diagnostiziert werden. In jedem Fall sollten weitere mögliche Diagnosen für eine Anämie ausgeschlossen werden. Dazu zählen beispielsweise der Eisenmangel, Vitamin B12 Mangel und Folsäuremangel. Zur genaueren Beurteilung kann nun eine Knochenmarkspunktion durchgeführt werden. Diese erfolgt in der Regel aus dem Beckenkamm des Patienten. Ebenso kann eine zytogenetische Untersuchung genauere Auskunft über die Erkrankung geben, in einigen Fällen können Chromosomenveränderungen nachgewiesen werden.
Anhand des Aussehens der dysplastischen Zellen unter dem Mikroskop wird das MDS in verschiedene Untergruppen unterteilt. Dies hat Auswirkung auf die Therapieentscheidung.
MDS Therapie
Je nach MDS Form werden die Patienten in Niedrigrisiko und Hochrisiko Gruppen eingeteilt. Anhand Faktoren wie der Blastenzahl im Blut, dem Allgemeinzustand, dem Alter und weiterer Blutwerte kann nun über die bestmögliche Therapieform entschieden werden. Patienten mit sehr niedrigem Risiko können generell zunächst anhand eines beobachtenden, abwartenden Therapieregimes behandelt werden. In Hochrisikofällen bei dennoch gutem Allgemeinzustand und jungem Erkrankungsalter ist hingegen die Stammzelltransplantation die beste Therapieoption. Sie ist zusätzlich die einzige Möglichkeit das MDS zu heilen. Dennoch sollte dies vorab ausführlich besprochen werden, da die Stammzelltransplantation eine intensive und belastende Behandlung ist, die Risiken und schwerwiegende Komplikationen mit sich bringen kann. Weitere Optionen sind eine Herunterregulierung des Immunsystems, die sogenannte Immunsuppression, Medikamente die das Immunsystem modulieren oder die Durchführung einer Chemotherapie. Dies wird sehr individuell anhand des Erkrankungszustands des Patienten entschieden. Generell kann es zur Notwendigkeit von Bluttransfusionen kommen. Ebenso gehören zur ergänzenden Therapie die direkte Behandlung möglicher Infektionen mit Antibiotika und ein ausreichender Impfschutz mit notwendigen Zusatzimpfungen, um schwere Infektionsverläufe vermeiden zu können.
Heilungschancen und Prognose
Die Chance zur Heilung des MDS besteht nur bei Durchführung einer Stammzelltransplantation. Prognostische Aussagen über den Krankheitsverlauf müssen sehr individuell getroffen werden und hängen von vielerlei Faktoren ab. Die Erkrankung kann in einigen Fällen lange stabil bleiben, in anderen Fällen wird ein zügiger Übergang in die Leukämie beobachtet. Ebenso kann die Blutarmut mit entsprechenden Funktionsausfällen der Blutzellreihen aufgrund der möglichen schwerwiegenden Infektionen zum Tod des Patienten führen. Grundsätzlich kann der behandelnde Arzt anhand validierter Punktesysteme, die unterschiedliche Faktoren miteinbeziehen, eine prognostische Einschätzung treffen.
Welche Ärzte und Kliniken sind MDS Spezialisten?
Hämatologen und Onkologen aus der Klinik für Innere Medizin beschäftigen sich mit dem Krankheitsbild des Myelodysplastischen Syndroms. Die Therapie erfolgt interdisziplinär in Einrichtungen, die sich auf die Behandlung von Erkrankungen des blutbildenden Systems spezialisiert haben.
Wer einen Arzt benötigt, möchte für sich die beste medizinische Versorgung. Darum fragt sich der Patient, wo finde ich die beste Klinik für mich? Da diese Frage objektiv nicht zu beantworten ist und ein seriöser Arzt nie behaupten würde, dass er der beste Arzt ist, kann man sich nur auf die Erfahrung eines Arztes verlassen.
Wir helfen Ihnen einen Experten für Ihre Erkrankung zu finden. Alle gelisteten Ärzte und Kliniken sind von uns auf Ihre herausragende Spezialisierung im Bereich Myelodysplastisches Syndrom überprüft worden und erwarten Ihre Anfrage oder Ihren Behandlungswunsch.
Quellen:
- Germing U. Myelodysplastische Syndrome (niedriges Risiko). In: Kreuzer K, Hrsg. Myelodysplastische Syndrome (niedriges Risiko). 1. Auflage. Stuttgart: Thieme; 2018. doi:10.1055/b-004-140282
- www.uniklinik-ulm.de/innere-medizin-iii/haematologie/myelodysplastisches-syndrom-mds.html
- www.kompetenznetz-leukaemie.de/content/patienten/leukaemien/mds/
- www.kinderkrebsinfo.de/erkrankungen/leukaemien/myelodysplastisches_syndrom__mds/kurzinformation/index_ger.html
- www.mds-register.de
- www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/myelodysplastische-syndrome-mds/@@guideline/html/index.html