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Neurofibromatose

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Informationen zum Bereich Neurofibromatose

Was ist Neurofibromatose?

Unter dem Begriff Neurofibromatose werden mehrere genetisch bedingte Erkrankungen zusammengefasst, die ähnliche bzw. überlappende Symptome aufweisen. Dazu gehören vor allem sowohl gut- als auch bösartige Tumore des zentralen Nervensystems (Gehirn und Rückenmark) und der peripheren Nerven, und hyperpigmentierte Hautflecken. Die Erkrankungen können nicht geheilt werden, stattdessen gilt es, Tumore frühzeitig zu erkennen und zu entfernen oder durch Chemo- oder Strahlentherapie zu behandeln.

Welche Formen von Neurofibromatose gibt es?

Neurofibromatose Typ 1

Dies ist mit einer Inzidenz von 1:2500 die häufigste Form der Neurofibromatose. Betroffene fallen vor allem durch hyperpigmentierte Hautflecken, und ab dem 10. Lebensjahr zunehmend durch eine große Zahl knotiger Tumore der Nerven auf, die am ganzen Körper unter der Haut auftreten. Dabei handelt es sich um gutartige Tumore sind gutartig, eine maligne Entartung ist aber möglich. Bei Befall des zentralen Nervensystems kommt es zu epileptischen Anfällen. Auch Tumore des Sehnerven und bösartige Tumore des Nervensystems können vorkommen. Außerdem liegt bei einem Drittel der Betroffenen eine Skoliose und bei etwa der Hälfte eine Lernstörung oder ADHS vor.

Neurofibromatose Typ 2

Diese Erkrankung hat eine Inzidenz von 1:40.000 und ist somit deutlich seltener. Oft bleibt sie bis ins Erwachsenenalter asymptomatisch. Periphere Manifestationen wie Hyperpigmentierungen und Fibrome (Knoten) der peripheren Nerven sind hier eher selten. Stattdessen treten vor allem Tumore des zentralen Nervensystems in großer Anzahl auf. Insbesondere das sonst extrem seltene Neurinom des Hörnerven kommt hier häufig vor und ist fast beweisend für die Diagnose.

Schwannomatose

Die Schwannomatose wurde früher der Neurofibromatose Typ 2 zugerechnet, da unterschiedliche Gene betroffen sind und auch in der klinischen Ausprägung Unterschiede bestehen, wird sie heute aber als 3. Typ der Neurofibromatose angesehen. Es entwickeln sich insbesondere gutartige Tumore der Nervenscheiden peripherer Nerven und Spinalnerven. Diese können sehr schmerzhaft sein. Im Unterschied zur Neurofibromatose Typ 2 kommt es nicht zu Hörnervneurinomen.

Weitere sogenannte neurokutane Syndrome gehen mit ähnlichen Symptomen einher, werden aber nicht der Neurofibromatose zugeordnet.

Kann Neurofibromatose vererbt sein?

Typ 1 und Typ zwei werden etwa in der Hälfte der Fälle autosomal dominant von einem Elternteil vererbt. Bei den anderen Fällen handelt es sich um Spontanmutationen. Die Schwannomatose kann ebenfalls familiär bedingt sein, hier sind die genetischen Ursachen insgesamt aber noch nicht ausreichend erforscht.

Was sind Ursachen und Risikofaktoren von Neurofibromatose?

Es handelt sich um eine Gruppe genetischer Erkrankungen, die durch vererbte Genmutationen oder spontan aufgetretene Mutationen ausgelöst wird.

Welche Symptome treten häufig auf?

Wie oben beschrieben, unterscheiden sich die verschiedenen Formen der Neurofibromatose in der Häufigkeit des Auftretens bestimmter Symptome. Insgesamt kommen folgende Symptome vor:

  • Hyperpigmentierte Hautflecken
  • Gut- und bösartige Tumore der peripheren Nerven und des zentralen Nervensystems (zentrale Tumore können zu epileptischen Anfällen führen)
  • Tumore des Sehnerven (insbesondere Typ 1), können zur Erblindung führen
  • Tumore des Hörnerven (insbesondere Typ 2), können zur Ertaubung, Gleichgewichtsproblemen und Gesichtslähmung führen
  • Skelettanomalien (z.B. Skoliose, Knochenzysten, gutartige Knochentumoren etc.)

Die Neurofibromatose Typ 1 kann außerdem mit weiteren Krebserkrankungen wie chronisch myelomonozytärer Leukämie, Phäochromozytomen oder Rhabdomyosarkomen, sowie mit Lernstörungen und ADHS assoziiert sein.

Wie diagnostiziert der Facharzt Neurofibromatose?

Die verschiedenen Formen der Neurofibromatose werden klinisch durch ausführliche Untersuchung der Haut, des Nervensystems und des Skeletts diagnostiziert. Bei Bedarf wird eine MRT- oder CT- Untersuchung durchgeführt.

Es müssen verschiedene Kriterien erfüllt sein, um die Diagnose stellen zu können. Beim häufigsten Typ, der Neurofibromatose Typ 1, müssen mindestens zwei der folgenden Bedingungen zutreffen:

  • Mindestens 6 Café-au-lait-Flecken (hyperpigmentierte Flecken der Haut), bei präpubertären Personen mit >5mm Durchmesser, bei postpubertären Personen mit >15mm Durchmesser
  • Sommersprossen in Achsel oder Leiste
  • Mindestens zwei Lisch-Knötchen (hyperpigmentierte Flecken der Iris)
  • Mindestens 2 Neurofibrome (gutartige Knoten der Nerven) oder ein plexiformes Neurofibrom (spezieller, häufig großer gutartiger Nerventumor)
  • Gliom des Sehnerven
  • Deutliche knöcherne Läsion, die zur Diagnose passt
  • Ein Elternteil oder Geschwisterkind mit der Diagnose Neurofibromatose 1

Genetische Untersuchungen sind normalerweise nicht Teil der Diagnostik, da zum einen eindeutige klinische Kriterien bestehen und zum anderen nicht alle auslösenden Genmutationen bekannt sind, sodass eine genetische Untersuchung die Diagnose nicht ausschließen könnte.

Wie kann Neurofibromatose behandelt werden?

Da keine kausale Therapie möglich ist, erfolgt die Behandlung rein symptomatisch. Eine frühe Diagnosestellung ist wichtig, um regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen zu ermöglichen.

Störende Neurofibrome können durch Laser oder Elektrokauterisierung entfernt werden, bei bösartigen Tumoren oder progredienten gutartigen Tumoren and kritischen Stellen wie Seh- oder Hörnerv sollte eine Chemotherapie erfolgen. Zudem müssen gegebenenfalls weitere Symptome wie orthopädische Probleme oder assoziierte Erkrankungen wie ADHS behandelt werden.

Wie sind Lebenserwartung und Prognose von Betroffenen?

Da bei jeder der Formen sehr unterschiedliche Ausprägungen und Verläufe vorkommen, ist es nicht möglich, eine allgemeingültige Prognose zu treffen. Für die häufigere Neurofibromatose Typ 1 gilt, das die Mehrzahl der Betroffenen eine gute Prognose mit annährend normaler Lebenserwartung hat. Schwere Verläufe sind allerdings möglich.

Welche Ärzte & Kliniken sind Spezialisten für Neurofibromatose?

Während die erste Anlaufstelle bei Symptomen wie Hyperpigmentierungen oder Knoten unter der Haut meist die hausärztliche oder hautärztliche Praxis ist, sind an der Diagnostik, Betreuung und Behandlung je nach Verlauf verschiedenste medizinische Fachrichtungen, darunter Pädiatrie, Neurologie, Neurochirurgie, Radiologie, Ophtalmologie, HNO, Orthopädie, Psychiatrie, plastische Chirurgie und Endokrinologie beteiligt. In einigen Fällen sind auch Physio- und Ergotherapie, sowie Logopädie empfehlenswert.

Quellen