Spezialisten für Neurostimulation
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Univ.-Prof. Dr. med. Michael Zimpfer, M.B.A., FIPP
Minimal-invasive & konservative Schmerztherapie
Wien
Informationen zum Bereich Neurostimulation
Was ist Neurostimulation (Rückenmarkstimulation)?
Als Neurostimulation bezeichnet man die elektrische Stimulation von Nerven, in der Regel durch einen implantierten Impulsgenerator. Dieses Verfahren kommt bei verschiedenen Krankheitsbildern im Rahmen unterschiedlicher Therapien zum Einsatz, zum Beispiel auch über einen Blasen- oder Darmschrittmacher bei Harn- oder Stuhlinkontinenz.
Dieser Artikel bezieht sich auf die Rückenmarkstimulation (auch Spinal Cord Stimulation, SCS), bei welcher die Neurostimulation zur Behandlung chronischer Schmerzen angewendet wird.
Wie funktioniert Neurostimulation im Detail?
Bei der Rückenmarkstimulation werden Elektroden im Bereich des Rückenmarks implantiert. Über einen Impulsgenerator, der entweder unter die Haut ins Fettgewebe implantiert, oder am Körper getragen wird, werden elektrische Impulse gebildet, die die Nervenzellen des Rückenmarks stimulieren. Sie beeinflussen die schmerzleitenden Bahnen über Mechanismen, die bisher noch nicht vollständig geklärt sind.
Man unterscheidet zwei Formen der Rückenmarkstimulation.
Niederfrequente Rückenmarkstimulation
Diese Form der Neurostimulation mit niederfrequentem Strom wirkt vermutlich durch die Überstimulation sensibler Nervenfasern, die sensorische Impulse aus der Peripherie zum Gehirn leiten. Da diese auf die gleichen Rückenmarksneurone projizieren, wie die Schmerzfasern, verhalten sich die beiden Signale kompetitiv und die Schmerzen werden unterdrückt. Anstelle der Schmerzen wird allerdings ein Kribbelgefühl im betroffenen Areal wahrgenommen.
Durch die Überstimulation der sensiblen Nervenzellen werden außerdem inhibitorische Interneurone aktiviert, die die, bei chronischen Schmerzen krankhaft überaktiven, schmerzleitenden Nervenzellen teilweise inaktivieren und so Schmerzempfindungen reduzieren.
Hochfrequente Rückenmarkstimulation
Weiter verbreitet als die niederfrequente ist heute die hochfrequente Stimulation. Hier wird Strom mit hohen Frequenzen appliziert, der vermutlich eine selektive Aktivierung der inhibitorischen Interneurone bewirkt, welche die Aktivität der Schmerzfasern verringern. Bei der hochfrequenten Stimulation kommt es nicht zu Kribbelempfindungen, sodass diese Methode auch nachts angewendet werden und so die Schlafqualität verbessern kann.
Für wen eignet sich Neurostimulation?
Die Neurostimulation eignet sich zur Behandlung verschiedener Arten von chronischen Schmerzen:
Neuropathische Schmerzen (Schmerzen, die durch eine Erkrankung der Nerven, oder der sie versorgenden Blutgefäße bedingt sind bzw. aufrechterhalten werden; zum Beispiel durch Multiple Sklerose, Alkoholmissbrauch oder Diabetes mellitus)
Ischämische Schmerzen (Schmerzen die durch Durchblutungsstörungen bedingt sind, bzw. aufrechterhalten werden; beispielsweise im Rahmen einer pAVK (peripheren arteriellen Verschlusskrankheit)
Vegetativ-sympathische Schmerzen (Schmerzen, die durch eine Fehl- bzw. Überaktivierung des sympathischen Nervensystems bedingt sind, bzw. aufrechterhalten werden; zum Beispiel bei CRPS (chronic regional pain syndrome)
Bei nozizeptiven Schmerzen, also Schmerzen, die durch eine entweder tatsächlich stattfindende oder drohende Gewebsschädigung ausgelöst werden, ist die Behandlung nicht indiziert.
Allerdings setzt sich in Fachkreisen zunehmend die Meinung durch, dass es sich bei chronischen Schmerzen im Rahmen vieler Krankheitsbilder, wie zum Beispiel Krebserkrankungen, rheumatischen Erkrankungen oder nach Operationen, um ein sogenanntes Mixed-Pain-Syndrom handelt, das sowohl eine nozizeptive, als auch eine neuropathische Komponente besitzt. Die Neurostimulation könnte in Zukunft also möglicherweise auch hier Anwendung finden. Für einige spezielle Krankheitsbilder, bei denen ein Mixed-Pain-Syndrom vorliegt, zeigen sich in Studien bereits gute Erfolge. Dazu gehört das Postnukleotomie-Syndrom, bei dem nach einer Operation an den Bandscheiben oder anderen Eingriffen im Bereich des Spinalkanals persistierende Schmerzen bestehen.
Patienten, die eines oder mehrere der folgenden Kriterien erfüllen, sind für die Behandlung nicht geeignet:
Nicht behandelte psychiatrische Erkrankungen
Substanzmissbrauch bzw. -abhängigkeit
Schwere Gerinnungsstörungen
Andere Implantate, die elektrische Impulse generieren (z.B. Herzschrittmacher)
Krebserkrankung im späten Stadium
Infektionen im Implantationsbereich
Wie ist der Ablauf der Behandlung einer Neurostimulation?
Da das Verfahren nur bei bestimmten Schmerzentitäten erfolgreich ist, steht am Beginn der Behandlung eine umfassende Anamnese und Untersuchung, um herauszufinden, ob die Patientin oder der Patient zu einer Gruppe gehört, die von einer Neurostimulations-Therapie profitieren kann.
Weiterhin erfolgt eine Aufklärung über das gesamte Verfahren, auch darüber, dass in vielen Fällen zwar eine Schmerzreduktion, aber keine völlige Schmerzfreiheit erreicht werden kann. Dieses Erwartungsmanagement ist besonders wichtig, da sich enttäuschte Erwartungen negativ auf den Verlauf einer chronischen Schmerzerkrankung auswirken können.
Die Elektroden werden in einem kleinen operativen Eingriff auf die Rückenmarkshaut implantiert. Bei der niederfrequenten Stimulation muss der Eingriff in lokaler Betäubung erfolgen, da zur Lagekontrolle der Elektroden testweise elektrische Impulse abgegeben werden und der Patient bestätigen muss, ob der Bereich, in dem er ein Kribbeln spürt, mit dem schmerzhaften Bereich übereinstimmt. Für hochfrequente Neurostimulation kann die Implantation in Vollnarkose erfolgen, da die Lokalisation hier weniger genau sein muss.
Im Anschluss an die Operation wird eine Testphase von mehreren Tagen bis Wochen durchgeführt. Durch einen Impulsgenerator außerhalb des Körpers findet die Neurostimulation statt. Können die Schmerzen während der Testphase um mindestens die Hälfte reduziert werden, gilt dies als Ansprechen auf die Behandlung. Dann wird der Impulsgenerator in der Regel unter die Haut des Unterbauchs oder des Gesäßes implantiert.
Die weitere Behandlung sollte in Anbindung an eine fachärztliche Betreuung mit regelmäßigen Vorstellungen stattfinden.
Welche Kosten entstehen bei einer Neurostimulation?
Bei entsprechender medizinischer Indikation werden die gesamten Kosten der Neurostimulation von gesetzlichen und privaten Krankenkassen übernommen.
Welche Ärzte und Kliniken sind Spezialisten für Neurostimulation?
Die Rückenmarkstimulation erfolgt unter schmerzmedizinischer Betreuung. Darauf können sich Fachärztinnen und Fachärzte verschiedener Bereiche durch entsprechende Weiterbildung im Bereich der speziellen Schmerztherapie spezialisieren.
Die Implantation der Elektroden wird durch eine Neurochirurgin oder einen Neurochirurgen durchgeführt.
Häufig wird die Therapie daher in interdisziplinären Praxen oder Kliniken angeboten.
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Quellen: