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Was ist eine perkutane Vertebroplastie?
Die perkutane Vertebroplastie ist ein minimal-invasives Operationsverfahren, das bei osteoporotischen und tumorbedingten Wirbelbrüchen eingesetzt wird. Inzwischen gehört die Methode zum Standard vieler spezialisierter Kliniken.
Bei Osteoporose wird Knochensubstanz abgebaut und die Knochenqualität verschlechtert sich. Dadurch werden die Wirbelkörper so brüchig, dass sie bei einem leichten Sturz oder geringer Belastung einbrechen können. Manchmal brechen die Wirbelkörper sogar spontan. Auch ein Tumor kann die Knochenstruktur so schwächen, dass die Wirbel leicht einbrechen.
Bei der perkutanen Vertebroplastie werden diese Wirbel stabilisiert. Dafür wird mit einer Kanüle Zement in den Wirbelkörper eingebracht. Der ausgehärtete Zement stützt den Wirbelkörper von innen und verhindert, dass der Wirbel weiter in sich zusammensinkt. Die Stabilisierung soll außerdem die Schmerzen lindern, denn Wirbelbrüche bei Osteoporose sind oft sehr schmerzhaft.
Die Operation ist kurz und wenig belastend für die Patienten. Zudem ist schon kurz nach der Operation eine Belastung und Bewegung der Wirbelsäule möglich.
Wann wird eine perkutane Vertebroplastie angewandt?
Wirbelbrüche bei Osteoporose heilen in der Regel auch ohne Operation. Sie sind aber meistens schmerzhaft und oft dauert es aber mehrere Wochen, bis die Beschwerden nachlassen. Es hat sich gezeigt, dass durch die perkutane Vertebroplastie bei vielen Patienten die Schmerzen unmittelbar nach der Operation nachlassen. Wenige Risiken und sofortige Belastbarkeit nach der Operation sind weitere Vorteile, die für die Operation sprechen.
Neuere Studien mit Placebokontrollen kommen jedoch zu dem Ergebnis, dass eine Operation offenbar nicht viel besser hilft als eine Scheinoperation. Auch liegen bisher wenig Langzeitstudien vor, die einen Nutzen belegen. Experten der wissenschaftlichen osteologischen Gesellschaften empfehlen daher, eine Operation im Einzelfall abzuwägen und nur bei sehr starken Schmerzen und erfolgloser intensiver konservativer Behandlung in Betracht zu ziehen. Den Zeitpunkt für eine Operation bestimmt der Arzt individuell. Wenn die Gefahr besteht, dass der Wirbel weiter einsinkt, sollte nicht zu lange gewartet werden.
Manche Tumorerkrankungen, zum Beispiel das multiple Myelom, greifen auch die Knochensubstanz der Wirbel an, sodass es zu Veränderungen in den Wirbeln mit Knochenabbau bis hin zu Wirbelbrüchen kommt. Auch hier wird die perkutane Vertebroplastie eingesetzt, mehrere Wirbel können sogar gleichzeitig operiert werden.
Allgemein sollte nicht operiert werden, wenn der Wirbelbruch nicht schmerzhaft ist oder eine konservative Therapie gut wirkt. Bei einer zusätzlichen Schädigung des Rückenmarks oder der Spinalnerven, bei Bandscheibenschäden oder einer Infektion sind andere Operationsmethoden oder Therapiemöglichkeiten besser geeignet. Die perkutane Vertebroplastie sollte in diesen Fällen nicht angewandt werden.
Bei Osteoporose reicht es nicht, nur den Wirbelbruch zu versorgen. Auch die Erkrankung selbst muss unbedingt behandelt werden, zum Beispiel mit Kalzium, Vitamin D und Bisphosphonaten, um weiteren Schäden vorzubeugen. Ebenso ist es bei tumorbedingten Wirbelbrüchen: die perkutane Vertebroplastie entfernt den Tumor nicht, sie stabilisiert nur den gebrochenen Wirbel. Eine zusätzliche Behandlung, beispielsweise eine Chemo- oder Strahlentherapie, ist immer erforderlich.
Welche Alternativen gibt?
Bei stabilen osteoporotischen Wirbelbrüchen ist meistens keine Operation nötig. Sie können konservativ mit Schmerzmitteln behandelt werden. Die Patienten sollten sich jedoch frühzeitig wieder bewegen. Manchmal ist dies aber sehr schmerzhaft. In dem Fall kann den Patienten eine Orthese (Stützkorsett) helfen, die die Wirbelsäule stützt. Bestandteil der konservativen Therapie sind außerdem unterstützende Maßnahmen wie eine Haltungsschulung und Physiotherapie.
Bei stark eingesunkenen Wirbeln kann statt der perkutanen Vertebroplastie die Kyphoplastie angewandt werden. Mit dieser Operationsmethode kann der Wirbelkörper wieder aufgerichtet werden. Wie bei der Vertebroplastie wird auch hier der Wirbelkörper mit Zement stabilisiert. Bevor der Arzt den Zement in den Wirbelkörper eingebringt, führt er jedoch einen Ballon-Katheder in den Wirbelkörper ein. Der Ballon wird aufgeblasen und schafft einen Hohlraum im Wirbel geschaffen. Dadurch richtet sich der Wirbel auf. In diesen Hohlraum wird der Zement eingebracht.
Die Kyphoplastie kann auch bei tumorbedingten Wirbelbrüchen eingesetzt werden. Wie bei der perkutanen Vertebroplastie wird der Tumor nicht entfernt.
Für Krebserkrankungen der Wirbelsäule gibt es grundsätzlich verschiedene Operationsmethoden. Die Methode richtet sich nach Art des Tumors, Ausmaß der Schädigung und Behandlungsziel. Wenn der Tumor bei der Operation entfernt werden soll, muss ein Teil des Wirbels mitentfernt werden. Die Wirbel werden anschließend mit Platten oder Implantaten stabilisiert. Aber auch bei diesen Methoden ist eine komplette Tumorentfernung selten möglich und eine zusätzliche Behandlung meistens nötig.
Wie läuft eine perkutane Vertebroplastie ab?
Vor der Operation klärt der Arzt die Patienten über den Ablauf und die Risiken auf und untersucht die Patienten.
Der Eingriff kann mit lokaler Betäubung oder in Vollnarkose durchgeführt werden. Meistens wird eine lokale Betäubung mit leichter Sedierung kombiniert. Für den Eingriff müssen die Patienten auf dem Bauch liegen, mit Vorbereitungszeit dauert er aber nicht länger als eine Stunde. Unter Röntgenkontrolle führt der Arzt eine dicke Hohlnadel durch die Haut in den Wirbelkörper ein. Durch die Hohlnadel wird der Zement, meistens Polymethylmethacrylat (PMMA), mit Druck in den Wirbelkörper eingebracht. Innerhalb einer halben Stunde härtet der Zement aus.
Bereits am Tag nach der Operation dürfen sich die Patienten unter der Anleitung eines Physiotherapeuten bewegen.
Welche Risiken und Spätfolgen gibt es?
Während der Operation kann es passieren, dass Nerven verletzt werden oder dass der Zement nicht richtig plaziert wird und neben dem Wirbel austritt. Der Zement kann auch in Blutgefäße gelangen und diese verstopfen (Zementembolie). Wird der Wirbelkörper versehentlich durchstoßen, können große Gefäße verletzt werden.
Schwere Komplikationen kommen bei perkutanen Vertebroplastien selten vor. Es passiert aber recht häufig, dass etwas Zement aus dem Wirbelkörper austritt. Dies verursacht aber nicht immer Probleme und fällt häufig erst bei Nachuntersuchungen zufällig auf. Wenn kleine Zementteile in Blutgefäße gelangen, können diese mit dem Blut weitertransportiert werden und sich in kleinen Lungengefäßen ablagern (pulmonale Zementembolie).
Bei ungefähr 10 Prozent der Patienten treten innerhalb von ein bis zwei Jahren Brüche in benachbarten Wirbeln mit geschwächter Knochenstruktur auf. Dies passiert auch ohne Operation. Es gibt allerdings Hinweise, dass diese Wirbelbrüche etwas häufiger bei Patienten mit einer Vertebroplastie vorkommen. Insgesamt fehlen noch Untersuchungen zu Langzeitfolgen.
Quellen:
- Buchbinder R et al. (2018). Cochrane Review – Vertebroplastie zur Behandlung von Wirbelkörperfrakturen durch Osteoporose. Cochrane Library. Link: tps://www.cochrane.org/de/CD006349/MUSKEL_vertebroplastie-zur-behandlung-von-wirbelkorperfrakturen-bedingt-durch-osteoporose. Aufgerufen am 17.03.2021
- Dachverband der Deutschsprachigen Wissenschaftlichen Osteologischen Gesellschaften e.V. (2017). Leitlinie Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der OSTEOPOROSE bei postmenopausalen Frauen und bei Männern – Langfassung. AWMF-Register-Nr.: 183/001
- Delank, K-S et al (2011). Behandlung von Wirbelsäulenmetastasen. Deutsches Ärzteblatt 108(5): 71-80
- Josten B. (2013). Chirurgie der verletzten Wirbelsäule. Springer Verlag Berlin Heidelberg