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Parasomnien

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Informationen zum Bereich Parasomnien

Was versteht man unter Parasomnien?

Parasomnien gehören in das weite Feld der Schlafstörungen. Sie sind Episoden von abnormem Verhalten, die während des Schlafs oder im Schlaf-Wach-Übergang auftreten. Dazu zählen z.B. Schlafwandeln, Alpträume oder Pavor nocturnus. Das Häufigkeitsmaximum der Parasomnien liegt im Kindesalter und sinkt nach der Pubertät ab. So leiden bis zu 12,5% der Kinder unter 12 Jahren und 1-4% der Erwachsenen (Tendenz eher höher) unter derartigen Schlafstörungen. Die Beschwerden der Betroffenen sind sehr vielseitig. So beklagen viele Tagesmüdigkeit durch die fehlende Entspannung während des Nachtschlafs. Nächtliches Zahnknirschen wird oft erst durch Folgeprobleme beim Zahnarzt oder Kieferorthopäden erkannt.

Die Schlafstörungen können die körperliche wie psychische Gesundheit der Betroffenen beeinflussen und haben Auswirkungen auf deren familiäres, soziales und schulisches / berufliches Umfeld.

Die Gemeinsamkeiten der meisten Parasomnien sind Verwirrtheit, herabgesetztes Reaktionsvermögen, schlechte Erweckbarkeit während der Episoden und eine Amnesie (Gedächtnisstörung, „Nicht-Erinnern“) für viele während der Ereignisse auftretenden Vorgänge. Diese Form der Schlafstörungen tritt vor allem im ersten Drittel des Nachtschlafs auf.

Wie können Parasomnien eingeteilt werden?

Der Schlaf des Menschen kann in verschiedene Schlafstadien untergliedert werden. Dabei gibt es den REM-Schlaf und den NREM-Schlaf. Aufgrund der Einteilung gibt es auch REM-Schlaf-Parasomnien (z.B. Alpträume), NREM-Schlaf-Parasomnien (z. B. Pavor nocturnus, Schlafwandeln) und Parasomnien, die keiner Schlafphase zugeordnet werden können (z.B. Bettnässen, nächtliches Zähneknirschen, Einschlafzuckungen, Sprechen im Schlaf).

Wie diagnostiziert man Schlafstörunge und wann ist eie Therapie nötig?

Um festzustellen, ob Patienten an einer Schlafstörung leiden, ist eine genaue Befragung des Betroffenen sowie seines Umfeldes (z. B. Eltern, Lebenspartner) von größter Bedeutung. Weiter ist eine eingehende internistische und neurologische Untersuchung durchzuführen, um organische Ursachen für veränderten Schlaf auszuschließen, wie z. B. Epilepsie oder ein Hirntumor. Der Schlaf der Patienten kann anhand von Schlaffragebögen näher untersucht werden und in einigen Fällen kann eine stationäre Beobachtung des Schlafverhaltens hilfreich sein. Bei der Patientenbefragung sind vor allem auch psychiatrische Begleiterkrankungen zu erfassen, wie Angststörungen, Depression, posttraumatische Belastungsstörung oder Substanzmissbrauch.

Ein therapeutisches Eingreifen durch einen Schlafmediziner wird nötig, wenn die subjektive Belastung für den Patienten zu groß wird. Dies ist aber individuell verschieden. So nimmt man als Grenzwert ein Auftreten der Störung von mehr als einmal pro Woche an. Durch Alpträume kann die Tagesstimmung beeinträchtigt werden und es kann zur Angst vor dem Einschlafen kommen. Beim Pavor nocturnus oder beim Schlafwandeln besteht eine große Gefahr der Eigen- und Fremdverletzung durch nächtliche Aktionen ohne klares Bewusstsein. Falls hierbei Komplikationen drohen ist eine Therapie anzuraten. Die meist verwendeten Ansätze zur Krankheitsbewältigung sind Methoden der Verhaltenstherapie wie Entspannungsübungen oder z. B. bei Bettnässen Belohnung für „trockene“ Nächte.

In den folgenden Abschnitten werden die relevantesten Formen der Parasomnien näher erläutert. Es gibt darüber hinaus noch viele weitere Formen der Parasomnien. Bei spezielleren Fragen wenden Sie sich bitte an einen unserer Spezialisten für Schlafmedizin!

Pavor Nocturnus- Die "Nachtangst"

Der Pavor nocturnus ist die intensivste Form der NREM-Schlaf-Parasomnien. Dabei kommt es zu plötzlichem Erwachen meist in Verbindung mit einem Panikschrei. Die Patienten zeigen in einer solchen 1-10 minütigen Episode deutliche Zeichen von intensiver Angst (Herzrasen, schnelle Atmung, Hautrötung). Während der Phase der Nachtangst sind die Betroffenen desorientiert und können sich in der Regel nicht an das Geschehene erinnern. Diese Form der Parasomnie tritt bei etwa 20% aller Kinder auf, jedoch bei unter 1% häufiger als einmal pro Woche. Pavor nocturnus korreliert stark mit Stress und weist auch eine familiäre Häufung auf. Durch Entspannungsübungen sinkt die Häufigkeit des nächtlichen Aufschreckens.

Schlafwandeln - Somnabulismus

Bei Somnambulismus verlässt der Patient aus dem Schlaf heraus das Bett. Sein Verhalten ist dabei zielgerichtet und komplex, seine Bewegungen sind jedoch grob und sein Reaktionsvermögen herabgesetzt. Die Aktivitäten treten auf, ohne dass der Schlafwandler richtig erwacht. Bei ca. 20% kommt es zu Verletzungen durch Anstoßen oder ähnliches. Die Symptome der Patienten können Kopfschmerz, Abgeschlagenheit (30%) oder Tagesschläfrigkeit (50%) sein. Getriggert wird dieses Verhalten durch Fieber, Stress, Alkohol, Lärm oder Schlafmangel. Eine Therapie durch einen Arzt wird nur nötig, falls die Tagesschläfrigkeit sehr stark ausgeprägt ist oder wenn eine Tendenz zur Selbst-/Fremdverletzung besteht. Oft ist diese Form der Parasomnie mit anderen wie Enuresis, Somniloquie oder Bruxismus kombiniert.

Alpträume - Angstträume

Alpträume sind die häufigste Form der Parasomnie. Sie zählen zu den Schlafstörungen, die während des REM-Schlafs auftreten. Da dieser in der zweiten Nachthälfte häufiger ist, kommt es auch primär dort zu Angstträumen. Fast jeder Mensch und v. a. Kinder und Jugendliche hat in seinem Leben bereits Alpträume erlebt. Typische Themen dieser Träume sind Verfolgung, Tod nahestehender Personen und generell negative Gefühle wie Angst, Trauer oder Ekel. Im Gegensatz zum Pavor nocturnus (s.o.) wird das Geträumte nach dem Aufwachen sehr gut erinnert. Ca. 5% der Bevölkerung leidet regelmäßig unter Alpträumen. Eine Behandlung ist anzuraten, wenn sie öfter als einmal pro Woche auftreten oder falls es zu Angst vor dem Einschlafen kommt. Zur Traumbewältigung empfehlen Experten meist diesen aufzuschreiben bzw. aufzuzeichnen und sich ein neues Ende auszudenken. Das bewusste Konfrontieren mit der Angst des Traumes führt bei vielen zu einer deutlichen Verminderung der Angstträume.

Parasomnien, die keiner Schlafphase zugeordent werden können

Das Bettnässen (Enuresis) ist bei Kindern recht häufig. Bei den 10-Jährigen nässen sich etwa 5% regelmäßig nachts ein. Bei längerem Auftreten des Bettnässens sollte unbedingt eine organische Ursache durch einen Urologen/Neurourologen/Kinderurologie ausgeschlossen werden, nicht dass eine unerkannte gestörte Blasenfunktion vorliegt.

Bruxismus bezeichnet das nächtliche Zähneknirschen. Dieses ist sehr häufig und es sind auch keine Verbindungen zu ernsthaften psychischen oder physischen Erkrankungen bekannt. Falls es jedoch zu Schädigungen der Zähne oder des Kiefergelenkes kommt, können Entspannungsübungen oder kieferorthopädische Maßnahmen (nächtliche Aufbissschiene) nötig werden.

Bei ca. 70% der Bevölkerung kommt es beim Einschlafen sporadisch zu sogenannten „Einschlafzuckungen”. Dies ist ein natürliches Phänomen ohne Krankheitswert. Eine Therapie dieses plötzlichen, blitzschnellen Zusammenzuckens beim Einschlafen ist in der Regel nicht nötig. Auch das Sprechen im Schlaf (Somniloquie) ist ein normales Phänomen ohne medizinische Relevanz. Dieses tritt bei etwa 20% der Allgemeinbevölkerung auf. Begünstigende Faktoren sind auch hier, wie bei den meisten Schlafstörungen, Stress, Fieber oder Alkohol.

Bei weiteren Fragen wenden Sie sich gerne an unsere Spezialisten für Schlafmedizin!

Quellen

Parasomnien: Patientenratgeber der deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM), AG Traum

Parasomnien im Erwachsenenalter, Geert Mayer, Sylvia Kotterba, Deutsches Ärzteblatt, Jg. 101, Heft 34-35, 23.August 2004

S1-Leitlinie: Nichtorganische Schlafstörungen, 08/2013, Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychsomatik und Psychotherapie (DGKJP)

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