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Phantomschmerzen

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Informationen zum Bereich Phantomschmerzen

Was sind Phantomschmerzen?

Als Phantomschmerzen bezeichnet man Schmerzempfindungen in einem Körperteil, das nicht mehr vorhanden ist. Sie müssen von Stumpfschmerzen im noch vorhandenen Rest einer Gliedmaße abgegrenzt werden.

Meist betreffen Phantomschmerzen die Extremitäten. Sie sind aber auch nach Brustentfernung oder Zahnextraktion möglich. Sogar innere Organe können betroffen sein.

Was sind mögliche Ursachen und Auslöser für Phantomschmerzen?

Phantomschmerzen können nach Entfernung eines Körperteils, zum Beispiel durch einen operativen Eingriff oder einen Unfall, auftreten.

Nach Amputationen leiden etwa 50-60% der Patienten unter Phantomschmerzen, wobei körperzentralere Amputationen und vor der Amputation bestehende, starke Schmerzen in der betroffenen Gliedmaße das Risiko erhöhen.

Wie genau es zu Phantomschmerzen kommt, ist nicht vollständig erforscht. Man geht davon aus, dass komplexe Umstrukturierungen im Gehirn die Ursache sind.

Im sensorischen Kortex, dem Teil der Hirnrinde, der für das Fühlen zuständig ist, sind die verschiedenen Körperteile durch zugehörige Hirnareale repräsentiert. So entsteht eine Art Landkarte des Körpers. Wenn ein Körperteil durch eine Amputation oder einen Unfall entfernt wird, so erhält das entsprechende Hirnareal keine sensorischen Nervenimpulse mehr aus dieser Region, sondern lediglich Impulse als Nachbarregionen.

Unser Gehirn besitzt eine hohe Plastizität. Das bedeutet, dass nicht genutzte Verbindungen zwischen Nervenzellen abgebaut und neue Zellkontakte gebildet werden können. Auch die Aktivierungsmuster der Netzwerke aus Nervenzellen können sich nach Bedarf ändern.

Da die Hirnregion, die für die Sensibilität des amputierten Körperteils zuständig war, nun völlig andere Signale erhält, kommt es also zu einer, oft ungünstigen, Umstrukturierung, die zu Phantomschmerzen führt.

Wie äußern sich Phantomschmerzen?

Meist handelt es sich bei Phantomschmerzen um wiederkehrende Schmerzattacken in der betroffenen, nicht mehr existenten, Extremität. In einigen Fällen sind die Schmerzen aber auch dauerhaft vorhanden. Patienten beschreiben den Schmerzcharakter als stechend, schneidend oder brennend.

Zusätzlich können nicht schmerzhafte Empfindungen, wie beispielsweise Kribbeln oder Zucken, auftreten.

Phantomschmerzen am Zahn

Der Phantomzahnschmerz wird auch atypische Odontalgie genannt. Es handelt sich um chronische Schmerzen im Zahnbereich, die nach Durchtrennung von Nervenfasern zum Beispiel im Rahmen einer Wurzelkanalbehandlung, Wurzelspitzenresektion oder Zahnextraktion auftreten. Nach derartigen Eingriffen liegt das Risiko einer atypischen Odontalgie bei 3-6%, wobei Frauen häufiger als Männer, und Kinder gar nicht betroffen sind.

Wie bei Phantomschmerzen in anderen Regionen des Körpers liegt die Ursache in einer Umstrukturierung im Gehirn, bedingt durch das plötzliche Fehlen von über die Nervenfasern zum Gehirn geleiteten Reizen, sogenannten Afferenzen.

Phantomschmerzen am Bein

Teilweise oder sogar vollständige Amputationen der Beine können aus verschiedenen Gründen notwendig sein. Die weitaus häufigste Ursache einer Beinamputation ist mit etwa 80% die, meist durch Rauchen verursachte, periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK). Hier kommt es zu einer mangelnden Durchblutung der Beine. Auch nach Unfällen oder im Rahmen einer Tumor- oder Infektionserkrankung kann eine Amputation nötig werden.

Nach Beinamputationen treten Phantomschmerzen mit geringerer Wahrscheinlichkeit auf, als im Bereich der Arme. Allerdings erhöht sich das Risiko mit dem Umfang der Amputation, ist also zum Beispiel bei einer Amputation vom Oberschenkel abwärts größer, als bei einer Zehenamputation.

Wie diagnostiziert ein Spezialist Phantomschmerzen?

Bei Phantomschmerzen handelt es sich um eine Ausschlussdiagnose. Das wichtigste Werkzeug in der Diagnostik ist, neben der Inspektion des Stumpfes, die Anamnese. Der Patient wird nach erstmaligem Beginn, Stärke und Häufigkeit der Schmerzen und nach Auslösern gefragt. Außerdem interessiert sich der Arzt für bisherige Behandlungsversuche und, ob diese Wirkung gezeigt haben. Der Patient wird aufgefordert, ein Schmerztagebuch zu führen.

All diese Informationen dienen dazu, einen Stumpfschmerz auszuschließen, da dieser oft dringend behandlungsbedürftige Ursachen, wie Durchblutungsstörungen, Infektionen oder Druckstellen durch schlecht sitzende Prothesen, hat.

Was kann man gegen Phantomschmerzen tun und wie können sie behandelt werden?

Bereits vor einem medizinischen Eingriff, der potentiell Phantomschmerzen auslösen könnte, sollten Maßnahmen ergriffen werden, um das Risiko zu minimieren. Treten dennoch Phantomschmerzen auf, gibt es interdisziplinäre Therapieansätze.

Wird während der Amputation zusätzlich zur allgemeinen Anästhesie (Narkose) ein Lokalanästhetikum zur Blockade der Nerven eingesetzt, treten Phantomschmerzen mit geringerer Wahrscheinlichkeit auf. Dieses Medikament wird mithilfe eine Spritze direkt in den Nerven injiziert.

Auch durch eine suffiziente Schmerztherapie in den Tagen vor und nach dem Eingriff kann das Risiko gesenkt werden.

Kommt es trotzdem zu Phantomschmerzen, können diese auf verschiedene Arten behandelt werden, wobei die besten Ergebnisse durch eine Kombination der Therapieansätze erreicht werden.

Medikamentöse Therapie

Abhängig von Dauer und Intensität der Schmerzen kommen verschiedene Schmerzmittel, aber auch Antidepressiva und Antiepileptika zum Einsatz.

Tragen einer myoelektrischen Prothese

Durch das Tragen einer solchen Prothese erhält die betroffene Hirnregion wieder Reize aus der Extremität. Dadurch können die Umbauprozesse rückgängig gemacht werden, die für die Schmerzempfindung verantwortlich sind.

Spiegeltherapie

Bei dieser Therapie wird dem Gehirn vorgegaukelt, dass es sich beim Spiegelbild des gesunden Körperteils um das fehlende handelt. Auch hier ist das Ziel, die umstrukturierte Hirnregion, die für die Symptome verantwortlich ist, wieder zu trainieren und zu ordnen.

VR

Ein ganz neuer Therapieansatz basiert auf Virtual Reality. In einer computergenerierten Simulation kann der Patient die Gliedmaßen beider Seiten steuern. Genau wie bei der Spiegeltherapie erhält das Gehirn durch diese Illusion wieder Afferenzen und kann sich wieder günstiger strukturieren.

Nervenstimulation

Durch elektrische Stimulation der Nerven können Schmerzsignale überlagert oder verhindert werden. Dabei kann in der Peripherie, am Rückenmark oder direkt über DBS (Tiefe Hirnstimulation) stimuliert werden.

Begleitend kommen außerdem zum Einsatz:

  • Physiotherapie

  • Psychosomatische Therapie

  • Physikalische Therapie

  • Biofeedfack

  • Alternative Heilverfahren

 

Welche Ärzte und Kliniken sind Spezialisten für Phantomschmerzen?

Bei Phantomschmerzen handelt es sich um ein interdisziplinäres Krankheitsbild. In die Diagnostik und Therapie sind in der Regel Ärzte verschiedener Fachrichtungen, sowie Angehörige anderer Heilberufe involviert.

So obliegt es Chirurgen und Anästhesisten, vor, während und nach einem Eingriff das Risiko von Phantomschmerzen möglichst gering zu halten. Treten nach dem Eingriff Schmerzen auf, ist es außerdem Aufgabe des Chirurgen, Stumpfschmerzen auszuschließen oder gegebenenfalls zu behandeln.

Da es sich bei Phantomschmerzen und Nervenschmerzen handelt, sind Neurologen und Schmerzmediziner die richtigen ärztlichen Ansprechpartner für die Therapie. Je nach Therapieansatz können außerdem Physiotherapeuten, Psychotherapeuten und Neurochirurgen involviert werden.

Wer einen Arzt benötigt, möchte für sich die beste medizinische Versorgung. Darum fragt sich der Patient, wo finde ich die beste Klinik für mich? Da diese Frage objektiv nicht zu beantworten ist und ein seriöser Arzt nie behaupten würde, dass er der beste Arzt ist, kann man sich nur auf die Erfahrung eines Arztes verlassen.

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Quellen: