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Polyneuropathie

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Informationen zum Bereich Polyneuropathie

Was versteht man unter einer Polyneuropathie?

Unter dem Begriff Polyneuropathie wird eine systemische Erkrankung von Nervenzellen des peripheren Nervensystems verstanden. Das bedeutet, hierbei können theoretisch alle Nerven betroffen sein, die sich außerhalb des Gehirns und des Rückenmarks befinden, die zusammen das zentrale Nervensystem bilden. Häufig beginnt die Erkrankung im körperfernen Bereich und setzt sich dann in Richtung des Körperstammes fort.

Die Polyneuropathie ist keine eigenständige Erkrankung im eigentlichen Sinne, sondern eher Überbegriff für verschiedene Syndrome, die mit einer Schädigung von Nerven einhergehen. Verschiedene Ursachen können somit zu unterschiedlichen Formen der Polyneuropathie führen. So bezeichnet man beispielsweise eine durch Diabetes verursachte Nervenschädigung als diabetische Polyneuropathie. 

Was sind die Ursachen einer Polyneuropathie?

Mögliche Ursachen einer Polyneuropathie sind zahlreich, am häufigsten wird sie jedoch durch Diabetes mellitusund übermäßigen Alkoholkonsum ausgelöst. Auch während einer Schwangerschaft oder aufgrund einiger angeborener Erkrankungen kann eine Polyneuropathie entstehen. Verschiedene Giftstoffe wie Schwermetalle oder Lösungsmittel können auf Dauer ebenfalls die Nerven schädigen und zur Polyneuropathie führen.

Typen und Formen der Polyneuropathie

Es handelt sich bei den Polyneuropathien um eine komplexe Gruppe von Erkrankungen, weshalb eine systematische Klassifikation äußerst schwierig ist. Die häufigste Einteilung erfolgt hinsichtlich der Ursache der Nervenschädigung, sodass vor allem folgende Formen der Polyneuropathie unterschieden werden können.

Hereditäre Polyneuropathien

Hereditäre Erkrankungen zeichnen sich dadurch aus, dass sie vererbt werden und somit meist angeboren sind. Bei den hereditären Neuropathien kann sowohl die Nervenschädigung selbst erblich bedingt sein als auch eine Grunderkrankung, in dessen Folge eine Polyneuropathie entsteht. Hierzu gehören beispielsweise Erkrankungen wie die Amyloidose oder die Porphyrie. In beiden Fällen werden die Nerven durch die krankhafte Ablagerung von Stoffen geschädigt. 

Metabolische Polyneuropathien

Metabolische Polyneuropathien sind auf Stoffwechselstörungen zurückzuführen. Hierzu gehört beispielsweise die diabetische Polyneuropathie, die etwa 15-30% aller Polyneuropathien in den Industrienationen ausmacht. Ebenso kann auch eine mangelhafte Aufnahme von Vitaminen (vor allem Vitamin B12) zu einer Schädigung peripherer Nerven führen.

Häufig werden zu dieser Gruppe auch diejenigen Polyneuropathien gezählt, die durch eine Störung des Hormonhaushaltes bedingt sind, weshalb hier auch Schwangerschaften und Schilddrüsenerkrankungen als mögliche Ursachen zu nennen sind.

Entzündliche Polyneuropathien

Bei dieser Form der Polyneuropathie werden die Nerven durch einen entzündlichen Prozess geschädigt. Dabei müssen aber nicht in jedem Fall Krankheitserreger wie Bakterien oder Viren beteiligt sein. Häufig liegt auch eine Fehlregulation des Immunsystems vor, wodurch körpereigenes Gewebe angegriffen wird. Daher zählen zu den wichtigsten Ursachen einer entzündlichen Polyneuropathie auch rheumatische Erkrankungen oder das Guillain-Barré-Syndrom, bei dem es typischerweise zu einer aufsteigenden, symmetrischen schlaffen Muskellähmung kommt.

Toxische Polyneuropathien

Verschiedene Giftstoffe können periphere Nerven schädigen und somit eine Polyneuropathie auslösen. Zu den wichtigsten Ursachen einer toxischen Polyneuropathie gehören somit Alkohol, bestimmte Medikamente wie Chemotherapeutika oder Schwermetalle wie Blei. Mit einem Anteil von etwa 15% gehört die Alkohol-Polyneuropathie zu den häufigsten Formen dieser Erkrankung.

Symptome einer Polyneuropathie

Die Symptomatik einer Polyneuropathie hängt vor allem davon ab, welche Nerven von der Schädigung betroffen sind. Häufig zeigen sich die Schäden an Nervenzellen, die für die sensible Wahrnehmung verantwortlich sind. Typische Anzeichen für eine Schädigung sind daher Missempfindungen und Schmerzen. Viele Patienten beschreiben die Missempfindungen bei einer Polyneuropathie als eine Art „Ameisenlaufen“ oder Kribbeln. Neuropathische Schmerzen haben häufig einen brennenden Charakter. 

Im Anfangsstadium einer diabetischen Polyneuropathie zeigt sich die sensible Nervenschädigung oft in einer Störung des Vibrations- und Temperaturempfindens. Andere Polyneuropathieformen können mit dem sogenannten „Burning Feet Syndrom“ einhergehen, bei dem es zu Missempfindungen und brennenden Schmerzen im Bereich der Fußsohlen kommt.

Eine Schädigung von motorischen Nerven kann sich beispielsweise in Form von Muskellähmungen, Krämpfen oder einem schlaffen Muskeltonus präsentieren. Ebenso können auch Nerven betroffen sein, die vegetative Funktionen erfüllen. Hierzu gehören alle Körpervorgänge, die nicht willentlich gesteuert werden können. Mögliche Symptome bei einer Polyneuropathie können daher auch Störungen der Schweißproduktion, des Kreislaufs oder der Blasenfunktion sein.

Wie diagnostiziert man eine Polyneuropathie?

Besteht der Verdacht auf eine Polyneuropathie bei einem Patienten oder einer Patientin, gibt es eine Reihe an Untersuchungen, die durchgeführt werden, um den Verdacht zu bestätigen oder zu verwerfen. Zunächst findet eine ausführliche körperliche Untersuchung statt, bei der insbesondere die Sensibilität und Funktionalität der peripheren Nerven im Fokus steht. Außerdem werden patientenbezogene Daten erhoben, um bereits mögliche Ursachen der Polyneuropathie herauszufinden.

Auch das Blut wird auf auslösende Faktoren wie Giftstoffe oder Diabetes untersucht. Anschließend kann über eine Elektroneurographie oder Elektromyographie die elektrische Leitfähigkeit der Nerven oder Muskeln überprüft werden.

Wie verläuft eine Polyneuropathie?

Der Verlauf einer Polyneuropathie hängt maßgeblich von der Ursache bzw. der zugrundeliegenden Erkrankung ab, sodass sich hier kaum eine allgemeingültige Aussage treffen lässt. Einige Polyneuropathieformen sind im Verlauf zunehmend. Hierzu gehört beispielsweise die diabetische Polyneuropathie.

Ebenso gibt es aber auch Erkrankungen, bei denen die Polyneuropathie wieder abheilen kann. Hier ist beispielsweise das Guillain-Barré-Syndrom zu nennen, bei dem sich die Nervenschädigung häufig von selbst wieder zurückbildet. In einigen Fällen kann es jedoch zu dauerhaft bleibenden Nervenschäden auch nach Ausheilung einer Polyneuropathie kommen.

Was kann man bei einer Polyneuropathie tun?

Für die Behandlung der Polyneuropathie muss zunächst die Grunderkrankung erkannt werden, sodass die jeweilige Ursache behandelt werden kann. Bei einem Diabetes mellitus beispielsweise steht die Korrektur und Stabilisierung des Blutzuckerspiegels im Vordergrund, beim übermäßigen Alkoholkonsum wird eine Alkohol-Abstinenz angestrebt. Leichte Formen der Polyneuropathie bessern sich nach Behandlung der Grunderkrankung meist von selbst.

Um die Symptome zu mildern, gibt es verschiedene medikamentöse Ansätze, die individuell auf die betroffene Person angepasst werden. Bei schweren Verläufen kann eine dauerhafte medikamentöse Therapie, auch nach Behandlung der Grunderkrankung, notwendig sein. Wichtig ist hier vor allem eine adäquate und konsequente Schmerztherapie, um der Entwicklung von chronischen Schmerzen entgegenzuwirken.

Bei motorischen Beeinträchtigungen wie Muskellähmungen kommt der Bewegungstherapie eine entscheidende Bedeutung zu, um die Muskelfunktion zu erhalten oder wiederherzustellen. Viele Patienten erhalten daher regelmäßige physiotherapeutische Anwendungen.

Prävention und Vorbeugung

Um der Entstehung einer Polyneuropathie entgegenzuwirken, sollten die auslösenden Grunderkrankungen vermieden oder so gut wie möglich behandelt werden. Patienten mit Diabetes beispielsweise können bei ihrem Hausarzt in ein sogenanntes DMP (Disease-Management-Programme) eingebunden werden. Dieses beinhaltet unter anderem regelmäßige Kontrolluntersuchungen, wodurch auch eine Polyneuropathie bereits in frühen Stadien erkannt werden soll, sodass frühzeitig eine Therapie eingeleitet werden kann. 

Welche Ärzte, Kliniken und Reha Einrichtungen sind gute Ansprechpartner bei einer Polyneuropathie?

Die Verdachtsdiagnose der Polyneuropathie stellt in der Regel der Hausarzt oder die Hausärztin. Dort findet das erste Gespräch und meist auch eine erste körperliche Untersuchung statt. Die endgültige Diagnose stellt im Normalfall ein Arzt oder eine Ärztin der Neurologie, also der Fachrichtung für Nervenheilkunde.

Diese FachärztInnen leiten dann auch die Behandlung ein. Viele Rehabilitationskliniken bieten außerdem, begleitend zur Behandlung der Grunderkrankung, Physiotherapie oder Sporttherapie an, die zur Muskelstärkung der betroffenen Körperregion beitragen. Auch Ergotherapie kann dabei helfen, das Körperempfinden im Rahmen der Behandlung wieder zu stärken.

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Quellen:

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