Spezialisten für Radioligandentherapie bei Prostatakarzinom
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Informationen zum Bereich Radioligandentherapie bei Prostatakarzinom
Was ist eine PSMA-Therapie?
Einer der wahrscheinlich häufigsten bösartigen Tumore bei Männern ist Prostatakrebs. Allein im Jahr 2012 wurden in Deutschland über 63.000 neue Fälle diagnostiziert. PSMA steht für Prostata-spezifisches Membranantigen. Was auf den ersten Blick kompliziert klingt, ist bei näherer Betrachtung jedoch ganz einfach: Es handelt sich um ein bestimmtes Enzym auf der Oberfläche von Krebszellen, das für Prostatakrebs spezifisch ist.
Mit Hilfe der PSMA-gesteuerten Bildgebung und Therapie können die Krebszellen aufgespürt werden und ein spezifisches radioaktives Molekül (zum Beispiel Lutetium-177-PSMA-617) kann an sie andocken (Schlüssel-Schloss-Prinzip). So können die Zellen sichtbar gemacht, gezielt bestrahlt und zerstört werden. Studien zeigen, dass die Therapie gut verträglich ist und die deutliche Mehrheit aller Patienten auf diese Therapie anspricht.
Es wurde bereits nachgewiesen, dass die PSMA-Therapie selbst bei Patienten mit fortschreitender Erkrankung nach konventionellen Therapien das Leben effektiv verlängert und die Lebensqualität nachweislich erheblich verbessert. Die PSMA-Therapie wird in Deutschland und Österreich seit mehr als zehn Jahren individuell eingesetzt und hat in zahlreichen Studien hervorragende Ergebnisse erzielt.
Für welche Patienten ist eine PSMA-Therapie geeignet?
Die Therapie wurde sowohl in den USA als auch in der Europäischen Union offiziell für Patienten mit fortgeschrittenem, kastrationsresistentem Prostatakarzinom zugelassen. Zunehmend belegen Studien ihre Wirksamkeit in früheren Stadien der Krankheit. Je nach den Vorschriften in den einzelnen Ländern kann diese Therapie auch für Patienten außerhalb der Standardbehandlungsprotokolle in früheren Stadien und sogar auf ambulanter Basis (z. B. in Österreich) zugänglich sein.
Die Eignung dieser Therapie wird durch PSMA-gesteuerte molekulare Bildgebung, 68Ga-PSMA PET/CT, beurteilt, die die Zielstruktur (PSMA) auf der Oberfläche von Krebszellen im gesamten Körper erkennt. Zusätzlich sind Blutuntersuchungen erforderlich, um die Funktion des blutbildenden Knochenmarks und der Nieren zu beurteilen und sicherzustellen, dass der Patient für die Behandlung insgesamt geeignet ist. Patienten, die von dieser Therapie profitieren könnten, werden ermutigt, ihren Urologen oder einen Nuklearmediziner für ein ausführliches Gespräch zu konsultieren.
Wie genau läuft die PSMA-Therapie ab?
Die Therapie erfolgt intravenös über einen Venenkatheter. Daher ist es am Tag der Behandlung und an den folgenden Tagen wichtig, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen (ca. 2–2,5 Liter pro Tag), um die Belastung des Körpers, insbesondere der Speicheldrüsen und Nieren, zu minimieren.
Lutetium-177 oder Actinium-225 oder Terbium-161 sind die radioaktiven Nuklide, und das Trägerprotein ist der PSMA-Ligand. Da die beiden gekoppelt sind und das PSMA fast ausschließlich von Tumorzellen exprimiert wird, ist auf diese Weise eine sehr effiziente und zielgerichtete Therapie möglich. Sobald das Nuklid die Tumorzellen erreicht hat, bestrahlt es das umliegende Gewebe in einer Tiefe von etwa 1 bis 2 mm und schont dabei gesunde Bereiche. Im Fall von Actinium-225 beträgt die Reichweite nur ein bis zwei Zellen. Daher spielt es keine Rolle, wo oder wie groß oder klein die Tumorzellen sind; das PSMA fungiert als Navigationssystem und führt das radioaktive Medikament direkt zu seinem Ziel.
Bevor der Patient die Klinik verlässt, wird im Falle von Beta-emittierenden Nukliden eine standardisierte Messung der vom Patienten abgegebenen Strahlung durchgeführt, um die gesetzlichen Anforderungen des Strahlenschutzes zu erfüllen.
Sind Nebenwirkungen und Komplikationen zu erwarten?
Wie bei jeder Therapie können auch bei der PSMA-Therapie Nebenwirkungen und Komplikationen auftreten. Im Allgemeinen ist die Behandlung jedoch sehr gut verträglich. Gelegentlich kann es zu Übelkeit kommen, die sich aber mit herkömmlichen Medikamenten behandeln lässt. Auch Geschmacksstörungen und Mundtrockenheit (Xerostomie) können auftreten, wenn die Therapie häufiger wiederholt wird. Da das Radiopharmakon über den Urin und den Darm ausgeschieden wird, sollte der Patient viel trinken und normal essen, um die Aktivität dieser Organe stets auf einem hohen Niveau zu halten.
PSMA kommt auch in den Speicheldrüsen vor. Je nach Häufigkeit der Anwendung und dem verwendeten Radionuklid (Lutetium-177 vs. Actinium-225) kann es zu Mundtrockenheit kommen. Schwere Verläufe wurden jedoch nur bei Vorschädigungen oder mehrfachen Actinium-225-PSMA-Therapien beobachtet. Ein medikamentöser Schutz der Speicheldrüsen ist derzeit nicht verfügbar. Allerdings sind Flüssigkeitszufuhr und erzwungener Speichelfluss wirksame Methoden, um einer schweren Xerostomie vorzubeugen. Es können auch diskrete, meist vorübergehende Blutbildveränderungen auftreten, sodass die Therapie von Blutbildkontrollen begleitet wird.
Wie geht es nach der Radioligandentherapie weiter?
In der Regel können die Patienten nach Abschluss der Therapie entlassen werden, sofern sie zu diesem Zeitpunkt die Strahlenschutzanforderungen des jeweiligen Therapielandes erfüllt haben. Etwa einen Monat nach Abschluss des Therapiezyklus (mindestens 3 Sitzungen) sollte eine Bildgebung mittels PSMA-PET/CT durchgeführt werden, um den Erfolg der Therapie zu überwachen und gegebenenfalls über weitere Therapiezyklen zu entscheiden.
Da der Patient nach der Therapie bis zu einem gewissen Grad radioaktiv ist, sollten die Anweisungen zur Hygiene und zum Strahlenschutz befolgt werden. Dazu gehört, dass der Kontakt zu anderen Personen oder Gruppen (insbesondere Schwangeren und Kleinkindern) zu Beginn eingeschränkt wird. Zu diesem Zweck erhält der Patient ein entsprechendes Merkblatt, auf dem alle wichtigen Verhaltensempfehlungen aufgeführt sind.
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