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Radioligandentherapie bei Prostatakarzinom (PSMA mit Lutetium-177)

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Informationen zum Bereich Radioligandentherapie bei Prostatakarzinom

Was ist eine PSMA-Therapie?

Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung beim männlichen Geschlecht. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) erkranken in Deutschland jährlich 65.000 Männer und mit dem Anstieg des durchschnittlichen Lebensalters wird die Zahl der Neuerkrankungen weiterhin steigen. Jedoch ist die Sterblichkeit beim Prostatakarzinom trotz der hohen Erkrankungszahlen im Verhältnis zur Häufigkeit niedrig – insbesondere, wenn der Tumor früh erkannt und wirksam behandelt wird.

PSMA steht für Prostata-spezifisches Membranantigen, das sich auf der Oberfläche von Krebszellen befindet und für Prostatakrebs spezifisch ist. Die PSMA-Therapie, auch Radioligandentherapie genannt, ist ein modernes nuklearmedizinisches Verfahren. Dabei wird ein Medikament verabreicht, das eine radioaktive Substanz enthält und gezielt Krebszellen bindet. Nach der Bindung gibt das Medikament radioaktive Strahlung gezielt auf die Krebszellen ab, was diese von innen zerstört.

Für welche Patienten ist eine PSMA-Therapie geeignet?

Die Therapie wurde sowohl in den USA als auch in der Europäischen Union offiziell für Patienten mit fortgeschrittenem, kastrationsresistentem Prostatakarzinom zugelassen. Der Begriff „kastrationsresistent“ bedeutet, dass der Tumor weiterwächst, obwohl bereits eine etablierte Tumortherapie durchgeführt wird. Daher wird die PSMA-Therapie meist erst dann in Erwägung gezogen, wenn andere Behandlungen wie eine Hormon- oder Chemotherapie nicht mehr wirksam sind. 

Die Eignung dieser Therapie wird durch eine Bildgebung mit Hilfe eines PSMA-PET/CT beurteilt. Mit dieser Bildgebung können Krebszellen, die ausreichend PSMA auf ihrer Oberfläche tragen, erkannt und dargestellt werden. Somit können nicht nur der Tumor behandelt, sondern auch seine Metastasen behandelt werden.

Zusätzlich sind Blutuntersuchungen erforderlich, um die Funktion des blutbildenden Knochenmarks und der Nieren zu beurteilen und sicherzustellen. Diese beiden Faktoren sind entscheidend für die Verträglichkeit der Strahlentherapie und dafür, ob der Patient für die Behandlung insgesamt geeignet ist.

Wie genau läuft die PSMA-Therapie ab?

Die Therapie kann stationär über 1-2 Tage erfolgen oder ambulant. Die Verabreichung des Medikaments erfolgt als Infusion über einen Venenkatheter. Das Medikament besteht aus dem PSMA-Liganden, der die Krebszellen bindet, und einer radioaktiven Substanz, die Strahlung an die Tumorzellen abgibt. 

Meistens handelt es sich bei der radioaktiven Substanz um Lutetium-177-Nuklid, aber auch Actinium-225 oder Terbium-161 können verwendet werden. Sobald das Nuklid die Tumorzellen erreicht hat, bestrahlt es das umliegende Gewebe in einer Tiefe von etwa 1 bis 2 mm und schont dabei gesunde Bereiche. Da PSMA fast ausschließlich von Tumorzellen exprimiert wird, ist auf diese Weise eine sehr effiziente und zielgerichtete Therapie möglich. 

Dennoch ist es am Tag der Behandlung und an den folgenden Tagen wichtig, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen (ca. 2–2,5 Liter pro Tag), um die Belastung des Körpers, insbesondere der Speicheldrüsen und Nieren, zu minimieren und die Ausscheidung der radioaktiven Substanz zu fördern. Zusätzlich erfolgen vor und nach der Medikamentengabe Infusionen zur Flüssigkeitsgabe.

Die Wirkung entfaltet sich über mehrere Wochen und meist sind 4 bis 6 Sitzungen notwendig, die in einem Abstand von 6 bis 8 Wochen durchgeführt werden. Die genaue Anzahl wird von dem Nuklearmediziner festgelegt und individuell angepasst. Vor der Entlassung wird noch gemessen, wie viel Strahlung der Patient abgibt, um sicherzugehen, dass keine Strahlenbelastung für die Umgebung entsteht. 

Sind Nebenwirkungen und Komplikationen zu erwarten?

Wie bei jeder Therapie können auch bei der PSMA-Therapie Nebenwirkungen und Komplikationen auftreten. Im Allgemeinen ist die Behandlung jedoch sehr gut verträglich. Gelegentlich kann es zu Übelkeit kommen, die sich aber mit herkömmlichen Medikamenten behandeln lässt. 

PSMA kommt auch in den Speicheldrüsen vor. Je nach Häufigkeit der Anwendung und dem verwendeten Radionuklid kann es zu Mundtrockenheit kommen. Ausreichende Flüssigkeitszufuhr und angeregter Speichelfluss sind wirksame Methoden, um dem entgegenzuwirken. 

Die Bestrahlung kann zu einem temporären Abfall der roten und weißen Blutkörperchen und Blutplättchen (Thrombozyten) verursachen, was zu Symptomen wie Müdigkeit, Infektanfälligkeit oder erhöhter Blutungsneigung führen kann. Daher erfolgen Blutkontrollen bei jedem Behandlungszyklus.

Schwerwiegende Komplikationen wie dauerhafte Organschäden oder allergische Reaktionen sind bei der PSMA-Therapie extrem selten.

Wie geht es nach der Radioligandentherapie weiter?

Da der Patient nach der Therapie bis zu einem gewissen Grad radioaktiv ist, sollten die Anweisungen zur Hygiene und zum Strahlenschutz befolgt werden. Dazu gehört, dass der Kontakt zu anderen Personen oder Gruppen (insbesondere Schwangeren und Kleinkindern) zu Beginn eingeschränkt wird. Zu diesem Zweck erhält der Patient ein entsprechendes Merkblatt, auf dem alle wichtigen Verhaltensempfehlungen aufgeführt sind.

Nach einer Radioligandentherapie folgt eine sorgfältige Nachsorge. Dazu gehören regelmäßige Blutentnahmen zur Überwachung des Blutbildes, sowie der Leber- und Nierenwerte. Auch der Tumormarker PSA kann zur Einschätzung des Therapieerfolgs benutzt werden. 

Etwa 4 bis 8 Wochen nach Abschluss aller Behandlungszyklen erfolgt eine weitere Bildgebung mittels PSMA-PET/CT, um den Erfolg der Therapie zu überwachen und zu beurteilen, wie der Tumor auf die Therapie angesprochen hat.

Lebenserwartung nach einer PSMA-Behandlung

Die PSMA-Therapie kann die Lebenserwartung von Patienten mit fortgeschrittenem, metastasierten Prostatakrebs deutlich verlängern. Laut den neuesten Studien beträgt das durchschnittliche Überleben nach der Therapie 1 bis 1.5 Jahre. Jedoch das lässt sich nicht so einfach verallgemeinern und ist abhängig von dem Tumorstadium, den vorhandenen Metastasen, sowie dem allgemeinen Gesundheitszustand.

Die PSMA-Therapie führt zu einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität durch die Reduktion der Symptome. Zudem gewährt die Therapie den Patienten zusätzliche Lebenszeit.

Kostenübernahme: Welche Kosten entstehen und was wird übernommen?

In Deutschland übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für die PSMA-Therapie, wenn eine medizinische Notwendigkeit besteht. Dies ist in der Regel der Fall bei fortgeschrittenem metastasierten Prostatakrebs. Oder auch, wenn andere Therapien nicht ansprechen oder durchgeführt werden können. 

Für Privatpatienten und Selbstzahler kann die PSMA-Therapie deutlich teurer ausfallen. Dabei variieren die Kosten je nach Anzahl der Sitzungen, Klinik und Art des Aufenthaltes (stationär oder ambulant). Ob die Behandlung erstattet wird, ist abhängig von der jeweiligen Krankenkasse und dem abgeschlossenen Vertrag. Daher empfiehlt es sich, die Kostenerstattung mit der jeweiligen Krankenkasse vorab abzuklären.

Welche Ärzte sind Spezialisten für die PSMA-Therapie

Die PSMA-Therapie ist ein nuklearmedizinisches Verfahren zur Behandlung des fortgeschrittenen Prostatakarzinoms, das spezielles Fachwissen erfordert. Die zuständigen Spezialisten für die PSMA-Therapie sind Fachärzte für Nuklearmedizin. Das ist eine Fachrichtung, die sich mit der Diagnostik und Therapie mittels radioaktiver Stoffe beschäftigt. 

Die Durchführung der Therapie findet meist in spezialisierten Krebszentren oder großen Krankenhäusern mit einer nuklearmedizinischen Abteilung statt. Aufgrund der Arbeit mit radioaktiven Stoffen, wird eine spezielle Ausstattung benötigt, um die Behandlung sicher durchzuführen. Die Therapie erfolgt interdisziplinär, wobei Onkologen und Urologen stets eingebunden sind. 

Wir möchten Ihnen dabei helfen, einen erfahrenen Facharzt oder eine geeignete Klinik für Ihre Erkrankung zu finden. Alle hier aufgelisteten Ärzte und Kliniken wurden sorgfältig ausgewählt und auf ihre Expertise überprüft und erwarten Ihre Anfrage.

Quellen:

  • Deutsches Gesundheitsportal. Metastasierter kastrationsresistenter Prostatakrebs: PSMA-Therapie als letzter Ausweg. 2023. Verfügbar unter: https://www.deutschesgesundheitsportal.de/2023/04/20/metastasierter-kastrationsresistenter-prostatakrebs-psma-therapie-als-letzter-ausweg/
  • Schmid W, Röhrig G. Geriatrische Frührehabilitation und moderne Therapien beim Prostatakarzinom. Der Onkologe. Thieme, 2024;31(3):185–192. doi:10.1055/a-2427-1414
  • Wehling M. PSMA-Radioligandentherapie – Grundlagen und Anwendung. Thieme E-Journal, 2025; DOI: 10.1055/a-1638-9429. Verfügbar unter: https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/a-1638-9429
  • Becker W, Higuchi T, Krause BJ (Hrsg.). Handbuch Nuklearmedizin. 3. Auflage. Springer, 2023. ISBN

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