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Informationen zum Bereich Radiochemotherapie
Was ist Radiochemotherapie?
Bei der Radiochemotherapie handelt es sich um eine Kombination aus Strahlentherapie und Chemotherapie. Eine Kombinationstherapie aus Strahlentherapie und Chemotherapie bietet die Möglichkeit den Tumor von verschiedenen Seiten aus gleichzeitig anzugreifen und erhöht bei bestimmten Krebserkrankungen die Chancen des Erfolgs.
Die moderne Krebstherapie basiert auf drei Säulen. Dazu zählen die Operation, Chemotherapie und Strahlentherapie (Radiotherapie). Nicht jede Art von Krebs spricht auf alle Therapiearten gleich gut an. Manche Tumoren sind besonders hartnäckig und gehen erst durch eine Kombinationstherapie erfolgreich zugrunde.
Bei der Strahlentherapie handelt es sich um ionisierende (zum Teil radioaktive) Strahlung, welche in den Tumorzellen durch Bildung von Radikalen zur Zellschädigung führt. Chemotherapie führt ebenfalls zu einer Zellschädigung. Dazu werden bestimmte Chemotherapeutika eingenommen, welche bestimmte Zielstrukturen in Tumorzellen angreifen, zerstören oder außer Gefecht setzten, so dass die Tumorzellen wichtige Funktionen nicht mehr ausführen kann und zugrunde geht.
In den letzten Jahren und Jahrzehnten hat man immer wieder die Entdeckung gemacht, dass für bestimmte Krebsarten die Kombination aus Chemotherapie und Strahlentherapie (mit oder ohne Operation) die besten Erfolgschancen birgt.
Bei welchen Krebsarten wird die Radiochemotherapie angewandt?
Die Anwendungsgebiete der Radiochemotherapie sind vielseitig. Folgende Tumoren können für eine Kombinationstherapie in Frage kommen:
- Enddarmkrebs
- Gebärmutterhalskrebs
- Brustkrebs
- Hirntumoren
- Tumoren des Kopf-Hals-Bereiches
- Speiseröhrenkrebs
- Lungenkrebs
Einen besonderen Vorteil bietet die Radiochemotherapie bei Blasenkrebs. Hier ermöglicht sie in bestimmten Fällen eine vollständige Heilung bei gleichzeitigem Erhalt der Blase. Diese müsste bei einer Operation des Tumors entfernt werden.
Trotz der großen Erfolge, immer neuer Forschung und Erweiterung der Behandlungsmöglichkeiten können nicht alle Tumorarten damit therapiert werden. Ebenso sind Patienten mit schlechtem Allgemeinzustand von der Therapie ausgeschlossen. Die Doppelbelastung durch Radio- und Chemotherapie würde eine zu große Gefahr für diese Patienten bedeuten.
Welche Voraussetzungen für eine Radiochemotherapie erfüllt sein müssen und wie die Behandlung in Ihrem speziellen Fall aussehen wird, wird der behandelnde Strahlentherapeutoder Onkologe mit Ihnen im Voraus gesondert besprechen.
Ablauf der Radiochemotherapie
Der erste Punkt in Richtung Behandlung bei einer Krebstherapie ist meist eine interdisziplinäre Besprechung. Hier treffen sich Ärzte aus verschiedenen Fachrichtungen um die optimale Behandlungsstrategie zu klären. Jeder Arzt bringt dazu das Wissen aus seinem Fachgebiet mit ein. So ist meist ein Internist (Arzt der Inneren Medizin), ein Chirurg, ein Onkologe und ein Strahlentherapeut anwesend.
Je nach Tumor kommen verschiedene zeitliche Strategien zum Einsatz. Eine Radiochemotherapie kann dementsprechend entweder die alleinige Behandlungsvariante darstellen (definitive RCT), vor einer Operation stattfinden (neoadjuvante RCT) oder nach einer OP durchgeführt werden (adjuvante RCT). Jede Variante hat ihren spezifischen Zweck bezogen auf die jeweilige Erkrankung.
Heutzutage findet die Radiochemotherapie meist zeitgleich statt. Dies erhöht die abtötende Wirkung auf den Tumor, indem auf verschiedenen Wegen der Tumor angegriffen wird, zudem kann die eine Therapiemethode den Tumor auch empfänglicher machen für die andere Methode.
Typischerweise erfolgt die Gabe der Chemotherapeutika (Tabletten oder Infusion) vor der Bestrahlung. Wie oft und wie lange die Radiochemotherapie durchgeführt wird ist abhängig von der Art des Tumors und wird im individuellen Arztgespräch geklärt. Je nach Art der Chemotherapie ist eine ambulante oder eine stationäre Behandlung möglich bzw. nötig.
Adjuvante Radiochemotherapie
Bei der adjuvanten Radiochemotherapie erfolgt zuerst die Tumoroperation. Im Anschluss daran dann die RCT. Sie dient der Rezidivprophylaxe und der Entfernung von kleinsten Tumorüberresten.
Neoadjuvante Radiochemotherapie
Die neoadjuvante Radiochemotherapie erfolgt vor einer Operation. Sie ermöglicht die Verkleinerung des Tumors. Dies macht es in manchen Fällen überhaupt möglich Tumoren, die zuvor nicht mit dem Ziel der vollständigen Heilung operiert hätten werden können, doch vollständig zu entfernen.
Nebenwirkungen der Radiochemotherapie
Grundsätzlich ist jede Art von Therapie mit Risiken behaftet, so auch die Radiochemotherapie. Da diese Behandlung simultan stattfindet, verstärken sich auch die Nebenwirkungen. Die Strahlentherapie wirkt sich besonders auf die Haut und Schleimhäute aus. Hier kann es zu Rötungen, trockener Haut und im schlimmsten Fall zu Verbrennungen kommen. Die Nebenwirkungen der Chemotherapie beziehen sich meist auf andere Organe, was die Kombination der Methoden erst möglich macht.
Die etwaigen Nebenwirkungen hängen zum einem von der Verträglichkeit der Chemotherapie und zum anderen von dem zu bestrahlendem Gebiet ab. Für viele allgemeine Nebenwirkungen wie Schmerzen, Übelkeit, Durchfall und Hautreizungen gibt es verschiedene Medikamente zur Linderung der Symptome.
Die akuten Nebenwirkungen dauern meist einige Wochen über die aktuelle Behandlung hinaus, da der Körper selbst gewisse Zeit braucht, sich von den Strapazen zu erholen. In seltenen Fällen gibt es auch Nebenwirkungen die von Dauer sind, beispielsweise eine erhöhte Empfindlichkeit der bestrahlten Hautareale.
Was sind die Vorteile der Radiochemotherapie?
Zusätzlich zu einer oftmals kürzeren Therapiezeit, bietet diese Therapiekombination bei vielen Krebsarten eine bessere Prognose bezüglich Überlebensrate und Rezidiven (Wiederauftreten des Tumors). Für manche Tumorarten ist die simultane Radiochemotherapie in den letzten Jahren sogar zur Behandlung der ersten Wahl geworden.
Wichtig ist aber in jedem Fall eine konsequente und regelmäßige Tumornachsorge. Die Intervalle sind kurz nach Ende der Therapie in relativ kurzen Abständen und beinhalten intensive Nachuntersuchungen, wie Blutabnahmen, Computertomographiebilder, körperliche Untersuchungen etc.. Sinn und Zweck der Nachsorge ist es, Rezidive frühzeitig zu entdecken, um sie behandeln zu können. Im Laufe der Zeit werden die Abstände der Untersuchungen größer, sind aber dennoch nicht zu vernachlässigen. Manche Tumore können auch nach Jahrzehnten wieder auftreten, wenn sich kleinste Tumorzellen im Körper versteckt haben (Mikrometastasen).
Quellen:
http://www.krebshilfe.de/wir-informieren/material-fuer-betroffene/blaue-ratgeber.html
http://www.aerzteblatt.de/archiv/8712
Sauer, Rolf (2010): Strahlentherapie und Onkologie. 5., völlig überarb. Aufl. München: Elsevier, Urban & Fischer.
Richter, Eckart; Bähre, Manfred; Feyerabend, Thomas (2002): Grundlagen der Strahlentherapie. Mit 86 Tabellen. 2., überarb. Aufl. Berlin [u.a.]: Springer.