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Radionuklidtherapie

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Informationen zum Bereich Radionuklidtherapie

Was ist eine Radionuklidtherapie?

Das Konzept der Radionuklidtherapie basiert auf der Entdeckung, dass die entarteten Zellen bestimmter Tumorarten gewebsspezifische Merkmale auf ihrer Oberfläche tragen, die als Zielscheibe für sogenannte Radionuklide dienen, d.h. radioaktiv strahlende Atome, die sich im Tumorgewebe dank der präzisen Navigation anreichern und die Krebszellen sehr lokal bestrahlen.

Dabei werden die radioaktiven Substanzen von den Zielzellen selbst, gleichsam einem trojanischen Pferd, in die Tumorsubstanz eingeschleust. Für die Therapie bösartiger Krebserkrankungen entwickelt, findet die Methode inzwischen auch bei der Behandlung gutartiger Erkrankungen Anwendung.

Der Strahlungsradius der verwendeten radioaktiven Elemente liegt im Mikrometerbereich, sodass die Schäden an anderen Organen sowie im umliegenden Gewebe auf ein Minimum reduziert werden können.

Wie wirkt die Radionuklidtherapie?

Radionuklide sind Atome, deren Kerne instabil sind und daher radioaktive Strahlung abgeben. In der Medizin lassen sich Radionuklide sowohl zu diagnostischen Zwecken als auch als Therapieform anwenden. In der Diagnostik dienen die Radionuklide als sogenannte Tracer, die sich nur in bestimmten Bereichen anreichern. Durch die Messung der abgegebenen Strahlung können diese Bereiche sichtbar gemacht werden. Ein bekanntes Beispiel dafür ist die Szintigraphie.

Beim therapeutischen Einsatz der Radionuklide wird die radioaktive Strahlung dazu genutzt, gezielt bestimmte Gewebe zu bestrahlen und damit zu schwächen. In der Regel handelt es sich dabei um beta-Strahlung, seltener auch um alpha-Strahlung. Diese Strahlung ist so energiereich, dass sie die Zellen der unmittelbaren Umgebung schädigt und schließlich den Zelltod bewirkt.

Die verwendeten Radionuklide müssen dabei so gewählt werden, dass sie einerseits die Zielzellen schädigen und andererseits das umliegende gesunde Gewebe möglichst wenig beeinflussen. Dazu muss die Strahlung eine sehr geringe Reichweite aufweisen und das Radionuklid zielgenau an den gewünschten Ort gebracht werden. Letzteres wird je nach Anwendungsgebiet durch verschiedene Mechanismen realisiert.

Bei der intrakavitären Radiotherapie wird die radioaktive Substanz gezielt in einen vorbestehenden Hohlraum eingebracht. Dieses Prinzip macht man sich beispielsweise bei der Brachytherapie bei Prostatakrebs zunutze. Die Substanzen können aber auch über einen venösen Zugang appliziert werden und reichern sich dann über bestimmte Rezeptoren oder Antikörper im gewünschten Gewebe an. Auch durch die Verwendung bestimmter Elemente kann eine Anreicherung in genau den Geweben erreicht werden, in denen das natürliche Element verstoffwechselt wird. Ein Beispiel hierfür ist die Radiojodtherapie.

Bei welchen Erkrankungen wird eine Radionuklidtherapie angewendet?

Bei einigen Tumorarten konnten charakteristische Oberflächenmerkmale identifiziert werden, die eine pharmazeutische Konstruktion neuer Medikamente erst ermöglicht.

Mit dem heutigen wissenschaftlichen Kenntnisstand lassen sich Prostatakrebs, Neuroendokrine Tumore, Knochenmetastasen, Schilddrüsenkrebs, Non-Hodgkin-Lymphome sowie gutartige Erkrankungen der Schilddrüse oder entzündliche Erkrankungen der Gelenke effektiv behandeln.

Welche Therapieformen gibt es?

Die am häufigsten angewendeten Therapieformen sind die Radiojodtherapie zur Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen und die Radiosynoviorthese zur Therapie entzündlicher Gelenkserkrankungen. Auch als nebenwirkungsarme Linderung metastasenbedingter Skelettschmerzen bei Brustkrebs und Prostatakrebs ist der Einsatz von Radiopharmaka inzwischen etabliert.

Radiojodtherapie

Über einen venösen Zugang wird bei der Radiojodtherapie das Radionuklid Natriumiodid appliziert. Da die Schilddrüse vor allem Iod verstoffwechselt, gelangt die Substanz gezielt zu den stoffwechselaktiven Zellen dieses Organs. Die Therapie kann bei vielfältigen Erkrankungen der Schilddrüse angewandt werden. Dazu gehören Schilddrüsenüberfunktionen (Hyperthyreose), verschiedene Vergrößerungen des Schilddrüsengewebes (Struma) oder Krebserkrankungen der Schilddrüse.

Radiosynoviorthese

Bei der sogenannten Radiosynoviorthese, kurz RSO, wird ein radioaktives Präparat nicht systemisch, sondern lokal direkt in den Gelenkspalt injiziert. Ziel der Therapie ist es, die entzündete Gelenkschleimhaut zu behandeln, um so eine Schmerzreduktion zu erreichen. Das Verfahren wird häufig bei rheumatisch bedingten Gelenkbeschwerden angewandt, bei denen die Gelenkschleimhaut krankhaft verändert ist. Da es sich um ein minimal-invasives Verfahren handelt, kann die RSO eine gute Alternative zu operativen Maßnahmen gerade bei älteren oder stark vorerkrankten Patienten darstellen.

Behandlung von Schmerzen bei Knochenmetastasen

Grundsätzlich besitzen alle bösartigen Tumorzellen das Potenzial, sich über die Lymph- oder Blutwege zu bewegen und in anderen Geweben Absiedelungen zu bilden. Metastasen im Bereich der Knochen treten überwiegend im Bereich der Wirbelsäule auf und können sehr starke Schmerzen verursachen. Häufig in das Skelettsystem metastasierende Tumore sind Brustkrebs, Prostatakrebs und Lungenkrebs. Auch hierbei wird die radioaktive Substanz über einen intravenösen Zugang verabreicht.

Ablauf einer Radionuklidtherapie

Das radioaktive Medikament wird in den meisten Fällen ambulant über einen venösen Gefäßzugang in den Körper gebracht und gelangt mit dem Blutstrom zu den Zielzellen. Durch die „Bestrahlung von innen“ werden die betreffenden Zellen zerstört. Somit können Metastasenschmerzen mit einem Wirkungseintritt innerhalb weniger Tage effektiv gelindert werden.

In den meisten Fällen kann die Radionuklidtherapie im Rahmen eines ambulanten Eingriffs erfolgen und die Patienten dürfen die Klinik oder Praxis nach einer gewissen Beobachtungszeit wieder verlassen. Es kann aber auch ein kurzer stationärer Klinikaufenthalt notwendig werden.

Bei der Radiojodtherapie beispielsweise verbleiben Patienten in der Regel für drei bis sieben Tage im Krankenhaus. Die RSO hingegen ist ein ambulanter Eingriff, der in vielen nuklearmedizinischen Praxen durchgeführt werden kann. Auch für eine Radionuklidtherapie von Knochenmetastasen ist in der Regel kein stationärer Aufenthalt notwendig.

Was gibt es vor der Behandlung zu beachten?

Vor Therapiebeginn sind bestimmte Untersuchungen notwendig, um die Behandlung durchführen zu können. Dazu gehört beispielsweise eine PET/CT als radiologische Bildgebung zur Lokalisation von Tumoren oder Tochtergeschwüren. Auch eine Skelettszintigraphie ist in vielen Fällen erforderlich.

Im Falle der Radiojodtherapie gutartiger Schilddrüsenerkrankungen sollte vor Therapiebeginn eine ausreichende Schilddrüsenfunktion nachgewiesen werden. Zudem kann eine hohe Jodexposition, beispielsweise durch die Gabe eines Kontrastmittels oder in Form bestimmter Medikamente, die Durchführbarkeit der Therapie beeinflussen.

Um die benötigte Zieldosis für die Radiojodtherapie zu bestimmen, erfolgt ein sogenannter Radiojodtest mit einem schwächer strahlenden Radionuklid. Dieser kann ambulant etwa zwei Wochen vor dem Eingriff durchgeführt werden.

Da die radioaktiven Substanzen größtenteils über die Nieren ausgeschieden werden, muss vor einer Radionuklidtherapie eine Kontrolle der Nierenwerte erfolgen. Abhängig vom allgemeinen Zustand des Patienten und dem Vorliegen von Begleiterkrankungen sind eventuell weitere Untersuchungen und Vorbereitungen notwendig. Dies wird im Vorwege der Behandlung ausführlich mit dem Patienten besprochen.

Risiken und Nebenwirkungen

Aufgrund des sehr lokalen Strahlungseintrags am Zielgewebe treten unter dieser Therapieform nur selten gravierende Nebenwirkungen auf. Auch die Schonung umliegender Gewebsstrukturen reduziert das Risiko einer strahlenbedingten Entartung benachbarter Organe.

Selten treten in den ersten Tagen nach Injektion vorübergehende Beschwerden des Magen-Darm-Traktes auf.

Da die Ausscheidung des Medikaments über die Nieren erfolgt, ist vor Therapiebeginn eine Kontrolle der Nierenfunktion unabdingbar, nach Therapiebeginn ist auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten.

Als einzige schwere Nebenwirkung wurde eine Knochenmarksdepression beschrieben, also eine Störung jener Blutzellen im Knochen, die der Blutgerinnung und Immunabwehr dienen. Die blutbildenden Zellen im Knochenmark können sich von der Beeinträchtigung in der Regel erholen. Nichtsdestotrotz ist ein stabiles Blutbild unbedingt Voraussetzung für den Einsatz einer Radionuklidtherapie.

Kosten und Kostenübernahme durch die Krankenkassen

Die Kosten einer Radionuklidtherapie zur Behandlung von metastasenbedingten Knochenschmerzen mit dem Präparat Xofigo werden von gesetzlichen und privaten Krankenkassen übernommen.

Bei anderen, neuartigeren Verfahren muss gegebenenfalls ein individueller Kostenübernahmeantrag gestellt werden. Darin muss der behandelnde Arzt seine Therapieentscheidung gegenüber dem Kostenträger rechtfertigen.

Welche Ärzte sind Spezialisten für eine Radionuklidtherapie?

Der Umgang mit radioaktiven Substanzen erfordert eine spezielle Ausbildung des durchführenden Personals sowie eine besondere Ausstattung der jeweiligen medizinischen Einrichtung. Spezialisiert auf die Durchführung einer Radionuklidtherapie sind Fachärzte für Nuklearmedizin. Je nach Indikation für die Behandlung arbeiten diese dabei eng mit Ärzten anderer Fachdisziplinen wie der Endokrinologie oder Onkologie zusammen.

Um Patienten dabei zu unterstützen, einen fachkompetenten Behandler für ihr jeweiliges Erkrankungsbild zu finden, haben wir sämtliche hier gelisteten Ärzte sorgfältig überprüft und ausgewählt. Sie sind allesamt Experten auf dem Gebiet der Nuklearmedizin und spezialisiert auf die Durchführung einer Radionuklidtherapie. Überzeugen Sie sich persönlich von der Fachkompetenz unserer Spezialisten und vereinbaren Sie schnell und unkompliziert ein erstes Beratungsgespräch.

Quellen: