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Sekundäre Lymphödeme

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Informationen zum Bereich Sekundäre Lymphödeme

Was ist ein sekundäres Lymphödem?

Ein Lymphödem ist eine chronische Schwellung, die durch eine Ansammlung von Flüssigkeit im Gewebe entsteht. Dabei handelt es sich um Lymphflüssigkeit, die normalerweise über das Lymphgefäßsystem abtransportiert wird. Ist dieser Abfluss gestört oder eingeschränkt, staut sich die Flüssigkeit an und führt zu einer sichtbaren und tastbaren Schwellung.

Ein sekundäres Lymphödem entsteht als Folge einer anderen Erkrankung oder eines medizinischen Eingriffs, der das Lymphsystem schädigt. Dies kann beispielsweise durch eine Operation, eine Bestrahlung oder eine Infektion verursacht werden. Im Gegensatz dazu liegt bei einem primären Lymphödem eine angeborene Fehlbildung oder Funktionsstörung des Lymphsystems vor.

Sekundäre Lymphödeme betreffen häufig Arme oder Beine und treten oft nach Tumorbehandlungen auf, bei denen Lymphknoten entfernt oder bestrahlt wurden. Besonders bekannt ist das sekundäre Armlymphödem nach einer Brustkrebsoperation sowie das sekundäre Beinlymphödem nach einer Unterleibskrebsoperation.

Ursachen: Warum kommt es zu einem sekundären Lymphödem?

Ein sekundäres Lymphödem entsteht, wenn das Lymphgefäßsystem geschädigt oder überlastet wird. Dies kann auf verschiedene Ursachen zurückzuführen sein:

Schädigung des Lymphsystems durch Operationen

Bei vielen Krebsoperationen werden Lymphknoten entfernt, um eine Ausbreitung von Tumorzellen zu verhindern. Dadurch wird jedoch der natürliche Abflussweg der Lymphflüssigkeit unterbrochen. Besonders häufig betroffen sind Patientinnen nach Brustkrebsoperationen, wenn Lymphknoten in der Achselhöhle entfernt wurden. Dies kann zu einem Armlymphödem führen.

Auch nach gynäkologischen Eingriffen, beispielsweise bei der Entfernung der Gebärmutter oder der Eierstöcke, kann es zu einem Beinlymphödem kommen, wenn Lymphknoten im Beckenbereich entfernt wurden.

Bestrahlung als Risikofaktor

Die Strahlentherapie, die häufig nach einer Tumorentfernung durchgeführt wird, kann Lymphgefäße und -knoten schädigen oder vernarben lassen. Dies kann dazu führen, dass die Lymphflüssigkeit nicht mehr richtig abtransportiert werden kann. Besonders gefährdet sind Patientinnen, die nach einer Brustkrebsoperation zusätzlich eine Strahlentherapie im Achselbereich erhalten.

Verletzungen, Infektionen und andere Ursachen

  • Narbenbildung nach einer Operation oder einer Verletzung kann das Lymphsystem mechanisch einschränken.
  • Chronische Entzündungen, Infektionen oder Hauterkrankungen können ebenfalls die Lymphbahnen schädigen und den Lymphfluss beeinträchtigen.
  • Bei manchen Menschen führt ein längeres Ruhigstellen einer Extremität (z. B. nach einem Knochenbruch oder einer Gelenkoperation) zu einer Verschlechterung des Lymphflusses und erhöht das Risiko für ein Lymphödem.

Das sekundäre Armlymphödem nach einer Brustkrebsoperation

Nach einer Brustkrebsoperation kommt es bei vielen Patientinnen zu einer Schwellung des betroffenen Arms. Diese Schwellung ist ein Zeichen dafür, dass die Lymphflüssigkeit nicht mehr ausreichend abtransportiert wird.

Warum sind Brustkrebs-Patientinnen betroffen?

Brustkrebs breitet sich häufig über das Lymphsystem aus. Daher werden bei der Tumoroperation oft Lymphknoten in der Achselhöhle entfernt. Die verbleibenden Lymphbahnen können die gesamte Lymphflüssigkeit nicht mehr ausreichend ableiten, was zu einem Rückstau führt. Eine zusätzliche Strahlentherapie verstärkt das Risiko, da die Lymphbahnen durch Bestrahlung geschädigt werden können.

Symptome: Woran erkennt man ein Armlymphödem?

  • Schwellung des Arms: Der Arm auf der operierten Seite wirkt dicker oder schwerer.
  • Spannungsgefühl und Druckempfindlichkeit: Viele Betroffene empfinden den Arm als unangenehm gespannt oder sogar schmerzhaft.
  • Eingeschränkte Beweglichkeit: Aufgrund der Schwellung können alltägliche Bewegungen, wie das Anziehen oder das Heben von Gegenständen, erschwert sein.
  • Hautveränderungen: Die Haut kann sich fester anfühlen, trockener sein oder kleine Risse aufweisen, was das Infektionsrisiko erhöht.

Langfristige Auswirkungen und Lebensqualität

Unbehandelt kann ein Armlymphödem fortschreiten und sich verhärten. Es ist daher wichtig, frühzeitig mit einer gezielten Therapie zu beginnen. Dazu gehört unter anderem die Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPE), die eine Kombination aus manueller Lymphdrainage, Kompressionstherapie und Bewegung umfasst.

 

Das sekundäre Beinlymphödem nach einer Unterleibskrebsoperation

Ein sekundäres Lymphödem kann auch die Beine betreffen, insbesondere nach Operationen im Bereich des Unterleibs. Hierzu zählen Eingriffe bei Gebärmutter-, Eierstock- oder Prostatakrebs, bei denen Lymphknoten im Becken oder in der Leistengegend entfernt werden.

Wie kommt es zu einem Beinlymphödem?

Das Lymphsystem des Unterkörpers verläuft durch das Becken und die Leistenregion. Werden dort Lymphknoten entfernt, kann die Lymphflüssigkeit nicht mehr optimal abfließen. Nach einer Operation oder Bestrahlung bilden sich oft Narben oder Vernarbungen, die zusätzlich den Lymphfluss behindern. In einigen Fällen entwickelt sich das Lymphödem schleichend – anfangs sind nur leichte Schwellungen spürbar, später kann das gesamte Bein betroffen sein.

Typische Beschwerden und Einschränkungen

  • Schwellung im Bereich des Beins oder Fußes: Besonders häufig betroffen ist die Innenseite des Oberschenkels oder der gesamte Unterschenkel.
  • Schweregefühl und Spannung: Die Betroffenen empfinden das Bein oft als schwer, müde oder gespannt.
  • Schmerzen und Bewegungseinschränkungen: Mit der Zeit kann es schwieriger werden, das Knie oder Sprunggelenk normal zu bewegen.
  • Hautveränderungen: Die Haut kann sich verdicken oder verhärten, und das Risiko für Infektionen (z. B. Wundrose/Erisypel) steigt.

Risikoabschätzung und Prävention

Nicht jeder Patient, der eine Operation oder Strahlentherapie im Beckenbereich durchläuft, entwickelt automatisch ein Beinlymphödem. Das individuelle Risiko hängt von mehreren Faktoren ab, darunter die Anzahl der entfernten Lymphknoten, der Umfang der Bestrahlung und genetische Faktoren.

Wer frühzeitig Bewegungstherapie und Hautpflege in den Alltag integriert, kann das Risiko für ein Lymphödem verringern. Wichtig ist zudem, enge Kleidung oder einschnürende Schuhe zu vermeiden, da sie den Lymphfluss zusätzlich behindern können.

 

Diagnose: So wird ein sekundäres Lymphödem festgestellt

Die Diagnose eines sekundären Lymphödems wird meist anhand einer klinischen Untersuchung gestellt. Eine frühzeitige Erkennung ist wichtig, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern.

Anamnese und körperliche Untersuchung

Der Arzt oder die Ärztin fragt nach vorangegangenen Operationen, Bestrahlungen oder anderen möglichen Ursachen für die Schwellung. Die betroffene Extremität wird auf Schwellungen, Hautveränderungen und Druckempfindlichkeit untersucht. Ein charakteristisches Zeichen für ein Lymphödem ist das Stemmer-Zeichen: Die Haut an den Zehen oder Fingern lässt sich nicht mehr gut anheben – ein Hinweis auf Flüssigkeitsstau im Gewebe.

Bildgebende Verfahren und spezielle Tests

Falls die Diagnose unklar ist oder eine genauere Abklärung erforderlich ist, können folgende Untersuchungen eingesetzt werden:

  • Ultraschall (Sonografie): Zeigt Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe und hilft, andere Ursachen der Schwellung (z. B. Thrombosen) auszuschließen.
  • Lymphszintigrafie: Ein spezielles bildgebendes Verfahren, bei dem ein radioaktiver Marker injiziert wird. Die Verteilung des Markers zeigt, ob und wo der Lymphabfluss gestört ist.
  • MRT oder CT: In bestimmten Fällen kann eine Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) helfen, strukturelle Veränderungen des Lymphsystems darzustellen.

Da ein Lymphödem oft mit anderen Erkrankungen verwechselt wird – etwa mit einer tiefen Venenthrombose (TVT) oder einem Lipödem –, ist eine sorgfältige Diagnostik entscheidend.

 

Behandlungsmöglichkeiten: Wie wird ein sekundäres Lymphödem therapiert?

Die Therapie eines sekundären Lymphödems zielt darauf ab, die Schwellung zu reduzieren, die Beweglichkeit zu verbessern und die Lebensqualität zu erhalten. Die wichtigste Behandlungsmethode ist die Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPE).

1. Manuelle Lymphdrainage (MLD)

Eine spezielle Form der Massage, bei der durch sanfte, kreisende Bewegungen der Lymphfluss angeregt wird. Sie sollte nur von speziell ausgebildeten Lymphtherapeuten durchgeführt werden.

2. Kompressionstherapie

  • Nach der Lymphdrainage wird die betroffene Extremität mit Bandagen oder Kompressionsstrümpfen versorgt, um die Flüssigkeit im Gewebe zu reduzieren.
  • Die richtige Kompressionsklasse (z. B. flachgestrickte Strümpfe) wird individuell angepasst.

3. Bewegungstherapie und Lymphgymnastik

  • Spezielle Übungen fördern die Muskelpumpe und verbessern den Lymphabfluss.
  • Besonders geeignet sind Schwimmen, Nordic Walking und spezielle Lymphgymnastik.

4. Hautpflege und Infektionsprophylaxe

  • Da die Haut durch das Lymphödem empfindlicher wird, ist eine sorgfältige Pflege mit feuchtigkeitsspendenden Lotionen wichtig.
  • Kleine Verletzungen sollten vermieden werden, um das Risiko einer Wundrose (Erysipel) zu senken.

5. Operative Verfahren (bei schweren Fällen)

In seltenen Fällen kann eine operative Behandlung infrage kommen, etwa:

  • Lymphgefäßtransplantationen: Hierbei werden intakte Lymphgefäße aus einer anderen Körperregion verpflanzt.
  • Liposuktion (Fettabsaugung): Kann helfen, verhärtetes Gewebe bei chronischen Lymphödemen zu reduzieren.

Da Lymphödeme nicht heilbar sind, ist eine lebenslange Therapie und konsequente Selbstpflege entscheidend, um die Symptome zu kontrollieren und das Fortschreiten zu verhindern.

 

Welche Ärzte & Kliniken sind auf die Behandlung von sekundären Lymphödemen spezialisiert?

Die Behandlung eines sekundären Lymphödems erfordert eine interdisziplinäre Herangehensweise, da sowohl die zugrunde liegende Ursache als auch die Symptome berücksichtigt werden müssen. Spezialisten aus den Bereichen Lymphologie, Phlebologie, Onkologie und Gefäßchirurgie spielen eine zentrale Rolle in der Diagnostik und Therapie.

Besonders wichtig ist eine enge Zusammenarbeit mit speziell ausgebildeten Physiotherapeuten, die die manuelle Lymphdrainage durchführen. Erste Anlaufstelle ist oft der Hausarzt oder ein Facharzt, der die Diagnose stellt und eine gezielte Behandlung einleitet. In schweren oder fortgeschrittenen Fällen kann eine stationäre Rehabilitation in einer spezialisierten Klinik sinnvoll sein, um ein individuell abgestimmtes Therapieprogramm zu erhalten.

 

Quellen:

  • Földi, M., Földi, E. (2020). Lehrbuch der Lymphologie: Lymphödeme, Lipödeme und verwandte Erkrankungen. Springer-Verlag.
  • Rockson, S.G. (2018). Lymphedema: A Concise Compendium of Theory and Practice. Springer-Verlag.
  • Deutsche Gesellschaft für Lymphologie (DGL)
  • Bundesverband Lymphselbsthilfe e.V