Spezialisten für Selektive interne Radiotherapie (SIRT)
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Informationen zum Bereich Selektive interne Radiotherapie (SIRT)
Was bedeutet SIRT?
Die SIRT, oder auch selektive interne Radiotherapie, beschäftigt sich mit fortgeschrittenen Lebertumoren, die operativ nicht mehr behandelt werden können. Insbesondere findet sie ihre Anwendung bei Leberzellkarzinomen und Lebermetastasen. Bei dieser Therapie werden Betastrahler (vorzugsweise das Yttrium-90) über kleinste Kügelchen direkt in die karzinomatösen Leberzellen eingebracht.
Hierbei kommt es zu einer Betastrahlung von ca. einem Zentimeter des Yttrium-90 in das umliegende Gewebe und zudem noch zu einem Verschluss der Gefäße, die den Tumor unterhalten. Man greift den Tumor somit an zwei Stellen an: Einerseits durch die Strahlung und andererseits durch den Verschluss der Gefäße (sog. “Leberembolisation”). Die SIRT verspricht in erster Linie nicht die komplette Ausheilung der Leber, sondern sollte eher zusätzlich zur Chemotherapie palliativ betrachtet werden. In einigen Fällen konnte der Tumor allerdings so weit verkleinert werden, dass er später operativ entfernt werden konnte.
Wer kommt für die Selektive interne Radiotherapie in Frage?
Ob die SIRT für einen Patienten in Frage kommt, hängt von vielen Faktoren ab:
- Es liegt ein primärer oder sekundärer (Lebermetastasen), nicht operabler Leberkrebs vor.
- Die Leber ist am stärksten betroffen, andere Organe sind nicht oder nur teilweise betroffen.
- Die Leber sollte funktionsfähig sein, sodass der gesunde Anteil dem Organismus zur Verfügung stehen kann. Die hierfür wichtigen Leberwerte können leicht über einen Bluttest ermittelt werden.
- Die voraussichtliche Lebenserwartung des Patienten sollte mindestens drei Monate betragen.
Wenn diese Punkte für betroffene Patienten zutreffen, kann eine SIRT in Frage kommen. Hierzu sollte ein aufklärendes Gespräch mit einem Onkologen oder Nuklearmediziner erfolgen. Schwangere stellen eine absolute Kontraindikation dar.
Wer führt die SIRT durch?
Die selektive interne Radiotherapie wird normalerweise an einem SIRT-Zentrum von einem speziell ausgebildeten medizinischen Team durchgeführt, zu dem beispielsweise Radiologen, Onkologen und Nuklearmediziner gehören.
Ich komme für die SIRT in Frage! Was passiert nun?
Bevor mit einer Therapie begonnen werden kann, ist es notwendig, dass zuvor einige Untersuchungen und Tests durchgeführt werden, die dann letztendlich das individuelle Therapiekonzept der SIRT festlegen. Im Regelfall wird der Patient meist ein bis zwei Wochen vor Beginn stationär aufgenommen. Bestimmte Tests sollen Aufschluss geben über beispielsweise die Dosis der Betastrahler.
Das ärztliche Team führt hierzu u. a. Angiographien (ein Verfahren, das Gefäße darstellen kann) aus. Schon jetzt verschließt der Radiologe Lebergefäße, die die Gefahr bergen, die Betastrahler in andere Gewebe oder Organe (zum Beispiel Lunge und Magen-Darm-Trakt) zu transportieren. Außerdem wird auch ein Lungentest durchgeführt, der den Blutfluss zwischen Leber und Lunge bestimmt.
Sind die Tests soweit in Ordnung für eine SIRT, können die Kügelchen (sog. SIR-Spheres, “Mikrosphären”) schon ein bis zwei Wochen später eingebracht werden.
Wie genau wird die SIRT durchgeführt?
Die SIRT wird im Rahmen eines bis zu viertägigen Krankenhausaufenthaltes unter lokaler Betäubung durchgeführt. Das bedeutet, der Patient ist während der Behandlung bei Bewusstsein. Das ärztliche Team führt nach der Lokalnarkose einen kleinen Schnitt einer Arterie im Bereich der Leiste aus. Über diese Arterie führt ein kleiner Schlauch (sog. Katheter) direkt in das Lebergewebe. Hier können die SIR-Spheres appliziert werden. Der Eingriff kann bis zu anderthalb Stunden dauern. Eine möglicherweise zuvor durchgeführte Chemotherapie wird vor Beginn der SIRT ausgesetzt, kann hiernach aber wieder aufgenommen werden.
Was machen die SIRT-Spheres dann in meinem Körper?
Um das Prinzip der Mikrosphären zu verstehen, muss man sich kurz die Physiologie der Leber vor Augen halten: Eine gesunde Leber wird zu über 90% über Lebervenen versorgt, wohingegen die tumorösen Anteile zu über 90% aus Leberarterien versorgt werden.
Über diese Leberarterien gelangen die Mikrosphären, die einen Durchmesser (ungefähr 30 Mikron) haben, der nicht einmal halb so groß ist wie der eines menschlichen Haares, zu ihrem Zielort: dem Lebertumor. Die Sphären sind so klein, dass sie über die Arterien dicht an den Tumor rücken und so groß, dass sie die Gefäße, die zum Tumor führen, verschließen - oder auch “embolisieren” - können.
Innerhalb dieser Mikrokügelchen befindet sich der Betastrahler Yttrium-90. An seinem Wirkort infiltriert und bestrahlt er das umliegende Gewebe in einer Entfernung von bis zu zweieinhalb Zentimetern. Sein Wirkungsmaximum erreicht das Yttrium-90 in den ersten zwei Wochen. Die Strahlendosis kann erhöht sein, weil bei dieser Therapie nur lokal im Tumorgewebe bestrahlt wird und andere Organe meist verschont bleiben.
Welchen Nutzen habe ich durch die SIRT?
Die SIRT findet ihre Anwendung meist in Kombination mit einer Chemotherapie. Hier konnte gezeigt werden, dass eine kombinierte Anwendung den Lebertumor effizienter und stärker verkleinern konnte als eine reine Chemotherapie. Das Hauptaugenmerk liegt bei dieser Therapieform in einer verbesserten Lebensqualität und gesteigerten Lebenserwartung. Obwohl sie kein Garant für eine komplette Ausheilung ist, so konnte bei wenigen Patienten der Tumor soweit zurückgedrängt werden, dass er später operativ entfernt werden konnte.
Was passiert nach meiner SIRT Behandlung?
Wurde beim Patienten erfolgreich eine SIRT durchgeführt, so unterzieht er sich in den kommenden Tagen einigen Tests und Untersuchungen, die zeigen, ob die Mikrokügelchen an gewünschtem Ort und Stelle sind und korrekt infundiert worden sind. Üblicherweise überwacht das ärztliche Team den Patienten für einige Stunden direkt nach der Behandlung, um mögliche Komplikationen oder Nebenwirkungen auszuschließen.
Was muss ich nach der Behandlung beachten?
In den ersten 24 Stunden und noch einige Wochen nach der Behandlung müssen einige Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden:
- Das gründliche Händewaschen nach jedem Toilettengang
- Die Benutzung eigener Handtücher
- Der (enge) Kontakt zu anderen Personen sollte nicht länger als zwei Stunden sein.
- Speziell zu Kindern und Schwangeren sollte der Kontakt kurz, im besten Falle vermeidbar sein.
- Reisen sollten in den ersten Wochen nach der Behandlung vermieden werden.
Diese Vorsichtsmaßnahmen unterliegen dem Strahlenschutz. Da die Patienten mit radioaktiven Substanzen behandelt werden, müssen Sie als potentiell radioaktiv strahlende Körper gesehen werden.
Wie lange muss ich im Krankenhaus bleiben?
Sofern das behandelnde Team keine weiteren Beobachtungen einleiten muss, können die Patienten im Regelfall bereits zwei Tage nach der Behandlung ihren Krankenhausaufenthalt beenden und den alltäglichen Aktivitäten nachgehen.
Gibt es Nebenwirkungen oder Komplikationen?
Bei einigen Patienten entwickeln sich Bauchschmerzen oder Übelkeit. Auch Fieber kann auftreten. Müdigkeit ist ebenso eine Nebenwirkung. Üblicherweise können diese Nebenwirkungen mittels herkömmlichen Arzneimitteln behandelt werden.
In einigen seltenen Fällen können die Mikrokügelchen auf umliegende Organe (zum Beispiel Magen, Gallenblase, Darm) über greifen. Oft kommt es dann zu einer Entzündung der betroffenen Organe, sodass eine Weiterbehandlung dieser Organe indiziert sein kann.